gehen derzeit Steine in’s Badische zur Verwendung bei dem im Bau begriffenen Königsbacher Tunnel zwischen Pforzheim und Durlach.
Unter dem Namen „Verlagsverein“ besitzt Calw eine, vor drei Jahrzehnten von Pfarrer Dr. v. Barth gestiftete Anstalt, welche ihr Ziel, den evangelischen Glauben auszubreiten und die Auffassung des Wissens im christlichen Sinne zu fördern, mit aufopfernder Kraft und Ausdauer verfolgt. Die seit 1828 durch sie verlegten Missionsblätter, die Jugendschriften, die biblische Geschichte, die Weltgeschichte, die Geschichte Württembergs und die zahlreichen weiteren Werke dieses Verlags finden größtentheils, zumal durch Übersetzung in fremde Sprachen, nach allen Welttheilen Absatz. Die „Biblische Geschichte“ z. B. erscheint bereits in der 134. Aufl., was einen Verschluß von 675.000 Exemplaren annehmen läßt. Die Preise sind nicht auf Gewinn berechnet; so weit sich ein solcher ergibt, findet er in der Erfüllung der Zwecke der Anstalt seine Verwendung.
Ein Gewerbeverein ist seit 1848 gegründet und zählt bei regem Wirken gegenwärtig 65 Theilnehmer.
An diese Nachrichten über die Gewerbe schließen sich die über den Handel an. Trotz der ungünstigen Lage Calws wurden hier auf den Grund guter kaufmännischer Schule manche Geschäfte gegründet, freilich zum Theil eben wegen der Ungunst der Örtlichkeit wieder hinweg verpflanzt. So die erste große württembergische Indigohandlung (Jak. F. Schill), welche im J. 1801 nach Stuttgart übersiedelte, nachdem eine zweite große Indigohandlung (Karl Feuerlein mit einem Calwer Theilhaber J. M. Vischer) im J. 1799 in Stuttgart errichtet war. Eine in Calw selbst gebliebene Indigohandlung (Gastpar und Herrmann) löste sich nach 30jährigem Bestande wieder auf.
In den Detailgeschäften mit Spezerei-, Ellen-, Eisenwaaren fand und findet stets ein erheblicher Verkehr statt. Der Verkauf und Verbrauch in Stadt und Umgegend ist im Vergleich zur Bevölkerung ein beträchtlicher zu nennen und die allwöchentlichen Frucht- und Victualienmärkte, wo namentlich die Enzthäler viel Getreide einkaufen, und die 5 Jahresmärkte sind belebt.
Weinhandlungen finden sich zwei hier (Wagner, Dreiß); sie machen auch in entferntere Gegenden Versendungen. Mit dem Wollhandel beschäftigt sich seit vielen Jahren ein Haus (Wagner), angeregt durch den großen Wollverbrauch in der hierländischen Fabrikation und durch Verbindung mit auswärtigen Absatzorten. Auch die Fabrik von Schill und Wagner befaßt sich zeitweise mit Wollverkäufen.
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_171.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)