Rn INörike.
Nicht so weithin wirst Du schwebcn nnd strahlcn, wic jcne größten
Meister der Dichtung, die, mit dem Vollmaße der schauenden Kräfte
begabt, die Welt bezwangen, auch nicht so weit wirst Du glänzen,
wie jene dürftigeren Talente, die es der Menge recht machcn, wcil
sie ihre gewöhnlichen Borstellungen von der Welt und Menschheit
ihr bclassen und nur mit sarbenreichen und duftlosen Blumen auf-
schmücken. Du warst uicht und wirst nicht sein berühmt bei jenen,
die es nicht ahnen, welch ein Wesen es ist, das Dir bei Deiner Geburt
die sanfte Geisterhand auf Stirn und Lippen gelegt hat, die nicht
finden können, was der Dichter sinnt und meint, wenn er aus Licht
und Aether magische Fäden spinnt und mit ihnen Herz und Welt,
Geisteslcben und Erde, Fels, Sonne, Mond und flüsternde Bäume
und rauschende Wasser in ein Ganzes geheimnisvoll zusammenschlingt,
— die es nicht fassen, wie es doch toinmt, daß der Dlchter von dieser
und nicht von dieser Welt ist, daß er in diese unsere Welt eine zweite,
eine Welt von holden und gewaltigcn Wundern hincinstellt, — die
ihn nicht verstehcn, den Flor aus zartem Goldgespinst, dcn er um
die kahle Deutlichkcit der Dinge windet.
Aber es gibt eine Gemeinde, und nur in dcr Vergleichnng mit
der breitcn Mengc ist sie klein, cinc stille Gemeinde, die sich labt
und entzückt an Deinen wunderbaren, hcllen, seligcn Träumen und
die hohe Wahrheit schaut in diesen Träumen. Es gibt eine Gemcinde,
die den Dichter nicht nach rednerischen Worten schäht, dic dcn feinercn
Wohllaut trinkt, der aus ursprünglichem Naturgefühl der Sprache
quillt. Und sic wird wachsen, dicse Gemeinde, sich erweitern zu Kreis
um Kreis, Bund um Bund wird sich bilden von Einverstandenen in
Deinem Verständnis. Fr. Tb. vischer an Mörikes Grab.
Nicht so weithin wirst Du schwebcn nnd strahlcn, wic jcne größten
Meister der Dichtung, die, mit dem Vollmaße der schauenden Kräfte
begabt, die Welt bezwangen, auch nicht so weit wirst Du glänzen,
wie jene dürftigeren Talente, die es der Menge recht machcn, wcil
sie ihre gewöhnlichen Borstellungen von der Welt und Menschheit
ihr bclassen und nur mit sarbenreichen und duftlosen Blumen auf-
schmücken. Du warst uicht und wirst nicht sein berühmt bei jenen,
die es nicht ahnen, welch ein Wesen es ist, das Dir bei Deiner Geburt
die sanfte Geisterhand auf Stirn und Lippen gelegt hat, die nicht
finden können, was der Dichter sinnt und meint, wenn er aus Licht
und Aether magische Fäden spinnt und mit ihnen Herz und Welt,
Geisteslcben und Erde, Fels, Sonne, Mond und flüsternde Bäume
und rauschende Wasser in ein Ganzes geheimnisvoll zusammenschlingt,
— die es nicht fassen, wie es doch toinmt, daß der Dlchter von dieser
und nicht von dieser Welt ist, daß er in diese unsere Welt eine zweite,
eine Welt von holden und gewaltigcn Wundern hincinstellt, — die
ihn nicht verstehcn, den Flor aus zartem Goldgespinst, dcn er um
die kahle Deutlichkcit der Dinge windet.
Aber es gibt eine Gemeinde, und nur in dcr Vergleichnng mit
der breitcn Mengc ist sie klein, cinc stille Gemeinde, die sich labt
und entzückt an Deinen wunderbaren, hcllen, seligcn Träumen und
die hohe Wahrheit schaut in diesen Träumen. Es gibt eine Gemcinde,
die den Dichter nicht nach rednerischen Worten schäht, dic dcn feinercn
Wohllaut trinkt, der aus ursprünglichem Naturgefühl der Sprache
quillt. Und sic wird wachsen, dicse Gemeinde, sich erweitern zu Kreis
um Kreis, Bund um Bund wird sich bilden von Einverstandenen in
Deinem Verständnis. Fr. Tb. vischer an Mörikes Grab.