Abgestürzter Jäger – Realitätsnahe Bergrettungsübung in Obertraun
OBERTRAUN. In den unwegsamen Bergregionen rund um Obertraun bereitet sich die Bergrettung jedes Jahr auf mögliche Ernstfälle vor. Dabei gilt es, das richtige Zusammenspiel aus Schnelligkeit, Präzision und Teamgeist zu perfektionieren. Vor dem Winter, und passend zur Brunftzeit, fand dieses Jahr eine besonders anspruchsvolle Übung statt: das Szenario eines abgestürzten Jägers unterhalb des Almriedls.
Der angenommene Unfall verlief dramatisch: Ein Jäger stürzte mehrere Meter tief in unwegsamem Gelände und zog sich eine schwere Wirbelsäulenverletzung zu. Eine Situation, die jederzeit in den Bergen eintreten kann und schnelle sowie fachgerechte Hilfe erfordert. Ziel der Übung war es, unter einsatznahen Bedingungen die Abläufe zu trainieren und die eigenen Grenzen auszuloten.
Schnelligkeit und Präzision gefragt: Rettungsaktion beginnt
In der Übung startete zunächst ein Stoßtrupp aus Sanitätern zum simulierten Unfallort, um eine erste Einschätzung der Lage vorzunehmen und den Verletzten zu stabilisieren. Die realistische Annahme einer Wirbelsäulenverletzung machte es notwendig, den Verunglückten äußerst schonend zu bewegen, um keine weiteren Schäden zu riskieren.
Kurz nach dem Stoßtrupp folgten der Materialtrupp sowie die übrige Mannschaft. Der Abstieg in den Brettsteingraben stellte sich dabei als große Herausforderung heraus. Der Boden war rutschig, das Gelände steil, und der Weg wurde von Felsstufen gesäumt. Es war ein Balanceakt zwischen Tempo und Vorsicht, der von jedem Einzelnen volle Konzentration abverlangte.
Herausforderung im Gelände: Die Bergung
Die Rettungskräfte erreichten den Verunglückten und begannen umgehend mit der Erstversorgung. Mithilfe spezieller Schienen wurde die Wirbelsäule stabilisiert. Doch damit begann der anspruchsvollste Teil der Übung erst: Der Abtransport des Verletzten über unwegsames Terrain.
„Diese Übung hat uns wieder einmal die Augen geöffnet, wie viel Aufwand und Muskelkraft hinter so einem Abtransport steckt“, erklärte der junge Ausbildungsleiter Marcel nach der Übung. Gemeinsam mit seinem Team meisterte er den schwierigen Transport mit einem Dyneema-Seilsystem und einem Mannschaftszug. Dabei wurde der Verletzte behutsam in einer Fernotrage über die steilen Passagen auf den Sarsteinweg gebracht – ein Kraftakt, bei dem jeder Griff sitzen musste.
Finale Etappe: Übergabe an den Rettungsdienst
Nach dem beschwerlichen Weg durch den Graben folgte die nächste Herausforderung: der Transport des Verletzten zum Einsatzquad. Hier wurde die Übergabe an den Rettungsdienst simuliert – ein wichtiger Schritt, der im Ernstfall nahtlos und ohne Verzögerung ablaufen muss.
Die Übung endete mit einem Fazit, das jedem Beteiligten noch lange in Erinnerung bleiben wird: „Egal, wie gut wir vorbereitet sind, die Natur stellt uns immer wieder vor neue Herausforderungen. Solche Übungen sind entscheidend, um im Ernstfall schnell und sicher handeln zu können“, so der Übungsleiter abschließend.