Siegbert A. Warwitz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. März 2024 um 18:45 Uhr durch 2003:d8:2f07:bf7b:a576:ae72:3c15:f923 (Diskussion) (Digitalsatz eingefügt.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Siegbert Arno Warwitz (* 19. September 1937 in Münster) ist ein deutscher Germanist, Sportwissenschaftler, Experimentalpsychologe und Pädagoge.

Nach einer Ausbildung zum Offizier der Bundeswehr absolvierte er an den Universitäten Münster, Innsbruck, Tübingen und Wien ein Philologiestudium für das Höhere Lehramt in den Fächern Germanistik, Sportwissenschaft und Philosophie und promovierte nach einem anschließenden Psychologiestudium mit summa cum laude zum Dr. phil. Er übernahm einen zweijährigen experimentalpsychologischen Forschungsauftrag der Universität Wien, lehrte einige Jahre am Humanistischen Gymnasium in Ravensburg und folgte dann einem Ruf auf eine Professur der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe.

Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen der Experimentellen Sportpsychologie und einer von ihm entwickelten „Verkehrserziehung vom Kinde aus“, wobei ihn besonders Wahrnehmungsfragen, das Phänomen Spielen und die Wagnis/Risiko-Problematik interessieren. Als Wagnisforscher ist er durch seine empirischen Studien zur Mentalität von Grenzgängern und Extremsportlern sowie durch seine wissenschaftlichen Analysen entsprechender Erklärungsmodelle hervorgetreten. Dabei entwarf er eine eigene, ethisch begründete Wagnistheorie. Er ist Autor des sportmotorischen Testverfahrens Wiener Koordinationsparcours (WKP) sowie des Fußgängerdiploms (FD) und des Karlsruher 12-Schritte-Programms (KZSP) zur Verkehrssicherung des Schulanfängers. Als Didaktiker führte er das Prinzip des Mehrdimensionalen Lernens in die Unterrichtslehre ein. Das klassische Lehrtheater des Verkehrskasper verdankt ihm seine Erneuerung zu einer zeitgemäßen Form der Verkehrserziehung.

Er war viele Jahre Dekan und in einer Reihe weiterer Hochschulämter tätig. In der Verkehrspädagogik engagierte er sich als Senatsbeauftragter seiner Hochschule, in der Lehrerbildung, auf Vortragsreisen und als Wissenschaftlicher Berater verschiedener Institutionen. Auf dem Risikofeld wurde er als Sachverständiger mit zahlreichen Gutachteraufträgen betraut.

1995 wurde ihm in Karlsruhe im Auftrag des Bundespräsidenten Roman Herzog von Christiane Herzog der Bruno-Epple-Preis („Der 7. Sinn für Kinder“) verliehen „für herausragende wissenschaftliche Verdienste um die Verkehrssicherheit von Kindern“. Die auf Initiative der Deutschen Verkehrswacht erfolgte Preisverleihung war mit einer gemeinnützig ausgerichteten Spende von 100.000 DM verbunden.[1]

Schriften (Auswahl)

  • Die altgermanische Heldendichtung und ihr Verhältnis zur Heldensage. Münster 1963 (Archiv der Universität Münster, Germanistisches Institut)
  • Sport im Spiegel der Sprache – eine Metaphernanalyse. Tübingen 1967. (Archiv der Universität Tübingen)
  • Interdisziplinäre Sporterziehung. Didaktische Perspektiven und Modellbeispiele fachübergreifenden Unterrichts. Hofmann, Schorndorf 1974, DNB 740560026, ISBN 3-7780-4551-2.
  • Das sportwissenschaftliche Experiment. Planung – Durchführung – Auswertung – Deutung. Hofmann, Schorndorf 1976, ISBN 3-7780-9021-6.
  • mit Anita Rudolf: Projektunterricht. Didaktische Grundlagen und Modelle. Verlag Hofmann, Schorndorf 1977, ISBN 3-7780-9161-1.
  • mit Anita Rudolf (Hrsg.): Schriftenreihe Projektunterricht in Schule und Hochschule. Karlsruhe 1980–1999.
  • mit Anita Rudolf: Spielen – neu entdeckt. Herder, Freiburg im Breisgau 1982, ISBN 3-451-07952-6.
  • Spiele anderer Zeiten und Völker. Karlsruhe 1998.
  • Vom Sinn des Wagens. Warum Menschen sich gefährlichen Herausforderungen stellen, In: DAV (Hrsg.): Jahrbuch Berg 2006, Tyrolia Verlag, München-Innsbruck-Bozen 2005, S. 96–111.
  • Verkehrserziehung vom Kinde aus. Wahrnehmen – Spielen – Denken – Handeln. 6. Auflage. Schneider, Baltmannsweiler 2009, ISBN 978-3-8340-0563-2.
  • Sinnsuche im Wagnis. Leben in wachsenden Ringen. Erklärungsmodelle für grenzüberschreitendes Verhalten. 3. Auflage, Schneider, Baltmannsweiler 2021, ISBN 978-3-8340-1620-1.
  • mit Anita Rudolf: Vom Sinn des Spielens. Reflexionen und Spielideen. 5. Auflage. Schneider, Baltmannsweiler 2021, ISBN 978-3-8340-1664-5.
  • The Fine Line between Risk and Venture, In: Magazin The Skirt Chronicles, Manufakture d´Histoires Deux Ponts, Paris 9/2019, Volume V, Page 43–48.
  • Anselms Wanderung. Zwischen Klopp-Peitsche und Freiheitssehnen. Eine Kindheit und Jugend im Kriegs- und Nachkriegsdeutschland. Bildungsroman. Epubli, Berlin 2024. ISBN 978-3-7584-3012-1.

Einzelnachweise

  1. Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1996. Geistes- und Sozialwissenschaften. 17. Ausgabe, Verlag Walter de Gruyter, Berlin/ New York 1996, S. 1538 (Digitalsatz) – Preisverleihung „Der 7. Sinn für Kinder“ in Citymedia, Business-Magazin. hrsg. v. Axel Kahn, Jahrg. 4, Ausgabe 10, Rheinstetten-Mörsch 1995, S. 10 (mit Pressefoto) – „Herzog-Gattin zeichnet Professor aus“ in Recklinghäuser Zeitung v. 18. Oktober 1995 (mit Portrait) – „Verkehr überfordert nicht nur die Kinder, Christiane Herzog überreichte Preis“, in Kurier, Amtsblatt der Stadt Karlsruhe Jahrgang 49, Nr. 42 v. 20. Oktober 1995 (mit Pressefoto) – auch in Badische Neueste Nachrichten/BNN v. 13. Oktober 1995, Nr. 237, S. 25 (mit Pressefoto).