Lieser (Drau)
Lieser | ||
Liesergraben bei Seebach / Seeboden um 1920. | ||
Daten | ||
Lage | Kärnten (Österreich) | |
Flusssystem | Donau | |
Abfluss über | Drau → Donau → Schwarzes Meer | |
Quelle | hinteres Pöllatal 47° 3′ 55″ N, 13° 27′ 17″ O | |
Quellhöhe | ca. 1900 m ü. A. | |
Mündung | Drau bei Spittal an der DrauKoordinaten: 46° 46′ 52″ N, 13° 29′ 58″ O 46° 46′ 52″ N, 13° 29′ 58″ O | |
Mündungshöhe | 529 m ü. A. | |
Höhenunterschied | ca. 1371 m | |
Sohlgefälle | ca. 27 ‰ | |
Länge | 50 km | |
Einzugsgebiet | 1.036,3 km²[1] | |
Abfluss am Pegel Spittal (Fasan)[2] AEo: 905,2 km² Lage: 3,18 km oberhalb der Mündung |
NNQ (05.03.1996) MNQ 1951–2011 MQ 1951–2011 Mq 1951–2011 MHQ 1951–2011 HHQ (02.09.1965) |
1,99 m³/s 5,92 m³/s 21,6 m³/s 23,9 l/(s km²) 176 m³/s 400 m³/s |
Rechte Nebenflüsse | Malta | |
Mittelstädte | Spittal an der Drau | |
Kleinstädte | Gmünd in Kärnten | |
Schiffbarkeit | Weltmeisterschaftsstrecke Wildwasser | |
Lieser in Spittal |
Die Lieser ist ein rund 50 km langer Fluss in Kärnten.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verlauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sie entspringt im hinteren Pöllatal (Lieserursprung) in der Hafnergruppe, durchfließt zunächst das Pöllatal (Naturschutzgebiet) und im Anschluss das Katschtal, bevor sie bei Gmünd die Malta aufnimmt. Von da an durchfließt sie das Liesertal, nimmt das Wasser des Millstätter Sees auf und mündet schließlich unterhalb von Spittal in die Drau.
Zuflüsse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von der Quelle zur Mündung (Auswahl).
- Torbach, von links
- Moareisigbach, von rechts
- Eisigbach, von rechts
- Lasörnbach, von rechts gegenüber Pölla
- Goslitzbach, von rechts vor Oberdorf
- Fallbach, von links in Oberdorf
- Wolfsbach, von rechts bei St. Peter
- Katschbach, von links bei St. Georgen
- Laußnitzbach, von links nach Aschbach
- Hochfeldbach, von links bei Pleschberg
- Schieferbach, von links
- Burgstallbach, von rechts bei St. Nikolai
- Krems, von links bei Kremsbrücke
- Leobenbach, von links bei Leoben
- Nöringbach, von links bei Eistratten
- Drehtalbach, von rechts
- Malta, von rechts in Gmünd
- Landfraßbach, von links in Landfraß
- Radlbach, von rechts bei Trebesing
- Rachenbach, von rechts bei Rachenbach
- Steinbrückenbach, von rechts vor Lieserhofen
- Seebach, von links bei Seebach; ist Abfluss des Millstätter Sees
Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Lieser wurde im Jahr 1072 (ubi Lisara influit fluvium Tra) erstmals urkundlich erwähnt.
Der Name gehört zum ältesten Namensgut Kärntens, da Flüsse in alter Zeit das wichtigste Orientierungsmittel waren. Die Deutung ist unsicher. Er könnte vom indogermanischen *(E)Lesura abgeleitet sein, das Liebental bedeutet.[3] Alternativ wären auch eine Herleitung über urindogermanisch *leiH- für „gießen“ oder *leih2- „aufhören, schwinden“ möglich. Aber auch ein germanischer Ursprung über althochdeutsch lesa für „Runzel“ oder mittelhochdeutsch leise mit der Bedeutung „Spur, Geleise“ sind nicht auszuschließen.[4]
Die Lieser bildet auf ihrer ganzen Länge die Grenze zwischen den Nockbergen, dem südwestlichen Teil der Gurktaler Alpen und Hohen Tauern. Ihr Einzugsgebiet deckt sich im Oberlauf weitgehend mit dem früheren Gerichtsbezirk Gmünd. Der gesamte Verlauf ist als Fischwasser nutzbar.
Durchflussmenge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Durchflussmengen für den Zeitraum 1991 bis 2020 betragen:[5]
Messstation | Einzug km² |
MJNQ m³/s |
MQ m³/s |
HQ100 m³/s |
max HQ m³/s |
Jahr |
---|---|---|---|---|---|---|
Gries | 45,20 | 0,300 | 1,180 | 110 | 60 | 1966 |
Gmünd | 348,80 | 1,320 | 6,780 | 280 | 190 | 1966 |
Spittal (Fasan) | 905,20 | 5,020 | 17,560 | 500 | 400 | 1965 |
Überschwemmungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 11. September 1903 gab es ein sehr schweres Gewitter mit Regen, Schnee und Stürmen insbesondere im Malta- und Liesertal. Vor dem „Blauen Tumpf“ im Maltatal staute eine Mure den Maltabach. Daraus entwickelte sich eine Wasser- und Gerölllawine, die entlang der Lieser enorme Schäden verursachte und 13 km der Gmündner Straße zerstörte. Sowohl die Brücke in Lieseregg als auch in Seebach wurden zerstört. Das Ereignis wurde vom Mundartdichter Franz Podesser aus Tangern im Epos „Die große Gieß“ beschrieben.[6] Die Katastrophe führte 1904 zur Lieserregulierung zwischen Grud und Seebach. Die neue Straße nach Gmünd wurde erst im November 1905 eröffnet. Der provisorische „Kirchsteig“ bei Lieseregg von 1904 bestand bis 1956, als eine Betonbrücke errichtet wurde.
Ein Hochwasser des Jahres 2009 führte zu Schäden an der Landesstraße nach Innerkrems und an der Katschberg Bundesstraße durch den Kremsbach:[7]
Wildwassersport
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ihr unterer Lauf im Liesergraben, der den Millstätter See-Rücken durchschneidet, ist eine anspruchsvolle Wildwasserstrecke für Kanufahrer. 1960 gab es hier die ersten Kajak-Bewerbe. 1961 wurde in der Sportgemeinschaft Spittal die Sektion Kanu gegründet. 1963, 1965 und 1977 wurden Kanu-Weltmeisterschaften an diesem Lieserabschnitt ausgetragen. 1992 wurde die Lieser-Kanu-Schule gegründet.[8] Durch die unmittelbar am Fluss entlangführende Straße war die Strecke für Zuschauer sehr gut einsehbar. Die Infrastruktur für Kanu-Bewerbe gibt es nicht mehr, doch noch immer befahren Kanuten aus dem In- und Ausland den Fluss.
Kraftwerksprojekt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die im März 2010 bekanntgewordenen Pläne für ein Kraftwerksprojekt – geplant ist eine Wasserfassung in Lieserbrücke mit einer Rohrleitung in der Bundesstraße B99 und ein Kraftwerk beim Marienheim – riefen Proteste bisheriger Nutzer (Fischer, Paddler) hervor, die eine „Interessengruppe Lieser“ gründeten.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hydrographischer Dienst in Kärnten – Onlinemessdaten
- Infoseite für Kajakfahrer mit Fotos
- Bericht über eine Kajaktour auf der Lieser
- Überparteiliche Interessensgemeinschaft zur Erhaltung der Lieser
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Flächenverzeichnis der österreichischen Flussgebiete. Draugebiet. In: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Hrsg.): Beiträge zur Hydrographie Österreichs. Heft Nr. 59. Wien 2011, S. 40 (bmlrt.gv.at [PDF; 3,6 MB]).
- ↑ Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Hrsg.): Hydrographisches Jahrbuch von Österreich 2011. 119. Band. Wien 2013, S. OG 337 (info.bmlrt.gv.at [PDF; 12,9 MB])
- ↑ Eberhard Kranzmayer: Ortsnamenbuch von Kärnten. I. Teil, 1956, S. 20.
- ↑ Albrecht Greule: Deutsches Gewässernamenbuch. Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2014, ISBN 978-3-11-057891-1, S. 314 f., „¹Lieser“ (Auszug in der Google-Buchsuche).
- ↑ Holzeis, Lora, Moser: Wasser in Kärnten, Eine hydrologische Bilanz (1991 - 2020). (PDF) Land Kärnten, Oktober 2021, S. 288, 293, 335, abgerufen am 15. Januar 2024.
- ↑ Edi Rauter: Seeboden. Ein Kurort am Millstätter See. Verlag Carinthia, Klagenfurt, 1976, ISBN 3-85378-015-6, S. 19.
- ↑ Holzeis, Lora, Moser: Wasser in Kärnten, Eine hydrologische Bilanz (1991 - 2020). (PDF) Land Kärnten, Oktober 2021, S. 14–15, abgerufen am 15. Januar 2024.
- ↑ Stöflin, Helmut: Geplantes Kraftwerk an der Lieser „elektrisiert“. In: Kleine Zeitung, 22. März 2010 ( vom 12. Juni 2010 im Internet Archive), aufgerufen am 24. März 2010.