Beziehung: Gemeinsam das Leben bestreiten
Was genau versteht man eigentlich unter einer Beziehung? Was zeichnet sie aus? Und was für Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit sie auch auf lange Sicht erfolgreich sein kann?
Die Beziehung – ein Wort, viele Formen
Verhältnisse zwischen zwei Menschen präsentieren sich heutzutage in unterschiedlichster Gestalt. So machen platonische Beziehungen oder Freundschaften einen Großteil der sozialen Bindungen aus. Daneben gibt es aber auch Verhältnisse, die rein sexueller Natur sind, wie etwa Affären oder Seitensprünge. Als „Königsdisziplin“ der sozialen Beziehung gilt nach wie vor die Partnerschaft. Dazu zählen Ehen (auch offene oder „wilde“ Ehen) und Liebesbeziehungen, aber natürlich auch gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Solche Beziehungen zeichnen sich dadurch aus, dass zwischen den Partnern sowohl eine soziale als auch eine sexuelle Bindung besteht, die auf Dauer ausgelegt ist. Das schließt zumeist auch das gemeinsame Zusammenleben ein, sieht man einmal ab von Fernbeziehungen, in denen die räumliche Distanz ein Zusammenleben unmöglich macht und Fällen, in denen sich beide Partner den Rückzugsort einer eigenen Wohnung erhalten wollen.
Beziehungen im Wandel der Zeit
Wenn du das Radio anmachst oder einen Blick in deine eigene Musiksammlung wirfst, wirst du sofort feststellen, dass Liebe ein zentrales Thema der Popmusik ist. Dies gilt natürlich auch für Filme und Romane. Dabei ist die Liebesheirat eine relativ junge Idee. Eine solche Vorstellung von Beziehung entwickelte sich erst vor gut zwei Jahrhunderten im Zuge der Epoche der Romantik – initiiert wurde sie maßgeblich durch Jean-Jacques Rousseaus Roman „Julie oder Die neue Heloise“. Zu einer gelebten Praxis wurde die Liebesheirat in der westlichen Welt jedoch erst im 20. Jahrhundert. Und selbst in der Moderne nahmen Partnerschaften immer wieder neue Formen an. Zeichnete sich eine Beziehung in der Wirtschaftswunderzeit noch durch Monogamie, starre Rollenverteilung und langjährige Bindung aus, rüttelten die 68er-Jahre und die Frauenbewegung an diesen Idealen. Zum Ende der Ehe führte dies aber nicht, denn heutzutage gibt es in Deutschland 18 Millionen Ehepaare und fast drei Millionen Lebensgemeinschaften. Das entspricht in etwa einem Viertel der Gesamtbevölkerung!
Ziehen sich Gegensätze in einer Beziehung wirklich an?
Wenn man Ergebnisse aus der Verhaltensforschung wie zum Beispiel von Karl Grammer und des Mikrozensus von 2009 betrachtet, lässt sich eindeutig sagen: nein! Genauer: Gegensätze mögen sich zwar anziehen, aber sie bleiben meist nicht lange zusammen. Denn auf Dauer birgt eine Verbindung zwischen ungleichen Partnern zahlreiche Fallstricke, wie etwa divergierende Ansichten zur Familienplanung. Häufig führt dies zu einem Ende des Verhältnisses. Beständige Beziehungen hingegen existieren in den meisten Fällen zwischen zwei Personen, die sich ähneln. So gehen nach dem Statistischen Bundesamt 60 % der Bundesbürger eine langfristige Beziehung mit einem Partner bzw. einer Partnerin ein, der/die den gleichen Bildungsstand und ein ähnliches Alter hat. Eine Erklärung hierfür könnte sein, dass solche Paare in der Regel besser aufeinander eingestellt sind, die Partner sozusagen ähnlich ticken. Für langjährige Beziehungen in Deutschland hat das Sprichwort also durchaus Gültigkeit: „Gleich und Gleich gesellt sich gern“.