Neundorf (Weitramsdorf)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Jakobsbrunnen (Weitramsdorf))
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Neundorf
Gemeinde Weitramsdorf
Wappen von Neundorf
Koordinaten: 50° 13′ N, 10° 51′ OKoordinaten: 50° 13′ 26″ N, 10° 50′ 30″ O
Höhe: 284 m
Einwohner: 346 (2004)[1]
Eingemeindung: 1. Juli 1972
Postleitzahl: 96479
Vorwahl: 09567
Neundorf
Neundorf

Neundorf ist ein Gemeindeteil der oberfränkischen Gemeinde Weitramsdorf im Landkreis Coburg.

Neundorf liegt etwa zehn Kilometer südwestlich von Coburg in einem Tal, durch das der Tambach fließt. Das Ortsbild beherrscht die Pfarrkirche auf einer Anhöhe. Die Bundesstraße 303 von Schonungen nach Coburg führt an Neundorf vorbei. Der im Südosten, links des Tambaches unmittelbar angrenzende ehemalige Ortsteil Neundorf am Holz gehört heute zu Neundorf.

Am 27. Juni 1226 wurde Neundorf erstmals urkundlich erwähnt, als der Würzburger Bischof Hermann von Lobdeburg einen Streit zwischen Ulrich von Calwenberg (Callenberg) und dem Abt des Klosters Langheim schlichtete. Ulrich von Calwenberg und seine Brüder mussten dabei auf den Hof zu „Burckersdorf“, das spätere Tambach, und die Güter in den zugehörigen Dörfern Altenhof („Vetus curia“), Weitramsdorf („Weitersdorf“), Gersbach („Gersbech“), Neundorf („Neuendorf“) und Witzmannsberg verzichten.[2]

Verwaltet wurde Neundorf vom Klosterhof Tambach, der bedeutendsten Filiale des Klosters Langheim, das Grund- und Lehenherr des Mönchsdorfes war. Das Kloster besaß 1356 in dem Ort eine Mühle und 27 Lehen sowie alle Zehnt. Anfang des 17. Jahrhunderts gehörte Neundorf zur Diözese Würzburg und war Filialkirche von Seßlach, ehe es 1613 eine eigene Pfarrei wurde.[3]

Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wurde Neundorf 1630 und 1637 durch schwedische Truppen zerstört. Die Pfarrei wurde 1665 aufgegeben und 1797 neu gegründet, wobei das Kloster Langheim das Patronatsrecht erhielt.[3] Franken wurde 1803 Jahr ein Teil Bayerns und im Zuge der Säkularisation in Bayern auch das Kloster Langheim und sein Tambacher Klosterhof aufgelöst.

Ein Schulhaus im Kirchhof gab es seit 1710. 1860 wurde es durch einen Neubau ersetzt, der 1925 erweitert wurde. Ein modernes Schulgebäude wurde 1963 eingeweiht und 1965 für die Kinder der Nachbarorte erweitert.[3] Eine Gemeindebrauerei wurde 1870 gegründet und existierte bis 1958. Das Brauereigebäude wurde später abgerissen.[4]

Am 1. Oktober 1913 wurde die Bahnstrecke Breitengüßbach–Dietersdorf eröffnet. Mit dem etwa einen Kilometer entfernten Dietersdorfer Bahnhof erhielt auch Neundorf einen Anschluss an das Eisenbahnnetz. Der Personenverkehr wurde am 28. September 1975 eingestellt, am 27. September 1981 erfolgte die Gesamtstilllegung. 1927 beschloss der Gemeinderat den Anschluss an das Elektrizitätsnetz der Überlandwerke Oberfranken.

1845 zählte das Pfarrdorf 39 Häuser und 195 Einwohner. 1925 hatte Neundorf 186 Einwohner und 44 Wohnhäuser. In der Gemeinde, die auch den Weiler Neundorf am Holz und die Einöde Rothhof umfasste, lebten 236 Personen, von denen 203 der römisch-katholischen Kirche angehörten.

Am 23. Januar 1972 entschieden sich in einer Volksbefragung 203 Wahlberechtigte für und 14 gegen die Eingliederung nach Weitramsdorf. Am 1. Juli 1972 wurde der Landkreis Staffelstein aufgelöst. Seitdem liegt Neundorf im Landkreis Coburg. Im Zuge der bayerischen Gebietsreform verlor der Ort seine Selbstständigkeit als Gemeinde und wurde ein Ortsteil der Gemeinde Weitramsdorf.[5]

Im Jahr 1987 hatte das Pfarrdorf Neundorf 346 Einwohner und 114 Wohnungen in 87 Gebäuden mit Wohnraum.[6] Die ehemalige Einöde Rothhof war eine Wüstung.

Einwohnerentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr 1845 1875 1900 1925 1950 1970 1987 2004
Einwohner 195[3] 188[7] 193[8] 186[9] 335[10] 346[11] 346[6] 346[1]
Jakobsbrunnen

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die römisch-katholische Pfarrkirche Mariä Geburt ist eine Chorturmkirche mit einem spätmittelalterlichen Kern und geht auf eine Wehrkirchenanlage aus dem 13./14. Jahrhundert zurück. Nach mehreren Um- und Erweiterungsbauten wurde der Innenraum 1783 barockisiert. Die Sandsteinkanzel stammt aus dem Jahr 1590. An der Südwand befindet sich eine Figurengruppe, die Mariä Himmelfahrt zeigt. Es ist ein Werk des Bamberger Bildhauers Michael Trautmann und entstand 1785. Die Gruppe befand sich bis 1806 in der Tambacher Schlosskirche.[12]

Der Dorfbrunnen ist ebenfalls ein Werk von Michael Trautmann und stand zuvor im Tambacher Schlosshof. An der Stirnseite des Brunnentroges befindet sich die Jahreszahl 1787. In der Mitte erhebt sich eine achtseitige Pyramide, von einem Adler bekrönt. Daneben stehen zwei Steinfiguren, die Christus und die Samariterin am Jakobsbrunnen darstellen.

In der Bayerischen Denkmalliste sind für Neundorf 16 Baudenkmäler aufgeführt.

Commons: Neundorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Müllers Großes Deutsches Ortsbuch 2007. Verlag de Gruyter, ISBN 978-3-00-042206-5.
  2. Friedrich Hausmann: Tambach und die Grafen zu Ortenburg. In Weitramsdorf Vergangenheit und Gegenwart 1177–1977. Weitramsdorf 1977, S. 278
  3. a b c d Georg Nützel: Neundorf; Ein Blick in die 750 jährige Geschichte. In Weitramsdorf Vergangenheit und Gegenwart 1177–1977. Weitramsdorf 1977, S. 291ff
  4. Wolfgang Vatke: Coburger Brauereien Stadt und Land. Veste-Verlag Roßteutscher, Coburg 2008, ISBN 978-3-925431-03-6, S. 337
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 680.
  6. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 301. (Digitalisat).
  7. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1123., urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  8. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1122. (Digitalisat).
  9. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1159. (Digitalisat).
  10. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1000. (Digitalisat).
  11. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 153. (Digitalisat).
  12. Lothar Hofmann: Denkmale Region Coburg – Neustadt – Sonneberg: Orte der Einkehr und des Gebets. Historische Sakralbauten. Ein Führer durch die Kirchen der Landkreise Coburg und Sonneberg. Verlag Gerätemuseum des Coburger Landes, Ahorn 2007, ISBN 3-930531-04-6, S. 101