Jürgen Fehling

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Jürgen Fehling, Foto: Abraham Pisarek, Deutsche Fotothek, 1945

Jürgen Karl Geibel Fehling (* 1. März 1885 in Lübeck; † 14. Juni 1968 in Hamburg) war ein deutscher Theaterregisseur und Schauspieler.

Jürgen Fehling stammte aus einer der angesehensten Familien der Hansestadt Lübeck. Sein Vater war der Bürgermeister Emil Ferdinand Fehling, sein Großvater mütterlicherseits der Dichter Emanuel Geibel. Einige Fehlings dienten als Vorbilder für Figuren des Romans Buddenbrooks von Thomas Mann. Der Lübecker Senator und Bürgermeister Hermann Eschenburg war sein Schwager.[1]

J. G. Eschenburg (9) zu Besuch beim Regiment im November 1916, Rittmeister Fehling (10)

Bevor Jürgen Fehling zum Theater kam, studierte er nach dem Abitur am Katharineum zu Lübeck Ostern 1903[2] von 1903 bis 1908 Theologie und Jura in Berlin. 1909 nahm er Schauspielunterricht bei Paul Wegener und Friedrich Kayßler. 1910 debütierte er als Schauspieler im Theater am Nollendorfplatz in Berlin. Es folgten Engagements an der Neuen Freien Volksbühne (1912), an der Volksbühne Wien (1913/14) und an den Wiener Kammerspielen (1916 bis 1918).

Nach dem Ersten Weltkrieg, den der Rittmeister d. R. im Dienst des vaterstädtischen Infanterie-Regiments „Lübeck“ verbrachte, kehrte er nach Berlin zurück und war von 1918 bis 1922 an der Volksbühne am Bülowplatz engagiert. 1919 gab er hier mit seiner Lebensgefährtin Lucie Mannheim in der Hauptrolle sein Regiedebüt Die Heirat von Nikolai Gogol. 1922 holte Leopold Jessner Fehling und Mannheim ans Preußische Staatstheater Berlin. Im Jahr 1929 wurde Jürgen Fehling zum Vorstandsmitglied der neu gegründeten Vereinigung Berliner Bühnenkünstler gewählt.[3] Fehling inszenierte hier bis 1944 mehr als 100 Stücke und etablierte sich als einer der bedeutenden Regisseure des deutschen Theaters.

In der Zeit des Nationalsozialismus stand Fehling auf der „Gottbegnadeten-Liste“ („Führerliste“) der wichtigsten Künstler des NS-Staates. 1935 inszenierte er das Stück Thomas Paine des „Nazi-Barden“ Hanns Johst (Aufführung in Anwesenheit von Hermann Göring und Joseph Goebbels).

Grabstein von Jürgen Fehling auf dem Friedhof Ohlsdorf

Nach dem Krieg gründete Fehling 1945 die Jürgen-Fehling-Theater-Gesellschaft und präsentierte im Oktober 1945 in einem Kino in Berlin-Zehlendorf Goethes Urfaust. Dauerhaft in einem Theater Fuß zu fassen, gelang ihm nicht mehr, und er löste seine Theatergesellschaft nach nur zwei Produktionen bereits 1946 auf. Nachdem er 1948 mit einer Inszenierung von Die Fliegen einen großen Erfolg am Berliner Hebbel-Theater gefeiert hatte, versuchte er vergeblich, die Direktion des Hauses zu übernehmen. Mit seiner neuen Lebensgefährtin, der Schauspielerin Joana Maria Gorvin, siedelte er nach München und später nach Hamburg über.

Seine letzte Premiere fand am 27. September 1952 im Berliner Schillertheater statt: Friedrich Schillers Maria Stuart mit Gorvin in der Titelrolle und Elisabeth Flickenschildt als Elisabeth. Weitere Inszenierungsprojekte scheiterten 1953 in Frankfurt und 1959 in München.

Jürgen Fehling litt unter einer manisch-depressiven Erkrankung und befand sich bis zu seinem Tod in klinischer Behandlung. Er wurde in Hamburg auf dem Friedhof Ohlsdorf in unmittelbarer Nähe von Ida Ehre und Gustaf Gründgens beigesetzt.

Zur Erinnerung an Jürgen Fehling vergibt die Gesellschaft der Theaterfreunde Lübeck seit 2000 alle zwei Jahre den Jürgen-Fehling-Preis, alternierend an ein Mitglied des Opern- und ein Mitglied des Schauspiel-Ensembles des Theater Lübeck.[4]

Commons: Jürgen Fehling – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Ein Besuch beim Regiment „Lübeck“. In: Vaterstädtische Blätter. Jg. 1916, Nr. 11, Ausgabe vom 10. Dezember 1916, S. 43–44.
  2. Hermann Genzken: Die Abiturienten des Katharineums zu Lübeck (Gymnasium und Realgymnasium) von Ostern 1807 bis 1907. Borchers, Lübeck 1907. (Beilage zum Schulprogramm 1907) (Digitalisat, Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf), Nr. 11728
  3. Konzertnachrichten in der Berliner Börsen-Zeitung vom 6. Dezember 1929.
  4. Fehling-Preis, Gesellschaft der Theaterfreunde Lübeck, abgerufen am 29. September 2021