Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau
Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. (kurz VDMA) ist ein 1892 als Verein Deutscher Maschinenbau-Anstalten gegründeter Branchenverband der deutschen und europäischen Maschinen- und Anlagenbauer. Der VDMA ist Interessenvertreter und Stimme der Maschinenbau-Industrie mit mehr als 3600 Mitgliedsunternehmen.
Verbandsarbeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Maschinen- und Anlagenbau steht für ein europäisches Umsatzvolumen von 748 Milliarden Euro (2021). Im gesamten Verarbeitenden Gewerbe trägt er mit einer Wertschöpfung von rund 240 Milliarden Euro (2021) den höchsten Anteil zum europäischen Bruttoinlandsprodukt bei. In Deutschland beträgt der Umsatz im Maschinen- und Anlagenbau 221,3 Milliarden Euro (2021).[1] Der Wert der Maschinenproduktion in Deutschland beträgt etwa 216 Milliarden Euro (2021); dabei ist der Maschinen- und Anlagenbau in Deutschland stark exportorientiert (Exportquote 82 Prozent; 2021).[1]
Der VDMA ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Frankfurt am Main, unter dessen Dach sechs Landesverbände, sieben Auslandsrepräsentanzen sowie 36 Fachverbände organisiert sind.
An der Spitze des Verbands steht ein aus drei gewählten Unternehmensvertretern bestehendes Präsidium. Der Präsident wird einmalig für vier Jahre gewählt.[2]
- VDMA-Präsidium (2020–2024)
- Karl Haeusgen, Präsident, HAWE Hydraulik, Aschheim/München
- Henrik Schunk, VDMA-Vizepräsident, SCHUNK GmbH & Co. KG, Lauffen
- Bertram Kawlath, VDMA-Vizepräsident, Schubert & Salzer Firmengruppe, Ingolstadt
- VDMA-Hauptgeschäftsführung
- Thilo Brodtmann, VDMA-Hauptgeschäftsführer
- Hartmut Rauen, Stv. VDMA-Hauptgeschäftsführer
- Ralph Wiechers, Mitglied der VDMA-Hauptgeschäftsführung
Themen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der VDMA bearbeitet elf Themenfelder[3], acht davon sind als zentrale Themenfelder zu betrachten: Märkte und Konjunktur, Forschung und Produktion – dabei u. a. die Organisation von Projekten im Rahmen der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF), Energie und Umwelt, Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik, Beruf und Bildung – darunter die Erarbeitung von Positionen des Maschinen- und Anlagenbaus zur Bildungspolitik und zur Fachkräftesicherung, Unternehmen und Management z. B. durch Koordination des DIN-Normenausschusses Maschinenbau (NAM) zur Erstellung von Einheitsblättern zu Standardisierungsverfahren des Maschinenbaus.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Verein deutscher Maschinenbau-Anstalten (VDMA) wurde 1892 in Köln mit dem Ziel gegründet, die wirtschaftlichen Interessen aller deutschen Maschinenbauer zu wahren. Er ging aus dem zwei Jahre zuvor gegründeten regionalen Verein Rheinisch-Westfälischer Maschinenbauanstalten hervor, der sich für bessere Liefer- und Preisbedingungen speziell der Bergwerks- und Hüttenmaschinen eingesetzt hatte. Der erste Geschäftssitz des Vereins war in Düsseldorf. In den Folgejahren traten dem VDMA zahlreiche industrielle Fachverbände bei, darunter 1916 auch der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW). 1918 verlagerte der VDMA seinen Sitz von Düsseldorf nach Berlin.[4]
Ein Jahr nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten erließ das NS-Regime 1934 das „Gesetz zur Vorbereitung des organischen Aufbaus der deutschen Wirtschaft“ (Aufbaugesetz). Damit band sie alle Wirtschaftsverbände in ihr zentrales Lenkungssystem ein und unterstellte sie dem Reichswirtschaftsminister. Der VDMA ging in die neu gegründete „Wirtschaftsgruppe Maschinenbau“ ein, in der auch alle bislang nicht verbandsgebundenen Unternehmen Mitglied sein mussten. Geführt wurde diese Gruppe von Karl Lange, dem Geschäftsführer des VDMA.
Nach Kriegsende gründete sich 1945 zunächst die Wirtschaftsvereinigung Maschinenbau (WVMA). Im Jahr darauf wurden der Verein Bayerischer Maschinenbau-Anstalten (VBMA), die Wirtschaftsvereinigung der Maschinenbau-Anstalten in Groß-Hessen (WVMH) und der Wirtschaftsverband Maschinenbau in Berlin gegründet. Mit der Arbeitsgemeinschaft der Verbände der Deutschen Maschinenbau-Anstalten (AVDMA) wurde 1947 die erste überregionale Vereinigung ins Leben gerufen. 1949 fand dann die Wiedergründung des Vereins Deutscher Maschinenbau-Anstalten (VDMA) in Königstein im Taunus statt.[5][6]
Schon kurz darauf eröffnete der VDMA 1950 ein Verbindungsbüro in der Bundeshauptstadt Bonn. Im Jahr darauf folgte die Gründung der Gesellschaft zur Förderung des Maschinen- und Anlagenbaus mbH (GzF) (heute VDMA Services GmbH) sowie des Maschinenbau-Verlags GmbH (später VDMA-Verlag). 1954 beteiligte sich der VDMA an der Gründung der Europe Liaison Group of the European Mechanical, Electrical, Electronic and Metalworking Industries (Orgalime) in Brüssel.
1966 zog die VDMA-Zentrale in den Frankfurter Stadtteil Niederrad. In den folgenden Jahren gründete der Verband eine Reihe von Unterorganisationen: 1968 das Forschungskuratorium Maschinenbau e. V. (FKM), 1972 der Dokumentation Maschinenbau e. V. (DOMA) und das Deutsche Maschinenbau-Institut (DMI) heute Maschinenbau-Institut GmbH (MBI), 1979 das Fachinformationszentrums Technik.
Seit 1969 ist der Verband fachlicher und ideeller Träger der Fachmesse bauma.[7]
Dem erweiterten Spektrum der Mitgliedsunternehmen gemäß benannte sich der VDMA 1980 um: Aus dem Verein Deutscher Maschinenbau-Anstalten wurde der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau. Die Abkürzung VDMA blieb erhalten.
Um Kontakte zur Politik und zu Behörden zu pflegen, gründete der VDMA 1972 ein Verbindungsbüro in Brüssel, 1984 ein weiteres in Tokio. 1992 wurde die Impuls-Stiftung des VDMA gegründet, 1998 folgte die Gründung der VDMA Gesellschaft für Forschung und Innovation mbH (VFI). Ebenfalls 1998 wurde das neue VDMA-Hauptstadtbüro in Berlin eingeweiht.
Präsidenten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verein Deutscher Maschinenbau-Anstalten
- 1892–1893 Hugo Jacobi, Gutehoffnungshütte (GHH), Sterkrade
- 1893–1910 Heinrich Lueg, Haniel & Lueg, Düsseldorf
- 1910–1915 Ernst Klein, Maschinenbau AG, vorm. Gebr. Klein, Dahlbruch
- 1915–1920 Kurt Sorge, Krupp Gruson, Magdeburg
- 1920–1923 Ernst Borsig, A. Borsig, Berlin
- 1923–1934 Wolfgang Reuter, Demag, Duisburg
Wirtschaftsgruppe Maschinenbau
- 1934–1945 Otto Sack, Rud. Sack, Leipzig
Wirtschaftsverband Maschinenbau Düsseldorf
- 1946–1949 Gerhard Wolff, Alexanderwerk, Remscheid
Wirtschaftsvereinigung Maschinenbau in Hessen
- 1946–1949 Alfred Mößner, Diskus-Werke, Frankfurt am Main
Vereinigung der Maschinenbau-Anstalten von Württemberg-Baden
- 1946–1949 Emil Möhrlin, E. Möhrlin, Stuttgart
Verein Bayerischer Maschinenbau-Anstalten e. V.
- 1946–1949 Everhard Bungartz, Bungartz & Co., München
Verein Deutscher Maschinenbau-Anstalten e. V.
- 1949–1959 Gustav Möllenberg, Westfalia Dinnendahl Gröppel, Bochum
- 1959–1962 Max Knorr, Fortuna-Werke, Stuttgart
- 1962–1965 Bernhard Weiss, Siemag, Siegen
- 1965–1968 Walter Reiners, Schlafhorst, Mönchengladbach
- 1968–1971 Heinz zur Nieden, Ankerwerke, Bielefeld
- 1971–1974 Hugo Rupf, Voith, Heidenheim
- 1975–1977 Kurt Werner, Goebel, Darmstadt
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V.
- 1978–1981 Bernhard Kapp, Kapp, Coburg
- 1981–1983 Tyll Necker, Hako, Bad Oldesloe
- 1984–1986 Otto H. Schiele, KSB, Frankenthal
- 1987–1989 Frank Paetzold, Schlafhorst, Mönchengladbach
- 1990–1992 Berthold Leibinger, Trumpf, Ditzingen
- 1993–1995 Jan Kleinewefers, Kleinewefers, Krefeld
- 1995–1998 Michael Rogowski, Voith, Heidenheim
- 1998–2001 Eberhard Reuther, Körber, Hamburg
- 2001–2004 Diether Klingelnberg, Klingelnberg, Hückeswagen
- 2004–2007 Dieter Brucklacher, Leitz, Oberkochen
- 2007–2010 Manfred Wittenstein, Wittenstein AG, Igersheim
- 2010–2013 Thomas Lindner, Groz-Beckert KG, Albstadt
- 2013–2016 Reinhold Festge, Haver & Boecker OHG, Oelde
- 2016–2020 Carl Martin Welcker, Alfred H. Schütte GmbH & Co. KG, Köln
- seit 2020 Karl Haeusgen, HAWE Hydraulik, Aschheim/München
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website
- Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau – Lobbycontrol über den Verband
- Frühe Dokumente und Zeitungsartikel zum Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau in den Historischen Pressearchiven der ZBW
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Maschinenbau in Zahl und Bild 2022. (PDF) VDMA, April 2022, abgerufen am 26. Juli 2022.
- ↑ Hans-Jürgen Zechlin: Verbandsmanagement im Strukturwandel – Analysen, Kommentare, Erfahrungen. Fossil-Verlag, Köln 2000
- ↑ Unsere Themen im Überblick. VDMA, abgerufen am 17. Februar 2023.
- ↑ Hans Pohl, Johannes Markner: VDMA – 100 Jahre im Dienste des Maschinenbaus. Maschinenbau-Verlag GmbH, Frankfurt am Main, 1992
- ↑ Ulrich W. Schamani, Udo Schnell: 125 Jahre VDMA – Plattform für den Erfolg. Hrsg.: MaschinenMarkt. Juni 2017.
- ↑ Wolfgang Schroeder, Bernhard Weßels (Hrsg.): Handbuch Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände in Deutschland. 2. vollständig überarbeitete Auflage. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2017, S. 242.
- ↑ Ulf Böge: Jahrbuch Baumaschinen 2020. Podszun-Verlag, 2019, ISBN 978-3-86133-934-2, Seite 31 ff.