Losenrade

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Losenrade
Koordinaten: 52° 58′ N, 11° 46′ OKoordinaten: 52° 58′ 1″ N, 11° 45′ 55″ O
Höhe: 21 m ü. NHN
Fläche: 6,88 km²
Einwohner: 50 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 7 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2010
Postleitzahl: 39615
Vorwahl: 039397
Losenrade (Sachsen-Anhalt)
Losenrade (Sachsen-Anhalt)
Lage von Losenrade in Sachsen-Anhalt
Ortstafel am südöstlichen Ortseingang
Ortstafel am südöstlichen Ortseingang

Losenrade ist ein Ortsteil der Hansestadt Seehausen (Altmark) im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[2]

Das altmärkische Straßendorf[3] Losenrade liegt an der Elbe im äußersten Norden des Landkreises bzw. des Bundeslandes Sachsen-Anhalt im Biosphärenreservat Mittelelbe. Auf der gegenüberliegenden, nördlichen Elbseite liegt die brandenburgische Stadt Wittenberge.[4]

Nachbarorte sind Eickerhöfe im Nordwesten, Steinfelde im Südosten, Hohe Geest im Süden und Geestgottberg im Südwesten.[4]

Mittelalter bis Neuzeit

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Losenrade entstand in der Zeit der Kolonisation durch den Markgrafen der Altmark Albrecht der Bär und wurde erstmals 1259 als losenrodte im Zusammenhang mit einer Stiftung des Edlen Johann Gans an das Kloster Stepenitz – Marienfließ erwähnt.[5][6][7] Der Historiker Peter P. Rohrlach gibt als erste Erwähnung in losenrodhe im Jahre 1275 an.[8][7] 1305 wird von Otto Gans von Putlitz die helffte des Dorffes genandt Losenrode an Johann von Karstedt verliehen.[9]

Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Losenrode im Territorium Prignitz aufgeführt.[10] Weitere Nennungen sind 1608 Noch Losenrahde und 1687 Losenrade.[3] 1804 lebten im Dorf und Gut Losenrade 3 Ganzbauern, 2 Halbbauern, 6 Ganz- und 4 Halbkossäten, 1 Büdner und 9 Einlieger. Es gab einen Krug.[11]

Bereits 1842 gab es im Dorf einen Reihenschullehrer.[12] Später entstand eine Schule, die 1961 neben der Grundschule für die Jahrgänge 1. bis 4. Klasse auch eine Oberstufe für die 5. bis 8. Klasse hatte. Die Schule wurde schon vor Jahrzehnten geschlossen.[13]

Zur Gemeinde gehörten früher auch der Wohnplatz Geestermühle (östlich davon stand eine Windmühle)[14] und im Ortsteil Eickerhöfe der Wohnplatz Elbbrücke mit Gaststätte und Ausflugslokal "Zur Elbbrücke" direkt an der Straße über die Elbe gelegen.[15]

Herkunft des Ortsnamens

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name wird abgeleitet aus dem slawischen (wendischen) Wort „los, loassa“ für „Wald“ und der deutschen Endung „rode“.[6]

Eingemeindungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 1807 gehörte das Dorf zum Seehausenschen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lag es im Kanton Seehausen auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Ab 1816 gehörte die Gemeinde zum Kreis Osterburg, dem späteren Landkreis Osterburg.[3]

Im Jahre 1881 wurde die Landgemeinde Steinfelde eingemeindet.[3] Am 17. Oktober 1928 wurde der Gutsbezirk Eickerhöfe mit der Landgemeinde Losenrade vereinigt, wobei die Enklave des Gutsbezirks mit der Landgemeinde Geestgottberg vereinigt wurde.[16]

Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde Losenrade in den Kreis Seehausen umgegliedert. Nach dessen Auflösung kam sie am 2. Juli 1965 in den Kreis Osterburg. Am 1. Juli 1994 wurde sie dem Landkreis Stendal zugeordnet.[17]

Bis zum 31. Dezember 2009 war Losenrade eine selbständige Gemeinde mit den zugehörigen Ortsteilen Eickerhöfe und Steinfelde und gehörte der aufgelösten Verwaltungsgemeinschaft Seehausen (Altmark) an.

Durch einen Gebietsänderungsvertrag beschlossen die Gemeinderäte der Gemeinden Beuster (am 8. Juni 2009), Geestgottberg (am 9. Juni 2009), Losenrade (am 22. Juni 2009) und der Hansestadt Seehausen (Altmark) (am 29. Juni 2009), ihre Gemeinden aufzulösen und zu einer neuen Gemeinde mit dem Namen Hansestadt Seehausen (Altmark) zu vereinigen. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2010 in Kraft.[18] Seitdem sind Eickerhöfe, Losenrade und Steinfelde Ortsteile von Seehausen (Altmark).[19]

Einwohnerentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr Einwohner
1734 114
1775 132
1789 153
1798 131
1801 132
1818 148
1840 140
1864 495
Jahr Einwohner
1871 224
1885 242
1895 251
1900 [00]320[20]
1905 320
1910 [00]287[20]
1925 369
1939 345
Jahr Einwohner
1946 411
1964 300
1971 299
1981 239
1993 216
2006 163
2008 [00]157[21]
2011 [00]056[22]
Jahr Einwohner
2012 [00]55[22]
2014 [00]54[23]
2020 [00]49[24]
2021 [00]50[24]
2022 [0]50[1]
2023 [0]50[1]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 2006:[3]

Die evangelischen Christen aus Losenrade gehörten früher zur Kirchengemeinde Groß Beuster und damit zur Pfarrei Groß Beuster in der Altmark.[25] Sie werden heute betreut vom Pfarrbereich Beuster des Kirchenkreises Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[26]

Wirtschaft und Infrastruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Nachbargemeinde Geestgottberg besteht Anschluss an die Bundesstraße 189 und die Magdeburg-Wittenbergesche Eisenbahn.

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1381–1383, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 174 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 377, 89. Losenrade (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Commons: Losenrade – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c Karina Hoppe: Seehausen lässt weiter Federn. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 26. Januar 2024, DNB 1047269554, S. 17.
  2. Hauptsatzung der Hansestadt Seehausen (Altmark). 17. September 2019, § 1 Name, Bezeichnung, S. 2 (seehausen-altmark.de [PDF; 3,9 MB; abgerufen am 9. November 2019]).
  3. a b c d e Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1381–1383, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  4. a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Losenrade auf seehausen-altmark.de. Abgerufen am 1. Dezember 2019.
  6. a b Helmut Kurt Block und Kulturförderverein Östliche Altmark (Hrsg.): Gemeinde Losenrade (= Das Wissen der Region. Band 3). 1. Auflage. Edition Kulturförderverein Östliche Altmark, Kremkau 2008, DNB 994253249, S. 229.
  7. a b Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 1. Berlin 1838, S. 296 (Digitalisat).
  8. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 1. Berlin 1838, S. 246 (Digitalisat).
  9. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 1. Berlin 1838, S. 298 (Digitalisat).
  10. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 55 (uni-potsdam.de (Memento vom 7. Dezember 2019 im Internet Archive)).
  11. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 317 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00339~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  12. J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 377, 89. Losenrade (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. Ralph Meißner, Klaus-Peter Meißner: Wir sind die Losenrader… Hrsg.: Helmut Kurt Block und Kulturförderverein Östliche Altmark (= Das Wissen der Region. Band 3). 1. Auflage. Edition Kulturförderverein Östliche Altmark, Kremkau 2008, DNB 994253249, S. 234–236.
  14. Messtischblatt 1542: Wittenberge. Reichsamt für Landesaufnahme, 1937, abgerufen am 7. Dezember 2019.
  15. Anke Meißner: Losenrade und Elbbrücke. Hrsg.: Helmut Kurt Block und Kulturförderverein Östliche Altmark (= Das Wissen der Region. Band 3). 1. Auflage. Edition Kulturförderverein Östliche Altmark, Kremkau 2008, DNB 994253249, S. 234–236.
  16. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 232.
  17. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 342, 346 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder).
  18. Gebietsänderungsvertrag Hansestadt Seehausen. In: Landkreis Stendal (Hrsg.): Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr. 17. Stendal 12. August 2009, S. 183 ff. (landkreis-stendal.de [PDF; abgerufen am 25. Juni 2020]).
  19. Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2013). Halle (Saale) Mai 2013, S. 117 (destatis.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 24. August 2019]).
  20. a b Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 174 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  21. Bevölkerung der Gemeinden nach Landkreisen (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Statistische Berichte / A / I / A / II / A / III / 102). ZDB-ID 2921504-3 (destatis.de). (Jahr anklicken)
  22. a b Andreas Puls: Orte verlieren 122 Einwohner in 12 Monaten. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Osterburg. 21. Februar 2013 (volksstimme.de [abgerufen am 19. Juni 2019]).
  23. Landkreis Stendal – Der Landrat: Kreisentwicklungskonzept Landkreis Stendal 2025. 30. Oktober 2015, S. 296, abgerufen am 3. August 2019.
  24. a b Ralf Franke: Seehausen hat mehr Zuzügler. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 14. Januar 2022, DNB 1047269554, S. 17.
  25. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 106 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  26. Pfarrbereich Beuster. In: ekmd.de. Abgerufen am 24. März 2024.