„Bohrturm“ – Versionsunterschied
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Wesentliche Komponenten eines Bohrturmes sind neben dem Gerüst der Unterbau, die Arbeitsbühne, die Fingerbühne, der Kloben (Kranhaken) und das [[Hebewerk (Bohranlage)|Hebewerk]]. Nicht unmittelbar zum Turm gehört funktional weiteres Zubehör wie etwa der ''[[Blowout-Preventer]]'' (BOP), die Schließanlage, die [[Spülpumpe]]n, das Spülungssystem oder Geräte zur Energieversorgung (dieselelektrisch, dieselmechanisch oder elektrisch). |
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Beim Drehtischantrieb erfolgt die Kraftübertragung über eine sogenannte (vier-, sechs- oder achteckige) Mitnehmerstange (englisch: ''Kelly''), die immer als oberstes Bestandteil auf das Gestänge gesetzt wird. Auf der Arbeitsbühne befindet sich der Drehtisch, der mittig eine zur Kellystange passende Aussparung hat. Durch diesen Formschluss wird das Drehmoment vom Drehtisch auf die Kellystange und somit auf das Gestänge übertragen, während das Gestänge beim Bohrfortschritt durch den Drehtisch nach unten sinken kann. Der modernere Kraftdrehkopfantrieb überträgt am Kopf des Bohrgestänges die Kraft direkt auf die oberste Bohrstange. |
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Zumeist werden Bohranlagen und somit deren Größe anhand der von ihnen ausführbaren Hakenlasten (Zuglasten) klassifiziert. Leichte Bohrtürme sind für Hakenlasten bis etwa 100 Tonnen ausgelegt, mittlere Bohrtürme sind in der Lage, etwa 200 Tonnen zu ziehen, schwere Anlagen können bis zu 700 Tonnen Hakenlast besitzen. |
Zumeist werden Bohranlagen und somit deren Größe anhand der von ihnen ausführbaren Hakenlasten (Zuglasten) klassifiziert. Leichte Bohrtürme sind für Hakenlasten bis etwa 100 Tonnen ausgelegt, mittlere Bohrtürme sind in der Lage, etwa 200 Tonnen zu ziehen, schwere Anlagen können bis zu 700 Tonnen Hakenlast besitzen. Dieser Wert bestimmt, wie schwer das Bohrgestänge sein darf, das durch den Bohrturm gehalten und auch gezogen werden kann und damit mittelbar für die Tiefe, die erreicht werden kann. |
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Kleine und mittlere Bohrtürme sind im Regelfall leicht demontierbar ausgeführt, zumeist in Form eines Teleskopmastes, der auf einem Fahrzeug montiert ist und so am Bohrplatz [[Hydraulik|hydraulisch]] aufgeschwenkt und auf die volle Höhe ausgefahren wird. Die Gesamthöhe ist dabei jedoch durch zulässige Fahrzeuglängen auf etwa 30 m beschränkt. Schwere Bohrtürme werden meist in transportierbare Einheiten zerlegt und mit Schwertransportern zur nächsten Bohrstelle gefahren. |
Kleine und mittlere Bohrtürme sind im Regelfall leicht demontierbar ausgeführt, zumeist in Form eines Teleskopmastes, der auf einem Fahrzeug montiert ist und so am Bohrplatz [[Hydraulik|hydraulisch]] aufgeschwenkt und auf die volle Höhe ausgefahren wird. Die Gesamthöhe ist dabei jedoch durch zulässige Fahrzeuglängen auf etwa 30 m beschränkt. Schwere Bohrtürme werden meist in transportierbare Einheiten zerlegt und mit Schwertransportern zur nächsten Bohrstelle gefahren. |
Version vom 9. März 2024, 19:06 Uhr
Ein Bohrturm ist ein freistehender Turm samt zugehöriger Ausrüstung, der dazu dient, um Bohrungen auf Erdöl, Erdgas, Sole oder Wasser (thermal) niederzubringen (bergmännisch: abzuteufen) bzw. unterirdische Hohlräume (unter Einsatz der Richtbohrtechnik) aufzufahren. In manchen Fällen wird ein Bohrturm auch verwendet, um eine bestehende Bohrung aufzuwältigen oder eine nicht mehr wirtschaftlich nutzbare Bohrung zu verfüllen. Daneben erfolgt auch der Einsatz für Bohrungen, welche rein wissenschaftlichen Zwecken dienen, wie das Kontinentale Tiefbohrprogramm der Bundesrepublik Deutschland.
Bestandteile und Funktion
Wesentliche Komponenten eines Bohrturmes sind neben dem Gerüst der Unterbau, die Arbeitsbühne, die Fingerbühne, der Kloben (Kranhaken) und das Hebewerk. Nicht unmittelbar zum Turm gehört funktional weiteres Zubehör wie etwa der Blowout-Preventer (BOP), die Schließanlage, die Spülpumpen, das Spülungssystem oder Geräte zur Energieversorgung (dieselelektrisch, dieselmechanisch oder elektrisch).
Unterscheidung nach Antriebsart
Je nach Art der Kraft- beziehungsweise Drehmomentübertragung auf das Bohrgestänge und den Bohrmeißel unterscheidet man zwischen Drehtischantrieb oder Kraftdrehkopf (englisch: Top Drive). Beim Drehtischantrieb erfolgt die Kraftübertragung über eine sogenannte (vier-, sechs- oder achteckige) Mitnehmerstange (englisch: Kelly), die immer als oberstes Bestandteil auf das Gestänge gesetzt wird. Auf der Arbeitsbühne befindet sich der Drehtisch, der mittig eine zur Kellystange passende Aussparung hat. Durch diesen Formschluss wird das Drehmoment vom Drehtisch auf die Kellystange und somit auf das Gestänge übertragen, während das Gestänge beim Bohrfortschritt durch den Drehtisch nach unten sinken kann. Der modernere Kraftdrehkopfantrieb überträgt am Kopf des Bohrgestänges die Kraft direkt auf die oberste Bohrstange.
Hakenlast
Zumeist werden Bohranlagen und somit deren Größe anhand der von ihnen ausführbaren Hakenlasten (Zuglasten) klassifiziert. Leichte Bohrtürme sind für Hakenlasten bis etwa 100 Tonnen ausgelegt, mittlere Bohrtürme sind in der Lage, etwa 200 Tonnen zu ziehen, schwere Anlagen können bis zu 700 Tonnen Hakenlast besitzen. Dieser Wert bestimmt, wie schwer das Bohrgestänge sein darf, das durch den Bohrturm gehalten und auch gezogen werden kann und damit mittelbar für die Tiefe, die erreicht werden kann.
Kleine und mittlere Bohrtürme sind im Regelfall leicht demontierbar ausgeführt, zumeist in Form eines Teleskopmastes, der auf einem Fahrzeug montiert ist und so am Bohrplatz hydraulisch aufgeschwenkt und auf die volle Höhe ausgefahren wird. Die Gesamthöhe ist dabei jedoch durch zulässige Fahrzeuglängen auf etwa 30 m beschränkt. Schwere Bohrtürme werden meist in transportierbare Einheiten zerlegt und mit Schwertransportern zur nächsten Bohrstelle gefahren.
Nach Abschluss der Bohr- beziehungsweise der darauf hinfolgenden Komplettierungsarbeiten (Einbau des Förderstranges) ist, unabhängig davon, ob nach Bodenschätzen wie Erdöl, Erdgas oder Geothermie gesucht wurde oder eine Erkundungsbohrung (Explorationsbohrung) abgeteuft wurde, der Bohrturm nicht mehr nötig. An Stelle des Bohrturms bzw. der zum Turm gehörigen Abschlusseinrichtungen (Blowout-Preventer) wird bei Öl-, Gas- oder Wasserfunden im Regelfall eine Verflanschung und ein Eruptionskreuz und bei druckschwachen Ölbohrungen eine Ölpumpe (z. B.: Pferdekopfpumpe) aufgebaut. Auf Bohrinseln wird im Regelfall der Bohrturm nach Abschluss der Bohrarbeiten stehengelassen, um weitere Arbeiten durchführen zu können.
Geschichte
1813 wurde im Wald zwischen Pechelbronn und Kutzenhausen der erste Bohrturm der Welt errichtet, auf zwei Holzpfosten (Nachbau heute Ausflugsziel), etwa 100 Jahre vor der industriellen Ölförderung in den USA, errichtet. Ab 1917 wurde hier auch mittels Stollen unter Tage nach Erdöl-Linsen gegraben.
Historische Bohrtürme zur Soleförderung
In einigen Kurorten existieren historische Bohrtürme für die Förderung der Sole. Sie stehen meistens unter Denkmalschutz, werden aber gelegentlich zur Aufweitung der Bohrung eingesetzt.
Ort | Höhe des Bohrturms | Baujahr des Bohrturms | Koordinaten | Bemerkungen |
---|---|---|---|---|
Bad Salzungen | 17,70 m | 1869 | 50.81556 N 10.23434789 O | |
Bad Rappenau | 18,70 m | 1905 | 49.236585 N 9.11800304 O | |
Bad Dürrheim | 40 m | 48.013516 N 8.542377 O | Doppelanlage | |
Bad Dürrheim | 40 m | 48.015702 N 8.529143 O | Doppelanlage, heute Jugendhaus | |
Luitpoldsprudel, Bad Bocklet | 50.242472 N 10.081040 O | |||
Bad Zurzach | 47.594338 N 8.291762 O | 4 Bohrtürme | ||
Einbeck | 51.771613 N 9.918669 O |
(Tabelle bitte erweitern und ergänzen)