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B. Filow, Erosstatue aus Nicopolis ad Istrum.
Klagefrauen, Tauben usw. viereckige, an einem Ende durch Riefelung belebte Gegen-
stände I3). Die vorgeschlagenen Deutungen (Büchsen, Toilettegerät, Saiteninstru-
Abb. i.
mente) sind nicht überzeugend,
während der Vergleich mit
unserer Stele, den mir zuerst
Conze ausgesprochen hat, eine
glaubliche Erklärung ergeben
würde. Die hier (nach Conze
I 24) wiederholte Abbildung
der Bekrönung eines Grab-
steines aus Anthedon wird es
anschaulich machen. Es ist
also in diesen Fällen, wie auf
unserer Stele, das zum Schmucke
des Grabes im Bilde angebracht, was in Wirklichkeit nur bei der Vorbereitung der
Stelenschmückung so sichtbar werden konnte, und eigentlich entfaltet werden sollte,
um zu zieren. Nicht weil die zusammengerollte Tänie besonders zierlich gewesen
wäre, sondern weil sie für die dauernde, immer wiederholte Pflege des Grabes be-
zeichnend war, hat man sie auf den Grabstelen abgebildet.
Paul Wolters.
EROSSTATUE AUS NICOPOLIS AD ISTRUM.
(Hierzu Tafel 6.)
Im Nationalmuseum zu Sofia befindet sich eine marmorne Erosstatue, welche
im Jahre 1900 in den Ruinen von Nicopolis ad Istrum, bei dem Dorfe Niküp, nord-
westlich von Tirnovo, gefunden wurde T). Die Statue (Tafel 6) ist schon zweimal
veröffentlicht2), aber nur ganz kurz beschrieben, so daß eine eingehendere Be-
sprechung nicht überflüssig sein wird.
Über die Fundumstände ist nur so viel bekannt gemacht, daß die Statue, in
mehrere Teile zerbrochen, ganz in der Nähe Von einem Gebälkfragment mit Dedi-
kation an M. Aurelius und Faustina aufgefunden wurde (Seure a. a. 0. 273). Sie
stellt den Eros als beflügelten Jüngling aufrechtstehend und ganz nackt dar. Der
’3) Conze Nr. 79 und 1455 a. 11. KaßßaSfa;, EXuirra
toü ’E&vrzoü Mouaefoo Nr. 732.
*) Die Ausgrabungen in Nicopolis ad Istrum, die
im Sommer 1900 auf Veranlassung und mit
Mitteln S. M. des jetzigen Zaren von Bulgarien
Ferdinand durch G. Seure ausgeführt wurden,
sind später vom Nationalmuseum in Sofia fort-
gesetzt worden. Leider fehlt bis jetzt auch in
bulgarischer Sprache irgend ein Bericht über
die Ergebnisse dieser Grabungen.
2) Dobrusky, Sbornik za narodni umotworenia
etc. XVIII 1901 S. 731 Abb. 21; Seure, Rev.
archdol. 1907 II 273t. und Taf. XV. Vgl. auch
Reinach, Repert. III 127, 9.
B. Filow, Erosstatue aus Nicopolis ad Istrum.
Klagefrauen, Tauben usw. viereckige, an einem Ende durch Riefelung belebte Gegen-
stände I3). Die vorgeschlagenen Deutungen (Büchsen, Toilettegerät, Saiteninstru-
Abb. i.
mente) sind nicht überzeugend,
während der Vergleich mit
unserer Stele, den mir zuerst
Conze ausgesprochen hat, eine
glaubliche Erklärung ergeben
würde. Die hier (nach Conze
I 24) wiederholte Abbildung
der Bekrönung eines Grab-
steines aus Anthedon wird es
anschaulich machen. Es ist
also in diesen Fällen, wie auf
unserer Stele, das zum Schmucke
des Grabes im Bilde angebracht, was in Wirklichkeit nur bei der Vorbereitung der
Stelenschmückung so sichtbar werden konnte, und eigentlich entfaltet werden sollte,
um zu zieren. Nicht weil die zusammengerollte Tänie besonders zierlich gewesen
wäre, sondern weil sie für die dauernde, immer wiederholte Pflege des Grabes be-
zeichnend war, hat man sie auf den Grabstelen abgebildet.
Paul Wolters.
EROSSTATUE AUS NICOPOLIS AD ISTRUM.
(Hierzu Tafel 6.)
Im Nationalmuseum zu Sofia befindet sich eine marmorne Erosstatue, welche
im Jahre 1900 in den Ruinen von Nicopolis ad Istrum, bei dem Dorfe Niküp, nord-
westlich von Tirnovo, gefunden wurde T). Die Statue (Tafel 6) ist schon zweimal
veröffentlicht2), aber nur ganz kurz beschrieben, so daß eine eingehendere Be-
sprechung nicht überflüssig sein wird.
Über die Fundumstände ist nur so viel bekannt gemacht, daß die Statue, in
mehrere Teile zerbrochen, ganz in der Nähe Von einem Gebälkfragment mit Dedi-
kation an M. Aurelius und Faustina aufgefunden wurde (Seure a. a. 0. 273). Sie
stellt den Eros als beflügelten Jüngling aufrechtstehend und ganz nackt dar. Der
’3) Conze Nr. 79 und 1455 a. 11. KaßßaSfa;, EXuirra
toü ’E&vrzoü Mouaefoo Nr. 732.
*) Die Ausgrabungen in Nicopolis ad Istrum, die
im Sommer 1900 auf Veranlassung und mit
Mitteln S. M. des jetzigen Zaren von Bulgarien
Ferdinand durch G. Seure ausgeführt wurden,
sind später vom Nationalmuseum in Sofia fort-
gesetzt worden. Leider fehlt bis jetzt auch in
bulgarischer Sprache irgend ein Bericht über
die Ergebnisse dieser Grabungen.
2) Dobrusky, Sbornik za narodni umotworenia
etc. XVIII 1901 S. 731 Abb. 21; Seure, Rev.
archdol. 1907 II 273t. und Taf. XV. Vgl. auch
Reinach, Repert. III 127, 9.