Deutsche Justiz im (Post)Kolonialismus

Deutsche Justiz im (Post)Kolonialismus

Veranstalter
Forum Justizgeschichte
Veranstaltungsort
Wustrau-Radensleben
PLZ
16818
Ort
Fehrbellin
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
27.09.2024 - 29.09.2024
Deadline
15.09.2024
Von
Sebastian Felz

Seit den 1990er Jahren wächst in der Geschichtswissenschaft das Interesse am deutschen Kolonialismus, wie eine zunehmende Zahl an Veröffentlichungen zeigt. Für die Rechts- und insbesondere die Justizgeschichte lässt sich das noch nicht sagen: Den Entwicklungen in den Geisteswissenschaften, der Erinnerungskultur und der öffentlichen Debatte etwa um Straßennamen folgen die hiesigen Jurist:innen – zumindest jenseits des Völkerrechts – nur zögerlich.

Deutsche Justiz im (Post)Kolonialismus

Dass es einmal Bezirksgerichte in Daressalam oder Lomé und Obergerichte in Kiautschou oder Samoa gab, wo deutsche Juristen handels-, familien- oder strafrechtliche Fälle entschieden, scheint in der deutschen Rechtsgeschichte weitgehend vergessen. Öffentlich erinnert wurde immerhin der Justizmord an Rudolf Duala Manga Bell durch das Bezirksgericht Duala 1914. Auch Gerichte in der Metropole bis hin zum Reichsgericht hatten mit Rechtsstreitigkeiten zu den deutschen „Schutzgebieten“ zu tun, sogar noch nach dem Ende der direkten Kolonialherrschaft.

Die 26. Jahrestagung des Forum Justizgeschichte widmet sich erstens der Rolle des Rechts und der Justiz im deutschen Kolonialismus. Zweitens will sich die Tagung befassen mit Fortwirkungen (kolonial)rassistischen Rechts und Rechtswissens von Weimar bis zur Bundesrepublik, zum Beispiel im Staatsangehörigkeits- oder Gefahrenabwehrrecht. Drittens soll der Umgang mit Kolonialververbrechen bis heute in den Blick genommen werden – also Bereiche wie Entschädigung und Restitution, auch die justizielle Erinnerungskultur. Denkbar ist ein Seitenblick auf beispielsweise die britische, französische oder belgische Kolonialjustiz, im Mittelpunkt soll aber das unterbelichtete deutsche Kolonialrecht stehen.

Der Teilnahmebeitrag beträgt 195,- Euro für Nichtmitglieder, 175,- Euro für Mitglieder und 90 Euro für Studierende, Referendare und Erwerblose. Darin inbegriffen sind die beiden Übernachtungen samt Vollpension.

Dank der freundlichen Spende eines Mitglieds besteht die Möglichkeit Stipendien an Studierende und Referendare zu vergeben. Senden Sie hierfür bitte bis zum 31. August 2024 eine Bewerbung mit Motivation für den Besuch der Tagung und Lebenslauf an [email protected]

Anmeldungen richten Sie bitte bis zum 15. September 2024 an [email protected].

Programm

Freitag, 27.9.2024

15.45 Uhr Begrüßung durch Richterakademie und Vorstand

16.00 Uhr Inhaltliche Kurzeinführung der Tagungsleitung

16.15 Uhr Überblick zu Justiz und Recht im deutschen Kolonialismus (N.N.))

17.15 Uhr Kaffeepause

17.30 Uhr Alexandra Kemmerer, (Post)Koloniale Rechtswissenschaft zwischen Amnesie und Urteilskraft

18.30 Uhr Abendessen

19.30 Uhr Sabrina Müller: Richard Schmid – eine kritische Annäherung

danach Ausklang/Nachbereitung im Märkischen Keller oder am Seeufer

Samstag, 28.9.2024

09.00 Uhr Merle Iffert, Koloniales Strafrecht

10.00 Uhr Gwinyai Machona, Beleihung vor Gericht: Der Rechtsstreit „Gesellschaft Nordwestkamerun v. Fiskus des Schutzgebietes von Kamerun“(1899-1923)

10.45 Uhr Kaffeepause

11.00 Uhr Jakob Zollmann, Vom „Schutz“ im „Schutzgebietsgesetz“ – über kolonial(rechtlich)e Fiktionen

12.00 Uhr Mittagessen

13.30 Uhr Judith Vöcker, Spuren und Kontinuitäten kolonialrassistischen Rechts im Nationalsozialismus am Beispiel Polens (1939-1944)

14.30 Uhr Kaffeepause

14.45 Uhr Matthias Goldmann, Reparationen für koloniales Unrecht und die Ambivalenz des Kolonialrechts

15.45 Uhr Verleihung des Richard Schmid-Preises 2024 an Katharina Stengel für „Die Überlebenden vor Gericht. Auschwitz-Häftlinge als Zeugen in NS-Prozessen (1950–1976)“

16.45 Uhr Mitgliederversammlung

18.30 Uhr Abendessen

19.30 Uhr Informelle Fortsetzung im Märkischen Keller oder am Seeufer

Sonntag, 29.9.2024

09.00 Uhr Ohiniko M. Toffa, Die koloniale Willkür: Das „Sammeln“ zwischen Kolonialethik und Kolonialrecht

10.00 Uhr Kaffeepause

10.15 Uhr Podiumsgespräch zu Restitutionsfragen (Moderation: Sophie Petry)

11.15 Uhr Abschluss: fish bowl – Tagungsfazit und Ausblick

12.15 Uhr Mittagessen

13.00 Uhr Abreise

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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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