Singebewegung
In den frühen 1960er-Jahren entstand - wie in den westlichen Staaten ausgehend von der Folkbewegung in den USA - in
der DDR ein bald als "Singebewegung" bezeichneter Versuch junger Menschen, Folk- und Protestsongs mit Inhalten
aus der eigenen Lebenswelt zu versehen. Die Vortragsform sollte sich von Unterhaltung und Schlager absetzen, zu den Liedern gehörten neben der
Folklore und dem Chanson auch Blues und Beat. Der erste Zusammenschluß dieser Art war der Hootenanny-Klub in
Berlin. Es gab Gastauftritte von Reiner Schöne, Lin Jaldati, Dorit Gäbler u.a.. Mentor der Bewegung war am Anfang vor
allem der in der DDR lebende Kanadier Perry Friedman. Obgleich auch er Kommunist war, wurde er ab 1966 von Vertretern der [[Freie Deutsche
Jugend|FDJ]] in den Hintergrund gedrängt und die amerikanische Hootenanny-Idee mit ihrer Vorliebe für die englische Sprache als unsozialistisch
dikreditiert. Ebenso war der Gedanke, dass Jeder öffentlich vortragen konnte, was er gerade geschrieben oder komponiert hatte, nicht lange haltbar.
Systemnahe Funtionäre wie Hartmut König oder Gisela Steineckert bestimmten bald den Charakter der Singebewegung. Der FDJ gelang es also einerseits, diese Aktivitäten zu kanalisieren und sie zu einem festen Bestandteil der Kulturpolitik
der SED werden zu lassen, andererseits blieb seitdem die Form des einfachen Liedes zur Gitarre in der
DDR präsent - trotz des Auftritts-Verbotes Wolf Biermanns - und es gab bis zum Ende der DDR immer wieder bedeutende Liedermacher wie z.B.
Bettina Wegner, Hans-Eckart Wenzel oder Stephan Krawczyk. Außerdem hatten sich im ganzen Land Singegruppen gebildet, die kulturell und
politisch nicht ständig zu kontrollieren waren und für viele eine wichtige Nische des eigenen Ausdrucks wurden.