Längwitzgau

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. August 2017 um 13:25 Uhr durch Michael Sander (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Der Längwitzgau („Lancwizi“) mit seiner ungefähren Abgrenzung um 1000
Lagekarte mit Nachbargauen, einigen Orten und heutigen Kreisgrenzen zur Orientierung

Der Längwitzgau ist eine hochmittelalterliche Region, etwa im heutigen Ilm-Kreis in Thüringen am Nordrand des Thüringer Waldes gelegen. Die Bezeichnung stammt aus der Zeit, als die Gegend noch nicht von Deutschen besiedelt wurde, da das Land überwiegend unfruchtbar und trocken (Verkarstung auf der Ilm-Saale-Platte) ist. Lediglich einige aus dem Saaletal eingewanderte Slawen siedelten um das 10. Jahrhundert in der Region, die die westlichste slawisch besiedelte Gegend in Mitteldeutschland war, während die Slawen sonst nur von Osten her bis an die Saale siedelten. Der Begriff ist slawischen Ursprungs und bedeutet so viel wie Wiesenland oder Wiesenbach. Erstmals erwähnt wurde der Längwitzgau 932 als Languizza.

Als Längwitzgau kann man die Gegend am Oberlauf der Ilm und angrenzender Täler etwa von Kranichfeld bis hinauf zum Kamm des Thüringer Waldes mit Zentrum zwischen Stadtilm und Ilmenau betrachten. Auch die Gegend östlich von Arnstadt im Tal der Wipfra kann als zum Längwitzgau gehörend betrachtet werden. Ausgangspunkt der flächendeckenden deutschen Besiedlung und Urbarmachung des Längwitzgaus waren die Klostergründungen in Paulinzella (1108) und Ichtershausen (1147). Anschließend wurden die dichten Wälder gerodet, Dörfer gegründet und Wege angelegt, wobei der Paulinzellaer Forst mit seinen kargen und trockenen Böden in der Mitte des Gaus dauerhaft unbesiedelt blieb. Ortsnamen slawischen Ursprungs erhielten sich abgesehen von Ober- und Unterpörlitz bei Ilmenau nur am östlichen Rand des Längwitzgaus in den bereits zur Saale führenden Tälern von Pennewitz und Garsitz im Süden über Ober- und Unterköditz, Milbitz (bei Rottenbach) sowie Groschwitz in der Mitte bis nach Milbitz (bei Teichel) und Rettwitz im Norden. Die Sizzonen und daraus hervorgehend die Grafen von Kevernburg entwickelten sich um 1100 zu den ersten gräflichen Herrschern im Längwitzgau, sodass diese Bezeichnung langsam ungebräuchlich wurde und man stattdessen von der Grafschaft Kevernburg sprach. Deren Nachfahren, die Grafen und Fürsten von Schwarzburg, regierten große Teile der Region bis zum Ende der Monarchie 1918.

Die bedeutendsten Stadtgründungen im Gebiet waren der alte Hauptort Arnstadt (Rechtsverleihung 1220) sowie die großzügig an Straßenkreuzungen angelegten Planstädte Stadtilm (1268) und Königsee (1257). Weitere zentrale Orte waren die unbefestigte Stadt Ilmenau (1341) sowie die Städtchen Remda (1286) und Plaue (1346), deren Entwicklung stecken blieb. Kranichfeld (Stadtrechte erst 1651) und Gehren (Stadtrechte 1855) entwickelten sich ebenfalls zu lokalen administrativen Zentren. Bedeutende Burgen außerhalb der genannten Städte befanden sich in Liebenstein und Elgersburg zur Sicherung der Wege von Erfurt nach Süden über den Thüringer Wald und in Ehrenstein an der Straße von Arnstadt ins Saaletal.

Benachbarte Gaue waren der Westergau im Nordwesten, der Thüringgau im Norden, der Ostergau im Nordosten, der Orlagau im Osten sowie der Grabfeldgau im Südwesten jenseits des unbesiedelten Thüringer Waldes.

Heute deuten noch einige Bezeichnungen auf den Längwitzgau. Im Zuge der Germanisierung des Gebiets wurde die Längwitz als Ilm bezeichnet, nur ein Quellbach, die Lengwitz, am Kamm des Thüringer Waldes behielt die Bezeichnung. Auch der Ortsname Langewiesen leitet sich vom Längwitzgau ab. Der südöstliche Teil der Arnstädter Stadtbefestigung trug den Namen Längwitzer Mauer, hier stand an der Straße nach Stadtilm das Längwitzer Tor mit der davor gelegenen Vorstadt Längwitz. Auch der Arnstädter Südbahnhof trug bis 1912 die Bezeichnung Längwitz. Ebenso wird die Landschaft östlich von Arnstadt als Längwitz bezeichnet.

Literatur