gerade wie die Alten auch die Tempel anzulegen pflegten; daß seine Länge zur Breite, und beide zur Höhe im schönsten Verhältniß stehen, daß die Fensterladen eine so bequeme Beweglichkeit besitzen, und für den, jeder Jahreszeit angemessenen Gebrauch berechnet sind, ist nicht dieses Alles höchst angenehm und lobenswürdig?
7. Was ferner an der Decke desselben unsere Bewunderung erregt, ist die geschmackvolle Verzierung ohne Ueberladung. Bei aller Pracht derselben ist doch Nichts, das man wegwünschen möchte: die Vergoldung ist so gefällig und harmonisch vertheilt, daß das Auge durch keinen müßigen Aufwand[1] beleidigt wird. So genügt einer schönen und ehrbaren Frau, um ihre Schönheit zu heben, eine einfache goldene Halskette, ein leichter Fingerring, ein Paar Ohrringe, eine Spange oder ein Band, um ihre wallenden Locken zusammenzuhalten – Zierden, durch welche ihre Wohlgestalt eben so viel gewinnt, als ihr Gewand durch eine Purpurbesetzung: während die Hetäre, zumal wenn sie recht häßlich ist, ein ganz purpurnes Kleid trägt, ihren Hals mit Gold überdeckt, und durch die Kostbarkeit ihres Schmuckes anlocken will, indem sie sich über den Mangel an eigener Schönheit durch erborgte Reize zu trösten sucht. Sie bildet sich ein, ihr Arm werde blendender weiß erscheinen, wenn er von Gold schimmert, die ungefälligen Linien ihres Fußes werden über den goldenen Sandalen unbemerkt bleiben, und sogar ihr Gesicht werde in Mitten eines strahlenden Putzes
- ↑ Παρὰ τὰς χρείας mit Geßner.
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1487. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1487.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)