ProVeg Deutschland

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. April 2019 um 17:09 Uhr durch 2a02:908:d83:e460:216:cbff:fead:ff9 (Diskussion) (typos). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
ProVeg Deutschland
(ProVeg)
Logo
Rechtsform eingetragener Verein
Gründung 1892
Sitz Berlin
Geschäftsführung Sebastian Joy
Umsatz 5.440.434 Euro (2018)
Beschäftigte 105 (2020)
Mitglieder 12.607 (2022)
Website proveg.com/de/

ProVeg Deutschland e. V. (zuvor Vegetarierbund Deutschland e. V. (VEBU)) ist eine deutsche Nichtregierungsorganisation, die sich für die Interessen vegetarisch und vegan lebender Menschen einsetzt. Ziel des Vereins ist es, durch Aufklärung und Aktionen eine größere Akzeptanz und Verbreitung der vegetarisch-veganen Lebensweise zu bewirken.[1] ProVeg Deutschland ist Teil von ProVeg International, der als internationale Dachorganisation für eine Reihe von national wirkenden Organisationen dient.

Der eingetragene Verein hat seinen satzungsmäßigen Sitz und ein Hauptstadtbüro in Berlin.[2] ProVeg Deutschland hat 14.000 Mitglieder[3] und ist somit im deutschsprachigen Raum die größte Organisation fleischfrei lebender Menschen.[4] Der Verein ist Mitglied in der Europäischen Vegetarier-Union (EVU) und in der Internationalen Vegetarier-Union (IVU). Der Vorsitzende ist seit 1996 Thomas Schönberger. Er gibt die Mitgliederzeitschrift ProVeg-Magazin heraus.

Ziele

Der Verein setzt sich laut eigenen Angaben dafür ein, „einen zukunftsfähigen Ernährungsstil und eine landwirtschaftliche Kultur in unserer Gesellschaft zu etablieren, die vegetarisch bzw. vegan, ökologisch, ethisch und sozial verantwortlich sowie ökonomisch tragfähig sind“.[5] Erklärtes Ziel ist außerdem, den durchschnittlichen Pro-Kopf-Fleischverbrauch zu senken, das Wissen und das Bewusstsein über die Bedürfnisse und Interessen der Tiere zu stärken sowie Tierrechte auf der Ernährungs-, Konsum- und Gesetzgebungsebene zu verankern. Wissenschaftliche Erkenntnisse über die positiven Auswirkungen eines vegetarischen bzw. veganen Lebensstiles auf die Umwelt, insbesondere auf das Weltklima und die Welthungerproblematik, sollen verbreitet und eine ökologisch und ökonomisch zukunftsfähige Ernährungsweise soll weltweit gefördert werden.[6]

Titelblatt der Vegetarischen Warte, der ersten Mitgliederzeitschrift des späteren VEBU

Geschichte

Der Beginn der Vegetarierbewegung in Deutschland liegt im 19. Jahrhundert. Im Jahr 1867 wurde von Eduard Baltzer in Nordhausen der Deutsche Verein für natürliche Lebensweise gegründet, dem eine Reihe anderer Vegetariervereine folgten. Der Verein schloss sich am 7. Juni 1892 mit dem Hamburger Vegetarierverein zum Deutschen Vegetarierbund zusammen. Der Verein wurde in Leipzig mit dem Ziel gegründet, den Fleischkonsum in Deutschland deutlich zu senken und dadurch zu einer globalen Verbesserung ökologischer sowie gesundheitlicher Probleme beizutragen. Die Vereinszeitschrift trug in dieser Zeit den Namen Vegetarische Rundschau, später Vegetarische Warte.[7]

Nachdem sich noch im Jahr 1932 Vegetarier aus der ganzen Welt in Oranienburg treffen konnten, konnte die Vereinszeitschrift seit 1935 nicht mehr erscheinen. Der Verein musste sich im Jahr 1935 auf Druck der Nationalsozialisten auflösen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zur Neugründung, die jedoch durch die Trennung der Besatzungszonen erschwert wurde. Auf Betreiben von Adolf Briest entstanden deshalb zunächst zwei Vereine, die Vegetarier-Union Deutschlands (VUD) und die Deutsche Vegetarier-Union (DVU). Die Zeitschrift Der Vegetarier wurde gegründet.

Am 22. April 2017 wurde auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung in Berlin die Namensänderung von VEBU nach ProVeg beschlossen.[8]

Mitgliederentwicklung

Vor dem Jahr 2008 hat die Mitgliederzahl stagniert.[9] Seither hat sich jedoch ein starker Mitgliederzuwachs gezeigt. Dieser beruhte auf Neumitgliedschaften, aber auch auf den Anschluss der im Jahr 1868 von Gustav Struve mitbegründeten Vegetarischen Gesellschaft Stuttgart – ursprünglich Stuttgarter Vegetarierverein – an den VEBU im Jahr 2012.

Jahr Mitgliederzahl
2008 2.500[10]
2009 2.800
2010 3.400[11]
2011 4.800[12]
2012 7.000[13]
2013 10.000[14]
2014 12.000[15]
2015 14.000[16]

Finanzen

ProVeg Deutschland finanziert sich hauptsächlich durch Mitgliedsbeiträge und durch Spenden. Daneben gibt es einen Aktiv-Fonds zur Unterstützung der Öffentlichkeitsarbeit.[17] Seit Mai 2014 ist der VEBU/ProVeg Deutschland mit dem Siegel der Initiative Transparente Zivilgesellschaft ausgezeichnet. Als Unterzeichner der Selbstverpflichtungserklärung verpflichtet der VEBU sich, die von der Initiative festgelegten Informationen, wie u. a. Personalstruktur und Angaben zur Mittelverwendung, über sich zu veröffentlichen.[18]

Aktivitäten

Ehemaliges Logo

Der Verein ist in Deutschland Lizenzgeber des V-Labels, welches ein Gütesiegel für vegetarische und vegane Produkte darstellt. Unter anderem Aldi-Süd kennzeichnet seit 2014 einige Produkte mit dem V-Label.[19]

Um eine zukunftsfähige Ernährungssituation herzustellen, initiierte er eine Reihe von Kampagnen. Mit der Aktion Donnerstag ist Veggietag soll vegetarisches und veganes Essen in Restaurants und in der Kantinenverpflegung gefördert werden.[20] ProVeg ruft außerdem jährlich Aktive und Interessierte zur Partizipation am Worldwide Vegan Bake Sale, den jährlich stattfindenden veganen Kuchenaktionstagen sowie zur Teilnahme an den Meatout-Aktionstagen auf.[21][22]

Das Mitgliedermagazin erscheint seit 1950, ab 1956 als Der Vegetarier, ab 1999 bis zum Sommer 2015 unter dem Titel natürlich vegetarisch auch im Zeitschriftenhandel, bis 2017 als Vebu-Magazin und seit der Vereinsumbenennung als ProVeg-Magazin.[23] Es erscheint viermal jährlich mit einer Auflage von 16.000 Heften und einem Umfang von 48 Seiten.[24][25] Zudem produziert und verteilt ProVeg mit der Veggie Times eine Zeitung, die Interessierten und Einsteigern eine Übersicht und Tipps über eine pflanzliche Lebensweise geben soll.[26] Darüber hinaus werden diverse Informationsmedien genutzt, um Mitglieder und Interessierte zu erreichen. Über Newsletter[27] oder über die Homepage wird über Aktionen und Veranstaltungen wie die Aktivisten Akademie[28] und der Veggie-Schnupperkurs[29] informiert. Des Weiteren wird eine Veggie-App für Smartphones[30] angeboten, mit der man sich unterwegs über veggiefreundliche Restaurants informieren kann.[31] Neben allgemeiner Öffentlichkeitsarbeit und Serviceleistungen für Mitglieder und Interessierte besitzt ProVeg zudem eine Pressestelle, die ProVeg medial vertritt.[32]

Als lokale Anlaufstelle für Vegetarier und Veganer wurde das Konzept der Regionalgruppen, bzw. Regionalkontakte ins Leben gerufen, das mittlerweile aus über 200 regionalen Kontakten und Gruppen besteht.[33]

Der VEBU war Veranstalter des 38. Welt-Vegetarier-Kongresses 2008 in Dresden. Im Februar 2011 fand die erste VeggieWorld (Europas größte Messe für den veganen Lebensstil), eine Messe rund um die fleischfreie Lebensweise mit rund 40 Ausstellern, unter der Trägerschaft des VEBU in Wiesbaden mit mehr als 20.000 Besuchern statt. Seit 2011 wird die Messe auch in Düsseldorf veranstaltet. Parallel können sich die Besucher beim Rahmenprogramm über einen nachhaltigen Lebensstil und pflanzenbasierte Ernährung informieren. Zu Gast waren schon Prominente, unter anderen Attila Hildmann, Barbara Rütting, Marion Kracht, Ariane Sommer und Anne Menden.[34]

Seit Herbst 2014 betreibt ProVeg mit seinem Projekt Karnismus erkennen[35] in Zusammenarbeit mit der Sozialpsychologin Melanie Joy Aufklärungsarbeit rund um das Thema Karnismus.[36] Anfang Februar 2016 sorgte eine Inszenierung im Rahmen einer Kampagne für mediale Aufruhr: In dem fiktiven Schweizer Restaurant La Table Suisse wurden Haustiere wie Katzen und Hunde zum Verzehr angeboten. Nachdem Medien in über 25 Ländern darüber berichtet hatten und es zu einem Shitstorm auf Kanälen in sozialen Medien kam, wurde die Aktion Mitte Februar 2016 als Inszenierung enttarnt. Der VEBU, die schweizerische Vereinigung für Vegetarismus Swissveg und der Verein Beyond Carnism gaben eine gemeinsame Pressemitteilung ab.[37]

Einzelnachweise

  1. Vegetarierbund Deutschland: Satzung. § 3. Abgerufen am 19. August 2014.
  2. Vegetarierbund Deutschland: Impressum. Website des Vereins. Abgerufen am 20. August 2014.
  3. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen interview.
  4. Vegetarierbund Deutschland: Weltvegetariertag (1.10.): Vegetarierbund boomt – 38 Prozent Mitgliederwachstum allein in diesem Jahr. Pressemitteilung. 28. September 2011. Abgerufen am 20. August 2014.
  5. Vegetarierbund Deutschland: Leitbild. In: vebu.de. Ohne Datum. Abgerufen am 30. Juli 2014.
  6. Vegetarierbund Deutschland: Leitbild. In: vebu.de. Ohne Datum. Abgerufen am 17. Januar 2012.
  7. Alle Angaben zur Geschichte des Vereins nach: Deutscher Vegetarierbund: Geschichte des VEBU. Abgerufen am 24. November 2011.
  8. International erfolgreich: Der VEBU wird zu ProVeg. Abgerufen am 13. Juli 2017.
  9. Vegetarierbund Deutschland: Protokoll der Mitgliederversammlung 2008 (PDF; 3,9 MB). Abgerufen am 4. August 2014.
  10. Vegetarierbund Deutschland: Protokoll der Mitgliederversammlung 2008. (PDF; 3,9 MB) Abgerufen am 4. August 2014.
  11. Vegetarierbund Deutschland: Jahresbericht 2010. (PDF; 373 kB) Abgerufen am 18. November 2011.
  12. Vegetarierbund Deutschland: Jahresbericht 2011. (PDF; 3,9 MB) Abgerufen am 5. Juni 2012.
  13. Vegetarierbund Deutschland: Jahresbericht 2012. (PDF; 3,9 MB) Abgerufen am 4. August 2014.
  14. Vegetarierbund Deutschland: Erfolge 2013. Website des Vereins. Abgerufen am 28. Juli 2014.
  15. Vegetarierbund Deutschland: Erfolge 2014. Website des Vereins. Abgerufen am 16. Oktober 2015.
  16. Die größten Erfolge des VEBU 2015. Vegetarierbund, 27. November 2015, abgerufen am 9. März 2016.
  17. Vegetarierbund Deutschland: Selbstdarstellung – Langfassung. Wie wir uns finanzieren. In: vebu.de. Ohne Datum. Abgerufen am 31. Januar 2012.
  18. Vegetarierbund Deutschland: Transparenzsiegel. In: vebu.de. Ohne Datum. Abgerufen am 13. August 2014.
  19. Vegetarierbund Deutschland: Pressemitteilung. In: vebu.de. 30. Mai 2014. Abgerufen am 13. August 2014.
  20. Donnerstag–Veggietag. In: bewegung.taz.de. Ohne Datum. Abgerufen am 2. September 2014.
  21. Vegetarierbund Deutschland: Vegan Bake Sale. In: vebu.de. Ohne Datum. Abgerufen am 4. August 2014.
  22. Meatout. meatout.de. Ohne Datum. Abgerufen am 31. Juli 2014.
  23. Die Geschichte von ProVeg, vebu.de, abgerufen am 16. April 2019.
  24. Vegetarierbund Deutschland: Erfolge 2013. Website des Vereins. Abgerufen am 28. Juli 2014.
  25. Vegetarierbund Deutschland: Vebu Magazin. Vereinszeitschrift. Abgerufen am 16. Oktober 2015.
  26. Vegetarierbund Deutschland: Veggie Times. In: vebu.de. Ohne Datum. Abgerufen am 30. Juli 2014.
  27. Vegetarierbund Deutschland: Newsletter. In: vebu.de. Ohne Datum. Abgerufen am 30. Juli 2014.
  28. Vegetarierbund Deutschland: Aktivisten Akademie. In: vebu.de. Ohne Datum. Abgerufen am 30. Juli 2014.
  29. Vegetarierbund Deutschland: Veggie Schnupperkurs. In: vebu.de. Ohne Datum. Abgerufen am 30. Juli 2014.
  30. Fit for Fun: Die besten Apps für Vegetarier und Veganer. In: fitforfun.de. Ohne Datum. Abgerufen am 29. September 2014.
  31. Vegetarierbund Deutschland: Veggie-App. In: vebu.de. Ohne Datum. Abgerufen am 30. Juli 2014.
  32. Vegetarierbund Deutschland: Presse. In: vebu.de. Ohne Datum. Abgerufen am 30. Juli 2014.
  33. Vegetarierbund Deutschland: Aktiven-Übersicht. In: vebu.de. Ohne Datum. Abgerufen am 2. September 2014.
  34. Vegetarierbund Deutschland: Aussteller auf der VeggieWorld. Ohne Datum. Abgerufen am 18. November 2011.
  35. Projektseite „Karnismus erkennen“, abgerufen am 9. März 2016.
  36. Stephanie Stragies: Vortrag der Sozialpsychologin Dr. Melanie Joy über ‚Karnismus‘ in Berlin: Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen. VEBU, 20. November 2014, abgerufen am 9. März 2016.
  37. Renato Pichler: Swissveg und VEBU bekennen sich zum Katzen- und Hundefleischrestaurant «La Table Suisse». (PDF; 117 kB) swissveg, 15. Februar 2016, abgerufen am 9. März 2016.