Anna Frebel
Anna Frebel (* 1980 in Berlin) ist eine deutsche Astronomin und Astrophysikerin.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anna Frebel wuchs in Göttingen auf. Nach dem Abitur begann sie in Freiburg im Breisgau ein Physikstudium, das sie in Australien fortsetzte und mit einem Master in theoretischer Physik mit Auszeichnung abschloss. Sie promovierte am Mount Stromlo Observatory der Australian National University in Canberra. Mit einem Stipendium (W. J. McDonald Postdoctoral Fellowship) setzte sie 2006 ihre wissenschaftliche Laufbahn an der University of Texas at Austin und 2009 mit einem Clay Postdoc Fellowship am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge (Massachusetts) fort.
Sie war seit 2012 Assistant Professor, seit 2017 Associate Professor für Physik am Massachusetts Institute of Technology; seit 2022 ist sie Professorin am MIT.[1]
2020/2021 war sie Gastwissenschaftlerin am Wissenschaftskolleg zu Berlin.[2]
Sie ist Mutter zweier Söhne.[3]
Entdeckungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 2005 war sie Mitentdeckerin von HE 1327-2326,[4] dem eisenärmsten bisher bekannten Stern. Das geschah bei einer Durchmusterung am Siding-Spring-Observatorium. Im Jahr 2007[5] folgte HE 1523−0901 mit einem Alter von ungefähr 13,2 Milliarden Jahren. Beide zählen zu den ältesten bekannten Sternen der Milchstraße. 2014[6] berichtete sie mit anderen Autoren von der Entdeckung des Sterns SMSS J031300.36-670839.3 im südlichen Sternbild Kleine Wasserschlange. Er gehöre wahrscheinlich zur zweiten Generation von Sternen, die kurz nach der Geburt des Kosmos vor 13,7 Milliarden Jahren entstanden.[7]
2019 wies sie mit Kollegen relativ hohe Zink-Konzentration in Höhe von rund 80 Prozent des Eisenanteils in HE 1327-2326 nach durch Beobachtungen mit dem Cosmic Origins Spectrograph (COS) des Hubble-Weltraumteleskops im UV-Bereich.[8] Dies war ein Hinweis auf asymmetrisch verlaufende Supernovae beim Kollaps der ersten Sterne (Population III), die in der Folge in Jets schwere Elemente ins umgebende Weltraum abgaben, die damit dem sich beim Kollaps bildenden schwarzen Loch entkamen und sogar bis in benachbarte Galaxien verteilt wurden. Die schweren Elemente dienten als Kühlmittel und beförderten die Bildung der (kleineren) Sterne der zweiten Generation wie HE 1327-2326 auch in benachbarten Galaxien noch ohne Sternbildung. Bei sphärisch symmetrischem Kollaps sagten Supernova-Modellrechnungen dagegen keine starke Zink-Anreicherung voraus, da die Explosionsenergie zu gering ist (es muss auch zusätzlich ein relativ geringer Eisengehalt in der 2. Generation erklärt werden).[9] Das Szenario macht diese ersten Sterne auch zu Kandidaten der Quelle der Reionisierung.[10][11]
Preise und Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2007: Charlene-Heisler-Preis für die beste astronomische Dissertation in Australien[12]
- 2009: Eröffnungsvortrag XLAB Science Festival, Göttingen
- 2009: Ludwig-Biermann-Förderpreis der Astronomischen Gesellschaft
- 2010: Annie-Jump-Cannon-Preis für Astronomie der American Astronomical Society[13]
- 2010: Lise Meitner Lecturer, Göttingen[14] und Innsbruck
- 2011: Kavli Frontiers of Science Fellow, National Academy of Sciences
Schriften (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Astronomical Society of the Pacific (Hrsg.): New horizons in astronomy : Frank N. Bash Symposium 2007 : proceedings of a workshop held at the University of Texas, Austin, Texas, USA, 14–16 October 2007. San Francisco 2008 (englisch).
- Auf der Suche nach den ältesten Sternen. Fischer, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-10-021512-3.
- Anna Frebel, John E. Norris: (2015). Near-Field Cosmology with Extremely Metal-Poor Stars. In: Annual Review of Astronomy and Astrophysics, 53, 1, S. 631–688. Abstract
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hannes Stein: Anna Frebel. In: Welt online. 28. Juli 2012 (welt.de).
- Laura Ewert: Anna Frebel. In: Interview, deutsche Ausgabe, Heft 9/2012, S. 54
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Anna Frebel beim MIT
- Homepage von Anna Frebel
- Anna Frebel beim Fischerverlag
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ https://physics.mit.edu/faculty/anna-frebel/
- ↑ Wissenschaftskolleg zu Berlin: Anna Frebel, Ph.D. Abgerufen am 31. Juli 2021 (deutsch).
- ↑ Zeit Artikel Anna Frebel. Abgerufen am 6. Mai 2021.
- ↑ A. Frebel, W. Aoki, N. Christlieb et al.: Nucleosynthetic signatures of the first stars. In: Nature. Band 434, 2005, S. 871–873. Arxiv
- ↑ Frebel u. a., Discovery of HE 1523−0901, a Strongly r-Process-enhanced Metal-poor Star with Detected Uranium, The Astrophysical Journal, Band 660, 2007, S. L117-L120.
- ↑ Keller, Frebel u. a.: A single low-energy, iron-poor supernova as the source of metals in the star SMSS J031300.36−670839.3. In: Nature. Band 506, 2014, S. 463–466
- ↑ Christoph Drösser: SMSS0313-6708: Physikerin Frebel findet ältesten Stern. In: zeit.de. 9. Februar 2014, abgerufen am 9. Dezember 2014.
- ↑ Rana Ezzeddine, Anna Frebel, I. Roederer et al.: Evidence for an Aspherical Population III Supernova Explosion Inferred from the Hyper-metal-poor Star HE 1327–2326. In: Astroph. J. Band 876, Nr. 2, 2019, Arxiv
- ↑ N. Tominaga, Astroph. J., Band 690, 2009, S. 526, K. Nomoto, C. Kobayashi, N. Tominaga, Ann. Rev. Astron. Astroph., Band 51, 2013, S. 457, J. I. Grimmett, A. Heger, A. I. Krakas, B. Müller, Monthly Notices Roy. Astron. Soc., Band 479, 2018, S. 495
- ↑ Jennifer Chu: Explosions of universe’s first stars spewed powerful jets, MIT Technology News, 8. Mai 2019
- ↑ Johann Grolle: (S+) Urknall: Was beim ersten Sternentod geschah. In: Spiegel Online. 31. Mai 2019, abgerufen am 23. Dezember 2022.
- ↑ astronomy.org.au: The Charlene Heisler Prize ( vom 22. Juni 2018 im Internet Archive)
- ↑ Anna Frebel beim MIT
- ↑ dpg-physik.de: Lise-Meitner-Lectures 2010 ( vom 2. Dezember 2018 im Internet Archive)
Personendaten | |
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NAME | Frebel, Anna |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Astronomin und Astrophysikerin |
GEBURTSDATUM | 1980 |
GEBURTSORT | Berlin |