deine Leber zu versorgen hat. Diese Zwischenzeit kann ich mir also gefallen lassen, mit der Anhörung einer Defension zu verbringen, wie sie ein so durchtriebener Sophist, wie du, uns liefern wird.
5. Prometheus. Rede vielmehr du zuerst Merkur. Klage mich immer auf’s schwerste an, und vergiß mir ja keinen von den Rechtsgründen, die für deinen Vater sprechen. Dich aber, Vulcan, mache ich zum Schiedsrichter.
Vulcan. Nein, beim Jupiter! Einen Ankläger, und keinen Schiedsrichter sollst du an mir haben. Hast du mir nicht das Feuer gestohlen, und mich bei der kalten Esse sitzen lassen?
Prometheus. Je nun, so theilt euch in die Anklage: sprich du zuerst, Vulcan, über meinen Diebstahl; Merkur soll mir sodann die Vergehen der Menschenmacherei und der Fleischaustheilung vorhalten. Ihr beide seyd ja große Künstler, und scheint mir auch stark im Wortemachen zu seyn.
Vulcan. Merkur soll auch an meiner Statt sprechen. Ich schicke mich schlecht zu Rechtshändeln, und habe es bloß mit meinem Amboß zu thun. Der da ist ein Redner vom Handwerk, und nicht wenig in solchen Dingen geübt.
Prometheus. Ich war bloß der Meinung, Merkur würde nicht gerne vom Diebstahl reden, um mir nicht ein Verbrechen daraus machen zu müssen, daß ich – sein Kunstverwandter bin. Doch, wenn du auch das auf dich nehmen willst, o Sohn der Maja, so ist es jetzt Zeit, die Klagepuncte nach einander vorzutragen.
6. Merkur. Als ob es einer langen Rede und weitläufiger Zurüstung bedürfte, dir deine Unthaten vorzuhalten!
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0105.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)