Weteritz
Weteritz Hansestadt Gardelegen
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Koordinaten: | 52° 31′ N, 11° 20′ O | |
Höhe: | 60 m ü. NHN | |
Fläche: | 14,75 km²[1] | |
Einwohner: | 181 (31. Dez. 2022)[2] | |
Bevölkerungsdichte: | 12 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 20. Juli 1950 | |
Eingemeindet nach: | Gardelegen | |
Postleitzahl: | 39638 | |
Vorwahl: | 03907 | |
Lage von Weteritz in Sachsen-Anhalt | ||
Weteritzer Park
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Weteritz ist ein Ortsteil der Hansestadt Gardelegen im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.[3]
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Dorf Weteritz liegt knapp vier Kilometer südwestlich des Gardelegener Stadtzentrums in der Altmark. Südlich des Ortes liegt das Waldgebiet Weteritzer Forst, nordwestlich die Weteritzer Heide. Der Weteritzbach fließt im Osten und Süden,[4] der südliche Teil wurde früher Wallgraben genannt.[5]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mittelalter bis Neuzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1362 als der twiger dörper tu Weteritz[6] als Markgraf Ludwig der Römer zwei Bürger zu Gardelegen mit Gerichten zu Weteritz belieh. Im Jahre 1375 wird das Dorf im Landbuch der Mark Brandenburg als Wertiz und Wertitz genannt.[7](Im Register irrtümlich unter Wernitz aufgeführt).[1] 1472 heißt es in dem dorpe to Weteritz, Teil der Vogtei Gardelegen,[8] und 1804 Weteritz, adliges Gut mit einem Krüger und einer Schäferei nebst Kolonie von 13 Einliegern.[9]
Herkunft des Ortsnamens
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Franz Mertens deutet den Namen als slawisch, ausgehend von 1472 weteriz als „veter-itz“ für „Wasserträger“ oder „wotr“ für „Wind, Winddorf“. Nimmt man die Endung „-ritz“ dann könnte man ableiten „reka“ für „das Fließende“ und „vouda“ für „Wasser, Wasserfluß“.[10]
Eingemeindungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ursprünglich gehörte das Dorf zum Salzwedelischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1810 lag es im Stadtkanton Gardelegen auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Ab 1816 gehörte die Gemeinde zum Kreis Gardelegen, dem späteren Landkreis Gardelegen.[1]
Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Weteritz in eine Landgemeinde umgewandelt.[11] Bis 1950 war Weteritz eine Gemeinde und verlor am 20. Juli 2050 durch Eingemeindung in die Stadt Gardelegen seine politische Selbständigkeit.[12]
Einwohnerentwicklung
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Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1946:[1]
Religion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1522 wurde der aus Gardelegen stammende Theologe Bartholomaeus Rieseberg von der Weteritzer Familie von Alvensleben als erster evangelischer Pastor der Region angestellt. Erst 1539/1540 wurde er Pastor der Stadt Gardelegen.[16]
- Die evangelischen Christen in Weteritz bildeten ursprünglich eine eigene Kirchengemeinde und hatten eine Kirche im Dorf.[17] Die Kirche ist heute ein Wohnhaus.[1] Weteritz gehört heute zum Pfarrbereich Gardelegen[18] im Kirchenkreis Salzwedel im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
- Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Weteritz stammen aus dem Jahre 1682.[19]
- Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Hildegard in Gardelegen im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[20]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schloss und Park
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sehenswert ist das für die Familie von Alvensleben 1831 erbaute Gutshaus mit dem 1830/31 gestalteten Weteritzer Park, dessen Gestaltung aus dem Umfeld von Peter Joseph Lenné stammt.[21]
- Das Rittergut Weteritz wurde 1857 an den herzoglich-anhaltischen Amtsrat Carl Heinrich Theodor Roth aus Dessau verkauft, dessen Familie den Besitz bis zur Enteignung 1945 bewirtschaftete.[2] Carl Heinrich Roth wurde für die „Urbarmachung der Feldmark“ mit dem Orden eines Ritters I. Klasse des herzoglich-anhaltischen Hausordens „Albrecht der Bär“ ausgezeichnet. Sein Sohn, Hubert Roth, war ein anerkannter Dendrologe und führte bis etwa 1920 die ansässige Ziegelei.[22]
- 1934 wurde Weteritz im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft besucht und im Tagungsband lobend erwähnt. Noch heute sind von Roth importierte Gewächse wie Hemlocktannen aus Nordamerika im Park zu sehen.
- Im Jahre 2009 stellte die Familie Roth Ansprüche auf Teile des Inventars, das sich bis 1945 im Schloss und im Familienbesitz befunden hatte. Diese wurden im Rathaus von Gardelegen entdeckt und – im Gegensatz zum Immobilieneigentum – teilweise zurückgeführt.
- Zur Zeit der DDR war im Schloss ein Altenheim („Feierabendheim Wilhelm Pieck“) untergebracht.
- Nach der Wende wurde durch das Land die Sanierung des unter Denkmalschutz stehenden Schlosses bzw. Herrenhauses gefördert. Seit 1994 befindet sich das Areal im Privatbesitz, ohne dass bisher konkrete Umsetzungsmaßnahmen zur nachhaltigen Nutzung vorgenommen wurden. Im Jahr 2010 sollte das Schloss erneut den Besitzer wechseln. Der Verkauf kam jedoch nicht zustande, da sich der Investor als unseriös entpuppte und wegen versuchten Fördermittelbetruges in Millionenhöhe inhaftiert wurde. Das Schloss wird schon lange nicht mehr im Sinne des Denkmalschutzes instand gehalten, der Park verwildert.
- Anfang 2016 kauften zwei Unternehmer aus Dresden/Hamburg das verlassene Herrenhaus. Geplant waren Wohnungen, die ausdrücklich nicht im Luxussegment angesiedelt sind. Derzeit steht das Gutshaus wieder zum Verkauf.[23] Im Denkmalverzeichnis wird das Gebäude als Gutshof geführt.[24]
Friedhof und Kirche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Auf dem Friedhof befindet sich als Grabmal für den im Ersten Weltkrieg gefallenen Regierungsrat Curt Roth auch eine Madonna. Deren Herkunft aus der Werkstatt von Ernst Barlach ist umstritten.[25]
- Die ehemalige evangelische Kirche, ein stark überformter romanisierender Bau des Klassizismus um 1840, ist heute ein Wohnhaus[1] und steht unter Denkmalschutz.
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weteritz liegt südlich der Bundesstraße 188, das gleichnamige Gewerbegebiet nördlich. Im Ort beginnt die Landesstraße 25, die über Calvörde und Erxleben führt und bei Uhrsleben endet. Weteritz liegt unweit der Schnellfahrstrecke Hannover–Berlin.
Es verkehren Linienbusse und Rufbusse der Personenverkehrsgesellschaft Altmarkkreis Salzwedel.[26]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2423–2425, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 211 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 417, 98. Weteritz (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Weteritz. In: gardelegen.de. Hansestadt Gardelegen, Januar 2023 .
- Weteritz im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2423–2425, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- ↑ a b c Weteritz. In: gardelegen.de. Hansestadt Gardelegen, Januar 2023, abgerufen am 5. Februar 2023.
- ↑ Hansestadt Gardelegen. Der Bürgermeister.: Hauptsatzung der Hansestadt Gardelegen. (PDF) 27. August 2019, abgerufen am 1. März 2022.
- ↑ Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- ↑ Top50-CD Sachsen-Anhalt, 1:50.000, Landesamt für Landesvermessung und Geoinformation, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie 2003
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 103 (Digitalisat).
- ↑ Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 23, 49.
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 134 (Digitalisat).
- ↑ Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 389 (Digitalisat ).
- ↑ Franz Mertens: Heimatbuch des Kreises Gardelegen und seiner näheren Umgebung. Hrsg.: Rat des Kreises Gardelegen. Gardelegen 1956, DNB 1015184308, S. 204.
- ↑ Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 201.
- ↑ Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 275 (PDF).
- ↑ a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 211 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- ↑ Einwohnerentwicklung 2012 in den Ortsteilen. In: Volksstimme Magdeburg. 1. Mai 2013 (volksstimme.de [abgerufen am 20. Februar 2022]).
- ↑ Elke Weisbach: Es sind mehr gekommen, um zu bleiben. In: Gardelegener Volksstimme, Gardelegener Kreisanzeiger. 19. Januar 2022, DNB 1047268027, S. 15.
- ↑ Werner Greiling, Armin Kohnle, Uwe Schirmer: Negative Implikationen der Reformation? Gesellschaftliche Transformationsprozesse 1470–1629. Böhlau, Köln/Weimar 2015, ISBN 978-3-412-50153-2, S. 383. Auszüge bei books.google.de
- ↑ Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 64 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- ↑ Pfarrbereich Gardelegen. Abgerufen am 26. Dezember 2018.
- ↑ Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 16 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- ↑ Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 5. Februar 2023.
- ↑ Markus Jager (Hrsg.): Schlösser und Gärten der Mark. Lukas, Berlin 2006, ISBN 978-3-936872-96-5, S. 102. Leseprobe
- ↑ Schimmel August macht 18 Uhr Feierabend. Hans Joachim Mertens erinnert an ehemalige Ziegelei in Weteritz / Lehmtransport mit zwei von Pferden gezogenen Loren. In: Volksstimme Gardelegen. 2. Oktober 2022, S. 19.
- ↑ Gesine Biermann: Ein Schloss in der Warteschleife. In: www.volksstimme.de. Abgerufen am 19. Januar 2017.
- ↑ Anfragevon Olaf Meister im Landtag Sachsen-Anhalt (PDF; 9,9 MB), Erfassungsnummer 094 97281 000 000 000 000, abgerufen am 27. Juli 2017
- ↑ Elke Weisbach: „Habe einen guten Kampf gekämpft“. az-online.de vom 16. November 2013, abgerufen am 22. August 2018
- ↑ PVGS Altmarkkreis Salzwedel. In: pvgs-salzwedel.de. Abgerufen am 2. April 2023.