Nettoeinkommen

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Das Nettoeinkommen (englisch net income) eines Privathaushalts ist dasjenige Einkommen, das nach Abzug bestimmter Ausgaben vom Bruttoeinkommen übrig bleibt.

Die bestimmten Ausgaben sind Abgaben, Steuern und Beiträge für Pflichtversicherungen und werden vom Bruttoeinkommen abgezogen. Das Nettoeinkommen ist deshalb stets niedriger als das Bruttoeinkommen.

Der Begriff des Nettoeinkommens ist einer der vielen Ausprägungen des Oberbegriffs Einkommen. Dies ist in den Wirtschaftswissenschaften ein häufig verwendetes Aggregat, das in der Volkswirtschaftslehre als Nationaleinkommen (ebenfalls unterteilt in Brutto- und Nettonationaleinkommen), Volkseinkommen und Faktoreinkommen der Produktionsfaktoren vorkommt. Letzteres ist das Faktoreinkommen des Faktors Arbeit (Arbeitseinkommen), Boden (Bodenertrag) und Kapital (Zinsertrag).

Steuerrechtlich wird Einkommen aus den sieben Einkunftsarten erzielt[1], was auch für das Nettoeinkommen maßgeblich ist:

Einkunftsart Kurzbezeichnung Rechtsgrundlage
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit Arbeitseinkommen § 19 EStG
Einkünfte aus Kapitalvermögen Kapitalertrag § 20 EStG
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung Immobiliarmiete § 21 EStG
Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft Bodenertrag § 13, § 13a,

§ 14, § 14a EStG

Einkünfte aus Gewerbebetrieb Gewinn § 15, § 16,
§ 17 EStG
Einkünfte aus selbständiger Arbeit Unternehmerlohn § 18 EStG
Sonstige Einkünfte Altersrente, Veräußerungsgewinn § 22, § 23 EStG

Aus diesen Einkunftsarten fließen zunächst Bruttoeinkommen zu, von denen artspezifische Abzüge vorgenommen werden müssen, um zum Nettoeinkommen zu gelangen.

Nettoeinkommen der Arbeitnehmer

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Das Nettoeinkommen der Arbeitnehmer errechnet sich wie folgt:[2]

     Bruttoeinkommen
     - direkte Steuern (Einkommensteuer, Kirchensteuer)
     - Sozialversicherungsbeitrag: 
       Arbeitslosenversicherung, gesetzliche Krankenversicherung, gesetzliche Pflegeversicherung, gesetzliche Rentenversicherung
     + Transfereinkommen
     - Transferzahlungen
     = Nettoeinkommen 

Zum Nettoeinkommen gehören auch die Transfereinkommen (netto) vom Staat (etwa Arbeitslosengeld, Kindergeld), während die freiwilligen Transferzahlungen des Privathaushalts (Geschenke, Spenden) abgezogen werden.

Die zum Nettoeinkommen führenden Ausgaben müssen im Rahmen der Finanzanalyse dahingehend untersucht werden, ob sie zwangsweise durch Gesetze erforderlich sind (fixe Ausgaben wie Steuern oder Zwangsbeiträge für Sozialversicherungen) oder ob sie freiwillig erfolgen (wie Versicherungsprämien für die Lebensversicherung). Nur auf letztere kann ein Privathaushalt verzichten und dadurch sein Nettoeinkommen steigern.

Nettoeinkommen der Selbständigen

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Das Nettoeinkommen der Selbständigen ist der Betrag, der nach Abzug der Betriebskosten, Abgaben und Steuern verbleibt.[3]

Nettoeinkommen der Unternehmen

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Bei Unternehmen heißt das Bruttoeinkommen Gewinn vor Steuern und das Nettoeinkommen Jahresüberschuss (oder Gewinn nach Steuern).

Verwendung des Nettoeinkommens

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Das Nettoeinkommen ist die Ausgangsgröße für Konsum und Sparen :

.

Das nicht für den Konsum verbrauchte Nettoeinkommen (Konsumverweigerung, Konsumverzicht) wird gespart, so dass Sparen häufig eine Residualgröße darstellt.[4]

Als Bestandteil einer volkswirtschaftlichen oder betriebswirtschaftlichen Kennzahl dient das Nettoeinkommen etwa beim Gini-Koeffizienten bzw. der Einzelhandelszentralität, Mietbelastungsquote oder dem Schuldendienstdeckungsgrad. Das Pro-Kopf-Einkommen beruht dagegen auf dem Bruttoeinkommen.

In der Kreditwürdigkeitsprüfung und beim Kreditscoring spielt das Nettoeinkommen eine wichtige Rolle, weil es die Grundlage für den Schuldendienst darstellt. Der aus Kredittilgungen und Kreditzinsen bestehende Schuldendienst verringert das Nettoeinkommen, das in Höhe des Schuldendienstes nicht für andere Ausgabenzwecke zur Verfügung steht.

Bruttoeinkommen

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Das Bruttoeinkommen ist das nach dem Arbeitsvertrag und Tarifvertrag dem Arbeitnehmer zustehende Arbeitseinkommen, bei dem die Abzüge unberücksichtigt bleiben.

Das jährliche Bruttoeinkommen stellt sich für einzelne Branchen wie folgt dar:[5]

Wirtschaftszweig Bruttoeinkommen
in Euro 2022
Bauwirtschaft 46.410
Bergbau 56.019
Energieversorgung 71.683
Erziehung und Unterricht 58.597
Finanzwesen
(Kreditinstitute und Versicherungsunternehmen)
81.929
freiberufliche wissenschaftliche
und technische Dienstleistungen
68.820
Gastgewerbe 26.820
Gesundheits- und Sozialwesen 53.084
Handel 50.182
Immobilienwirtschaft 59.907
Information und Kommunikation 81.929
Kunst, Unterhaltung und Erholung 54.835
öffentliche Verwaltung, Landesverteidigung, Sozialversicherung 51.857
sonstige Dienstleistungen 51.140
verarbeitendes Gewerbe 57.253
Verkehr und Lagerhaltung 41.730
Wasserversorgung 47.603
sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen 35.690

Am meisten wird im Finanzsektor verdient, gefolgt von Information und Kommunikation. Die geringsten Einkommen gibt es im Gastgewerbe.

Das Bruttoeinkommen ist bei Vergleichen eine dem Nettoeinkommen vorzuziehende Größe, weil es die in der Person des Einkommensbeziehers liegenden individuellen Eigenheiten unberücksichtigt lässt. Werden dagegen Nettoeinkommen miteinander verglichen, führt dies zu Fehlinterpretationen. Beispielsweise verdient eine ledige Verkäuferin – bei gleichem Bruttoeinkommen – ein geringeres Nettoeinkommen als eine verheiratete Verkäuferin, wobei dieser Unterschied lediglich durch den Familienstand bedingt ist und keine besondere Aussagekraft entfaltet. Deshalb wird das Bruttoeinkommen beispielsweise der Berechnung des Durchschnittseinkommens oder der Abgabenquote zugrunde gelegt.

Das jährliche Nettoeinkommen entwickelte sich in Deutschland wie folgt:[6]

Jahr Nettoeinkommen
in Euro
1992 15.330
1995 15.966
2000 16.887
2002 17.717
2005 18.283
2010 19.659
2012 20.730
2015 22.347
2018 24.100
2020 25.049
2022 26.928
2023 29.110

Jährliche Nettoeinkommen 2018 weltweit pro Person in US-Dollar:[7]

Land Nettoeinkommen
in US-Dollar 2018
Abgabenquote
in %
Schweiz Schweiz 58.864 28,0
Luxemburg Luxemburg 46.593 38,6
Island Island 45.390 34,9
Korea Sud Südkorea 44.892 31,9
Niederlande Niederlande 43.835 39,7
Australien Australien 41.655 27,5
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 41.608 33,5
Japan Japan 41.139 33,2
Norwegen Norwegen 40.834 42,2
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 39.211 26,6
Belgien Belgien 38.703 42,0
Deutschland Deutschland 38.100 39,5

In der Schweiz wird innerhalb der OECD mit Abstand am meisten netto verdient. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass das dortige Preisniveau sehr hoch ist. Belgien und Deutschland sind Schlusslichter, weil die Abzüge im Vergleich zu anderen Staaten sehr hoch sind.

Wirtschaftliche Aspekte

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Werden die Abzüge (direkte Steuern und Beiträge) verändert, so wirkt sich dies sofort auf die Nettoeinkommen aus. Entsprechend wirkt eine Steuererhöhung kontraktiv, eine Steuersenkung expansiv auf die Nettoeinkommen und damit auf Konsum und Sparen. Soll Inflation/Deflation berücksichtigt werden, muss das Aggregat des Realeinkommens (Reallohn/Nominallohn) verwendet werden.

Vom statistischen Bundesamt wird auch der Begriff „Verfügbares Einkommen“ verwendet, bei dem anderweitige Einnahmen/Ausgaben berücksichtigt werden, die bei den unterschiedlichen Einkommensgruppen auftreten können.

Mit dem Nettoeinkommen als Größe sind betriebswirtschaftliche Kennzahlen wie Mietbelastungsquote[8] und Schuldendienstquote verbunden.

Einzelnachweise

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  1. Dietmar Wellisch/Jörg Kroschel, Besteuerung von Erträgen, 2012, S. 33
  2. Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaftspolitik, 2013, S. 286
  3. OLG Dresden, Urteil vom 27. November 2013, Az.:7 U 26/13 = VersR 2014, 364
  4. Harold F. Lydall, British Incomes and Savings, 1955, S. 128
  5. Wirtschaftswoche vom 30. November 2023, So hoch ist das Durchschnittseinkommen aktuell
  6. Statista, Höhe des durchschnittlichen Nettolohns/ Nettogehalts im Jahr je Arbeitnehmer in Deutschland von 1991 bis 2022, September 2023
  7. Statista, Wo am meisten Netto vom Brutto bleibt, August 2018
  8. Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Einkommen, Konsum und Lebensbedingungen: Mietbelastungsquote, Mai 2020, abgerufen am 17. Juni 2022