Siegbert A. Warwitz
Siegbert Arno Warwitz (* 19. September 1937 in Münster) ist ein deutscher Experimentalpsychologe und Pädagoge. Er ist der Autor verschiedener Testverfahren zur Sportwissenschaft und Verkehrssicherheit und Initiator des Mehrdimensionalen Lernens in der Unterrichtslehre.
Leben
Siegbert A. Warwitz wurde 1937 im Gau Westfalen-Nord als eines von vier Kindern von Alfons Warwitz und Hildegard Dünnebacke (Tochter des Kommunalpolitikers Joseph Dünnebacke) geboren.[1] Nach dem Abitur am Gymnasium Petrinum Recklinghausen 1957 und einer Ausbildung zum Offizier bei der Bundeswehr folgten ein Philologiestudium in Münster, Innsbruck und Tübingen in den Fächern Germanistik, Sportwissenschaft und Philosophie mit Staatsexamen für das Höhere Lehramt sowie ein Psychologiestudium mit Promotion im Jahr 1968 in Wien.[2] Es folgte eine Assistenzzeit mit einem zweijährigen experimentalpsychologischen Forschungsauftrag der Universität Wien. Anschließend war er als Studienrat und Oberstudienrat am Humanistischen Gymnasium Ravensburg tätig, bevor er 1973 auf einen Lehrstuhl an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe berufen wurde. Dort wirkte er bis 1977 und erneut von 1991 bis 1993 als stellvertretender Leiter des Fachbereichs Sport und Sportwissenschaft. Zwischen 1983 und 1987 bekleidete er das Amt des Dekans. Des Weiteren engagierte er sich ab 1985 als Senatsbeauftragter.[3] Für seine „herausragenden Verdienste um die Verkehrssicherheit von Kindern“ wurde er im Jahr 1995 mit dem Bruno-Epple-Preis ausgezeichnet, der mit einer gemeinnützig ausgerichteten Spende von 100.000.- DM verbunden war.[4]
Die Forschung von Warwitz ist vor allem auf die experimentelle Sportpsychologie und die Verkehrserziehung für Kinder und Jugendliche ausgerichtet. Sein besonderes Forschungsinteresse gilt den Themen der Wahrnehmung, dem Phänomen Spiel sowie den Herausforderungen von Wagnis und Risiko. Dabei sieht Warwitz im Wagnis ein werterfülltes Handeln, das auf einer Wertebasis beruht und von einem Streben nach Sinn getragen wird. Dem Wagnis wird eine formende Funktion für die menschliche Persönlichkeit zugesprochen. Er sieht es als Mittel einer aktiven Selbstvervollkommnung, mit der die latenten Potenziale des Menschen wachsen und beitragen können, eine Lebensaufgabe zu erfüllen. Hierbei unterscheidet er zwischen Wagnis und Nervenkitzel.[5] Darüber hinaus hat er verschiedene pädagogische Ansätze und Testverfahren im Bereich Sport und Verkehrssicherheit entwickelt. Warwitz lebt in der 20.000-Einwohner-Stadt Tettnang im Bodenseekreis.[6]
Weblinks
- Literatur von und über Siegbert A. Warwitz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.
- Vom Spielraum zum Verkehrsraum – Netzwerk Verkehrserziehung Wien 2012
- Warum Friedenspiele umstritten sind – Interview mit Christin Severin, NZZ, 23. März 2015, siehe auch im Artikel: Spielzeugwaffen sind weniger schlimm als ihr Ruf an der gleichen Stelle.
- Erkenntnisse aus der Wagnisforschung – Reportage SWR-Fernsehen, Planet-Wissen 30. Januar 2018 (Frank Drescher)
- Das kreative Moment des Wagens – Magazin des Staatstheaters Hannover, April 2021
Schriften in Auswahl
- Interdisziplinäre Sporterziehung. Didaktische Perspektiven und Modellbeispiele fachübergreifenden Unterrichts. Hofmann, Schorndorf 1974, DNB 740560026, ISBN 3-7780-4551-2.
- Das sportwissenschaftliche Experiment. Planung – Durchführung – Auswertung – Deutung. Hofmann, Schorndorf 1976, ISBN 3-7780-9021-6.
- mit Anita Rudolf: Projektunterricht. Didaktische Grundlagen und Modelle. Hofmann, Schorndorf 1977, ISBN 3-7780-9161-1.
- mit Anita Rudolf (Hrsg.): Schriftenreihe Projektunterricht in Schule und Hochschule. Karlsruhe 1980–1999.
- mit Anita Rudolf: Spielen – neu entdeckt. Herder, Freiburg im Breisgau 1982, ISBN 3-451-07952-6.
- Verkehrserziehung vom Kinde aus. Wahrnehmen – Spielen – Denken – Handeln. Schneider, Baltmannsweiler 1993, 6. Auflage 2009, ISBN 978-3-8340-0563-2.
- Sinnsuche im Wagnis. Leben in wachsenden Ringen. Erklärungsmodelle für grenzüberschreitendes Verhalten. Schneider, Baltmannsweiler 2001, 3. Auflage 2021, ISBN 978-3-8340-1620-1.
- mit Anita Rudolf: Vom Sinn des Spielens. Reflexionen und Spielideen. Schneider, Baltmannsweiler 2003, 5. Auflage 2021, ISBN 978-3-8340-1664-5.
Anmerkungen
- ↑ Maria Thiemann (Hrsg.): Geschichte der Familie Dünnebacke, Bd. 2, Recklinghausen 1979.
- ↑ Die Promotion erfolgte zu einem experimentalpsychologischen Thema; Siegbert A. Warwitz: Die Wechselbeziehung zwischen dem allgemeinen intellektuellen und dem allgemeinen physischen Fähigkeitsbereich unter besonderer Berücksichtigung des Kombinatorischen Denkens und der Bewegungskoordination – eine experimentalpsychologische Untersuchung bei Jugendlichen, unveröffentlichte Dissertation, Universität Wien 1966. Enthalten ist auch eine umfangreiche Bibliographie mit knapp 100 dieses Thema betreffenden Titeln.
- ↑ Axel Schniederjürgen (Red.): Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 2009. Bio-bibliographisches Verzeichnis deutschsprachiger Wissenschaftler der Gegenwart, 22. Ausg., Bd. IV, München 2009, S. 4465, auch S. 4970 u. 5163.
- ↑ „Verkehr überfordert nicht nur die Kinder, Christiane Herzog überreichte Preis“. In: Kurier, Amtsblatt der Stadt Karlsruhe, Jahrgang 49, Nr. 42 v. 20. Oktober 1995 (mit Pressephoto), Badische Neueste Nachrichten/BNN, Nr. 237 v. 13. Oktober 1995, S. 25 (mit Pressephoto) und „Preisverleihung Der 7. Sinn für Kinder“ in Citymedia, Business-Magazin. hrsg. v. Axel Kahn, Jahrg. 4, Ausgabe 10, Rheinstetten-Mörsch 1995, S. 10 (mit Pressefoto).
- ↑ Siegbert A. Warwitz: Sinnsuche im Wagnis. Leben in wachsenden Ringen. Erklärungsmodelle für grenzüberschreitendes Verhalten, Baltmannsweiler 2001, insbes. S. 16–18, 287.
- ↑ Axel Schniederjürgen (Red.): Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 2009. Bio-bibliographisches Verzeichnis deutschsprachiger Wissenschaftler der Gegenwart, 22. Ausg., Bd. IV, München 2009, S. 4465.
Personendaten | |
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NAME | Warwitz, Siegbert A. |
ALTERNATIVNAMEN | Warwitz, Siegbert Arno |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Sportwissenschaftler, Psychologe, Pädagoge |
GEBURTSDATUM | 19. September 1937 |
GEBURTSORT | Münster |