Burg Kronberg

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Burg Kronberg
Die Burganlage über der Altstadt von Kronberg

Die Burganlage über der Altstadt von Kronberg

Staat Deutschland
Ort Kronberg im Taunus
Entstehungszeit ca. 1170 bis 1505, mit späteren Modifik./Ergänz.
Burgentyp Höhenburg, Felslage
Erhaltungszustand Wesentliche Teile erhalten
Ständische Stellung Freiadlige
Geographische Lage 50° 11′ N, 8° 30′ OKoordinaten: 50° 10′ 51,6″ N, 8° 30′ 23,8″ O
Höhenlage 285 m ü. NHN
Burg Kronberg (Hessen)
Burg Kronberg (Hessen)

Die Burg Kronberg ist eine Burganlage in Kronberg im Taunus, einer Kleinstadt im Hochtaunuskreis in Hessen. Sie besteht aus einer hochmittelalterlichen Oberburg aus der Stauferzeit sowie einer frühneuzeitlichen Mittelburg, die eher Schlosscharakter hat und bis zum Bau des nahe gelegenen Schlosses Friedrichshof (1894) von den Kronbergern „das Schloss“ genannt wurde.

Lage

Die Anlage wurde auf einem ca. 285 m ü. NN liegenden Sporn des Altkönigs am Südhang des Taunus errichtet und war Namensgeber sowohl für das ehemalige Rittergeschlecht, als auch für die unterhalb der Burg entstandene Stadt Kronberg. Die Anlage erlaubte eine Fernsicht nach Süden bis zum Spessart, über Frankfurt am Main und das Rhein-Main-Gebiet zum Odenwald sowie weiter nach rechts über die Oberrheinische Tiefebene bis zum Donnersberg in der Pfalz. Im Norden führt der Blick heute auf die Taunushöhen mit der Burgruine Falkenstein, zum Altkönig und zum Schloss Friedrichshof. Touristisch ist sie in den 3-Burgen-Weg KönigsteinFalkenstein–Kronberg des Taunusklubs e.V. eingebunden.[1]

Überblick zur Bau- und Familiengeschichte

Zeitpunkt und Umstände der Gründung sind nicht bekannt.[2] Es wird angenommen, dass die Gründungsphase auf die Spätzeit Kaiser Konrads III. oder die Frühzeit Friedrichs I. (Kaiser Barbarossa) in der Mitte oder zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zurückgeht. Damals errichteten oder übernahmen Ministeriale von Eschborn, deren Existenz seit 1189/90 belegt ist, die Burg. Dies könnte im Auftrag des Kaisers erfolgt sein, doch lässt sich dies nicht anhand von Dokumenten nachweisen. Die auf Krongut über einem Felssporn errichtete Anlage – daher vermutlich der Name Kronberg (bis 1933 generell Cronberg, zuweilen auch Cronbergk oder Cronenberg) – war möglicherweise in einer ersten Phase noch durch Holzpalisaden befestigt. Archäologisch-bautechnische Befunde legen nahe, dass in der Zeit um 1170 bis 1200 die drei Türme der Oberburg errichtet wurden, danach erst die verbindenden Mauern zwischen den Türmen. Parallel dazu dürften im Burginneren und auch im unmittelbaren Umfeld Siedlungen, überwiegend in Holzbauweise, für Bedienstete gestanden haben. Die ältesten Keramikfunde aus dem Bereich der Mittelburg (Reste von Geschirr und Kacheln) werden auf die Zeit um 1200 bis 1250 datiert.

Als Anlass für den Bau werden unterschiedliche Beweggründe angenommen: 1) Die Anlage mag als Teil eines Burgen-Schutzkreises um das Krongut Wetterau (zusammen insbesondere mit Burg Münzenberg und der Ronneburg) errichtet worden sein. 2) Sie mag als Schutz der Reichsstadt Frankfurt mit der damaligen Königspfalz gebaut worden sein. 3) Sie mag als zusätzlicher Schutz (neben der Burg Königstein) für die in Sichtweite vorbeiführende Handelsstraße Frankfurt–Köln errichtet worden sein.

Burgtor, links dahinter Burgkapelle, in der Ferne Prinzenturm, rechts heutiges Kassenhaus und Stadtgeschichtemuseum
Die am 18.11.1943 zerstörte und nur im Chorbereich wieder überdachte Burgkapelle von 1342

Die erste schriftliche Nennung derer von Kronberg, wie sich die Dienstmannen aus Eschborn ab Anfang des 13. Jahrhunderts nannten, stammt von 1230. Die Burganlage wurde bald fest zu Lehen gegeben und sollte der Familie gehören, solange männliche Erben zu verzeichnen waren. Durch den gemeinsamen Besitz über verschiedene Familienzweige und Einzelpersonen repräsentierte die Anlage eine Ganerbenburg. Sie umfasste früh auch weitere Burgteile: So bewohnten die im 14. Jahrhundert abzweigenden Familienlinien des Ohrenstamms (ausgestorben 1461) und des Flügelstamms (ausgestorben 1617) Häuser der „Unterburg“ direkt neben Burgtor und Burgkapelle, während der bis 1704 überlebende Kronenstamm die Mittelburg bewohnte bzw. zumindest als offiziellen Stammsitz beibehielt. Die Häuser der Unterburg wurden in den Jahrzehnten nach dem Aussterben des Flügelstammes (1617) abgerissen und sind nur in Resten im ehemaligen Grundgeschoss (vom Inneren des Stadtgeschichtemuseums aus) erkennbar. Das jetzige Burgtor entstand in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts als Ersatz eines früheren Tores, das wohl an anderer Stelle war. Sein Obergeschoss diente dem Pförtner als Wohnung. Die heutigen eichernen Torflügel stammen allerdings aus der Restaurierungszeit um 1900. Die an das Burgtor anschließende Burgkapelle wurde 1342 geweiht. Sie diente zahlreichen Kronberger Ritterfamilien als Begräbnisstätte und enthält auch noch immer einige Epitaphe (Grabdenkmäler) der Kronberger Ritter, seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aber insbesondere Gräber des Hauses Hessen. Die Kapelle wurde 1943 durch Bombenabwurf zerstört, wodurch die Gräber des Hauses Hessens jetzt im nicht überdachten Teil liegen. Der Chor und die Gräber sind nicht öffentlich zugänglich. Von der Burg zur Stadt hin wurden unterirdische, heute aber zugeschüttete Verbindungsgänge angelegt. Wohl ab dem 15. Jahrhundert siedelten sich manche der herrschaftlichen Familien auf Gütern innerhalb der Stadt Kronberg an, so auf dem Hellhof und auf der Westerburg, die auch noch in Resten im Stadtbild erkennbar sind. Daneben entstanden auch weit entfernte Besitzungen, so im Hintertaunus, im heutigen Rheinland-Pfalz, im Schwarzwald und in Böhmen.

Die Herren von Kronberg und ihre Familien entwickelten vielfache verwandtschaftliche und berufliche Verflechtungen mit anderen Herrschaftsfamilien und -einrichtungen, überwiegend in einem Umkreis von etwa 50–100 km. Ein Grund dafür dürfte gewesen sein, dass das relativ kleine Reichslehen Kronberg nicht alle Mitglieder der sich verzweigenden Familien hätte versorgen können. Daher verdingten sich Kronberger verschiedentlich bei benachbarten Territorialherren, so in der Kurpfalz und im Erzbistum Mainz. Ihr Lebensmittelpunkt war dadurch vielfach nicht mehr die Burg oder Stadt Kronberg selber, doch diente die Burg weiter als Identifikationspunkt für das Geschlecht und die Ganerbengemeinschaft.

Die heute noch sichtbaren Bauwerke der Burganlage entstanden überwiegend in der Zeit von etwa 1170 bis 1505, allerdings mit Ergänzungen im Rahmen dreier größerer Restaurierungs- und Ergänzungsphasen:

  1. Anfang des 17. Jahrhunderts mit einem partiellen Umbau der Mittelburg und Umgestaltung der Giebel zu zeittypischen Rollwerkgiebeln, wohl auch dem Anbau des Standerkers im Westflügel; ferner erfolgte der Abriss der Unterburg;
  2. um 1875 bis 1912 durch den Taunusklub mit verbesserter Zugänglichkeit der Oberburg und des Freiturms sowie durch Kaiserin Victoria, der Gattin von Kaiser Friedrich III., die sich nach dem Tod ihres Gatten Kaiserin Friedrich nannte, und danach durch ihren Schwiegersohn (Friedrich Karl von Hessen) mit vielfältiger Sanierung und teilweise freien Modifikationen und Ergänzungen der Mittelburganlage (darunter der Errichtung des Wehrgangs und des Prinzenturms);
  3. nach 2000, als die gesamte Anlage einer erneuten Sanierung, Restaurierung und Anpassung an Besucherströme und neue Nutzungen unterworfen wurde. Die Sanierungen an der Stadt- und Burgmauer sollen demnächst in Angriff genommen werden, ebenso die Sanierung der Kapellenmauer am Schulgarten.
Mauer der Oberburg mit Kapellenturm-Rest, links nach oben führend heutige Zugangstreppe, rechts Teil des Freiturms

Die Oberburg der Stauferzeit (ab ca. 1170)

Die noch heute prominent aufragenden drei turmartigen Bauten der Oberburg wurden gemäß bautechnischen Befunden ab etwa 1170 erbaut, wobei die beiden niedrigeren (und eher älteren) Türme ehemals wohl höher und bedacht, der hohe Turm hingegen deutlich niedriger war als heute und vielleicht um 1200 erbaut wurde. Der Zugang zur Oberburg erfolgt heute über eine Steintreppe, die von der Ebene der Mittelburgebene aus hoch führt und im oberen Teil durch den Taunusklub am Ende des 19. Jahrhunderts angelegt worden ist, im unteren Teil um 2000. Wie der ehemalige Zugang zur Oberburg verlief, ist unklar. Am Torturm erkennt man einen für die romanische Bauphase charakteristischen (teilrestaurierten) Rundbogen aus weißem Kalkstein und schwarzem Lungstein (einer Basaltform). Die kleine Betontreppe innerhalb des Torturms zum Hof wurde angelegt, um auf das Niveau des über die Jahrhunderte durch Schutt und Abfall angehobenen Innenhof-Niveaus zu gelangen. Der Torturm wird wegen der Torkapelle im Obergeschoss auch Kapellenturm genannt. Der (nicht zugängliche) Kapellenraum enthält einen kleinen Chor mit zwei Sakramentsnischen, der vom Burghof aus als leicht gerundeter Erker erkennbar ist.

Einen ungewöhnlichen Umriss hat der Fünfeckturm im hinteren Bereich der Oberburg, vermutlich ein ehemaliger Wohnturm mit heute nicht mehr erkennbarem Eingang in mittlerer Höhe. Er ist wohl gegen 1500 in einen im Inneren viereckigen und mit Schutzgewölbe versehenen Schützturm (eine Kasematte) umgewandelt und mit einer bis 2,5 m starken Mauer verstärkt worden. Auffallend sind die wehrtechnisch eher seltenen Schlitzmaulscharten[3]. Der heutige Eingang in den Fünfeckturm ist durch Verwendung eines Grenzsteins als Türsturz um 1900 gesichert worden, hatte an dieser Stelle aber wohl schon zuvor seit langem einen Behelfseingang, um auch als Lager oder Stall für den Türmer und seine Familie zu dienen. Der heutige Betonfußboden ist neuen Datums (um 2000). Die im Innern aufgestellten fünf Holzstelen und Holzsitze wurden 2018 aus einer im Jahr zuvor umgestürzten Buche geschnitzt und symbolisieren Obrigkeiten im Hochmittelalter (Bischof, Kaiser, Kaiserin, Prinzessin, Ritter).

Der (seit dem 17. Jahrhundert so bezeichnete) Freiturm der Oberburg ist während der Öffnungszeiten bis zur horizontalen Fensterfront frei besteigbar

Der heutzutage über eine Wendeltreppe des Taunusclubs[4] zu etwa zwei Dritteln besteigbare Freiturm ist der ehemalige Bergfried der mittelalterlichen Burganlage; sein sich im unteren Drittel (bis zum kleinen Mauerwerkrücksprung) erstreckende Basissockel weist wohl auf den ehemaligen Abschluss hin, auf dem vermutlich eine Dachkonstruktion stand. Der Turm hat eine Grundfläche von 8,4 mal 8,4 Meter und einen Hocheingang auf der Burginnenseite in (heute) 7 Meter Höhe. Seine heutige Höhe von rund 43 m und seine markante Form mit erhöhtem, aber schmälerem Butterfassaufsatz in 33 m Höhe erhielt er kurz nach 1500 zusammen mit einer Innenverstärkung und dem Bau der erwähnten Kasematte sowie drei zusätzlichen Bollwerken und einem Zwinger an der Nord- und Westseite der Burganlage, alles Maßnahmen zum Schutz gegen damals wirksamer werdende Angriffswaffen. Ehemals waren Turm und Türmerwohnung vermutlich nur über steile, aber massive Treppen besteigbar.[5] Im Turm wohnte und wachte noch bis 1839 ein Türmer mit Familie.

Neben den drei heute noch sichtbaren Gebäuden sind an Mauerabsätzen der Oberburganlage auch die mutmaßlichen Orte früherer Anbauten erkennbar. Einen eigentlichen repräsentativen Palas hatte die Oberburg aber wohl nicht. Auf der heutigen Aussichtsplattform, die den Blick über Rhein-Main freigibt, findet sich rechts der Sockel eines kleines Rundbaus, der als Rest eines kleinen Turmes gedeutet wird.

Westflügel mit Standerker, vorne der Schlossgarten ("Prinzengarten" mit "Prinzenturm" von 1912)

Die Mittelburg des 14. bis 17. Jahrhunderts

Der Westflügel der Mittelburg sowie der angebaute mächtige (aber ehemals niedrigere) Fahnenturm gehen in der Anlage mindestens auf die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts zurück und weisen etliche gotische Bauelemente auf. Der vom Schlosseingang rechts stehende Nordflügel wurde hingegen erst um 1505 und im Stil der Renaissance-Zeit an der Stelle eines Vorgängerbaus, errichtet, von dem im Hausinnern im Küchenbereich Grundmauerreste zu sehen sind. Durch die Kombination des West- und Nordflügels erlangte die Mittelburg die heutige über Eck gebaute Form. Die beiden Gebäudeflügel wurden seit dem Bau von Schloss Friedrichshof zuweilen gemeinsam als „Altes Schloss“ bezeichnet. Die zeitweise verwendeten Bezeichnungen „Kronenstammhaus“ und „Flügelstammhaus“ für West- und Nordflügel werden heute als eine irrtümliche Familienstamm-Zuordnung betrachtet und nicht mehr verwendet.

Der Westflügel war ehemals wohl stärker in Einzelräume unterteilt als heute, enthielt aber durchaus auch schon repräsentative Großräume. Heute werden die drei Großräume für unterschiedliche Anlässe verwendet. An der Südwand wurde Anfang des 16. Jahrhunderts außen ein zweigeschossiger Standerker anstelle eines zuvor wohl nur im Obergeschoss angebauten Kapellenerkers errichtet. Der erwähnte Fahnenturm in der Ecke der Gesamtanlage war ursprünglich niedriger und oben wohl flach und mit Zinnen besetzt. Seine zwei hoch angebrachten und zum Hof weisenden Erkeranbauten wurden im 15. Jahrhundert angesetzt, die hinteren zwei Erkeranbauten allerdings erst im Rahmen der ergänzenden Restaurierung und historisierenden Ergänzung um 1900.

Achteckturm am Nordflügel, rechts Wehrgang (historisierender Anbau, um 1900)
Zugang über die Gesindekammer zu den Innenräumen (Museumsteil), Treppenaufgang um 1900 um 90° versetzt angebaut

Der Nordflügel enthält im Erdgeschoss eine Großküche mit eindrücklichem Tonnengewölbe, einer Feuerstelle (Esse) und einer alten, bereits 1367 erwähnten und damals noch im Freien stehenden Zisterne. Vor der rechten Seite des Gebäudes steht der Achteckturm mit enger Wendeltreppe neben dem heutigen (von Kaiserin Friedrich etwas abgewandelten) kleinen Treppenaufgang in den Museumsbereich. Die Wendeltreppe des Turms diente dem Gesinde als Verbindung vom Erdgeschoss zu den Gemächern der Burgherrschaft. Eine breitere Wendeltreppe für die Familie des Burgherrn findet sich in der Ecke hinter dem Fahnenturm. Sowohl vom Achteckturm als auch vom sogenannten Wappensaal des Westflügels aus besteht ein Zugang zum um 1900 erbauten historisierenden Wehrgang und zum um 1912 errichteten so genannten Prinzenturm. Während die tragende Mauer teilweise einem bei der Restaurierung vorgefundenen Mauerverlauf folgt, ist der Wehrgang selber eine freie Ergänzung und nach Vorbildern in Nürnberg und Rothenburg ob der Tauber entworfen, um Besuchern das Prinzip eines spätmittelalterlichen Burgen-Wehrgangs mit Schießscharten und Pechnase (Öffnung über der Tür zwecks Ansprechen des Ankömmlings) zu demonstrieren.

Die ehemals im gotischen Stil gestuften Treppengiebel der beiden Flügel, wie sie auf den ältesten Stichen noch an den beiden Gebäuden zu sehen sind, wurden im frühen 17. Jahrhundert durch die jetzigen Rollwerks- oder Schweifgiebel ersetzt. In diesem Zusammenhang entstand wohl auch der erwähnte Standerker. Darüber hinaus kam es äußerlich nur zu wenigen Veränderungen, wohl allerdings Veränderungen in der Raumaufteilung und -ausgestaltung, die kleinteiliger und stärker mit Mobiliar befrachtet war als heute.

Schon 1617 verstarb der letzte männliche Nachfahre des Flügelstamms im heute noch erhaltenen Hellhof in der Stadt Kronberg, 1704 der letzte männliche und kinderlose Nachfahre des Kronbenstamms auf Burg Hohlenfels im Hintertaunus. Allerdings lebte das Geschlecht schon seit etwa dem 30-jährigen Krieg (1618–1648) überwiegend auf anderen Besitzungen, darunter auch in Böhmen. Teile der Burganlage verfielen ab jetzt verstärkt infolge fehlenden Unterhalts, wurden abgerissen oder zweckentfremdet.

Spätere Nutzungen und Veränderungen (1704–1992)

Nach dem Aussterben der Herren von Kronberg im Jahre 1704 kam die Burg zum Kurfürstentum Mainz, zu welchem seit Jahrhunderten Beziehungen bestanden hatten. Der lokale kurmainzische Amtmann nahm seinen Amtssitz für einige Zeit in der Mittelburg ein. Teile der Gebäude wurden als katholische Schule und Lehrerwohnung genutzt und unterhalb des Schlossgartens (heute "Prinzengarten" genannt) wurde der heute noch bestehende Schulgarten angelegt. Während der napoleonischen Kriege wurde die Burg von französischen Truppen besetzt, teilweise auch etwas verändert und beschädigt; der Fahnenturm wurde im unteren Teil als Gefängnis, die Burgkapelle zeitweise als Pferdestall genutzt. Ab 1802/03 kamen Stadt und Burg zu Nassau-Usingen bzw. ab 1806 zum Herzogtum Nassau. 1866 wurden Burg und Stadt von Preußen übernommen. Genutzt wurde der Westflügel mittlerweile sehr unterschiedlich, unter anderem von einer kleinen Schreinerei, war aber schon stark baufällig geworden.

In der preußischen Zeit waren alle verbliebenen Burggebäude in einem desolaten Zustand, teilweise einsturzgefährdet und an vielen Stellen ohne intakte Fenster und Türen. Die Gesamtanlage wurde jedoch als erhaltenswertes Denkmal taxiert, das in hervorragender Weise verschiedene Baustile von der Romanik bis in die frühe Neuzeit vereinigte. Kaiserin Friedrich ließ die Anlage Ende des 19. Jahrhunderts, nachdem sie ihren Sommer-Witwensitz im heutigen Bad Homburg eingenommen hatte, durch den Architekten und Baurat Louis Jacobi unter Angleichung an den früheren Bauzustand restaurieren und als öffentliche Museumsanlage konzipieren. Aus Potsdam brachte sie eine große Waffensammlung mit und organisierte durch Zukauf eine reichhaltige Innenausstattung, die an den ungefähren Zustand der frühen Neuzeit Anfang des 17. Jahrhunderts erinnern sollte. Zu dem von ihr erworbenen zeitgemäßen Inventar gehörten viele Möbel, Öfen und andere Gegenstände aus dem 16. bis 19. Jahrhundert. Nach ihrem Tod (1901) wurden die Arbeiten von ihrem Schwiegersohn Friedrich Karl von Hessen fortgesetzt.

Während vieles durchaus auch gemäß heutigen Ansprüchen professionell und in Anlehnung an den vermuteten Zustand um 1600 restauriert wurde, sind andere Partien relativ frei ergänzt worden, darunter der Einbau verschiedener Öfen und Kamine. Der spätgotische Kamin im Terracottasaal stammt aus der Stadtwaage-Gebäude Frankfurts. Der Kamin des Terracottasaals ist neoromanisch. Frei konzipiert sind auch der Wehrgang und der Prinzenturm. Das durch die Wehrgangsmauer führende Tor stammt aus Frankfurt-Praunheim.[6] Manche Innenausstattungen, etwa frei nachgebildete Malereien und Inschriften im Wappensaal des Westflügels, weisen Merkmale des Historismus und Jugendstils um 1900 auf. Von Seiten der Kaiserin war auch eine Verbindung zwischen Mittel- und Oberburg konzipiert (wie von außen ersichtlich ist), aber letztlich nicht umgesetzt. Am 25. Mai 1912 wurde die in den letzten 11 Jahren von ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn fertig restaurierte Burg als Museumsanlage der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, das Hauptgebäude am 1. Juni 1913.[7] Durch die beiden Weltkriege und ihre Folgen, durch Besetzungen und fehlende Aufsicht während der Wirrnisse kamen viele Gegenstände in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder abhanden, andere wurden weggebracht oder verkauft.

Der zur heutigen Burganlage gehörende Eibenhain nördlich des um Ober- und Mittelburg ziehenden Zwingers wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg vom Hause Hessen erworben und gehörte zum Gartenareal eines früheren Privathauses in Holzbauweise am Ort des heutigen kleinen Burgparkplatzes an der Königsteiner Straße. Er war wohl im 18. Jahrhundert angelegt worden, könnte aber teilweise auch autochthonen Ursprungs sein. Er war bei der Burgübernahme durch die Stiftung in den 1990er Jahren ein verwildertes Dickicht aus verschiedenen Baum- und Straucharten und wurde durch ehrenamtliche Pflegemaßnahmen besucher- und erholungsgerecht umgewandelt. Heute ist er ein Ort der Ruhe mit rund 200 Eiben stark unterschiedlichen Alters sowie mit Sitzbänken, bietet aber auch vielen Vogelarten Lebens- und Rückzugsraum.

Stiftung „Burg Kronberg im Taunus“ (seit 1992/1994)

1992 erwarb die Stadt Kronberg die Burg, allerdings praktisch ohne Inventar, aus dem Besitz der Hessischen Hausstiftung; 1994 wurde die Stiftung „Burg Kronberg im Taunus“ gegründet. Von 2001 bis 2002 wurde zunächst die Oberburg, danach bis zunächst 2004 die Mittelburg grundsaniert. 2012 bis 2017 erfolgten aufwändige Restaurierungen und Sanierungen im Westflügel, welche auch durch eine private Großspende unterstützt wurden.[8] Aus Gründen der Betriebssicherheit und eines erleichterten Zugangs zu den Obergeschossen wurde im hinteren und von vorne nicht einsehbaren Teil eine moderne Treppen- und Liftanlage angebaut. 2016 wurde der Wappensaal im 1. Obergeschoss des Westflügels mit den 1899 durchgeführten Restaurierungen und auch Ergänzungen der Wappen sowie mit bildlichen und inschriftlichen Ergänzungen (wo nicht original erhalten) der Öffentlichkeit übergeben[9], 2017 auch der darüber liegende Saal, der seitdem vorwiegend für Ausstellungen verwendet wird. Weitere Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten sind derzeit im Gange, insbesondere Sanierungen und Sicherungen im Bereich der Burg- und Stadtmauer hinter der Mittelburg sowie im Bereich der Kapelle und des Schulgartens. Diese Bereiche sind daher derzeit (2019/2020) nicht öffentlich zugänglich.

Die Burganlage kann gegen eine Gebühr, die dem Unterhalt dient, betreten werden. Sie wird auch für kulturelle und private Veranstaltungen genutzt. Besichtigungen der Räume und rekonstruierten Inneneinrichtung, speziell vom Nordflügel, sind nur im Rahmen einer Führung möglich. Die gärtnerische Pflege und die Führungen werden weitgehend ehrenamtlich durch Mitglieder des Burgvereins Kronberg e.V. geleistet. Diese bedienen auch das vor dem Burgtor eingerichtete Museum für Stadtgeschichte, das mit zahlreichen Exponaten einen Überblick über die Geschichte der Stadt Kronberg bietet.

Ausstellungen

  • Permanente Ausstellung im Museum für Stadtgeschichte (jeweils Sa, So und Feiertage von 13–17 Uhr, Zugang im Kassenbereich, Eintritt frei, jeden 2. Sonntag 14:30 Kurzführung). Zahlreiche Exponate, Modelle, Fotografien, geschichtliche Zusammenhänge
  • Temporäre Ausstellungen im Rheinberger-Saal im Westflügel der Burg (2. Stock, Lift): derzeit 27. September 2019 bis 3. November 2019 Gartengold (Ölgemälde und Farbstiftzeichnungen). Geöffnet während der Öffnungszeiten der Burg, Eintritt im Burgeintrittspreis enthalten.

Siehe auch

Commons: Burg Kronberg – Sammlung von Bildern
Commons: Burgmuseum Kronberg – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. 3-Burgen-Weg Königstein – Falkenstein – Kronberg bei taunusklub.de
  2. EBIDAT - Die Burgendatenbank, Webseite des Europäischen Burgeninstituts als Einrichtung des DBV; abgerufen am 13. Oktober 2019
  3. G. Strickhausen: Schlitzmaulscharten auf der Oberburg Kronberg im Taunus. In: Festungsjournal. Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Festungsforschung e.V., Heft 21 (Dez. 2003), S. 52–56
  4. Ludwig Friedrich Christian Karl Freiherr von Ompteda: Die von Kronberg und ihr Herrensitz : eine kulturgeschichtliche Erzählung aus elf Jahrhunderten 770 bis 1898. Frankfurt a. M. : Keller, 1899. Digitalisat
  5. G. Strickhausen & N. Strickhausen-Boden: Burg Kronberg, DRV-Kunstführer 671, München 2011, ISBN 978-3-422-02324-6.
  6. Alfred Hansmann: 1200 Jahre Praunheim. Eine Reise in Praunheims Vergangenheit. Frankfurt-Praunheim 2004: Vereinsring Praunheim. ISBN 3-00-013189-2, Seite 61
  7. Leitartikel Cronberger Anzeiger vom 25. Mai 1912
  8. Flügelstammhaus braucht einen neuen Namen in FAZ vom 9. Mai 2012, Seite 41
  9. Schon Kaiserin Friedrich ließ den Saal auf alt trimmen in FAZ vom 13. Juni 2016, Seite 42