Bahnhof Wiesbaden Ost
Wiesbaden Ost | |
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Bahnhofsvorplatz und Empfangsgebäude von der Kasteler Straße aus
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Daten | |
Lage im Netz | Trennungsbahnhof |
Bauform | Durchgangsbahnhof |
Bahnsteiggleise | 4 |
Abkürzung | FWO |
IBNR | 8006404 |
Preisklasse | 4 |
Eröffnung | 19. Mai 1840 |
bahnhof.de | Wiesbaden Ost |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Wiesbaden |
Land | Hessen |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 50° 2′ 28″ N, 8° 15′ 24″ O |
Eisenbahnstrecken | |
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Bahnhöfe in Hessen |
Der Bahnhof Wiesbaden Ost ist ein Bahnhof in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden. Er liegt an der Taunus-Eisenbahn. Planmäßig halten hier S-Bahnen der Linien S1, S8 und S9 der S-Bahn Rhein-Main.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bezeichnung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ursprünglich war der Name des Bahnhofs Biebrich Curve, ab 1905: Biebrich Kurve.[1] Zum 1. Mai 1907 wurde er in Biebrich Ost umbenannt.[2] Nach der Eingemeindung von Biebrich nach Wiesbaden wurde der Name zum 1. März 1927 in Wiesbaden-Biebrich Ost geändert,[3] 1934 dann aber „Biebrich“ gestrichen[4] und nur noch „Ost“ im Namen der Station beibehalten. Auch war die Bezeichnung Wiesbaden Süd durch den Stückgutbahnhof von Wiesbaden belegt[5] – daher der Name des Bahnhofs Wiesbaden Ost, obwohl er im Süden von Wiesbaden liegt.
Entwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Bahnhof wurde am 19. Mai 1840 eröffnet, als der letzte Abschnitt der Taunus-Eisenbahn von Kastel nach Wiesbaden in Betrieb ging. Zum 3. August 1840 wurde die Bahnstrecke Curve–Biebrich, zum 18. September 1862 die Verbindungskurve zur rechten Rheinstrecke in Betrieb genommen.[6] Im Vorfeld der Eröffnung des neuen Hauptbahnhofes in Wiesbaden 1906 mussten auch die Zufahrten und Anschlussstrecken dorthin neu gebaut werden. Das hatte zur Folge, dass drei kurze, neue Strecken von Wiesbaden Ost aus in Betrieb genommen wurden:[7]
- Bahnhof Kurve–Wiesbaden Süd (Eilgutbahnhof südlich des neuen Hauptbahnhofes),
- Bahnhof Kurve–Erbenheim (Anschluss an die Ländchesbahn) und
- Bahnhof Kurve–Bahnhof Waldstraße(–Güterbahnhof Wiesbaden West, Rechte Rheinstrecke und Aartalbahn).
- Weiter ging zum 4. November 1906 ein 2,38 km langes Anschlussgleis vom Bahnhof Kurve zum Schlachthof Wiesbaden in Betrieb.[8]
Der östlich gelegene Bahnsteig wurde bis 1955 als Haltestelle der von Mainz und Wiesbaden gemeinsam betriebenen Straßenbahnlinie 6 genutzt.
Wiesbaden Ost hatte früher einen eigenen Güterbahnhof und war ein Knotenbahnhof im Güterverkehr. Es gab einen Ablaufberg, aber die Gleisplangestaltung war ungünstig.
Neue Bedeutung erlangte der Bahnhof als Rangierfläche für die Züge der Hessischen Landesbahn, die seit dem 9. Dezember 2018 weitere drei Regionalbahnlinien im Rhein-Main-Verkehrsverbund betreibt. Für die Wartung dieser Züge wurde am 30. November 2018 auf dem Gelände des gegenüber liegenden Industrieparks Kalle-Albert eine neue Halle in Betrieb genommen;[9] zusätzlich wurde die erforderliche Oberleitung errichtet. Die Halle ist wegen der Gleisanbindung nur über das Areal des Bahnhofs erreichbar; aus bzw. in Richtung Wiesbaden ist zudem ein Fahrtrichtungswechsel erforderlich.
Seit dem Fahrplanwechsel 2018/2019 am 9. Dezember 2018 hält montags bis freitags ein Zugpaar der zwischen Mainz und Idar-Oberstein verkehrenden Regionalbahn-Linie RB33 in Wiesbaden Ost, welches direkt ohne den Umweg über den Mainzer Hauptbahnhof zwischen Wiesbaden Hbf und Budenheim und anschließend weiter nach Bad Kreuznach/Idar-Oberstein verkehrt.[10]
Im Zuge der Sperrung der Salzbachtalbrücke im Jahr 2021 und der Einstellung des Zugbetriebs am Wiesbadener Hauptbahnhof endeten die Linie S1 und S8 am Ostbahnhof. Durch das enorm gestiegene Passagieraufkommen wurden kurzfristig seitens der Stadt Wiesbaden verkehrliche Maßnahmen ergriffen, um den Schienenersatzverkehr sowie den Taxiverkehr zu ordnen. Auch sanierte die Deutsche Bahn die Unterführung des Bahnhofs.[11] Des Weiteren wurde der Bahnhof im Frühjahr 2022 weitergehend modernisiert. Es wurde die alte Beleuchtung durch LED-Technik ausgetauscht sowie die Unterführung durch Kunstinstallationen weiter aufgewertet.[12]
Empfangsgebäude
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das erste Empfangsgebäude wurde nach einem Entwurf von Ignaz Opfermann errichtet,[13] ist nicht erhalten und wurde 1906 durch ein neobarockes Empfangsgebäude aus rotem Buntsandstein[Anm. 1] ersetzt. Es steht westlich der Gleise, hat einen etwa kreuzförmigen Grundriss und ist reich gegliedert: Der giebelständige Mitteltrakt zur Straße hat einen polygonalen Vorbau, nach Süden ziert Fachwerk den Giebel und nach Norden ist ein Eckturm mit Kuppeldach angebaut. Das Gebäude wird heute privat genutzt. Es ist ein Kulturdenkmal aufgrund des Hessischen Denkmalschutzgesetzes.[14]
Strecken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bahnstrecken um Wiesbaden Ost | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Anschlussstrecke Biebrich
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 3. August 1840 wurde die 1,5 Kilometer lange Nebenstrecke nach Biebrich eröffnet.
Verbindungskurve Igelstein
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 18. September 1862 wurde eine Verbindungskurve zur Nassauischen Rheinbahn der Nassauischen Rhein- und Lahn-Eisenbahn-Gesellschaft (heute: Rechte Rheinstrecke) in Betrieb genommen. Die Nassauische Rheinbahn führte seit 1856 rheinabwärts in den Rheingau und später weiter nach Oberlahnstein, Bad Ems und Koblenz. Diese Verbindungskurve weist heute eine sehr hohe Dichte von Güterzügen auf. Diese durchfahren Wiesbaden Ost am westlichen Rand abseits der Bahnsteige und treffen im südlichen Bereich auf die Gleise der Taunus-Eisenbahn in Richtung Mainz-Kastel.
Der Abschnitt zwischen Wiesbaden Ost und dem Abzweig Kostheim zur Umgehungsbahn Mainz zeichnete sich durch eine chronische Überlastung aus, da sich hier der Güterverkehr, die S-Bahn-Linien S1 und S9 sowie die RMV-Linie 10 nach Frankfurt Hbf die beiden Gleise teilen. Um diesen Engpass zu beseitigen, sollen im Rahmen des Sofortprogramms Seehafenhinterlandverkehr zum einen parallele Fahrmöglichkeiten für den Schienengüterverkehr durch längere Durchrutschwege entstehen, zum anderen eine Verbindungskurve zur Umgehungsbahn Mainz gebaut werden.[15] Laut Ausschreibung ist eine eingleisige, 1200 Meter lange Verbindung geplant, inklusive zweier Rahmenbauwerke.[16] Mit dieser Kurve wird es möglich werden, die Güterzüge aus dem Kerngebiet von Mainz-Kastel herauszuhalten und den Güter- und Personenverkehr zu entflechten. Auch wenn aus Kapazitätsgründen – sowohl der Verbindungskurve als auch der Umgehungsbahn – nicht davon ausgegangen werden kann, dass eine vollständige Verlagerung des Güterverkehrs möglich sein wird, so ist zumindest aber eine merkliche Verminderung des bisherigen Konfliktpotenzials zwischen Güter- und Personenverkehr zu erwarten. Lediglich die S-Bahn-Linie S9 muss sich auch in Zukunft im Bereich zwischen der Abzweigstelle Kostheim und dem Bahnhof Mainz-Bischofsheim die Kostheimer Brücke mit den Güterzügen teilen.
Anfang 2011 wurde damit begonnen, den Boden im Bereich der Abzweigung zur Kaiserbrücke zu dekontaminieren. Auf diesem ca. fußballfeldgroßen Areal befand sich früher ein Gaswerk, in dem Leuchtgas produziert wurde. Zu den primären Maßnahmen gehört der Austausch und die Entsorgung des mit polyzyklischen chlorierten Kohlenwasserstoffen verseuchten Bodens. Die Arbeiten hierzu wurden bis zum Spätsommer weitgehend abgeschlossen. Die Sanierung des Grundwassers wird jedoch mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Nach Abschluss aller Arbeiten soll das Gebiet begrünt werden und als ökologische Ausgleichsfläche für die Igelstein-Kurve dienen.[17]
Als weitere vorbereitende Maßnahme wurde im Oktober 2011 eine Weiche installiert, auf der die Güterzüge in Zukunft zu der Verbindungskurve gelangen sollen. Der Bau der eigentlichen Kurve ist jedoch auf unbestimmte Zeit verschoben. Zwar besitzt die Bahn rechtsgültige Planfeststellungsbeschlüsse. Wann sie diese jedoch in Anspruch nimmt, ist unklar.[18]
Bedienung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bahn
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Bahnhof Wiesbaden Ost gehört der Preisklasse 4 an. Er dient fast ausschließlich als S-Bahn-Systemhalt für die S-Bahn-Linien S1, S8 und S9 des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV).
Bus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ostbahnhof ist im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) auf der Straße über folgende Linien der ESWE und MVG zu erreichen: 6, 33 und 39.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Heinz Schomann: Eisenbahn in Hessen. Eisenbahngeschichte und -baugattungen 1839–1999 / Eisenbahnbauten und -strecken 1839–1939. In: Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Hessen. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Drei Bände im Schuber. Theiss Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1917-6.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bahnhofstafel des Bahnhofs Wiesbaden Ost: Aktuelle Abfahrten
- Gleise in Serviceeinrichtungen (FWO). DB InfraGO (PDF; ; 202 KiB)
- Historische Farbfilmaufnahmen der Straßenbahnhaltestelle am Bahnhof Wiesbaden Ost (Minute 7:11 bis 8:11, YouTube-Video);
(Der Kommentar bei Minute 8:04 ist falsch: „Im Hintergrund die Bundesbahn-Anlagen von Mainz-Kastel“. Es sind aber die von „Biebrich Ost“ – heute „Wiesbaden Ost“. Ab Minute 8:00 kommt im Vordergrund die nördlich der Fernbahngleise gelegene Straßenbahn-Trasse mit dem Bahnsteig ins Bild.)
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Postadresse: Kasteler Straße 44.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Eisenbahndirektion Mainz (Hrsg.): Amtsblatt der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz vom 18. März 1905, Nr. 14. Bekanntmachung Nr. 127, S. 87; erneut: Ebd. vom 22. April 1905, Nr. 23. Bekanntmachung Nr. 221, S. 166.
- ↑ Eisenbahn-Directionsbezirk Mainz (Hg.): Amtsblatt der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz vom 6. April 1907, Nr. 18. Bekanntmachung Nr. 175, S. 204.
- ↑ Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (Hg.): Amtsblatt der Reichsbahndirektion in Mainz vom 5. März 1927, Nr. 9. Bekanntmachung Nr. 140, S. 53.
- ↑ Verzeichnisse der Bahnhofs-Namensänderungen für das Jahr 1934 auf web.hs-merseburg.de; Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (Hg.): Amtsblatt der Reichsbahndirektion Mainz vom 20. September 1934, Nr. 47. Bekanntmachung Nr. 522, S. 222.
- ↑ Eisenbahndirektion Mainz (Hrsg.): Amtsblatt der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz vom 19. November 1904, Nr. 59. Bekanntmachung Nr. 607, S. 657.
- ↑ Heinz Schomann: Eisenbahn in Hessen. Eisenbahnbauten und -strecken 1839–1939. In: Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Hessen. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Drei Bände im Schuber. Band 2.1. Theiss Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1917-6, S. 19 ff. (Strecke 001). S. 19
- ↑ Eisenbahndirektion Mainz (Hrsg.): Amtsblatt der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz vom 29. September. 1906, Nr. 52. Bekanntmachung Nr. 545, S. 464.
- ↑ Eisenbahndirektion Mainz (Hrsg.): Amtsblatt der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz vom 10. November 1906, Nr. 59. Bekanntmachung Nr. 615, S. 505.
- ↑ https://www.wiesbadener-tagblatt.de/lokales/wiesbaden/stadtteile-wiesbaden/biebrich/hessische-landesbahn-eroffnet-wartungshalle-in-wiesbaden_19344134
- ↑ Neuer Fahrplan: mehr direkte Züge – mehr halbstündliche Züge. ( des vom 12. Dezember 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: der-takt.de. 7. Dezember 2018.
- ↑ Informationen der Stadt Wiesbaden über die Sperrung der Salzbachtalbrücke abgerufen am 14. Mai 2022
- ↑ Modernisierung des Bahnhofs Wiesbaden Ost im Frühjahr 2022 auf zughalt.de abgerufen am 14. Mai 2022
- ↑ Silvia Speckert: Ignaz Opfermann (1799–1866): Ausgewählte Beispiele seiner Bautätigkeit im Umkreis der Stadt Mainz = Hausarbeit zur Erlangung des Akademischen Grades eines Magister [!] Artium. Johannes Gutenberg-Universität Mainz 1989. Maschinenschriftlich. Band 1: Text, Band 2: Tafeln. Stadtarchiv Mainz: 1991/25 Nr. 11, S. 68
- ↑ Heinz Schomann: Eisenbahn in Hessen. Eisenbahnbauten und -strecken 1839–1939. In: Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Hessen. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Drei Bände im Schuber. Band 2.1. Theiss Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1917-6, S. 19 ff. (Strecke 001). S. 42
- ↑ Vgl. Verkehrsinvestitionsbericht für das Berichtsjahr 2010, S. 164. (PDF; 42,0 MiB) BMVBS, 20. Februar 2012, abgerufen am 1. April 2012.
- ↑ Vgl. Ausschreibung der Bahn "Neubau Igelsteinkurve". Deutsche Bahn AG, 14. April 2010, abgerufen am 27. April 2011.
- ↑ Wolfgang Wenzel: Vgl. Wasserwerte in Ordnung. In: Allgemeine Zeitung Mainz. Genios Deutsche Wirtschaftsdatenbank GmbH, kostenpflichtiges Pressearchiv, 28. April 2011, abgerufen am 22. Februar 2021.
- ↑ Wolfgang Wenzel: Vgl. Ein Lärmkorridor ohne Schutz. In: Allgemeine Zeitung Mainz. Genios Deutsche Wirtschaftsdatenbank GmbH, kostenpflichtiges Pressearchiv, 5. August 2011, abgerufen am 22. Februar 2021.