«« zurück | [ISSN 1863-0855] Herausgegeben von Felix Biermann und Thomas Terberger | |
VERGRIFFEN - TITEL IST NICHT MEHR LIEFERBAR
[Letzte Aktualisierung: 27.02.2019]
[ AGO 3 ]
Traumatologische und pathologische Ver�nderungen an pr�historischen und historischen Skelettresten � Diagnose, Ursachen und Kontext. Interdisziplin�rer Workshop in Rostock-Warnem�nde, 17.-18. November 2006. J�rgen Piek und Thomas Terberger (Hrsg.)
Hardcover
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort der Herausgeber / Editors� Foreword [J�rgen Piek und Thomas
Terberger] (5-6)
Beitr�ge:
Krankheit und Heilung aus moderner und pr�historischer
Perspektive (9-50)
Illness and healing from modern and
prehistoric perspectives
Piek, J�rgen <P0164>:
Sch�deltraumen und ihre klinischen Folgen (9-15).
Skull traumata and their clinical consequences.
Zusammenfassung
Gewalteinwirkungen auf den Kopf f�hren zu unterschiedlichen Verletzungen von
Kopfschwarte, kn�chernem Sch�del, harter Hirnhaut und Gehirn, werden im Rahmen
pal�opathologischer Untersuchungen jedoch naturgem�� nur als traumabedingte
Ver�nderungen des Sch�delknochens [Frakturen, Entz�ndungen] erfa�t. F�r die
klinischen Folgen derartiger Verletzungen sind aber die prim�ren und
sekund�ren Auswirkungen des Traumas auf die Hirnsubstanz, welche im
vorliegenden Artikel dargestellt werden, weit bedeutsamer. Schwere
Hirnverletzungen mit tiefer Bewu�tlosigkeit sowie gro�e raumfordernde
intrakranielle H�matome werden nur unter den Bedingungen der modernen
Intensivmedizin �berlebt, w�hrend leichtere Verletzungen und reine
Sch�deltraumen bei entsprechender Pflege und Behandlung jedoch eine gute
Prognose haben.
Abstract
Impact to the human head may lead to various
lesions which include skull fractures and lacerations of the dura mater and
the brain as well. Whereas skull fractures are common palaeopathological
findings, there do not, by themselves cause neurologic disability. Brain
injuries may occur without a skull fracture and vice versa. A brain injury is
called severe if it leads to long-lasting disturbance of consciousness [coma].
Such patients usually do survive their injury only under modern medical
conditions (e. g. intensive care management). Minor head injuries as well as
skull fractures without additional brain injuries however may be survived even
in a stone age setting.
A. Einleitung (9)
- Gewalteinwirkung auf den Kopf werden als
Sch�del-Hirn-Traumata bezeichnet
- Verletzungen von Kopfschwarte, kn�chernem
Sch�del, harter Hirnhaut, Gehirn
B. Verletzungen der Kopfschwarte
(9)
- Heilung unter modernen chirurgischen Bedingungen
meist problemlos
- Heilung auch ohne Behandlung, allerdings Gefahr
einer Sepsis, eines Abszesses
C. Frakturen des Sch�dels
(9-11)
- Kalottenfrakturen
- Unterscheidung bestimmter Frakturformen und
Frakturmechanismen
- Risiko einer Hirnblutung
- Risiko einer intrakraniellen Infektion
- Tabelle: Zusammenhang zwischen Ort der
Gewalteinwirkung und Fortleitung der Fraktur
- Sch�delbasisfrakturen
- Frontobasale bzw. fronto-rhinobasale Fraktur bei
2 % aller Sch�delverletzungen
- und bei 5-10 % aller schwereren
Sch�del-Hirn-Traumata
- Gefahr einer aufsteigenden Hirnhautentz�ndung
[bis zu 40 Jahren Latanz]
D. Hirnverletzungen
(11-14)
- Vorbemerkung
- Sch�delverletzungen sind nicht mit
Hirnverletzungen gleichzusetzen
- Verschiedene Einteilung und Klassifizierung
- Zeitlicher Verlauf
- Prim�re und sekund�re Hirnsch�digung
- Verletzungsschwere
- Klassifizierung durch Schwere der
Bewu�tseinst�rung
|
Bewu�tlos |
|
Bewu�tseinsgetr�bt |
|
Wach |
- Einteilung in diffuse und fokale Hirnsch�den [oft
kombiniert]
- Epidurales H�matom
- Sitz zwischen Dura mater und kn�cherner
Sch�deldecke
- Vorwiegend bei j�ngeren Patienten [entstehen
innerhalb 4-8 Stunden]
- Akutes Subduralh�matom
- Sitz zwischen Hirnoberfl�che und Dura mater
- Alle Altersgruppen [entstehen innerhalb 24
Stunden]
- Intrazerebrales H�matom, Kontusionsblutungen
- In Kontusionszonen des Frontal- und Temporalhirns
- Gefolgt von ausgepr�gter Hirnschwellung
E. Diffuser Axonschaden
(14)
- Sonderform diffuser Hirnsch�digung [einschl.
Hirnstammverletzungen]
- Nach schweren Traumata
[Hochgeschwindigkeitsverletzungen]
- Scherverletzungen und Zerrei�ungen
- Prognose
- Schwere Hirnverletzungen haben nur unter
intensivmedizinischen Bedingungen �berlebenschancen
- H�matome und Hirnverletzungen mit geringer
Bewu�tlosigkeit werden bei Pflege �berlebt
- Offene Hirnverletzungen f�hren durch Infektionen
zum Tode [Ausnahmen]
F. Literatur (14)
Mittlmeier , Thomas <M0337>:
Normale und gest�rte Frakturheilung im Extremit�tenbereich aus der Sicht des
Unfallchirurgen (17-24).
Normal and impeded healing of fractures of
extremities from the point of view of a trauma surgeon.
Zusammenfassung
Auch ohne Trauma ist der Knochen in einem
kontinuierlichen Umbau begriffen, um eine optimale Anpassung an die aktuellen
mechanischen �u�eren Einfl�sse und Erfordernisse zu gew�hrleisten. Bei einer
Fraktur werden diese zellbasierten Vorg�nge, die von Knochen abbauenden [Osteoklasten]
und Knochen aufbauenden Zellen [Osteoblasten] vermittelt werden, massiv
gesteigert, um eine rasche Wiederherstellung der Stabilit�t der Fraktur und
eine Wiedererlangung der Funktion der betroffenen Extremit�t zu gew�hrleisten.
�ber die endogene phasenhafte Sekretion von Wachstumsfaktoren und Zytokinen
werden diese Vorg�nge ermittelt. Knochendefekte, Instabilit�ten jenseits einer
gewissen Toleranz, Infektionen und eine gest�rte Vaskularisatione der
Frakturregion k�nnen zur St�rung oder zum Ausbleiben der Frakturheilung bzw.
zur Ausheilung in manifester Fehlstellung f�hren.
Abstract
Under physiologic conditions bone is subjected
to an intensive turnover of its components to guarantee for an optimized
adaption to the actual mechanical influences and requirements. Following a
fracture these cell-mediated procedures are dramatically increased to create
an early recovery of the mechanical integrity of bone and the function of the
corresponding extremity. Cells which form new bone [osteoblasts] ans cells
which remove bone [osteoclasts] are the essential responsible elements. A
phase-like secretion of growth factors and cytokines control these processes.
In the case of severe bone defects, instability beyond a certain threshold,
infection or a disturbed vascularization of the fracture zone, a delayed bony
union, a missing osseous union or a fracture union with manifest deformity may
be the final consequence.
A. Einleitung (17)
- Regenerative Prozesse hilfreich beim Heilungsproze�
- Analogien zwischen dem physiologischen Wachstum
und der Frakturheilung
- Wiederherstellung des genuinen Ausgangsgewebes
bei der Frakturheilung
- Ungest�rte Heilung von weiteren Faktoren abh�ngig
B. Mechanismen der Frakturheilung
(17-22)
- Komplexe mechano-biologische Vorg�nge der
Frakturheilung bei menschlichen Knochen
- Keine systematisch histomorphologische
Aufarbeitung m�glich
- Heutige Methoden
- Klinisch-radiologische Beurteilung
- Beobachtung der Frakturheilung im Tiermodell
- Unterteilung der Frakturheilung
- Direkte oder prim�re Frakturheilung
- Indirekte oder sekund�re Frakturheilung
C. St�rungen der Frakturheilung
(22-24)
- Ursachen
- St�rungen des systemischen Mineralstoffwechsels
- Konsumierende Erkrankungen
- St�rungen der Alimentation
- Knochendefekte und Knochendiastasen
- Ausgedehnte Weichteilsch�den
- Nekrosen
- Infektionen
- Verz�gerte Heilung [delayed union] bei
Erfolglosigkeit nach 20-24 Wochen
- Pseudarthrose [non- union] bei Erfolglosigkeit nach
6-8 Monaten
- Heutige Beurteilung der Heilung nach
Biegesteifigkeit der Fraktur
- Hypertrophe Pseudarthrose
- Atrophe Pseudathrose
- Infekt-Defekt-Pseudarthrosen
D. Literaturverzeichnis
(24)
Alt , Kurt W. /
Nicklisch, Nicole / Held, Petra / Meyer, Christian /
Rossbach, Anne / Burwinkel, Matthias <A0026,
N0091, H0259, M0338, R0168, B0343>:
Z�hne als Gesundheits- und Mortalit�tsrisiko (25-42).
Teeth as a health and mortality risk.
Zusammenfassung
Dentale Erkrankungen zeigen bis weit in das 19.
Jh. hinein eine hohe H�ufigkeit. Die physiologischen Zusammenh�nge zwischen
Ern�hrung und Karies, Hygiene und Entz�ndungen waren noch weitgehend unbekannt
und Behandlungen [kaum mehr als Extraktionen] blieben meist der Oberschicht
vorbehalten. Kari�se Z�hne verursachen nicht nur Schmerzen, sondern f�hren
unbehandelt zu Entz�ndungen und Abszessen im Kiefer. Das Fehlen von
Antibiotika und das Ausbleiben einer Versorgung wirkten sich nachhaltig auf
die Lebensqualit�t jedes Einzelnen aus und f�hrten zu einer Vielzahl chronisch
kranker Personen. Schwerwiegende gesundheitliche Auswirkungen bis hin zu
lebensbedrohlichen Zust�nden waren ein kaum vermeidbares Schicksal. Der
folgende Beitrag problematisiert erstmals diese Zusammenh�nge f�r [pr�]historische
Zeiten.
Abstract
Dental diseases show a high prevalence until the
late 19th century. The physiological coherence between nutrition
and dental caries, hygiene and inflammation were still widely unknown and
medical treatments [mostly simple extractions] were reserved to the upper
class. Carious teeth not only cause severe pain but also, if untreated, give
rise to inflammation and abscesses within the jaws. The lack of antibiotics
and of adequate health care had a negative impact on the life quality of every
individual and lead to a multitude of chronic sick people. Severe impacts on
the health up to life threatening conditions were an almost inevitable fate.
For the first time the following article broaches these coherences for [pre]historic
times.
A. Dental-Anthropologie
(25-26)
- Pal�ontologie und Medizingeschichte
- Biochemische und biophysikalische Eigenschaften
bewirken nach dem
- Tode besseren Erhalt des Gebisses als die �brigen
Skelettreste
- In ung�nstigen Bodenverh�ltnissen Z�hne oft die
einzige Grundlage
- H�ufige Erkrankungen der Mundh�hle
- Karies
- Parodontose
- Ver�nderungen der Zahnhartgewebe in Form von
Abrasion
- Hartgewebsdefekte lassen R�ckschl�sse auf Ern�hrung
und Lebensumst�nde zu
- Starke Abrasion h�ufig
- Zahnbelag und Zahnstein
B. Entz�ndliche Erkrankungen im
Zahn-Kiefer-Gesichtsbereich (26-27)
- Odontogene Infektionen
- Spezifische Krankheitszeichen
- 5 Kardinalssymptome seit Celsus [25 v.Chr. bis 50
n.Chr.] und Galen [129 bis 199 n.Chr.] bekannt
|
R�tung [rubor] |
|
Temperatur [calor] |
|
Schwellung [tumor] |
|
Schmerz [doldor] |
|
Funktionsst�rung [functio laesa] |
- Entz�ndungsursachen
- Belebte, mikrobielle Faktoren [Mikroorganismen]
- Unbelebte, nicht mikrobielle Faktoren
[mechanische Frakturen]
- Allergene Faktoren [Zerst�rung k�rpereigener
Gewebestruktur]
- Auswirkungen auf die Knochenstruktur
- Periostitis
- Osteitis
- Osteomyelitis
C. Karies (27-28)
- Verschiedene Formen
- Karies insipiens
- Karies superficialis
- Karies media
- Karies profunda
D. Die Auswirkungen kari�ser Entz�ndungen
(29-30)
- Bis in die Mitte des 20. Jh. durch unbehandelte
Karies erhebliche Gesundheitsst�rungen
- Heute intensive Behandlung mit Antibiotika
E. Parodontopathien
(30-33)
- Parodontologie: Lehre von den Erkrankungen des
Zahlhalteapparates [Infektionen durch Bakterien]
- Parodontopatie
- Parodontitis
- Paradontale L�sionen
F. Gesundheitsrisiko Zahn und Mundh�hle
(33)
- Chronische Zahnerkrankungen Ursache vieler
Krankheiten
- Risikofaktor f�r Herzinfarkt
- Risiko f�r Fr�hgeburten
G. S�uglingssterblichkeit und Z�hne
(33-34)
- 60-80 % der lebend geborenen Kinder erreichten im
18./19. Jh. das Erwachsenenalter
- Rhinogene Infektion bei der ersten Dentition
- Zahnkeimosteomyelitis
H. Z�hne im pal�odontologischen Befund
(34-35)
- Unterteilung der Ver�nderungen im Gebi�
- Marginale Parodontopathien
- Periapikale Osteolysen
I. Historische Falldarstellungen
(35-40)
- Fallbeispiel 1
- V�lklingen / Saarland, Grab 48 � 18. Jh., Ober-
und Unterkiefer einer Frau
- Fallbeispiel 2
- La T�ne / Schweiz, Sch�del von einem Mann
- Fallbeispiel 3
- Schretzheim, fr�hmittelalterliches Gr�berfeld,
Grab 610, Unterkiefer von einem Mann
- Fallbeispiel 4
- Bad D�rrenberg, mesolithisches Grab HK 34, 823a,
Skelett einer Frau
- Fallbeispiel 5
- Villingen-Schwenningen, mittelalterliche
Kirchenbestattung, Skelett von einem Mann
J. Schlu�folgerungen (40)
- Zahnerkrankungen als Todesursache nicht einfach
nachzuweisen
K. Literatur (41)
Czarnetzki , Alfred /
Pusch, Carsten M. <C0025, P0078>:
Pathologische Prozesse und osteologische Ver�nderungen an pr�historischen
Skeletten (43-50).
Pathological processes and osteological changes
on prehistoric skeletons.
Zusammenfassung
Der Beitrag gibt einen �berblick dazu, wie
lebendig unser Skelettsystem intravital reagiert und sich solche Erscheinungen
von perimortalen oder postmortalen Defekten eindeutig unterscheiden lassen.
Zudem wird versucht, die generellen Prinzipien der Umbildung oss�rer
Strukturen durch pathologische Prozesse auf die wesentlichen Vorg�nge zu
reduzieren. Es ist m�glich, fast jede Ver�nderung durch eine Erkrankung auf
insgesamt vier unterschiedliche Reaktionen des Knochens zur�ckzuf�hren. Ziel
dieser Darstellungen soll es sein, pal�opathologische Diagnosen auf das Wesen
der Ursachen, durch die sie ausgel�st wurden, zur�ckzuf�hren. H�ufig handelt
es sich bei den verschiedenen Ver�nderungen um sehr komplexe Prozesse, deren
Ablauf im Einzelnen viel zu wenig bekannt ist und deren Beurteilung
ausgezeichnete Kenntnisse der Variabilit�t des Skelettsystems der Hominoidea
erfordert.
Abstract
The overview demonstrates the different paths
that our skeletal system can strike in reaction to different pathologic
processes all over the individual life. One can subdivide nearly all
pathologic alterations into four kinds of reaction. These are [i] osteoblastic
reactions. These are active especially after fractures but also with benign
and malign tumours. The [ii] osteoclastic process can be observed e. g. around
infectious focuses, metastases, intermittent forces and aging. A further kind
is [iii] the combination of the first two reactions like in syphilis or
osteomyelitis. Another one reaction is [iv] the reorganisation which mainly
results in thickening and lesser densitiy of the bone. The best example is
osteomyelitis and anaemia. And finally [v] there are the malformations like
i.e. trisomy 21, microcephaly or dysmelia. For the recognition and for a
diagnosis as precise as possible it is indispensable to be assured on the
variability of the human skeletal system including that of all hominoids.
A. Einleitung (43-44)
- Oss�re Strukturen bleiben lebenslang
regenrationsf�hig
- Normale Ver�nderungen der Substanz durch Anbau
oder Abbau
- Krankhafte Ver�nderungen
B. Material und Methode
(44)
- Makroskopische Beobachtungen bis zur
Lupenvergr��erung
- Konventionelle Radiologie, CT,
Durchlichtmikroskopie, REM
- Differenzierung zwischen postmortalen Defekten und
intravitalen Osteolysen
- Differenzierung zwischen post- bzw. perimortalen
und intravitalen Frakturen
- Ziel: Erbkrankheiten durch DNA-Analyse zu ermitteln
C. Resultate (44-48)
- Osteoblastische Reaktionen
- Heilung von Frakturen bis ins hohe Alter
|
Thalassemia maior |
|
Meninges |
- Osteoklastische Reaktionen
- Foveolae granulares oder Pachyonische
Granulationen
- Meningeome
- �Schmorl�sche Kn�tchen�
- Parodontitis und Parodontose
- Granulome und Zysten
- Osteoporose
- Weichteiltumore
- Kombination von klastischen und blastischen
Prozessen
- TBC
- Osteomyelitis
- Syphilis
- Ver�nderungen in der Morphologie
- Abwandlung des normalen Aussehens
|
Mikrozephalie |
|
Trisomie 21 |
|
Wachstumsst�rung |
D. Literatur (49)
Arch�ologische und anthropologische Fallbeispiele zu
Krankheit, Manipulation und Gewalt (51-160)
Archaeological and anthropological examples
for illness, manipulation and violence
Pusch , Carsten M. /
Czarnetzki, Alfred / Weber, Jochen <P0078, C0025,
W0177>:
LB1, the hobbit of Indonesia: Human evolution�s first microcephalic ? (51-58).
LB1, der Hobbit aus Indonesien: Der erste
Mikrocephal der menschlichen Evolution ?
Zusammenfassung
Mikrozephalie ist eine seltene neurologische
St�rung, bei der der Umfang eines menschlichen Kopfes signifikant kleiner ist
als bei anderen Menschen desselben Alters und Geschlechts. Diese St�rung kann
als Geburtsfehler auftreten oder sich in der fr�hen Kindheit entwickeln und
ist oft mit geistiger Behinderung vergesellschaftet. Der zwergenhafte
weibliche Sch�del, der 2003 in Liang Bua [LB], Insel Flores [Indonesien],
ausgegraben wurde, wirft viele Fragen auf. So wurde diskutiert, ob Liang Bua 1
[LB1] lediglich ein erkranktes Individuum darstellt oder eine neue Spezies mit
dem Namen Homo floresiensis. Als Ergebnis einer Untersuchung von 29 von
Mikrozephalie Betroffenen [gr��te bisher untersuchte Stichprobe] wird in
diesem Beitrag gezeigt, da� die Sch�del der an Mikrozephalie Erkrankten in
Form, Volumen und metrischen Z�gen dem Flores-Sch�del �hneln. Daher stellt der
Homo floresiensis eher ein krankes Individuum dar als eine neue hominide
Spezies. Die ermittelten Daten ergeben, da� der pathologische Ph�notyp der
Mikrozephalie vor 18000 Jahren anzunehmen ist. Dies ist der fr�heste Nachweis
dieser Erkrankung beim Menschen.
Abstract
Microcephaly is a rare neurological disorder in
which the circumference of an individual�s head is significantly smaller than
average for people of the same age and sex. It may be present at birth or
develop later in infancy and is often associated with mental retardation. The
dwarf skull of a female excavated in 2003 from Liang Bua [LB], Flores island [Indonesia],
raises a number of questions and it has been discussed whether Liang Bua 1
[LB1] is just a pathological individual rather than a new species termed Homo
floresiensis. As the result of the evaluation of 29 microcephalics [greatest
sample examined to date], we here show that these pathological human skulls
resemble shape, volume and metric traits of the Flores skull. Therefore, Homo
floresiensis has to be considered a pathological human being, rather than a
new hominid species. Our data suggest that the pathological phenotype of
microcephaly [including a prominent Brodmann area 10] was already present
about 18,000 years ago. This is the earliest evidence of the disease in man to
date.
A. Einleitung (51)
- Mikrozephalie
- Pathologische Varianten w�hrend der gesamten
menschlichen Evolution
- Hypothese: bereits beim Homo floresiensis im
Sp�tpleistoz�n nachgewiesen
- Weitere Analysen notwendig
B. Material und Methoden
(51-52)
- Untersuchung des europ�ischen Materials und der
Literatur
- Vergleich mit den Daten des Fundes von Flores
- Diskussion: Brown, Morwood, Falk, Weber
C. Ergebnisse und Diskussion
(52-56)
- Sch�del der an Mikrozephalie Erkrankten
- Geringerer Kopfumfang [330-440 mm] als Gesunde
[ca. 484-592]
- Volumen von 272 bis 720 ccm
- Alter 5 bis 44 Jahre, aber auch �lter
- Hirnvolumen korreliert nicht mit dem Alter
- Flores-Sch�del [30 Jahre alt]
- Volumen 417 ccm
- Gesamte Morphologie entspricht der Mikrozephalie
- Vergleich mit 20 mikrozephalen Sch�deln [einer
minoisch, 4000 Jahre alt]
- Ergebnis
- Flores-Sch�del geh�rt zu den mikrozephalen
- Exakte Vergleiche gibt es nicht
- Versuch einer virtuellen Simulation
- Verhalten und Intelligenz von
Mikrozephalie-Patienten oft stark eingeschr�nkt
- Der Homo floresiensis ist keine neue hominide
Spezies
D. Zusammenfassung (56)
- Korrekte Taxonomie erst nach weiteren besser
erhaltenen Funden m�glich
- Keine sichere Unterscheidung zwischen
Flores-Sch�del und Mikrozephalie
- Flores-Sch�del Fr�hester Nachweis dieser Erkrankung
beim Menschen
E. Literatur (57-58)
Ahlstr�m ,Torbj�rn <A0002>:
An early example of scalping from the Mesolithic cemetery Skateholm, Sweden
(59-66).
Ein fr�hes Beispiel f�rs Skalpieren aus dem
mesolithischen Gr�berfeld Skateholm, Schweden.
Zusammenfassung
Der Beitrag beschreibt die osteologischen
Ver�nderungen auf der ektokranialen Oberfl�che der Sch�delkalotte aus dem Grab
33 des Gr�berfeldes von Skateholm I. Die Schnittspuren auf der Kalotte legen
eine teilweise Entfernung des Skalpes nahe, wobei die rechte, das Parietal
bedeckende Fl�che intakt blieb. Das Individuum �berlebte diese Ma�nahme, blieb
aber stigmatisiert. Der Verstorbene wurde in ausgestreckter Form ins Grab
gelegt, aber als einziges Individuum des Gr�berfeldes von Skateholm in
Bauchlage. Der Befund wird mit weiteren F�llen verglichen und der Autor kommt
zu dem Schlu�, da� die Skalpierung im Mesolithikum durchaus vorkam. Da es sich
um eine verheilte Skalpierung handelt, kann diese Ma�nahme nicht mit dem
Totenritual in Verbindung gebracht werden. Vielmehr ist dieser Befund ein
wichtiger Beleg f�r die Rolle von zwischenmenschlicher Gewalt im Mesolithikum.
Abstract
In this paper I describe the osteological
changes present on the ectocranial surface of the calotte of the individual
from grave 33, Skateholm I. The lacerations present on the calotte suggest a
partial removal of the scalp, leaving the right portion covering the parietal
intact. The individual survived the act but was stigmatized. The individual
was placed extended, but prone, representing the only interment lying face
down at the cemeteries at Skateholm. Combined with new data from Northern
Europe and dated to the Mesolithic period, the author argues that scalping
behavior was present at that time. As healed scalping cannot be confounded
with a mortuary ritual, this finding is important for the ongoing discussions
regarding interpersonal violence during the Mesolithic period.
A. Einleitung (59)
- Definition: Trennung des Skalpes vom Kopf
- Unabsichtliche Skalpierung [berufsbedingte
Unf�lle]
- Absichtliche Skalpierung [kulturgeschichtlich:
Nordamerika, Skythen u.a.]
- �lteste Funde von absichtlicher Skalpierung im
Neolithikum
- Alvastra / Schweden
- Dyrholmen / D�nemark
- Atzenbrugg / �sterreich
- Skalpierung im Mesolithikum
- Zvejnieki / Lettland
- Donkalnits / Litauen
- Drigge / R�gen
- Skalpierung in der Bronzezeit
- Identifizierung von Skalpierungen
- Eingeschnittene Muster auf der Kalotte [ohne
Zeichen von Heilung]
- Skalpierung nach dem Tod [eher als Troph�e oder
Totenritual]
- Geheilte Verletzungen auf der Kalotte [Opfer hat
�berlebt]
B. Grab 33, Skateholm I
(59-63)
- Gr�berfeldes von Skateholm / Schweden
- Grab 33 mit untypischer Bestattung
- Lage: ausgestreckt in Bauchlage
- Adulter Mann
- Beigabe: Krug mit Hundeknochen, Pfeilspitzen
- Datierung: Mesolithikum
- Osteologische Ver�nderungen auf der ektokranialen
Oberfl�che der Sch�delkalotte
- Schnittspuren auf der Kalotte
- Teilweise Entfernung des Skalpes
- Die rechte, das Parietal bedeckende Fl�che intakt
- Verletzungen vielleicht nicht gleichzeitig
- Mann �berlebte diese Ma�nahme
C. Diskussion (63-64)
- Skalpierung total oder teilweise bzw. einzelne
Teile
- Werkzeug: Messer oder Tomahawk
- �berlebender ist stigmatisiert in seiner
Gesellschaft
- Vergleich mit weiteren F�llen in South Dakota
- �berlebender st�rt die gesellschaftliche Balance
- Ausschlu� aus der Gemeinschaft
- Toter von Skateholm mit besonderer Bestattung, aber
innerhalb des Friedhofs
- Geheilte Skalpierung in Nordeuropa im Mesolithikum
mehrfach nachweisbar
D. Literatur (65)
Petrasch , J�rg <P0019>:
Zur Kulturgeschichte der Trepanation unter besonderer Ber�cksichtigung
neolithischer Gemeinschaften (67-88).
On the cultural history of trepanation with
special reference to Neolithic communities.
Zusammenfassung
Im Verlauf der beinahe 150j�hrigen Geschichte
der Erforschung pr�historischer Trepanationen wurde die Frage nach den Gr�nden
f�r die Durchf�hrung dieser Operation sehr unterschiedlich beantwortet.
Zun�chst ging man davon aus, da� sowohl die Kraniotomien an lebenden Menschen
[tr�panation chirugicale] als auch das Herausschneiden von Knochenscheiben aus
dem Sch�del Verstorbener [tr�panation posthume] der Gewinnung der
Sch�delrondelle [rondelles cr�niennes] dienten. In diesen Gegenst�nden sah man
Amulette und interpretierte sie und auch die Handlung, mit der sie gewonnen
wurden, magisch-kultisch. Aufgrund anthropologischer Beobachtungen und
medizinischer �berlegungen werden heute die meisten vorgeschichtlichen
Kraniotomien als Wundversorgung nach physischen Gewaltt�tigkeiten
interpretiert. Durch arch�ologische und kulturgeschichtliche Beobachtungen
konnte diese Deutung unterst�tzt und erweitert werden.
Trepanationen kommen seit dem Neolithikum in zahlreichen Kulturen in der Alten
und in der Neuen Welt grunds�tzlich vor und m�ssen damit als ein allgemein
verbreitetes Ph�nomen der Kulturgeschichte angesehen werden. Ber�cksichtigt
man jedoch die relative H�ufigkeit der Kraniotomien, so zeigen sich eindeutige
Verbreitungsschwerpunkte. Danach sind sie eine typische neolithische
Kulturerscheinung. In nichtindustriellen rezenten Gemeinschaften kommen sie
besonders h�ufig in segment�ren Gesellschaften bei Ackerbauern und
Viehz�chtern vor. In den Staaten der fr�hen Hochkulturen, der Antike oder des
europ�ischen Mittelalters sind sie dagegen deutlich seltener.
Es wurde eine Korrelation der relativen H�ufigkeit von Trepanation und
Gewaltt�tigkeiten sowie der Waffentechnik und der Art und Weise, wie die
Gewaltt�tigkeiten ausgetragen wurden, festgestellt. Danach ist das geh�ufte
Vorkommen von Trepanationen [1 bis max. 5 % der Toten] f�r neolithische
Gemeinschaften und f�r Gruppen, die mit Steinbeilen, Keulen und Schleudern
k�mpften, charakteristisch. Kommen dagegen haupts�chlich Pfeil und Bogen sowie
bronzene oder eiserne Hiebwaffen, wie �xte und Schwerter, zum Einsatz, so ist
die relative H�ufigkeit von Kraniotomien in der Regel sehr niedrig [deutlich
weniger als 1 % der Toten], sofern solche Operationen �berhaupt durchgef�hrt
wurden. Somit sprechen auch die arch�ologisch-kulturgeschichtlichen
Beobachtungen daf�r, da� die vorgeschichtlichen Operateure Trepanationen in
erster Linie durchf�hrten, um Sch�deltraumen zu behandeln.
Abstract
Research on prehistoric trepanation has been
carried out for about 150 years. Various reasons have been suggested to
explain the operation. At first it was assumed that craniotomies were carried
out on the living [tr�panation chirurgicale] and the dead [tr�panation
posthume] in order to extract bone discs [rondelles cr�niennes]. These objects
were seen as charms with magic qualities, the extraction itself as a magic
ritual. In recent years anthropological observations and medical insights into
the effects of the operation led to a different approach. Today trepanation is
mostly regarded as having played a part in the medical treatment of wounds
acquired in the cause of armed conflicts.
Trepanations occur since the Neolithic in various Old and New World cultures.
They seem to be a regular phenomenon in culture history. However, their
relative frequencies differ significantly in time and space. Taking that into
account, trepanation can be regarded as a typical Neolithic culture trait.
Among modern non-industrial groups the custom occurs most frequently in
segmentary societies of farmers and pastoralist herders. It is considerably
rarer in the early state societies in antiquity and the European Middle Ages.
Correlations exist between the relative frequency of trepanations, the
frequency and importance of physical violence in a society, the kinds of arms
used and fighting techniques. They indicate that trepanation was most common
[1 to max. 5 % of the dead] in Neolithic communities and among groups fighting
with stone axes, clubs or slings. Armed conflicts carried out with bows or
axes and swords made of bronze or iron rarely produced wounds that could be
treated by craniotomies [significantly less than 1 % of the dead], assuming
this kind of operation was carried out at all. Observations on trepanation in
prehistoric contexts thus support the hypothesis that this operation has to be
regarded as part of a medical treatment in the case of fractures of the skull.
A. Einleitung (67-68)
- Forschung: neolithische Trepanation ab 2. H�lfte
19. Jh. in drei Disziplinen
- Anthropologie
- Medizin
- Vorgeschichte
- Vermutlich Trepanation zur Schmerzlinderung schon
in j�ngerer Altsteinzeit
- Trepanation bei Toten zur Herstellung von Amuletten
- Grundlagen sind medizinische und arch�ologische
Informationen
B. Forschungsstand und Fragestellung
(68-71)
- Ende 19. Jh. Gr�ndung von Gesellschaften f�r
Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte
- Seit 19. Jh. internationaler wissenschaftlicher
Austausch [Funde trepanierter Sch�del]
- Vorlage und Klassifikation der Funde [Bocca]
- Deutung der Motive der vorgeschichtlichen
Trepanationen
- Im 19. Jh. magische Bedeutung: Gewinnung von
Sch�delrondellen f�r Amulette
- Heute: Rondelle und Trepanation schlie�en sich
aus
- Tats�chliche Gr�nde f�r Trepanation
- Behandlung nach physischen Gewalttaten [70-95 %
M�nner]
- Fragen nach arch�ologischen und
kulturgeschichtlichen Argumenten
C. Vorkommen und H�ufigkeiten von Trepanationen
(71-80)
- Vorbemerkung (71-73)
- Tabelle: H�ufigkeiten von Trepanationen
- Entwicklung der Trepanation in vier Hauptepochen
- Pal�olithikum
/ Mesolithikum (73-74)
- �lteste Trepanation umstritten
- Fund von Vasil�evka II am Dnepr / Ukraine: erste
gesicherte mesolithische Trepanation
- Neolithikum
(74-75)
- 2 Trepanationen aus der Lilienbandkeramik
- Trichterbecherkultur: erh�hte Anzahl der
Trepanationen
- Metallzeiten und fr�he Staaten
(75-77)
- Lat�ne-Zeit [ca. 1 %]
- M�nchen-Obermenzing, Grab 7, Beifund von einer
Trepanationss�ge
- Altes �gypten: bester Forschungsstand
- Selten Trepanationen
- Keine schriftlichen oder bildlichen Quellen
- Europ�ische Antike
- Griechenland: 1 schriftliche Erw�hnung im corpus
hippocraticum
- R�misches Reich / Provinzen
|
36 Gr�ber mit mehr als drei medizinischen
Instrumenten |
|
Nur 2 Gr�ber mit Trepanationss�gen |
|
Beispiel: 2.000 Gr�ber beim Vicus Belginum
- 2 Gr�ber mit medizinischen Instrumenten [Zahnarzt] |
|
Neue verbesserte medizinische Instrumente an 4
Fundorten
- Kronentrepane
- Bohrer
- B�gen f�r den Antrieb der S�ge |
- Mittelalter und fr�he Neuzeit
(77-80)
- Chirurgie geh�rte nicht zur Medizin [Bader, Henker,
Quacksalber]
- Ver�nderte Einstellung im 16./17. Jh.
- Chirurgie geh�rt wieder zur Medizin
- Schriftliche Quellen [Hans von Gersdorff,
Feldbuch der Wundarznei von 1517]
- Bildliche Quellen [Wallfahrtskirche Tuntenhausen
/ Lkr. Rosenheim, Votivaltar des Andreas von Ettling, 1586]
D. Trepanationen und Gewaltt�tigkeiten
(80-83)
- Pr�historische Trepanationen sind Wundversorgungen
nach Gewalteinwirkung
- Trepanationsh�ufigkeit entspricht der
Gewaltt�tigkeit
- Beispiel Merowinger
|
7 % der Bestatteten hatten Schwertverletzungen,
davon die H�lfte t�dlich |
|
85 % der Bestatteten waren M�nner
[Schwertbeigaben] zwischen 20 und 40 Jahren |
- Abnahme der Trepanationen nach Einf�hrung der
Metallwaffen [eher t�dlich]
- Tradierung der Trepanation hat drei Voraussetzungen
- Mindestgr��e der Gemeinschaft
- H�ufige regelm��ige Gewalteinwirkungen
- Wunden wurden durch Waffen hervorgerufen
[Kn�ppel, Keulen, Steinbeile u.a.]
E. Literatur (83-86)
Jantzen , Christine /
Jantzen, Detlef / Terberger, Thomas <J0054, J0055,
T0029>:
Der Fundplatz Weltzin, Lkr. Demmin � Ein Zeugnis bronzezeitlicher Konflikte ?
(89-97)
The site of Weltzin, district of Demmin � Evidence for Bronze Age conflict ?
Zusammenfassung
Das Tollensetal ist durch eine bemerkenswerte Zahl bronzezeitlicher Funde
charakterisiert. Nahe Weltzin, Kr. Demmin [Mecklenburg-Vorpommern], wurden
1996 am Ufer der Tollense ein Holzkn�ppel und menschliche Skelettreste
gefunden, darunter ein Oberarmknochen mit eingeschossener Pfeilspitze.
Sondierungen ergaben an dieser Stelle H�lzer und verstreute Knochenreste von
Menschen und auch Tieren. Unter den Resten befand sich ein menschlicher
Sch�del mit einer gro�en, wohl t�dlichen Impressionsfraktur. Sp�ter wurde an
der Fundstelle eine weitere Holzwaffe gefunden. Aufgrund der Pfeilspitze und
erster absoluter Daten kann der Fundplatz in die Bronzezeit [ca. 1300 v.Chr.]
datiert werden. Die Autoren halten es f�r m�glich, da� die Funde auf eine
kriegerische Auseinandersetzung zur�ckgehen.
Abstract
The Tollense valley is characterised by a
remarkable number of Bronze age finds. In 1996 at the river bank near by
Weltzin, Kr. Demmin [Mecklenburg-Vorpommern], a wooden club and some human
bones were detected, among them an arm bone with an arrow head shot into it.
Test excavations revealed a find accumulation of wooden remains and bones of
humans and some animals. One human skull showed a large impression which
probably caused the death of the individual. Some years later a further wooden
weapon was found. The arrow head and radiocarbon dates suggest a bronze age
context [ca. 1300 cal. B.C.] of the find layer. It is possible that the finds
belong to a former battle field.
A. Die Bronzezeit im Tollensetal bei Weltzin
(89-91)
- Weltzin an der Tollense, Lkr. Demmin
- Karte: bronzezeitliche Funde bei Weltzin
- Nutzung der Region in 2. H�lfte 2. Jt. v.Chr.
[Periode III]
B. Der Fundplatz Weltzin 20
(91-94)
- 1996 Entdeckung von Fundplatz 20
- Menschliche und tierische Knochen
- Holzreste
- Ergebnisse der Untersuchungen
- Oberarmknochen mit Pfeilspitze
- 14C-Datierung der Knochen: 1313�105 cal. B.C.
[Nordische Bronzezeit II-III]
- Identifizierung Holzrest als Holzkeule � Keule
- Tierknochen: Pferd
- Sondierung vom Fundplatz, Juni 1996
- Weitere menschliche und tierische Knochen und
Holzreste
|
Menschliches Kalvarium mit gro�er
Impressionsfraktur im Stirnsch�delbereich
- Ursache der Fraktur: Waffengewalt [Beil, Axt oder massive
Holzwaffe] |
- Notgrabung, November 1996
- Weitere menschliche Knochen
- Holzkeule
|
Dendrodaten � Dendrochronologie: 1321�50 cal.
B.C. |
C. Interpretation des Fundplatzes
(94-95)
- Mindestens 8 Individuen
- �berwiegend junge M�nner
- Vereinzelt auch Kinder
- Kein gew�hnliches Gr�berfeld
- Keine regul�ren Bestattungen
- Knochen meist nicht im klaren anatomischen
Verband
- Keine Grabbeigaben
- Menschliche und tierische Skelettreste deuten auf
Kultplatz, aber keine Votive gefunden
- Hypothese: Deutung des Befundes als Schlachtfeld
D. Literatur (96)
Ullrich , Herbert /
Vogel, Siegfried <U0008, V0065>:
Osteolytische Prozesse an einem sp�tkaiserzeitlichen Sch�del aus Mecklenburg
(99-111).
Osteolytic processes on a skull of the late
Imperial Period from Mecklenburg.
Zusammenfassung
An einem sp�tkaiserzeitlichen [3. Jh. u. Z.],
fr�hadulten m�nnlichen Sch�del aus H�ven wird ein im linken Parietale
befindlicher gro�fl�chiger osteolytischer Defekt [94 mm hoch, 9-43 mm breit]
mit sklerotisierten R�ndern beschrieben. Das Wechselspiel von
knochenaufl�senden und knochenneubildenden Prozessen d�rfte �ber der
Jochbogenwurzel seinen Ausgangspunkt genommen, sich scheitelw�rts ausgebreitet
und offenbar �ber Jahre erstreckt haben. Als Ursache kann ein langsam
wachsender gutartiger Tumor bzw. eine Geschwulst im Bereich der Kopfschwarte
als am wahrscheinlichsten erachtet werden. Ein historisches Pr�parat aus dem
18. Jh. l��t einen �hnlichen, auf eine gro�e Geschwulst zur�ckzuf�hrenden
Proze� erkennen. Der beigabenlose und isoliert bestattete H�vener Mann aus
Grab 4 d�rfte wegen seiner Krankheit, die ihn offenbar entstellt hat, bereits
zu Lebzeiten ein Gezeichneter gewesen sein.
Abstract
A very large osteolithic perforation [94 mm
height, 9-43 mm width] with osteoblastic reactions has been recognized in the
left parietal region of a skull of an early adult male of a small cemetery
[3rd century AD] in H�ven [Mecklenburg]. It is very likely that the interplay
of osteoklastic und osteoblastic processes started above the ear porus and
extended to the vertex. The sclerotic reactions at the rims of the perforation
clearly show that the patient survived for years. The reason for this
perforation might be a slowly growing benign tumour or an
inflammatory-infectious ulcer of the soft parts of the skullcap. An historic
exhibit from the 18th century shows similar osteolithic and sclerotic
reactions that were caused by a very large ulcer of the head penetrating the
skull vault. The male H�ven 4 was obviously scarred and an outcast in his life
because of his severe illness and therefore buried isolated in the cemetery
and without grave-goods.
A. Einleitung (99)
- Fundort: Kiesgrube, Domanialhof H�ven, Lkr.
Sternberg / Mecklenburg-Vorpommern
- Befund: keine sachgerechte Bergung
- 1868-1875: 9 Bestattungen
- 1967: 2 Bestattungen
- Datierung vom Gr�berfeld: sp�tr�mische Kaiserzeit
[3. Jh. n.Chr.]
B. Sch�del aus Grab 4
(99-100)
- Fundbeschreibung
- Alter: fr�hadult, 20-25 Jahre
- Geschlecht: m�nnlich
- Gr��e: ca. 1,75 m
- Gro�er osteolytischer Knochendefekt mit
Randsklerose
- Osteolytische Defekte oberhalb der gro�en
Perforation
- Weitere osteolytische Defekte am Sch�del aus Grab 4
- Entstehung des gro�en osteolytischen Defektes
- Vermutlich Entz�ndung der Kaumuskulatur
- Zur Differentialdiagnose der osteolytischen
Ver�nderungen am Sch�del H�ven 4
- Annahme: langsam wachsender gutartiger Tumor bzw.
eine Geschwulst im Bereich der Kopfschwarte
C. Osteolytischer Defekt an einem Sch�del aus dem 18.
Jh. (106-108)
- Kalottenbruchst�ck in Berlin, Medizinhistorisches
Museum der Charit�
- �hnliche pathologische Perforation
- Krankengeschichte und Sektionsbericht erhalten
[B�ttner 1768]
- Patient: 22j�hriger Mann
- Mit 4 Jahren Beginn einer Geschwulst
- Nach kurzfristigen �Heilungen� mit 22 Jahren
gestorben
D. Der Mann aus Grab 4 � Ein zu Lebzeiten Gezeichneter
(108-109)
- Genetische Verwandtschaft mit weiteren vier H�vener
Sch�deln [Teilung des Jochbeins durch eine Naht]
- Wegen seines Leidens von der Gesellschaft isoliert
oder ausgesto�en [Geruchsbel�stigung]
- R�umlich abgesonderte Grablege
- Fehlen von Grabbeigaben
E. Bemerkungen zur sozialen Stellung des H�vener Mannes
aus Grab 4 (109-110)
- K�rperbestattung in dieser Zeit f�r sozial h�her
Gestellte
- Alte Deutung: Wegen fehlender Beigaben Bestattung
eines Knechtes
- Neue Deutung: Isolierung wegen Krankheit
F. Literatur (111)
Cooper , Christine <C0092>:
Kriegsverletzungen an historischen Skeletten aus der Schweiz (113-123).
Battle trauma on Swiss skeletons from historical
periods.
Zusammenfassung
Anhand von zwei Skelettserien von 1799 / 1800
und 1499 werden Kriegsverletzungen analysiert und interpretiert. Die Skelette
von 1799 / 1800 zeigen am h�ufigsten Verletzungen durch scharfe Gewalt, wovon
viele mit der Verwendung von Bajonetten erkl�rbar sind. H�ufig sind auch
Schu�verletzungen, die unterschiedliche Spuren an den Knochen hinterlassen
haben. Das Verletzungsmuster unterstreicht die Bedeutung des Nahkampfs mit dem
Bajonett. Vorl�ufige Resultate der Sch�del von 1499 zeigen erhebliche
Unterschiede zu 1799 / 1800, indem die Sch�del weitaus st�rker von
Verletzungen betroffen sind. Im Gegensatz zu 1799 / 1800 sind
Schu�verletzungen nicht nachweisbar, und die Verletzungen durch scharfe Gewalt
sind meist Hieb- anstelle von Stichverletzungen. Ein weiterer Unterschied sind
die zahlreichen Verletzungen, die auf die Verwendung von Spie�en hindeuten.
Die Unterschiede sind das Resultat der unterschiedlichen Bewaffnung und damit
einer anderen Art des K�mpfens.
Abstract
War injuries are analysed and interpreted in two
skeletal samples from 1799/1800 and 1499. In the sample from 1799/1800 sharp
violence injuries are the most frequent injury type and often point towards
the use of bajonets. Several cases of gunshot wounds with different types of
lesions were identified. The injury pattern clearly demonstrates the
importance of close combats with bajonets. Preliminary results of the
examination of skulls from 1499 show distinct differences in comparison with
the series from 1799/1800 as the skulls are much more affected by injuries.
There are no gunshot wounds and the sharp violence injuries are mostly blow
instead of stab wounds. Furthermore there is a high number of lesions that
might be caused by spears. The differences reflect the change of weapons and
their use in the battles.
A. Einleitung (113)
- Skelette von 1799/1800
- 1921 bis 2002 Fund von Massengr�bern im Raum
Z�rich und Schaffhausen
- Datierung: 2. Koalitionskrieg 1799/1800
- Skelettreste von 33 m�nnlichen Individuen aus
undokumentierten Altgrabungen
- Skelette von 1499
- Dornach, Skelette im Beinhaus
- Datierung: Schwabenkrieg 2.7.1499
- 30 Sch�del ohne Unterkiefer, 33 Femora
- Absicht
- Untersuchung von Kriegsverletzungen
- Methoden
- Makroskopische Untersuchung
- Kategorisierung der Verletzungsarten
- Computertomographische Untersuchungen
- Einteilung in sichere, m�gliche und fragliche
L�sionen
B. Analyse und Interpretation des Skelettmaterials von
Z�rich und Schaffhausen 1799 / 1800
(113-118)
- Schussverletzungen � Schussverletzung
- Verletzungen durch scharfe Gewalt
- Andere Verletzungsarten
- Verletzungsmuster und Zusammenschau
- Diagramm: H�ufigkeit der identifizierten
Verletzungsarten
- 33 untersuchte Individuen mit 61 L�sionen ohne
Heilungsspuren
- H�ufigkeiten
|
14 % Schu�verletzungen |
|
37 % Verletzungen durch scharfe Gewalt |
|
10 % andere Verletzungsarten |
- Interpretation der Verletzungen
|
Nahkampf mit Bajonett wichtiger |
C. Analyse und Interpretation des Skelettmaterials von
Dornach 1499 (118-122)
- Verletzungen durch scharfe Gewalt
- Verletzungen durch �halbscharfe� Gewalt
- Verletzungen durch stumpfe Gewalt
- Verletzungsmuster und Zusammenschau
- 12 untersuchte Sch�del mit 57 unverheilten
Verletzungen
- H�ufigkeiten
|
34 Verletzungen durch scharfe Gewalt [60 %] |
|
21 Verletzungen durch �halbscharfe� Gewalt [37
%] |
|
2 Verletzungen durch stumpfe Gewalt [3 %] |
- Interpretation der Verletzungen
|
Keine Schu�verletzungen |
|
5 der 12 Sch�del mit verheilten
Hiebverletzungen |
D. Gegen�berstellung der beiden Skelettserien
(122)
- Tabelle: Die Sch�del der Schlachten von 1799/1880
und 1499 im Vergleich
- Sch�del von 1499 weisen mehr Verletzungen auf als
die Sch�del von 1799/1880
- Ursache
|
Unterschiedliche Bewaffnung |
|
Andere Art des K�mpfens |
E. Literatur (122-123)
Jungklaus , Bettina
<J0015>:
Von Frakturen bis Folterspuren �
Anthropologische Untersuchungsergebnisse zum neuzeitlichen Hospitalfriedhof
St. Georgen in Strausberg, Lkr. M�rkisch-Oderland [Brandenburg] (125-135).
From fractures to signs of torture �
Results of anthropological analyses on the modern hospital cemetery St.
Georgen in Strausberg, district of M�rkisch-Oderland
[Brandenburg].
Zusammenfassung
S�dlich der Altstadt von Strausberg wurden bei
Erdeingriffen im Oktober 2004 Bestattungen entdeckt, die sich dem
Georgenkirchhof zuordnen lassen. Dieser Friedhof geh�rte zum erstmals 1367
erw�hnten St. Georgenhospital, von dem ein kleiner Ausschnitt im Vorfeld von
Bodeneingriffen Gegenstand arch�ologischer Untersuchungen war. Auf einer
Fl�che von 34 m2 konnten 54 K�rpergr�ber aus
der fr�hen Neuzeit [16./17. Jh.] dokumentiert und geborgen werden.
Die Ergebnisse der anthropologischen Untersuchung erbrachten u. a. eine
Altersverteilung, die den Vorstellungen von Hospitalbewohnern entspricht. Bei
86 % der Individuen konnten krankhafte Ver�nderungen an den Knochen
festgestellt werden. Dieser Prozentsatz ist vergleichsweise hoch. Erkrankungen
der Z�hne fanden sich zahlreich, auch Mangelerkrankungen und Frakturen lie�en
sich nachweisen. Einige Individuen litten an besonders schweren Erkrankungen,
z.B an Lepra und Syphilis. In einem Fall sind massive Knochenver�nderungen als
Folgen durch Folter auf einer Streckbank zu deuten.
Abstract
South of the Old Town of Strausberg, several
burials were discovered in the course of construction works in October 2004.
These burials can be attributed to the Georgenfriedhof [St George cemetery],
which belongs to the St George Hospital. A small sector of it was the object
of prior archaeological investigations. 54 burials of the early modern times
[16th / 17th century] were recovered on an area of 34 m�.
The results of the anthropological investigations demonstrate, among others,
an age distribution corresponding to the common conception of the age of
hospital inhabitants. Pathological changes in the bones werde detected in 86 %
of the individuals. This is comparatively high. Many dental diseases were
found: deficiency diseases and fractures were seen as well. Some individuals
suffered from very severe diseases, such as leprosy or syphilis. In one case,
massive changes in bone structure can be interpreted as the result of torture
on a rack.
A. Einleitung und historischer Hintergrund
(125-126)
- 2004 Fund von Bestattungen s�dlich der Altstadt von
Strausberg
- Plan von 1843 nennt dieses Gebiet �Pestfriedhof�
- Zugeh�rigkeit zum Friedhof von St. Georgen-Hospital
[evtl. Leprosorium]
- Geweihte Sonderfriedh�fe f�r bestimmte Kategorien von
Toten
- Hospital aus dem 13. Jh. im 30j�hrigen Krieg bis auf die
Kapelle zerst�rt
- Friedhof 1830 aufgelassen, Kapelle im 20. Jh. abgerissen
B. Ergebnisse der arch�ologischen Untersuchung
(126-127)
- Ausgrabung von ca. 34 qm
- Gesamte Ausdehnung des Friedhofs unbekannt
- 54 K�rpergr�ber in 2-4 Lagen �bereinander
- Belegung des Friedhofs vom 16. bis 19 Jh. nach
Datierung der Keramik
- Bestattung: Sarg, R�ckenlage, Ost-West Richtung
- Selten Reste von Bekleidung oder Beigaben [Kn�pfe]
C. Ergebnisse der anthropologischen Untersuchung
(127-128)
- Tabelle: Alterverteilung der Individuen vom
Georgenkirchhof
- Altersbestimmung [78 % Erwachsene, 22 % Nichterwachsene]
- 10 infans I
- 1 infans II
- 1 juvenil
- 3 adult
- 22 matur
- 6 senil
- 22 lediglich als erwachsen bestimmt
- Altersstruktur untypisch
- Hospital-Bev�lkerung mit vorwiegend �lteren Personen
- Geschlecht
- 14 weiblich
- 27 m�nnlich
- 13 unbestimmt
D. Krankheitsbelastung
(128-133)
- Nur kleiner Teil der Krankheiten zu erschlie�en
- Krankhafte Ver�nderungen an Knochen und Z�hnen bei 85 %
der Individuen
- Karies sehr h�ufig
- Mangelerkrankungen
- Frakturen
- Besonders schwere Erkrankungen wie Lepra und Syphilis
- Massive Knochenver�nderungen, in einem Fall als Folgen
von Folter auf einer Streckbank
E. Literatur (133-135)
Schultz , Michael / Timme,
Ulrich / Hilgers, Reinhard / Schmidt-Schultz, Tyede H. <S0050,
T0101, H0260, S0395>:
Die Krankheiten der Kinder des Grasshopper Pueblo
[Arizona] �
Ergebnisse pal�opathologisch-bioarch�ologischer
Untersuchungen (137-160).
The illnesses of the children from the Grasshopper Pueblo
[Arizona] �
Results of palaeopathological and bioarchaeological
investigations.
Zusammenfassung
Es wurde eine Stichprobe von 369 sehr gut erhaltenen
Kinderskeletten des im zentral-�stlichen Berglands von Arizona gelegenen
pr�kolumbischen Grasshopper Pueblos in den Jahren 1975 und 1999-2005
anthropologisch und pal�opathologisch untersucht. In der hier vorliegenden
Studie fanden nur die an den Sch�deln erhobenen Befunde Ber�cksichtigung.
In der Gesamtpopulation der Subadulten [Fetus bis zum Ende
des 14. Lebensjahres] konnten unspezifische Stre�indikatoren wie transversale
lineare Schmelzbildungsst�rungen und Cribra orbitalia in relativ gro�er
H�ufigkeit nachgewiesen werden. An Mangelerkrankungen wurden Rachitis, Skorbut
und An�mie [nur teilweise, da hygienische Ursachen m�glich] diagnostiziert. An
Entz�ndungs- bzw. Infektionskrankheiten wurden Kiefer- und
Stirnh�hlenentz�ndung, Mittelohr- und Warzenfortsatzentz�ndung,
Hirnhautreaktionen, Kopfschwarten- und Knochenmarkentz�ndung beobachtet. An
Erkrankungen der Z�hne und des Zahnhalteapparates wurden Zahnkaries und
Parodontopathien festgestellt. An seltenen genetisch bedingten Mi�bildungen, die
eine enge Verwandtschaft der dort lebenden Kinder belegt, fanden sich die
Verschmelzung zweier unterer Schneidez�hne im selben Kieferquadranten sowie
Wirbelbogenverschmelzungen.
Ein Vergleich der drei Teilpopulationen aus den drei
gro�en Raumbl�cke des Grasshopper Pueblos zeigt eine charakteristische
Verteilung der Krankheitsh�ufigkeiten. Diese belegt, da� die Teilpopulationen,
die unterschiedlicher biologischer und ethnologischer Herkunft waren [Mogollon-
und Anasazi Kulturtradition], in der Zeit ihres Zusammenlebens im Grasshopper
Pueblo unterschiedlichen Lebensbedingungen ausgesetzt waren. Als Ursache sind
die vorgegebenen Biotopverh�ltnisse und der Zeitpunkt des Eintreffens am
Grasshopper Pueblo anzusehen. So zeigt die zuletzt am Grasshopper Pueblo
eingetroffene Mogollon Population, die zuvor in zwei benachbart gelegenen
D�rfern lebte, in den meisten F�llen einen deutlich besseren Gesundheitszustand
als die beiden anderen Teilpopulationen [eine Mogollon- und eine
Anasazi-Population], welche die vorhandenen Ackerbauressourcen bereits zuvor
unter sich aufgeteilt hatten. Die zuletzt angekommene Teilpopulation [Mogollon]
lebte kaum mehr von den Ertr�gen des Ackerbaus, sondern bet�tigte sich wohl
�berwiegend als J�ger und Sammler. Dieses Ergebnis ist bemerkenswert, da in der
Regel der Ackerbau als eine positive Errungenschaft in der Menschheitsgeschichte
angesehen wird, in diesem Fall sich aber aufgrund der einseitigen Ern�hrungslage
als Nachteil erwies.
Erwartungsgem�� korrelierte unter den Kindern die
Morbidit�t mit der Mortalit�t. Dies spiegelt sich auch im Vergleich zwischen den
drei Teilpopulationen wider. Weiterhin f�llt auf, da� bestimmte Krankheiten
[z.B. Mittelohrentz�ndung], die heute als banale Infektionen angesehen werden,
damals in der Vor-Antibiotika-�ra in erheblichem Ma�e lebensbegrenzend waren.
Abstract
The results of the paleopathological investigation of 369
skeletons of subadults from the Grasshopper Pueblo show high frequencies of
non-specific stress indicators, such as cribra orbitalia [58.5 %] and transverse
linear enamel hypoplasia [22.5 %], deficiency diseases, such as anemia [50.2 %],
chronic vitamin-C-deficiency [32.3 %], inflammatory diseases such as
meningealreactions [72.1 %], sinusitis maxillaris [50.4 %], sinusitis frontalis
[9.8 %], otitis media [9.6 %], and suspected mastoiditis [11.1 %]. The
relatively high rate of inflammatory diseases mainly provoked by infections was
probably caused by climate, housing conditions and insufficient sanitary
conditions resulting in poor hygiene. Of the deficiency diseases which
apparently were characteristic for the pre-Columbian Southwest due to the
climatic and political changes [e.g., migrations] which caused a shortage of
resources, anemia seems to have been a major health problem [nutrition, hygiene],
whereas the group of meningeal reactions [e.g., inflammatory-hemorrhagic
meningitis] and sinusitis maxillaris represented the most frequent inflammatory
diseases. In pre-Columbian days, long before antibiotics became available,
infectious diseases [e.g., otitis media, meningitis] could lead to death, if the
individual had a depleted immune system which would be, for example, the case in
the very young and the old. In summary, the health situation at the Grasshopper
Pueblo was very poor and comparable with that in other Southwestern populations.
Apparently, the living conditions in room block 3 were
better than in the other two room blocks. The frequencies of chronic
vitamin-C-deficiency, anemia, sinusitis frontalis, otitis media, meningeal
reactions, periostitis of the skull vault, periodontal diseases, fused lower
incisors, and vertebral fusion were lowest in the subadults of room block 3. In
the case of anemia, the cause of this disease was very probably poor nutrition [e.g.,
maize-dependent anemia]. When the second Mogollon group, who originally settled
at the Chodistaas Pueblo and the Grasshopper Spring Pueblo, left their homes and
arrived at the Grasshopper Pueblo where they built room block 3, the best fields
to plant maize had already been taken over by the other two groups, which were
the Mogollon group who had founded the Grasshopper Pueblo by building room block
2, and the culturally Anasazi-related group who had built room block 1. Thus,
the economy of the last group who built room block 3 was less based on planting
maize and, therefore, the inhabitants did not suffer from chronic
maize-dependent anemia.
The mortality correlates partially with the morbidity.
Thus, most of the children from room blocks 1 and 3 lived relatively longer in
some of the comparable age groups than the children from room block 2. Children
who suffered from chronic middle ear disease had a much higher risk to die than
children who suffered from chronic sinusitis maxillaris. Thus, chronic
infections of the middle ear region was a life-destroying disease.
As the rare genetic disorder of fused lower incisors was
found in all three room blocks, the populations of these room blocks were
obviously closely related. However, since the rare disorder of congenital
vertebral fusion [ankylosis] was not observed in room block 3, the inhabitants
of room blocks 1 and 2 were obviously more closely related. This result supports
the hypothesis that the inhabitants of room block 3, the Mogollon group who
probably originally settled at the Chodistaas and the Grasshopper Spring Pueblo,
arrived after the others at the Grasshopper Pueblo. The other two groups were
the inhabitants of room block 1 who had cultural affinities to the Anasazi, and
the inhabitants of room block 2, also a Mogollon population who were probably
the founders of the Grasshopper Pueblo. These two population groups already had
had the time to interbreed before the third group arrived at Grasshopper Pueblo
from the Chodistaas and Grasshopper Spring Pueblo.
A. Einleitung (137-139)
- Anthropologische und pal�opathologische Untersuchung der
pr�kolumbischen
Grasshopper Pueblos in den Jahren 1975 und 1999-2005
- Untersuchung der Kinderkrankheiten [Mangel- und
Infektionskrankheiten]
- Bestattung in drei Raumbl�cken [ca. 1300-1360/90]
- Siedlung gegliedert in West- [zwei Raumbl�cke] und
Ost-Abschnitt [ein Raumblock]
- Unterschiedliche genetische Herkunft der Bewohner
|
Raumblock 1: Zugeh�rigkeit zur Kulturtradition der
Anasazi |
|
Raumblock 2 und 3: Zugeh�rigkeit zur Kulturtradition
der Mogollon |
B. Material und Methoden
(139-140)
- Material
- Stichprobe von 369 sehr gut erhaltene Skeletten von
Kindern [von 450]
- Untersuchung der Sch�del der Gesamtsiedlung
- Anthropologische Methoden
- Einteilung in 4 subadulte Alterstufen
|
Fetal |
|
Neugeborene bis Ende 2. Lebensjahr |
|
Beginn des 3. bis Ende 6. Lebensjahr |
|
Beginn des 7. bis Ende 14. Lebensjahr |
- Pal�opathologische Methoden
- Makroskopisch
- Lupenmikroskopisch
- Diagnostische Vorgaben
|
Nachweis von Mangel- und Infektionskrankheiten [16
Krankheitszust�nde] |
C. Die Krankheiten der Kinder in der Gesamtsiedlung
(140-147)
- Unspezifische Stre�indikatoren
- Diagramm [Abb. 3]: H�ufigkeit unspezifischer
Stre�indikatoren in der Gesamtkinderpopulation des Grasshopper Pueblos
- Im Kinderalter erworbene Zahnschmelzmangelzust�nde �
transversale lineare Schmelzhypoplasien
- Por�se Augenh�hlend�cher � Cribra orbitalia
- Mangelerkrankungen
- Entz�ndungskrankheiten
- Diagramm [Abb. 8]: H�ufigkeit von
Entz�ndungskrankheiten in der Gesamtkinderpopulation des Grasshopper Pueblos
- Kieferh�hlenentz�ndung � Sinusitis maxillaris
- Stirnh�hlenentz�ndung � Sinusitis frontalis
- Chronische Mittelohrentz�ndung � Otitis media
- Warzenfortsatzentz�ndung � Mastoiditis
- Hirnhautreaktionen
- Kopfschwartenentz�ndung
- Osteomyelitis des Sch�deldaches
- Erkrankungen der Z�hne und des Zahnhalteapparates
- Diagramm [Abb. 10]: H�ufigkeit von Zahn- und
Kiefererkrankungen in der Gesamtkinderpopulation des Grasshopper Pueblos
- Zahnkaries
- Parodontopathien
- Genetisch bedingte Mi�bildungen
- Diagramm [Abb. 11]: H�ufigkeit genetisch bedingter
Ver�nderungen in der Gesamtkinderpopulation des Grasshopper Pueblos
- Verschmelzung zweier unterer Schneidez�hne im selben
Kieferquadranten
- Wirbelbogenverschmelzungen
D. Unterschiede in den Krankheitsh�ufigkeiten bei den
Kindern der drei gro�en Raumbl�cke (147-152)
- Siedlung besteht aus zwei verschiedenen Kulturen
- Einheimische Mongollon-Kultur Raumblock 2 und sp�tere
Zuwanderung Raumblock 3
- Zugewanderte Anazi-Kultur Raumblock 1
- Krankheitsh�ufigkeit in allen drei Gruppen relativ
�hnlich
- Diagramm [Abb. 14]: H�ufigkeit der transversalen
linearen Schmelzmangelzust�nde
- Diagramm [Abb. 15]: H�ufigkeit der Cribra orbitalia
- Diagramm [Abb. 16]: H�ufigkeit des Skorbuts
- Diagramm [Abb. 17]: H�ufigkeit An�mie
- Diagramm [Abb. 18]: H�ufigkeit der chronischen
Kieferh�hlenentz�ndung
- Diagramm [Abb. 19]: H�ufigkeit der chronischen
Stirnh�hlenentz�ndung
- Diagramm [Abb. 20]: H�ufigkeit der chronischen
Mittelohrentz�ndung
- Diagramm [Abb. 21]: H�ufigkeit der chronischen
Warzenfortsatzentz�ndung
- Diagramm [Abb. 22]: H�ufigkeit der mengialen
Reaktionen
- Diagramm [Abb. 23]: H�ufigkeit der Zahnkaries
- Diagramm [Abb. 24]: H�ufigkeit der Parodontopathien
- Diagramm [Abb. 25]: H�ufigkeit der
Unterkieferzahnverschmelzungen
- Diagramm [Abb. 26]: H�ufigkeit der
Wirbelverschmelzungen
- Sterblichkeit der Kinder [bei 356 Kindern]
- Bis Ende 2. Lebensjahr 65 % verstorben
- Bis Ende 5. Lebensjahr 86 % verstorben
- Abh�ngigkeit der Mortalit�t von der Morbidit�t
E. Schlu�folgerungen und Zusammenfassung
(152-155)
- Lebensbedingungen in den drei Raumbl�cken
unterschiedlich
- Diagramm [Abb. 27]: Gesamtmortalit�t der Kinder des
Grasshopper Pueblos
- Diagramm [Abb. 28]: Mortalit�t in den drei Raumbl�cken
- Diagramm [Abb. 29]: Abh�ngigkeit von Morbidit�t und
Mortalit�t:
Beispiel chronische Mittelohrentz�ndung und chronische
Kieferh�hlenentz�ndung
- Zugewanderte Mogollon Population in Raumblock 3 mit
deutlich besseren Gesundheitszustand
- Nahrung nicht Maisanbau wie Raumblock 1 und 2, sondern
Jagd und Sammeln
- Korrelation zwischen Morbidit�t und Mortalit�t
- Kindersterblichkeit der Bl�cke 1 und 3 geringer in
fr�hen Stufen
- Engere Verwandtschaft zwischen 1 und 2
- Verschmelzung der Wirbel erscheint nur in Block 1 und
2, nicht in Block 3
F. Literatur (155-158)
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