Perná

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Perná
Wappen von Perná
Perná (Tschechien)
Perná (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Břeclav
Fläche: 933[1] ha
Geographische Lage: 48° 51′ N, 16° 37′ OKoordinaten: 48° 51′ 8″ N, 16° 37′ 28″ O
Höhe: 228 m n.m.
Einwohner: 805 (1. Jan. 2023)[2]
Postleitzahl: 691 86
Kfz-Kennzeichen: B
Verkehr
Straße: Dolní DunajoviceKlentnice
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 1
Verwaltung
Bürgermeister: Karel Studénka (Stand: 2018)
Adresse: Perná 294
691 86 Perná
Gemeindenummer: 584789
Website: www.obec-perna.cz

Perná (deutsch Bergen) ist eine Gemeinde in der Region Südmähren in Tschechien. Sie liegt 22 Kilometer nordwestlich von Břeclav und gehört zum Okres Břeclav (Bezirk Lundenburg). Der Ort war als ein Straßendorf angelegt.

Perná

Perná liegt im Westen der Pollauer Berge am Fuße des Kotel (Kesselberg, 483 m). Nordöstlich erhebt sich der Děvín (Maidenberg, 549 m) und im Südosten die Stolová hora (Tafelberg, 458 m). Östlich liegen die Reste der Burg Sirotčí Hrádek (Waisenstein). Im Norden befinden sich die Thayastauseen von Nové Mlýny (Neumühl).

Nachbarorte sind Horní Věstonice (Oberwisternitz) im Norden, Pavlov (Pollau) im Nordosten, Klentnice (Klentnitz) im Osten, Bavory (Pardorf) im Süden, Březí (Bratelsbrunn) im Südwesten sowie Dolní Dunajovice (Untertannowitz) im Westen.

Im 11. bis 13. Jahrhundert kam es zu einer großen Siedlungsbewegung von West nach Ost. Mähren wurde von 1031 bis 1305 von der Dynastie der Přemysliden regiert. Um größere Gebiete landwirtschaftlich zu nutzen und damit höhere Erträge zu erzielen, bewarben sie die Kolonisten zum Beispiel mit zehn Jahre Steuerfreiheit (deutsches Siedlerrecht). Bis zum Jahre 1150 wurde das Gebiet um Mikulov (Nikolsburg) und Znojmo (Znaim) von deutschen Einwanderern aus Niederösterreich besiedelt. Die Anlage des Dorfes sowie die ui-Mundart, die bis 1945 gesprochen wurde, bekunden, dass sie ursprünglich aus den bairischen Gebieten der Bistümer Regensburg und Passau stammten. Sie brachten neue landwirtschaftliche Geräte mit und führten die ertragreiche Dreifelderwirtschaft ein.[3][4][5][6][7]

Die erstmalige urkundliche Erwähnung war im Jahre 1323 als liechtensteinischer Besitz. Im Urbar von 1414 wird Bergen (Perná) als „recht großes Dorf mit deutschen Bewohnern“ genannt.[8] Von Nikolsburg übersiedelten im Jahr 1530 radikal-reformatorische Täufer in den Ort und errichteten hier 1557 einen Bruderhof. Der Ort galt danach als lutherisch. Mit Beginn der Rekatholisierungsmaßnahmen 1591 wurde die Täufergemeinde schließlich gezwungen, ihren Bruderhof aufzugeben. Während des Dreißigjährigen Krieges, wurden sie 1622 schließlich völlig ausgewiesen. Die noch am Ort siedelnden Täufer zogen daraufhin nach Siebenbürgen weiter.[9][10]

Nach dem Krieg errichtete Bergen gemeinsam mit Muschau im Jahre 1652 am Abhang des Kesselberges eine Kapelle. Diese Kapelle wurde jedoch im Jahre 1786 unter Kaiser Joseph II. aufgelassen. Die Statue des hl. Antonius wurde daraufhin in eine neue Kapelle verlegt. Nach der Aufhebung der Patrimonialherrschaften, im Jahre 1848, bildete Bergen eine Gemeinde im Bezirk Nikolsburg.

Täuferischer Bruderhof, 1935

Matriken werden seit 1627 geführt.[11] Grundbücher wurden seit 1788 geführt. Ein digitales Ortsfamilienbuch von Bergen wurde 2022 erstmals publiziert.[12]

Im Jahre 1890 wurde eine Freiwillige Feuerwehr im Ort gegründet. Der Oberort erhielt um die Jahrhundertwende eine Wasserversorgung.

Der größte Teil der Bevölkerung lebte von der Landwirtschaft, wobei besonders der seit Jahrhunderten gepflegte Weinbau eine wichtige Rolle spielte. Neben einem florierenden Kleinhandwerk gab es noch einen Steinbruch, ein Sägewerk, eine mechanische Stickerei und eine mechanische Weberei.

Durch die Niederlage im Ersten Weltkrieg zerfiel der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn. Durch den Vertrag von Saint-Germain[13] wurde Bergen, dessen Einwohner im Jahre 1910 zu 99 % Deutschmährer waren, zum Bestandteil der neuen Tschechoslowakei. In der Zwischenkriegszeit kam es durch die Neubesetzung von Beamtenposten und durch Siedler zu einem vermehrten Zuzug von Personen mit tschechischer Nationalität. Im Jahre 1923 wurde das St. Antonius-Jugendheim samt einen Kindergarten eröffnet. Die Leitung des Heimes lag in den Händen von 10 Schwestern der Kongregation „Töchter der göttlichen Liebe“. Die Elektrifizierung des Ortes erfolgte im Jahre 1926 und 1931 wurde auch das Wasserleitungssystem erweitert. Nach dem Münchner Abkommen[14] rückten deutsche Truppen im Oktober 1938 im Rahmen der Besetzung des Sudetenlandes im Ort ein. Danach gehörte der Ort bis 1945 dem Reichsgau Niederdonau an.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der 74 Gefallene beziehungsweise Vermisste unter den Einwohnern von Bergen forderte, kam die Gemeinde wieder zur Tschechoslowakei zurück. Viele Deutschsüdmährer flohen vor den einsetzenden Schikanen und Quälereien durch militante Tschechen und nationale Milizen über die nahe Grenze nach Österreich.[15] Andere wurden über die Grenze getrieben.[16] Unter der deutschen Bevölkerung kam es dabei zu 18 Ziviltoten.[17] Zwischen März und September 1946 erfolgte die Zwangsaussiedlung von 413 Bergenern nach Westdeutschland.[18][19] Bereits am 25. Oktober 1945 war das Vermögen der deutschen Einwohner aufgrund des Beneš-Dekretes 108 konfisziert[20] und unter staatliche Verwaltung gestellt worden. Auch das öffentliche und kirchliche deutsche Eigentum wurde konfisziert. Drei deutsche Bewohner konnten im Ort verbleiben.

Der Großteil der in Österreich befindlichen Bergener wurde entsprechend den im Potsdamer Kommuniqués genannten „Transfer“-Zielen nach Deutschland abgeschoben.[21][22]

Nach der Auflösung des Okres Mikulov wurde Perná 1961 dem Okres Břeclav zugeordnet.

Wappen und Siegel

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Die Ortschaft führte ab dem Jahre 1583 ein Siegel. Auf dem Siegel waren ein Renaissanceschild mit einem Turm mit offenem Tor abgebildet.[23]

Einwohnerentwicklung

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Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1793 830
1836 945
1869 884
1880 893 881 12 0
1890 914 914 0 0
1900 1.022 986 31 5
1910 1.038 1.025 13 0
1921 946 905 21 21
1930 1.031 980 25 27
1939 1.036
1945 1.140
Quelle: 1793, 1836, 1850 aus: Frodl, Blaschka: Südmähren von A–Z. 2006
Sonstige: Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv. 9. 1984

Sehenswürdigkeiten

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  • Pfarrkirche St. Nikolaus, wurde im Jahre 1426 zerstört und danach im Jahre 1510 wieder aufgebaut. Auf der Außenmauer ist die Jahreszahl 1285 eingraviert, woraus sich schließen lässt, dass die Grundmauern der Kirche wesentlich älter sind.
  • Pfarrhaus (1774)
  • Friedhofskapelle (1761)
  • Rathaus (1896)
  • Kriegerdenkmal (1925)
  • Burg Sirotčí Hrádek
  • Kaiser Franz Josef Denkmal
  • Ruine der Antoniuskapelle

Söhne und Töchter der Gemeinde

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  • Gregor Wolny: Die Wiedertäufer in Mähren. Wien 1850
  • Johann Zabel: Kirchlicher Handweiser für Südmähren, 1941, Generalvikariat Nikolsburg, Bergen S. 28
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3: Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 229, 409, 411, 412, 421, 573 (Bergen).
  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren. Maurer, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0, Bergen S. 2
  • Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden. Knee, Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X, Bergen S. 33f
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens Band III. 2001, Südmährischer Landschaftsrat Geislingen/Steige, S. 229
  • Gerald Frodl, Walfried Blaschka: Der Kreis Nikolsburg von A–Z. 2006, Bergen S. 45
  • Rudolf Wolkan: Geschicht-Buch der Hutterischen Brüder, in Zusammenarbeit mit den Hutterischen Brüdern in Amerika und Canada, Standoff Colony bei Macleod (Alberta), Wien 1923.
  • Wilhelm Szegeda: Heimatkundliches Lesebuch des Schulbezirks Nikolsburg, 1935, approbierter Lehrbehelf, Lehrerverein Pohrlitz Verlag, Bergen S. 86
  • Hans Axmann: Heimatbuch Bergen. 1979
  • Karl Absolon: Heimatbuch Bergen, Bezirk Nikolsburg. 1979
  • Leopold Kleindienst: Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens. Beiträge zur Volkskunde Südmährens. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 1989, ISBN 3-927498-09-2.
  • Detlef Brandes: Der Weg zur Vertreibung 1938–1945. Pläne und Entscheidungen zum „Transfer“ der Deutschen aus Polen und der Tschechoslowakei. München 2001, ISBN 3-486-56520-6
  • Wenzel Max: Thayaland, Volkslieder und Tänze aus Südmähren. 1984, Geislingen/Steige
Commons: Perná – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. http://www.uir.cz/obec/584789/Perna
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  3. http://www.planet-wissen.de/kultur/mitteleuropa/geschichte_tschechiens/pwiedeutscheintschechien100.html
  4. Joachim Rogall: Deutsche und Tschechen: Geschichte, Kultur, Politik Verlag C.H.Beck, 2003. ISBN 3 406 45954 4. Geleitwort von Václav Havel. Kapitel: Die Přemysliden und die deutsche Kolonisierung S33 f.
  5. Leopold Kleindienst: Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S. 9
  6. Universität Giessen (Hrsg.): Sudetendeutsches Wörterbuch Bd. 1, 1988, Oldenbourg Verlag, ISBN 978-3-486-54822-8
  7. Hans Zuckriegl: Wörterbuch der südmährischen Mundarten. Ihre Verwendung in Sprache, Lied und Schrift. 25,000 Dialektwörter, 620 S. Eigenverlag. 1999.
  8. Liechtenstein-Archiv 1395, 1332, 1398, 1515.
  9. Längin:Die Hutterer, 1986, S. 237
  10. Paul Dedic: Pergen (Jihomoravský kraj, Czech Republic). In: Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online
  11. Onlinesuche über das Landesarchiv Brünn. Acta Publica Registrierungspflichtige Online-Recherche in den historischen Matriken des Mährischen Landesarchivs Brünn (cz, dt). Abgerufen am 20. März 2011.
  12. Thomas Mangos: Ortsfamilienbuch Bergen genealogie.net. Abgerufen am 28. September 2022
  13. Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen; 1919–1989 , Amalthea Verlag, Wien, München, 1989, ISBN 3-85002-279-X
  14. O. Kimminich: Die Beurteilung des Münchner Abkommens im Prager Vertrag und in der dazu veröffentlichten völkerrechtswissenschaftlichen Literatur, München 1988
  15. Adalbert Karl Gauss: Umsiedler, Flüchtlinge, Heimatvertriebene und Neubürger in Österreich. 1979. Salzburg: Österr. Flüchtlingsarchiv
  16. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band III. Maurer, Geislingen/Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, Bergen 229, 409, 411, 412, 573
  17. Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Nikolsburg von A-Z, Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige, 2006, S. 216
  18. Archiv Mikulov, Odsun Němců – transport odeslaný dne 20. kvĕtna, 1946.
  19. Ludislava Šuláková, übersetzt von Wilhelm Jun: Die Problematik des Abschubs der Deutschen in den Akten des Städtischen Volksausschusses (MNV) und des Bezirks-Volksausschusses (ONV) Nikolsburg: Südmährisches Jahrbuch 2001 S. 45f, ISSN 0562-5262
  20. Ignaz Seidl-Hohenveldern: Internationales Konfiskations- und Enteignungsrecht. Reihe: Beiträge zum ausländischen und internationalen Privatrecht. Band 23. Berlin und Tübingen, 1952.
  21. Cornelia Znoy: Die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Österreich 1945/46, Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie, Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien, 1995
  22. Emilia Hrabovec: Vertreibung und Abschub. Deutsche in Mähren 1945–1947, Frankfurt am Main/ Bern/ New York/ Wien (= Wiener Osteuropastudien. Schriftenreihe des österreichischen Ost- und Südosteuropa Instituts), 1995 und 1996
  23. Codex diplomaticus et epistolaris regni Bohemiae IV/78, Codex diplomaticus et episotlaris Moraviae VI/438, Statní oblastní archiv, Brno G140/1023, G125/2208