Kreuzschlepper

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Kreuzschlepper von 1728 bei Kolitzheim-Lindach, Landkreis Schweinfurt, Unterfranken

Als Kreuzschlepper bezeichnet man die Darstellung des kreuztragenden Christus in Form einer Freifigur. Die im 18. Jahrhundert aufkommende Sonderform des Bildstocks ist insbesondere in Franken weitverbreitet und prägt, vor allem in den katholischen Bistümern Bamberg und Würzburg, die Landschaft.

Geschichte

Die Darstellung des Leidenswegs Christi wurde bereits in Bildwerken der Spätgotik aufgegriffen. Das Sujet entwickelte sich zu einem Teil der sieben Fälle, die später zu den 14 Stationen eines Kreuzweges umgewandelt wurden. Parallel zu dieser Entwicklung wurde das Motiv auch immer wieder in Bildstöcken verarbeitet. Die älteste bekannte Darstellung ist einem Bildstockaufsatz in Junkersdorf zugeordnet worden und stammt noch aus der Spätgotik. In den folgenden Jahrhunderten veränderte man das Motiv immer wieder.

Erst im 18. Jahrhundert begann man Freifiguren des kreuztragenden Christus zu errichten. Noch 1707 wurde auf einem Bildstock in Distelhausen bei Tauberbischofsheim der Kreuzschlepper lediglich als ein Element eines größeren Reliefs gezeigt. In der Folgezeit erhielt der Kreuzträger immer mehr Raum innerhalb der Darstellung und wurde bald zur Freifigur weiterentwickelt. Zunächst gestaltete man allerdings Darstellung, die ihn in Kombination mit anderen biblischen Motiven, wie dem Schweißtuch der Veronika oder der Mater dolorosa, zeigen.

Die frühesten Freifiguren können auf die Jahre um 1710 datiert werden, in Effeldorf hat sich ein Schlepper erhalten, der mit „1695“ bezeichnet wurde. Die Bildstocksetzungen entsprachen dabei den üblichen Motiven für eine solche Stiftung. Darunter fielen private Frömmigkeit, Grenzmarkierung oder Wegmarken. Überaus häufig entstanden Kreuzschlepper entlang von Wallfahrtswegen und dienten den vorübergehenden Menschen als Orte der Andacht. Die Inschriften mit denen manche Kreuzschlepper ausgestattet wurden, unterstreichen diese Lesart.[1] Das Motiv blieb auch nach dem Ende des 18. Jahrhunderts beliebt. Noch im 20. Jahrhundert entstanden moderne Kreuzschlepper, wie das Beispiel im Volkacher Gemeindeteil Rimbach belegt.

Beschreibung

Kreuzschlepper von 1716 in Volkach-Fahr, Landkreis Kitzingen, Unterfranken mit typischer Inschriftentafel

Das Motiv des kreuztragenden Christus existiert heute in den unterschiedlichsten Varianten. Selten läuft der, zumeist dornenbekrönte Christus unter der Last des Kreuzes noch, häufiger ist er bereits darüber zusammengebrochen. Besonders frühe Beispiele zeigen Christus noch zusammen mit den Henkersknechten. Eine solche Darstellung hat sich auf einem Stock in Obervolkach erhalten, ist aber auch in Aub, Euerfeld, Bad Brückenau und Oberschwarzach belegt. Hier brachte man das Motiv allerdings oberhalb eines Prozessionsaltars an, sodass er als Übergangsform gelten kann.

Typisch für den Darstellungstyp ist außerdem die Inschriftentafel, die den vorübergehenden Menschen an das Schicksal des Gekreuzigten ermahnt. Kreuzschlepper wurden oftmals auf hohen Säulen errichtet, die weithin sichtbar in die Landschaft ragten.[2] Daneben sind die Figuren allerdings auch auf Hausmauern zu finden. Die filigrane Gestaltung der Kreuzesbalken führte dazu, dass insbesondere diese Elemente häufig Vandalismus ausgesetzt sind und immer wieder erneuert werden müssen.[3]

Verbreitung und Beispiele

Die Kreuzschlepper sind insbesondere in den zwei katholischen Bistümern Bamberg und Würzburg weitverbreitet. Damit können sie heute in den bayerischen Regierungsbezirken Ober- und Unterfranken gefunden werden. Wenige Exemplare weisen auch die ehemals zu Bamberg gehörenden Gebiete Mittelfrankens auf. Viele Schlepper werden vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege als Baudenkmäler eingeordnet.

Literatur

  • Josef Dünninger, Bernhard Schemmel: Bildstöcke und Martern in Franken. Würzburg 1970.
  • Josef Dünninger, Karl Treutwein: Bildstöcke in Franken (= Thorbecke Kunstbücherei Bd. 9). Konstanz 1960.
Commons: Kreuzschlepper – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Josef Dünninger, Bernhard Schemmel: Bildstöcke und Martern in Franken. Würzburg 1970. S. 28.
  2. Josef Dünninger, Karl Treutwein: Bildstöcke in Franken (= Thorbecke Kunstbücherei Bd. 9). Konstanz 1960. S. 90.
  3. Ute Feuerbach: Kreuzschlepper in Volkach. In: Ute Feuerbach (Hrsg.): Unsere Mainschleife. 1993–2007 (= Volkacher Hefte Bd. 17). Volkach 2008. S. 360.