Forschungsinstitut für biologischen Landbau
Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) ist eine unabhängige Forschungseinrichtung im schweizerischen Frick, die sich mit der Erforschung von Methoden und Anwendungen des biologischen Landbaus beschäftigt.
Es ist eines der führenden Forschungs- und Informationszentren für Biolandbau weltweit. Das FiBL Schweiz beschäftigt knapp 400 Mitarbeiter (2022). Im Jahr 2021 erwirtschaftete das Institut einen Ertrag von zirka 32 Millionen Franken.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1970 wurde vom Politiker Heinrich Schalcher ein Vorstoss beim Parlament eingereicht, mit der Forderung eine Forschungseinrichtung für den biologischen Landbau zu schaffen. Der Vorstoss wurde jedoch abgelehnt.[2] Infolge haben Biobauern gemeinsam mit Wissenschaftlern am 1. Februar 1973 die Schweizerische Stiftung zur Förderung des biologischen Landbaus gegründet, welche als Grundstein des heutigen Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) zählt.[3] Mitgründer dieser Stiftung sind neben Schalcher u. a. der Agronom Philippe Matile und der Biobauer Fritz Baumgartner.[4][5] Schalcher wurde zum ersten Präsidenten ernannt, welcher dieses Amt bis 1987 ausübte.[6]
Das FiBL wurde 1973 als private Stiftung gegründet. Es setzte sich zum Ziel, die Biobauern durch Forschungsprojekte und Beratung zu unterstützen.[2] Erster Direktor wurde Hartmut Vogtmann, welcher dieses Amt von 1974 bis 1981 ausübte.[7] Das Institut war von 1974 bis 1997 in Oberwil ansässig, seither am heutigen Standort in Frick.[2] Durch das Institut erfolgte die Ausrichtung der 1. IFOAM-Konferenz 1977 in Sissach[8] und der 13. IFOAM-Konferenz in Basel, 2000.[9] Mit dem DOK-Versuch – biologisch-dynamisch (D), organisch-biologisch (O) und konventionell (K) –[10] startete das FiBL zusammen mit Agroscope im Jahr 1978 einen heute noch existierenden Langzeitversuch, welcher die Anbausysteme dieser drei Landwirtschaftssysteme erstmals mit wissenschaftlichen Methoden vergleicht.[11] 1981 wurde vom FiBL der Verband Schweizerischer Biologischer Landbau-Organisationen (VSBLO) mitbegründet, der heutigen Bio Suisse.
1992 wurde der Biolandbau als «förderungswürdige Produktionsform» in das schweizerische Landwirtschaftsgesetz aufgenommen. Zwei Jahre später wurde dem FiBL der erste Leistungsauftrag erteilt.[2]
Nach Vogtmann wurde das Institut von 1981 bis 1989 von Henri Suter geleitet,[12] von 1990 bis Ende März 2020 von Urs Niggli. Am 1. April 2020 übernahmen Knut Schmidtke, Marc Schärer und Lucius Tamm die Direktion von FiBL Schweiz.[13] Inzwischen wird die Direktion von Jürn Sanders, Beate Huber und Michel Keppler geleitet.[14]
Kooperationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der FiBL Gruppe gehören derzeit neben dem FiBL Schweiz (gegründet 1973), FiBL Deutschland (2000 oder 2001), FiBL Österreich (2004), ÖMKi (Ungarisches Forschungsinstitut für biologischen Landbau) (2011), FiBL Frankreich (2017) und das gemeinsam von den fünf nationalen Instituten getragene FiBL Europe (2017) an.[2][15]
Das FiBL ist Mitglied der Internationalen Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen IFOAM – Organics International und hat die International Society of Organic Agriculture Research (deutsche Internationale Gesellschaft der Forschung im Ökologischen Landbau) ISOFAR mit aufgebaut. Es unterhält ein umfangreiches europäisches Forschungsnetzwerk. Zudem ist das FiBL in Osteuropa, Asien, Lateinamerika und Afrika aktiv.
2015 wurde das Schweizer Nationale Bioforschungsforum (NBFF) von Agroscope, Bio Suisse und dem FiBL gegründet.[16] 2023 haben das FiBL und der Strickhof ihre seit 1981 bestehende Zusammenarbeit mit der Unterzeichnung eines neuen Leistungsauftrags für die Jahre 2024 bis 2031 ausgebaut.[17][18]
Finanzierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Institut wird vom Bundesamt für Landwirtschaft, vom Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft, vom Staatssekretariat für Wirtschaft, von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit, von den Landwirtschaftsämtern der Kantone, von Gemeinden sowie von Coop, Bio Suisse, Migros und Einzelpersonen finanziert. Daneben finanziert sich das FiBL über zahlreiche Forschungsaufträge. Das Institut ist des Weiteren an zahlreichen EU-Forschungsprojekten beteiligt.
Stiftungsrat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Folgende Personen sind im Stiftungsrat von FiBL Schweiz vertreten: (Stand: 5. Oktober 2024)[19]
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2021 wurde der FiBL-Stiftungsrat von neun auf zehn Personen aufgestockt.[22] 2022 wurde der langjährige Präsident Martin Ott von Bernard Lehmann abgelöst.[23] Von 1997 bis 2007 war alt Bundesrat Otto Stich Stiftungsratspräsident.[24] Seine Vorgänger waren Hans Schüpbach (1990–1997), Heinz Zumstein (1978–1990) und der erste FiBL-Präsident Nationalrat Heinrich Schalcher (1973–1978).
Wissenschaftlicher Beirat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Folgende Personen sind im wissenschaftlichen Beirat von FiBL Schweiz vertreten: (Stand: März 2021)[25]
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Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Geschichte der Landwirtschaft in der Schweiz
- Wie viel Pestizid landet im Teller? Lucius Tamm im Club (Fernsehsendung) vom 11. Mai 2021 über die Pestizid- und Trinkwasser-Initiative.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL): Tätigkeitsbericht. FiBL, Frick. Abrufbar unter https://www.fibl.org/de/ueber-uns/taetigkeitsbericht.html
- ↑ a b c d e Geschichte des FiBL Schweiz. In: fibl.org. Abgerufen am 13. November 2023.
- ↑ 50 Jahre FiBL. In: fibl.org. 2023, abgerufen am 13. November 2023.
- ↑ Archiv für Agrargeschichte: Matile-Lutz, Philippe (1932-2011)--DB4433. In: histoirerurale.ch. Abgerufen am 13. November 2023.
- ↑ Archiv für Agrargeschichte: Baumgartner, Fritz (1928-2017)--DB4336. In: histoirerurale.ch. Abgerufen am 13. November 2023.
- ↑ Archiv für Agrargeschichte: Schalcher, Heinrich (1917-2006)--DB4096. In: histoirerurale.ch. Abgerufen am 13. November 2023.
- ↑ Archiv für Agrargeschichte: Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), AfA133. In: histoirerurale.ch. Abgerufen am 8. Januar 2023.
- ↑ Besson, J. M. & Vogtmann, H. (1978): Towards a Sustainable Agriculture. Conference proceedings of the first IFOAM conference, held in Sissach 1977. Verlag Wirz AG, Aarau, Switzerland
- ↑ Alföldi, Thomas, William Lockeretz, Urs Niggli (2000): Proceedings of the 13th International IFOAM Scientific Conference. Convention Center Basel, 28 to 31 August 2000. vdf Hochschulverlag an der ETH Zürich. Information available at Archivierte Kopie ( des vom 2. Januar 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ DOK-Versuch. In: FiBL. Abgerufen am 9. April 2024.
- ↑ Die Biolandwirtschaft in der Schweiz, 1990 – 2017. (PDF; 225 kB) Von der Nischenproduktion zur etablierten landwirtschaftlichen Produktion. Bundesamt für Statistik, Januar 2019, abgerufen am 9. Februar 2021.
- ↑ FiBL: FiBL - Ehemaliger FiBL Direktor Henri Suter verstorben. In: fibl.org. Abgerufen am 28. Juni 2023.
- ↑ Das FiBL Schweiz geht mit neuer Direktion in die Zukunft. In: bioaktuell.ch. 2. April 2020, abgerufen am 5. April 2020.
- ↑ Jürn Sanders zum Vorsitzenden der Geschäftsleitung und der Direktion des FiBL Schweiz gewählt. In: fibl.org. 23. Oktober 2023, abgerufen am 24. Oktober 2023.
- ↑ Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL. In: fibl.org. Abgerufen am 16. Dezember 2023.
- ↑ Neues Nationales Bioforschungsforum: Bio-Forschung und Praxis rücken zusammen. In: admin.ch. Agroscope, 30. November 2015, abgerufen am 14. Dezember 2020.
- ↑ Strickhof und FiBL Schweiz stärken Zusammenarbeit. In: fibl.org. 6. November 2023, abgerufen am 13. November 2023.
- ↑ Alexandra Stückelberger: Die Synergien werden künftig gebündelt. In: bauernzeitung.ch. 7. November 2023, abgerufen am 13. November 2023.
- ↑ Stiftungsrat FiBL Schweiz. In: fibl.org. Abgerufen am 5. Oktober 2024.
- ↑ FiBL: Nun auch Migros im Stiftungsrat. Schweizer Bauer, 24. August 2022, abgerufen am 24. August 2022.
- ↑ Migros-Führungskraft wechselt zu Bio Suisse. In: schweizerbauer.ch. 31. Oktober 2024, abgerufen am 31. Oktober 2024.
- ↑ a b Anne Challandes im FiBL-Stiftungsrat. Schweizer Bauer, 28. Mai 2021, abgerufen am 28. Mai 2021.
- ↑ Erfolgreiche Stabsübergabe der Präsidentschaft des Stiftungsrates FiBL Schweiz. Medienmitteilung FiBL, 2. September 2022, abgerufen am 8. Januar 2023.
- ↑ Otto Stich: Realpolitiker und engagierter Visionär, Rede Urs Niggli, Direktor FiBL, anlässlich der Beerdigung von Otto Stich in Dornach am 21. September 2012. In: fibl.org. FiBL, 20. September 2012, abgerufen am 15. April 2023.
- ↑ Wissenschaftlicher Beirat FiBL Schweiz. In: fibl.org. Abgerufen am 28. März 2021.
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Steering Committee HLPE des CFS, ehem. ordentlicher Professor für Agrarökonomie an der ETH Zürich und ehem. Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft.
- ↑ Nationalrätin, Umweltnaturwissenschafterin.
- ↑ Bäuerin, Aargauer Grossrätin Vizepräsidentin Bauernverband Aargau.
- ↑ Rolf Bernhard war über 19 Jahre bei der Migros beschäftigt, zuletzt als Leiter Agronomie und Produktionssysteme beim Migros-Genossenschafts-Bund (MGB). Von 2017 bis 2021 war er für Hauert Dünger tätig und ab März 2025 als Co-Geschäftsführer bei Bio Suisse.
- ↑ Präsident Bio Suisse.
- ↑ Bäuerin, Präsidentin des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbandes (SBLV), Vizepräsidentin des Schweizer Bauernverbandes (SBV).
- ↑ Dozent für Markenführung, Berater, Unternehmer.
- ↑ Landwirt, Präsident Verband Thurgauer Landwirtschaft, Alt-Nationalrat.
- ↑ Rechtsanwältin, Mitbegründerin der Fondation Opaline.
- ↑ Leiter Nachhaltigkeit / Wirtschaftspolitik bei Coop.
- ↑ ETH Zürich und Kanton Waadt (Beratungs- und Bildungsforschung, Agrarpolitik).
- ↑ Rektor der Universität Hohenheim (Makroökonomie, Agrarpolitik, Sozioökonomie).
- ↑ Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (Agrarökologie, Biolandbau, Bodenbewirtschaftung, Klimaforschung).
- ↑ Freie Universität Bozen (Tierwissenschaften).
- ↑ Julius-Kühn-Institut (Pflanzenschutz, Biodiversität).
- ↑ Universität Kassel-Witzenhausen (Entwicklungszusammenarbeit).
- ↑ ETH Zürich (Pflanzenbauwissenschaften).
- ↑ Universität Potsdam (Agrarsysteme, Biodiversität, Nachhaltigkeit).