Großkroatien

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. Dezember 2019 um 16:05 Uhr durch Koreanovsky (Diskussion | Beiträge) (→‎Geschichte: etwas genauer; ein kleiner Teil Syrmiens befindet sich in Kroatien). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Karte der möglichen Gebiete eines Großkroatien, nämlich die Republik Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Bačka, Syrmien, Sandžak und die Bucht von Kotor.

Großkroatien (kroatisch Velika Hrvatska) bezeichnet ein theoretisches Staatsgebilde, das in der kroatischen Geschichte von einigen teils nationalistischen Gruppen angestrebt wurde und noch heute ein politisches Ziel der rechtsextremen[1] Kroatischen Partei des Rechts (HSP) ist.

Hierbei sollen alle Kroaten in einem unabhängigen Staat vereinigt werden, der alle kroatischen Siedlungsgebiete (auch die Minderheitsgebiete) umfasst. Hierbei gab es verschiedene Ansichten darüber, welche Bevölkerungsgruppen aufgrund ihrer Abstammung, Konfession oder Sprache zu den Kroaten zu rechnen seien.

Dem entgegen steht die Idee eines Großserbien.

Geschichte

Die politische Idee eines Großkroatien entstand zur Zeit der Nationenbildung im 19. Jahrhundert.

So adaptierte der Politiker Ante Starčević (1823–1896, HSP) das politische Konzept einer kroatischen Nation, bzw. eines kroatischen Volkes. Der Nation der Kroaten seien die Bewohner Großkroatiens (z. B. Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Slowenien) zugehörig. Da auf diesem, als historisch kroatisch angesehenen, Gebiet nur die kroatische Nation existieren könne, wurden Serben und andere Völker nicht anerkannt, bzw. als orthodoxe oder muslimische Kroaten betrachtet.[2]

Die Triaskarte der Habsburgermonarchie. Vorschlag einer „trialistischen“ bzw. „großkroatischen“ Lösung von Heinrich Hanau (1842–1917), Wien 1909[3].

Zur gleichen Zeit forderten kroatische Jugoslawisten ein autonomes südslawisches Königreich als dritte Entität neben Österreich und Ungarn innerhalb der Habsburgermonarchie. Kaiser Franz Joseph I. (1830–1916) und sein Thronfolger Franz Ferdinand (1863–1914) lehnten diese „trialistisch“ oder auch „großkroatisch“ genannte Lösung ab. Auch wurden den auf unterschiedliche Reichsteile zerstreuten Südslawen nicht mehr Rechte zuzugestanden, sodass sich immer mehr nationalbewegte Kroaten deswegen von der Monarchie abwandten.

Datei:Velika Hrvatska (Hrvatski Domobran).jpg
Karte der Banovina Hrvatska (schraffiert) im Vergleich zu den Grenzen eines Großkroatien. Titelblatt einer Ustascha-Zeitung (Buenos Aires, 1939).
Verwaltungsgliederung des Unabhängigen Staates Kroatien im Jahr 1943.

Während des Zweiten Weltkriegs konnte die radikale Ustascha ihr großkroatisches Ziel, nämlich „die Wiederherstellung des freien und unabhängigen kroatischen Staates auf dem gesamten historischen und ethnisch geschlossenen Gebiet des kroatischen Volkes“[4], im Jahr 1941 nur unzureichend durch den Unabhängigen Staat Kroatien (bis 1945) verwirklichen. Erklärtes Gebiet dieses Staates waren „nur“ Teile des heutigen Kroatien (ohne Istrien und bis 1943 ohne nördliche Teile Dalmatiens), ganz Bosnien und Herzegowina sowie der serbische Teil Syrmiens.

Zu Beginn des Kroatien- und Bosnienkriegs Anfang der 1990er-Jahre kämpften die Kroatischen Verteidigungskräfte (HOS), der paramilitärische Arm der HSP, für die Verteidigung und Eroberung kroatischer Gebiete und die Wiederherstellung eines Großkroatien.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Peter Davies, Derek Lynch, The Routledge Companion to Fascism and the Far Right, 2002, ISBN 0-415-21495-5, S. 295
  2. Mark Biondich: Religion and Nation in Wartime Croatia : Reflections on the Ustaša Policy of Forced Religious Conversions, 1941–1942. In: The Slavonic and East European Review. Band 83, Nr. 1, 2005, S. 75.
  3. Margret Lemberg, Hans Lemberg: Heinrich von Hanau : Ein Sohn des letzten Kurfürsten von Hessen : Sein Leben, seine politische Kampfschrift und seine Zukunftskarten. Marburg 2003, ISBN 3-7708-1242-5, S. 131 ff.
  4. Ante Pavelić: Die kroatische Frage. Privatdruck des Instituts für Grenz- und Auslandstudien, Berlin 1941, S. 23 (Entstehung: 28. Oktober 1936).