Dabei wurde Robert Ervin Howard der Erfolg keineswegs in die Wiege gelegt, als er am 22. Januar 1906 in Peaster, einem staubigen Flecken irgendwo im US-Staat Texas, geboren wurde. Sein Vater, ein Landarzt, zog mit seiner kleinen Familie oft um, bis er sich 1919 in Cross Plain und damit im Herzen von Texas fest niederließ.
Robert erlebte nach eigener Auskunft keine glückliche Kindheit. Er war körperlich schmächtig, ein fantasiebegabter Bücherwurm und damit der ideale Prügelknabe für die rustikale Landjugend. Der Realität entzog er sich einerseits durch seine Lektüre, während er sich ihr andererseits stellte, indem er sich ein intensives Bodybuilding-Training verordnete, woraufhin ihn seine Peiniger lieber in Frieden ließen: Körperliche Kraft bedeutet Macht, der Willensstarke setzt sich durch - das war eine Lektion, die Howard verinnerlichte und die seine literarischen Helden auszeichnete, was ihm von der Kritik lange verübelt wurde; Howard wurden sogar faschistoide Züge unterstellt; er selbst lehnte den zeitgenössischen Faschismus ausdrücklich ab. Ohnehin verbarg sich unter der rauen Schale von "Two-Gun Bob" weiterhin ein weicher Kern.
Nachdem er die Highschool verlassen hatte, arbeitete Howard in einer langen Reihe unterbezahlter Jobs. Er war fest entschlossen, sein Geld als hauptberuflicher Autor zu verdienen. 1924 war ihm ein erster Verkauf geglückt; das Magazin "Weird Tales" bezahlte ihm 18 $ für die Kurzgeschichte "Spear and Fang" (dt. "Speer und Fang"). Anschlusserfolge blieben zunächst aus. Howard war indes hartnäckig. Er versuchte sich in allen Genres und war sich auch für sadomasochistische Sexstorys nicht zu schade.
Ab 1928 begann Howard auf dem Magazin-Markt Fuß zu fassen. Er schrieb eine Reihe von Geschichten um den Puritaner Solomon Kane, der mit dem Schwert gegen das Böse kämpfte. 1929 ließ er ihm Kull folgen, den König von Valusien, dem barbarischen Reich einer (fiktiven) Vorgeschichte, 1932 Bran Mak Morn, Herr der Pikten, der in Britannien die römischen Eindringlinge in Angst und Schrecken versetzte. Im Dezember 1932 betrat Conan die literarische Szene, ein ehemaliger Sklave, Dieb, Söldner und Freibeuter, der es im von Howard für die Zeit vor 12000 Jahren postulierten "Hyborischen Zeitalter" bis zum König bringt.
Die Weltweltwirtschaftskrise verschonte auch die US-amerikanische Magazin-Szene nicht. Wendig passte sich Howard - der längst nicht so weltfremd war, wie ihm seine Kritiker gern nachsagen - den veränderten Verhältnissen an. Er versuchte neue Märkte zu erschließen und streckte die Fühler bis nach England aus. Erfolg brachten ihm nun vor allem seine Geschichten um den Western-Helden Breckinridge Elkins, aber auch die Conan-Storys erfreuten sich zunehmender Beliebtheit.
Howard experimentierte mit längeren Texten. 1934 verhinderte nur der Bankrott des englischen Verlags Pawling & Ness, dass "The Hour of the Dragon" ("dt. "Conan der Eroberer") als Roman-Erstling erschien. Seiner Popularität konnte dieser Rückschlag nicht schaden. 1935 und 1936 war Robert E. Howard in allen wichtigen US-Pulp-Magazinen vertreten. Er verdiente jetzt gut und sah einer vielversprechenden Zukunft entgegen, korrespondierte eifrig und selbstbewusst mit Kollegen und Verlegern und wurde umgekehrt als noch raues aber bemerkenswertes Erzähltalent gewürdigt.
Privat allerdings litt Howard an depressiven Schüben. Diese Krankheit war in den 1930er Jahren noch wenig erforscht und wurde selten als solche erkannt oder gar behandelt. In Howards Fall kam eine überaus enge Mutterbindung hinzu. Als Hester Ervin Howard 1935 an Krebs erkrankte und dieser sich als unheilbar erwies, geriet ihr Sohn psychisch in die Krise. Im Juni 1936 fiel Hester ins Koma, am 11. des Monats war klar, dass sie den Tag nicht überleben würde. Als Howard dies realisierte, setzte er sich in seinen Wagen und schoss sich eine Kugel in den Kopf. Er starb acht Stunden später, noch vor seiner Mutter. Robert und Hester wurden gleichzeitig auf dem Greenleaf Memorial Friedhof von Brownwood bestattet.
Exkurs: REH - das Nachleben
Robert E. Howard war ein ungemein fleißiger Autor. Seine Konzentration auf den lukrativen Magazin-Markt brachte es mit sich, dass er zu Lebzeiten ausschließlich Kurzgeschichten veröffentlichte. (Längere Texte erschienen als Teillieferungen ebenfalls in Magazinform.) Diese erschienen nach seinem frühen Tod in immer neuen Zusammenstellungen.
Howard hinterließ außerdem einen reichen Vorrat fast fertiggestellter Manuskripte, Entwürfe für geplante Storys und Einfälle, die womöglich zu Entwürfen gereift wären. Als Howard in den 1950er Jahren und dann vor allem in den späten 1960er Jahren ´wiederentdeckt´ wurde, griffen Herausgeber wie Glenn Lord und Autoren wie Lyon Sprague de Camp, Lin Carter oder Björn Nyberg auf dieses Material zurück. Sie ´bearbeiteten´ und ´komplettierten´ es. Mit Howards Intentionen hatten die Ergebnisse wenig oder nichts gemein, doch waren diese ´Zusammenarbeiten´ sehr erfolgreich. Erst in den späten 1990er Jahren wurde die Spreu (= die postumen Kollaborationen) wieder vom Weizen (= Howard originale und vollständige Storys) getrennt.
Die deutsche Veröffentlichungsgeschichte fügt dem ein eigenes Kapitel an. "Conan" machte den Anfang: Anfang der 1970er Jahre erschienen elf (von zwölf) Bände/n der "Lancer"-Edition im Wilhelm-Heyne-Verlag. Fantastische, gruselige und historische Howard-Storys erschienen ab 1974 regelmäßig in der Reihe "Terra Fantasy" des Erich-Pabel-Verlags. Hier plante man sogar eine eigene REH-Reihe, die aber nie zustande kam. So wurde das vorhandene Material recht kunterbunt über diverse Bände verteilt, die rigoros und ungeachtet thematischer und inhaltlicher Zusammenhänge auf einen Umfang von 144 bzw. später 160 Seiten genormt waren.
Immerhin boten die "Terra-Fantasy"-Bände erstmalig einen Überblick über Howards Schaffen. Der Erfolg des Kinofilms "Conan der Barbar" (1982) ließ den Heyne-Verlag erneut reagieren. In den USA wurden neue Conan-Geschichten und -Romane geschrieben, die auch hierzulande erschienen. Gleichzeitig legte man die echten und die postum entstandenen Conan-Storys wieder auf, die in dem gewaltigen Korpus der neuen (oder neu ausgewalzten) "Conan"-Saga verschwanden. Ende der 1990er Jahre stellte Heyne die "Conan"-Reihe ein - in den USA erscheinen weiterhin neue Romane -, schob aber ab 2005 die drei Monumental-Bände der Wandering-Star-/Del Rey-Edition nach, welche die originalen, d. h. von Howard geschriebenen Storys ohne nachträgliche Bearbeitungen durch andere Autoren sammeln. Der Festa-Verlag plant ab 2009 die Veröffentlichung von Howards Horrorgeschichten.
Die folgende Bibliografie stellt einen Kompromiss dar. Sie versucht Ordnung in ein denkbar unübersichtlich veröffentlichtes Werk zu bringen, kann und möchte aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Im Vordergrund steht dabei der ´fantastische REH´. Howards (ebenfalls gesammelten) Kriminal-, Sport- und Western-Geschichten, seine Sex-Storys und seine Gedichte bleiben außen vor bzw. werden nur erwähnt, soweit sie in Deutschland erschienen sind. [Michael Drewniok]
mehr über Robert E. Howard:
- The Robert E. Howard Foundation
- The Robert E. Howard United Press Association
- The Official Robert E. Howard Website
- The Cross Plainsman. A Collection of Robert E. Howard Studies
- Joe Marek’s Robert E. Howard Page
- "Howard Works", eine kommentierte Gesamtbibliografie
Phantastisches von Robert E. Howard:
- Bran Mak Morn
- (1969) Herrscher der Nacht/König der Pikten/Die Sage von Bran Mak Morn
Bran Mak Morn - (1974) Worms of the Earth
- (1996) Bran Mak Morn
- (2001) Bran Mak Morn - The Last King
- Conan-Saga
- Gnome-Press-Edition
- (1950) Conan the Conqueror
- (1953) King Conan
- (1953) The Coming of Conan
- (1954) Conan the Barbarian
- (1955) Tales of Conan (L. Sprague de Camp)
- (1957) The Return of Conan (L. Sprague de Camp und Björn Nyberg)
- Lancer-Reihe
Anmerkung: Der Vollständigkeit halber werden die Romane "Tales of Conan", "The Return of Conan", "Conan of the Isles", "Conan the Buccaneer" und "Conan of Aquilonia", die L. Sprague de Camp (zum Teil mit Lin Carter und Björn Nyberg) allein verfasste, in der Liste belassen. Ausdrücklich nicht aufgelistet werden dagegen die zahlreichen ´neuen´ Conan-Romane der Verlage Bantam, Tor und Ace ("Age of Conan").
Anmerkung: Diese drei auf bewährte Weise postum ´vollendeten´ REH-Romane erschienen außerhalb der "Lancer"-Serie.
- (1966) Conan der Abenteurer (mit L. Sprague de Camp)
Conan the Adventurer - (1967) Conan der Krieger
Conan the Warrior - (1967) Conan der Eroberer
Conan the Conqueror / The Hour of the Dragon - (1967) Conan der Usurpator / Conan der Thronräuber (mit L. Sprague de Camp)
Conan the Usurper - (1968) Conan (mit L. Sprague de Camp und Lin Carter)
Conan - (1968) Conan der Rächer (mit L. Sprague de Camp und Björn Nyberg)
The Return of Conan / Conan the Avenger - (1968) Conan der Freibeuter / Conan der Pirat (mit L. Sprague de Camp)
Conan the Freebooter - (1968) Conan der Wanderer (mit L. Sprague de Camp und Lin Carter)
Conan the Wanderer - (1968) Conan von den Inseln (L. Sprague de Camp und Lin Carter)
Conan of the Isles - (1969) Conan von Cimmeria / Conan von Cimmerien (mit L. Sprague de Camp und Lin Carter)
Conan of Cimmeria - (1971) Conan der Bukanier / Conan der Freibeuter (L. Sprague de Camp und Lin Carter)
Conan the Buccaneer - (1977) Conan von Aquilonien (L. Sprague de Camp und Lin Carter)
Conan of Aquilonia - (1978) Conan der Schwertkämpfer (mit Lin Carter, L. Sprague de Camp und Björn Nyberg)
Conan the Swordsman - (1980) Conan und der Schatz des Tranicos (mit L. Sprague de Camp)
Conan: The Treasure of Tranicos - (1981) Conan und der Flammendolch (mit L. Sprague de Camp)
Conan: The Flame Knife
- Berkeley-Edition
- (1977) Conan der Eroberer
The Hour of the Dragon - (1977) The People of the Black Circle
- (1977) Red Nails
- Donald-M.-Grant-Edition
- (1974) The People of the Black Circle
- (1975) The Tower of the Elephant
- (1975) A Witch Shall be Born
- (1975) Red Nails
- (1976) The Devil in Iron
- (1976) Rogues in the House
- (1978) Queen of the Black Coast
- (1979) Jewels of Gwahlur
- (1979) Black Colossus
- (1986) The Pool of the Black One
- (1989) Conan der Eroberer
The Hour of the Dragon
- Millennium-Edition
- (2000) The Conan Chronicles Volume 1: The People of the Black Circle
- (2001) The Conan Chronicles Volume 2: The Hour of the Dragon
- (2006) The Complete Chronicles of Conan - Centenary Edition
- Wandering-Star-/Del-Rey-Edition
- (2002) Conan / Conan 1
Robert E. Howard's Complete Conan Of Cimmeria - Volume One (1932-1933) / The Coming of Conan the Cimmerian - (2003) Conan 2
The Bloody Crown of Conan
(2005) Conan 3
The Conquering Sword of Conan
- Festa-Edition
- (2015) Conan - Die Originalerzählungen, Bd. 1
The Coming of Conan the Cimmerian [Teil 1] - (2015) Conan - Die Originalerzählungen, Bd. 2
The Coming of Conan the Cimmerian [Teil 2] - (2015) Conan - Die Originalerzählungen, Bd. 3
The Bloody Crown of Conan [Teil 1] - (2015) Conan - Die Originalerzählungen, Bd. 4
The Bloody Crown of Conan [Teil 2] - (2015) Conan - Die Originalerzählungen, Bd. 5
The Conquering Sword of Conan [Teil 1] - (2015) Conan - Die Originalerzählungen, Bd. 6
The Conquering Sword of Conan [Teil 2]
- Kull von Atlantis
- (1967) Kull von Atlantis (mit Lin Carter)
King Kull - (1967) Herr von Valusien
King Kull - (1978) Kull - The Fabulous Warrior King
- (2006) Kull: Exile of Atlantis
- (2016) Kull - Verbannt aus Atlantis
- Solomon Kane
- (1968) Degen der Gerechtigkeit [Teil 1]
The Moon of Skulls + The Hand of Solomon Kane - (1970) Rächer der Verdammten [Teil 2]
The Moon of Skulls + The Hand of Solomon Kane - (1978) Skulls in the Stars
- (1979) The Hills of the Dead
- (1979) Die Krieger von Assur (mit Ramsey Campbell)
The Children of Asshur and Other Stories - (1995) Solomon Kane
- (1998) The Savage Tales of Solomon Kane
- (2017) Solomon Kane - Die komplette Saga [dt. Originalzusammenstellung]
- (1939/64) Almuric
Almuric
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