Robert Hoyzer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. August 2016 um 09:25 Uhr durch Slimjim1984 (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Robert Hoyzer (* 28. August 1979 in Berlin) ist ein ehemaliger deutscher Fußballschiedsrichter und die Hauptperson im Fußball-Wettskandal 2005. In dessen Verlauf gab Hoyzer Anfang des Jahres 2005 zu, gegen Geld- und Sachzuwendungen den Ausgang von ihm geleiteter Fußballspiele beeinflusst zu haben, um Teilnehmern an Sportwetten Gewinne zu ermöglichen. Er wurde vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) lebenslang gesperrt.

Obwohl Hoyzer voll geständig war und deshalb auf eine milde Bewährungsstrafe hoffte, wurde er am 17. November 2005 vom Landgericht Berlin zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten ohne Bewährung verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, Hoyzers Anwälte haben die Möglichkeit, binnen eines Monats Revision beim Bundesgerichtshof einzulegen.

Leben

Hoyzer, dessen Vater ebenfalls Schiedsrichter war, wuchs in Berlin-Spandau auf. Nach dem Fachabitur begann er an der Fachhochschule Salzgitter ein Studium des Sportmanagements, das er allerdings abbrach. Seit Beginn der Saison 2002/2003 stand er auf der DFB-Schiedsrichter-Liste und leitete bis zu seiner Suspendierung zwölf Spiele der Zweiten Fußball-Bundesliga, ferner Begegnungen im DFB-Pokal und in der Regionalliga.

Zeittafel: Der „Fall Hoyzer“

21. Januar 2005 Nach Bekanntwerden der Vorwürfe von vier Schiedsrichterkollegen bestritt Hoyzer mit Nachdruck, irgend etwas mit Spielmanipulationen zu tun zu haben. Er legte aber sein Schiedsrichteramt nieder und kündigte an, er werde auch seine Mitgliedschaft bei Hertha BSC Berlin aufgeben.
25. Januar 2005 Auf anwaltschaftlichen Rat ließ Hoyzer verlauten, er werde die Rückgabe der Schiedsrichterlizenz anfechten, weil er den Verzicht nur auf Druck des DFB unterschrieben habe. Auch den Vereinsaustritt bei Hertha BSC werde er nicht vornehmen.
27. Januar 2005 Hoyzer gestand, dass die Anschuldigungen zuträfen und dass er für die Spielmanipulationen Geld- und Sachzuwendungen bekommen habe. Zudem bezichtigte er weitere Schiedsrichter, etliche Spieler sowie sonstige Personen, ebenfalls in Spielmanipulationen verwickelt zu sein.
8. Februar 2005 Hoyzer trat in der Johannes B. Kerner-Show auf, in der er sich bei allen deutschen Fußballfans entschuldigte. Er betonte, er werde die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und des DFB mit Informationen unterstützen.
12. Februar 2005 Ein Haftbefehl gegen Hoyzer, den das Amtsgericht Berlin-Tiergarten bereits am 10. Februar wegen „mittäterschaftlich begangenen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs in acht Fällen“ erlassen hatte, wurde wegen Fluchtgefahr vollstreckt.
25. Februar 2005 Hoyzer wurde wieder aus der Untersuchungshaft entlassen, weil das Gericht es für „vertretbar hält, der Fluchtgefahr durch mildere Maßnahmen als den Freiheitsentzug entgegenzuwirken.“ Es wurde ihm auferlegt, sich dreimal wöchentlich bei der Polizei zu melden, sein Reisepass wurde einbehalten.
12. April 2005 Hoyzer erklärte seinen Austritt aus dem Verein Hertha BSC Berlin, um sich der Zuständigkeit der DFB-Gerichtsbarkeit zu entziehen.
26. und 27. April 2005 Hoyzer trat dem Essener Verein Sportfreunde Steele 09 bei und kündigte an, sich doch dem Urteil des DFB-Sportgerichts stellen zu wollen. Gleichzeitig wurde bekannt, der DFB erwäge, wegen Hoyzers Kooperationsbereitschaft auf die ursprünglich geforderte Geldstrafe von 50.000 € zu verzichten.
28. April 2005 Hoyzer wurde vom DFB lebenslänglich gesperrt. Er darf innerhalb des DFB weder als Schiedsrichter noch als Trainer oder Spieler fungieren.
27. Mai 2005 In einem Zivilprozess vor dem Amtsgericht Salzgitter wurde Hoyzer per Versäumnisurteil zum Ersatz von Wetteinnahmen verurteilt. Nach seinem Einspruch wurde der Prozess fortgesetzt.
18. Oktober 2005 Vor dem Landgericht Berlin begann der Strafprozess gegen Hoyzer und fünf Mitangeklagte wegen Betruges u. a. Das Verfahren gegen weitere 19 Beschuldigte war vorher abgetrennt worden, weil dort noch Ermittlungen laufen.
17. November 2005 Hoyzer wurde vor dem Landgericht Berlin zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten ohne Bewährung verurteilt.

| 19.Januar 2006 || Robert Hoyzer hat ein Comeback als Spieler beim SG Lichtenrade Nord.

(Berliner Zeitung vom 19.01.06)


Der „Fußball-Wettskandal“

Anfangsverdacht

Betroffen war anfangs nur das Spiel der ersten Runde des DFB-Vereinspokals vom 21. August 2004 zwischen dem Regionalligisten SC Paderborn 07 und dem Bundesligisten Hamburger SV. Dieses war überraschenderweise mit 4:2 zu Ende gegangen, und Hoyzer hatte dabei als Schiedsrichter zwei mehr als fragwürdige Strafstöße gegen den HSV gegeben, die zu Toren geführt hatten. Ein Platzverweis gegen den HSV-Spieler Emile Mpenza hatte sich nachträglich als – wegen Schiedsrichterbeleidigung – berechtigt herausgestellt. Da Anlass für die Beleidigung allerdings die offenkundigen Manipulationen des Schiedsrichters gewesen waren, wurde Mpenza nachträglich vom DFB begnadigt.

Ermittlungen

Wegen des Verdachts des Betruges nahm zunächst die für Hoyzers Wohnort Salzgitter zuständige Staatsanwaltschaft Braunschweig Ermittlungen auf, gab das Verfahren jedoch wenig später nach Berlin ab, weil die eventuell manipulierten Fußballspiele vor dem Umzug Hoyzers von Berlin nach Salzgitter stattgefunden hatten. In Berlin erstattete auch der DFB eine eigene Strafanzeige. Darüber hinaus leiteten eine ganze Reihe von Fußballvereinen, die sich betroffen glauben, sport- oder zivilrechtliche Schritte ein.

Ausweitung

Auf Grund der Angaben Hoyzers konkretisierte sich der Manipulationsverdacht in der Folgezeit, und die Ermittlungen wurden auf weitere Spiele und Personen ausgedehnt. Aus dem „Fall Hoyzer“ wurde der „Fußball-Wettskandal 2005“ (siehe Hauptartikel).

Folgen

Der von Robert Hoyzer losgetretene Fußball-Wettskandal hat Aktive, Funktionäre und Anhänger des Schiedsrichterwesens zumindest vorübergehend sensibilisiert, so dass Manipulationen erschwert werden dürften. Das Ansehen der Schiedsrichter, die ohnehin wie Polizisten oder Steuerfahnder zwar als notwendig angesehen werden, aber häufig nicht eben beliebt sind, hat deutlich gelitten.

Darüber hinaus griff die Titulierung „Hoyzer“ für Personen, die schummeln oder des Schummelns verdächtigt werden, rasch um sich, speziell im Fußball für einen Schiedsrichter, der auch nur angeblich eine falsche Entscheidung getroffen hat. Im Sport gilt sie als Schiedsrichterbeleidigung und kann somit persönliche Strafen gegen den Täter (Feldverweis für Spieler, Bankverweis für Trainer, Geldstrafen) oder auch Ordnungsmaßnahmen gegen einen Verein nach sich ziehen.

Ausstrahlung auf Österreich

Laut Hoyzer soll auch der inzwischen in Konkurs gegangene österreichische Bundesligist Casino Schwarz-Weiß Bregenz in Wettmanipulationen verwickelt gewesen sein. Die von Hoyzer genannten Spieler (u. a. der aus Bosnien stammende Torwart Almir Tolja) und die Vereinsführung bestritten allerdings, mit derartigen Machenschaften zu tun zu haben.