Eugene Fama

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Eugene Fama wird oft als der Vater der modernen Finanzökonomik bezeichnet.[1]

Eugene Francis Fama (* 14. Februar 1939 in Boston) ist ein US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler, der einflussreiche Beiträge zur Portfoliotheorie und Kapitalmarkttheorie erarbeitet hat. Er wurde 2013 – gemeinsam mit Robert J. Shiller und Lars Peter Hansen – mit dem Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet.

Fama studierte Romanistik und erwarb 1960 den Bachelor an der Tufts University. Danach wechselte er an die Graduate School of Business der University of Chicago, wo er 1963 seinen MBA machte und 1964 mit der Arbeit The Behavior of Stock Market Prices zum Ph.D. promoviert wurde.[2] Sein Doktorvater war Merton H. Miller.[3] Fama war dort Assistant Professor (1963–65), Associate Professor (1966–68), Professor (1968–73), Theodore-O.-Yntema-Professor (1973–84), Theodore-O.-Yntema-Distinguished-Service-Professor (1984–93) und ist seit 1993 Robert-R.-McCormick-Distinguished-Service-Professor für Wirtschaftswissenschaften. Seine Zeit in Chicago wurde nur unterbrochen durch Gastprofessuren an der Katholieke Universiteit Leuven (1975–76) und der University of California, Los Angeles (1982–95 immer im Winter).

Bereits in seiner Dissertation versuchte Fama zu zeigen, dass Aktienkurse nicht vorhersagbar sind, sondern Zufallsbewegungen unterliegen.[2] Später arbeitete er sowohl theoretisch als auch empirisch auf den Gebieten der Portfoliotheorie und Preisbildung. 1970 prägte er den Begriff Markteffizienzhypothese.[4]

In den 1990er Jahren schrieb er zusammen mit Kenneth French eine Reihe von Aufsätzen, die die Gültigkeit des Capital Asset Pricing Model (CAPM) in Frage stellten. Dieses Modell besagt, dass einzig das Beta als aktienspezifische Variable einen Einfluss auf die erwartete Rendite der Aktie besitzt. In ihren Aufsätzen schildern die beiden Autoren, dass neben dem Beta der Aktie auch noch Faktoren wie Marktkapitalisierung und das Verhältnis von Buch- und Marktwert des Eigenkapitals Einfluss auf die erwartete Rendite der Aktie haben.[5] Diese Ergebnisse führen zu einer Erweiterung des Capital Asset Pricing Model zum Fama-French-Dreifaktorenmodell.[6]

Fama ist ein Gegner des ökonomischen Konzepts von Spekulationsblasen. Er hält das Konzept für irreführend. Fama explizierte seine Kritik an Spekulationsblasen in der 2014 gehaltenen Nobel-Vorlesung. Nach seiner Argumentation liegt eine Blase nur dann vor, wenn Marktteilnehmer den Preisrutsch zuverlässig vorhersagen können. Andernfalls handele es sich bloß um eine vom Markt abweichende Meinung. Ferner gäbe es keine seriöse Forschung, die einen empirisch verlässlichen Test für Blasen bereitstellt, der in der Lage wäre zu prognostizieren, wann Preise nach einem Anstieg wieder fallen würden. Daher seien alle Aussagen über Blasen bloße Anekdoten und hätten keine empirisch-wissenschaftliche Evidenz. Fama stellt auch die Frage, welcher Teil der Blase eigentlich irrational sei, der Preisanstieg oder der folgende Abfall. Denn in den meisten Blasen würde der Preisverfall nach kurzer Zeit durch Kursgewinne wieder wett gemacht.[7]

Das Wirtschaftsmagazin Economist hat er einst abbestellt, weil ihm darin das Wort „Blase“ zu oft vorkam.[8]

Fama stammt aus einer Familie italienischer Einwanderer, ist verheiratet und hat vier Kinder.

Mitgliedschaften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fama veröffentlichte rund 100 Aufsätze und zwei Bücher:

  • Mark Blaug (Hrsg.): Who’s who in economics. 4. Auflage, Elgar, Cheltenham [u. a.] 1999, ISBN 1-85898-886-1, S. 242–243
  • Eugene Fama’s Efficient Market Hypothesis. In: Colin Read: The Efficient Market Hypothesists. Bachelier, Samuelson, Fama, Ross, Tobin and Shiller. Palgrave Macmillan, 2013, ISBN 978-0-230-27421-1, S. 91–118 (books.google.de).
Commons: Eugene Fama – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Eugene F Fama. In: Website der Booth School of Business. Universität Chicaco, abgerufen am 2. August 2020 (englisch).
  2. a b Eugene F. Fama: The Behavior of Stock Market Prices. In: Journal of Business. Januar 1965, S. 34–105. Eine vereinfachte Version findet sich als: Random Walks in Stock Market Prices (PDF; 603 kB). In: The Financial Analysts Journal. September/Oktober 1965, S. 55–59.
  3. Mathematics Genealogy Project. Genealogy.math.ndsu.nodak.edu, abgerufen am 14. Oktober 2013 (englisch).
  4. Eugene Fama: Efficient Capital Markets. A Review of Theory and Empirical Work. In: The Journal of Finance. Band 25, Heft 2, 1970, S. 383–417;
    Eugene Fama: Efficient Capital Markets II. In. Journal of Finance. Band 46, Heft 5, 1991, S. 1575–1617.
    Eugene Fama: Market efficiency, long-term returns, and behavioral finance. In: Journal of Financial Economics. Band 49, 1998, S. 283–306.
  5. Eugene F. Fama, Kenneth R. French: The Cross-Section of Expected Stock Returns. In: Journal of Finance. 47. Jahrgang, Nr. 2, 1992, S. 427–465, doi:10.2307/2329112 (englisch).
  6. Eugene F. Fama, Kenneth R. French: Common Risk Factors in the Returns on Stocks and Bonds. In: Journal of Financial Economics. 33. Jahrgang, Nr. 1, 1993, S. 3–56, doi:10.1016/0304-405X(93)90023-5 (englisch).
  7. Eugene F. Fama: Two Pillars of Asset Pricing. In: American Economic Review. Band 104, Nr. 6, 1. Juni 2014, ISSN 0002-8282, S. 1467–1485, doi:10.1257/aer.104.6.1467.
  8. Patrick Bernau: Eugene Fama: Der Markt weiß alles In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. August 2014. Abgerufen am 4. November 2014 
  9. Fellows of the Econometric Society. econometricsociety.org, abgerufen am 20. Oktober 2024