Pfisterer (Unternehmen)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 1. August 2016 um 12:22 Uhr durch Bianca fi (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Pfisterer Holding Aktiengesellschaft

Logo
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1921
Sitz Winterbach (Remstal), Rems-Murr-Kreis, Deutschland Deutschland
Leitung
Mitarbeiterzahl 2700
Umsatz 400 Mio. Euro
Branche Elektroindustrie
Website www.pfisterer.com
Stand: 2016

Die PFISTERER Unternehmensgruppe ist ein weltweit tätiger Hersteller von Hochspannungskabelgarnituren und Systemanbieter im Bereich der Energieinfrastruktur. Rund 2.700 Mitarbeiter entwickeln, produzieren und vertreiben Bauteile und Komplettlösungen für alle Schnittstellen in den Bereichen Niederspannung, Mittelspannung, Hochspannung und Höchstspannung. Die Produkte für alle Spannungsebenen von 110 V bis 1.100 kV werden u.a. in Stromnetzen, Offshore-Windkraftanlagen, Fahrleitungen elektrischer Eisenbahnen, Freileitungen sowie als Anschluss- und Verbindungskomponenten in industriellen Antrieben eingesetzt. Das deutsch-schweizerische Familienunternehmen, zu dem auch Lapp Insulators [1] gehört, ist in 18 Ländern vertreten und erzielte 2015 einen Jahresumsatz von mehr als 400 Mio. Euro. [2]

Geschichte

Von der Firmengründung bis 1945

1921 gründete Karl Pfisterer in Stuttgart die „Karl Pfisterer, Fabrik elektrotechnischer Spezialartikel“. [3]. Der erste Firmensitz befand sich im Stadtteil Untertürkheim in der Kelterstraße. In dieser Zeit der Elektrifizierung traten immer wieder Schwierigkeiten mit metallenen Verbindungselementen von Leitern auf. Auf dieses Problem konzentrierte sich der gelernte Elektroinstallateur Karl Pfisterer und entwickelte eine verbesserte Stromarmatur. Die Nachfrage nach den Pfisterer-Armaturen stieg stetig. Der Betrieb wuchs bis 1927 auf 54 Mitarbeiter an und zog um in die Augsburger Straße 375, dem Firmensitz für die nächsten 60 Jahre. [4]

1937 erweiterte Karl Pfisterer sein Geschäftsfeld auf Hochspannungs-Freileitungsarmaturen und Schaltanlagenklemmtechnik. Eine Abspannklemme für Stahl-Alu-Seile ließ er sich patentrechtlich schützen. Außerdem entwickelte Karl Pfisterer die Buntmetall-Schmiedetechnik und erwarb erste Prüfmaschinen für eigene Entwicklungsversuche.

1940 nahm das Unternehmen die Rechtsform einer KG an. 1942 starb der Firmengründer Karl Pfisterer. Sein Sohn, Walter Pfisterer, führte als persönlich haftender Gesellschafter und alleiniger Geschäftsführer die Arbeit seines Vaters fort. Bei einem der Luftangriffe auf Stuttgart wurde am 9. Dezember 1944 die Produktionsstätte in Stuttgart-Untertürkheim völlig zerstört.

Von der Nachkriegszeit bis heute

Der Wiederaufbau des Unternehmens erfolgte in den 1950er-Jahren. 1954 wurde eine neue Fabrik in der Inselstraße in Stuttgart-Untertürkheim fertiggestellt. Mit der Firma SEFAG im schweizerischen Malters entstand 1957 die erste Auslandsniederlassung. Der Einstieg in die großtechnische Verwendung von Kunststoffen begann 1962 mit dem neuen Werk in Winterbach. 1968 erfand Pfisterer die Schraubkompaktklemme, die ab Ende der 1960er-Jahre für alle Neubauten in Deutschland zum technischen Standard wurde beim Anschluss an unterirdisch verlegte Stromnetze. Ein Jahr später erhielt Pfisterer das Patent auf kompakte Schaltleisten für die Niederspannungsverteilung und setzte diese in die für die damalige Zeit neuartigen Kunststoffverteilerschränke ein. [5]

Datei:Pfisterer Schaltleisten.jpg
Schaltleisten der Pfisterer Unternehmensgruppe
Datei:Pfisterer Verteilerschrank.jpg
Verteilerschrank mit integrierten Schaltleisten

1971 trat mit Karl-Heinz Pfisterer dem Sohn von Walter Pfisterer, die dritte Generation der Familie in das Unternehmen ein. Pfisterer verstärkte in den 1970er-Jahren sein Engagement im Ausland. Das internationale Renommee im Freileitungsbau führte zu einem außergewöhnlichen Auftrag: Um die Elemente des Glasdaches im Münchner Olympiastadion zusammenzufügen, entwickelte und fertigte Pfisterer spezielle Verbindungselemente 1975, im Jahr des 50. Firmenjubiläums, erhielt Pfisterer das Patent auf das Kabelanschluss-System Connex [[File:Pfisterer Connex.jpg|thumb|Kabelanschluss-System für Mittelspannungsanwendungen]] für Mittelspannungsanwendungen. [6] Damit wurde es möglich, Mittelspannungs-Verbindungen mit werkseitig geprüften Komponenten modular aufzubauen.

Datei:Münchner Olympiastadion.jpg
Spezielle Verbindungselemente von Pfisterer stabilisieren das Glasdach des Stadions

In Winterbach entstand 1986 die Pfisterer Holding AG.

Hauptsitz der Pfisterer Unternehmensgruppe

Nach einer Umstrukturierung wurde der Sitz der Hauptverwaltung in Stuttgart-Untertürkheim angesiedelt, die Teilefertigung in Gussenstadt und die Montage in Winterbach. Neue Anwendungsfelder kamen im Jahr 2000 hinzu. Pfisterer erweiterte seine Aktivitäten auf Verkehrstechnik, neue Energien und industrielle Anwendungen. In der Bahntechnik wurde erstmalig das Niederspannungssystem Plug [7] eingesetzt, das hohe Ströme bei widrigen Umgebungsbedingungen überträgt. Heute ist nahezu jeder moderne Hochgeschwindigkeitszug in Europa damit ausgerüstet.

2001 gab Pfisterer den Standort in Stuttgart-Untertürkheim auf und verlegte die Firmenzentrale nach Winterbach. Die Pfisterer-Gruppe konzentrierte 2004 ihre Geschäftsgebiete in den vier länderübergreifenden Kompetenzzentren Kabelsysteme (Winterbach/Deutschland), Komponenten (Gussenstadt/Deutschland) [8], Freileitungssysteme (Malters/Schweiz) und Fahrleitungssysteme (Barcelona/Spanien).

2015 stieß Pfisterer das umfassende Investitions- und Wachstumsprogramm „Next Level“ [9] an. In diesem Zuge entsteht ein neuer Produktionsstandort im tschechischen Kádan. Durch den Erwerb von Lapp Insulators, einem der größten Anbieter von Hochspannungsisolatoren aus Porzellan, Keramik und Verbundstoff|Verbundstoffen, erlangte die Firmengruppe eine führende Position auf dem Weltmarkt für Hochspannungsisolatoren. [10] Auch das von Pfisterer neu entwickelte hybride Energiesystem Crosspower wurde 2015 zum ersten Mal in der Praxis eingesetzt. Das intelligente Managementsystem balanciert die unterschiedliche Stromerzeugung aus Windturbinen, Solarzellen und Dieselgeneratoren aus und macht damit eine zuverlässige, dezentrale Stromversorgung aus regenerativen Quellen möglich. [11]

Datei:Pfisterer Crosspower.jpg
Pfisterer Energiesystem Crosspower

Unternehmensstruktur

Neben dem Hauptsitz der Firmenzentrale in Winterbach betreibt die Pfisterer-Gruppe Produktionsstätten in Europa, Nord- und Südamerika und Südafrika sowie Vertriebsniederlassungen in 18 Ländern Europas, Asiens, Afrikas, Südamerikas und den USA. Das Unternehmen befindet sich bis heute zu 100 Prozent im Besitz der Familie Pfisterer. Karl-Heinz Pfisterer und seine Nichte Dorothee Staengel gehören dem Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft an.

Standorte

Tochterunternehmen

Joint Venture

  • Pfisterer RUS

Produkte

Das Sortiment der Pfisterer-Gruppe umfasst Produkte, Systeme und Dienstleistungen zum Aufbau von Energienetzen. Damit deckt Pfisterer als einer von wenigen Herstellern weltweit den gesamten Weg von der Energieerzeugung bis zur Energieverteilung ab.

Zur Produktpalette von Pfisterer zählen im Wesentlichen:

  • Isolatoren für Freileitungen und Schaltanlagen
  • Isolatorenketten für Hochspannungs-Freileitungen
  • Anschlusssysteme für Kabel, Transformatoren und gasisolierte Schaltanlagen (CONNEX)
  • Öl- und gasfreie Endverschlüsse für Hochspannungskabel (IXOSIL)
  • Kabelmuffen für Hochspannungskabel (IXOSIL, CONNEX)
  • Projektierung und Errichtung von Hochspannungs-Kabelanlagen
  • Federnachspannsysteme für die Oberleitungen elektrischer Bahnen (TENSOREX)
  • Verbindungselemente, Isolatoren und Aufhängungen für Fahrleitungen
  • Verbinder mit stufenlosen Abreißschrauben für Mittel- und Hochspannungskabel (SICON)
  • Hybride Stromerzeugungssysteme für Microgrids auf Basis erneuerbarer und konventioneller Energiequellen (CROSSPOWER) (2)
  • Kabelanschlussklemmen für Verteiltransformatoren (2DIREKT)
  • Abzweigklemmen für die Ortsnetzverkabelung (ISICOMPACT)
  • Steckbare Hochstromanschlüsse für Züge, Windkraftanlagen und Industrieanwendungen (PLUG)
  • Spannungsprüfer (KP-Test), Erdungs- und Kurzschließgarnituren für Nieder-, Mittel- und Hochspannung

Einzelnachweise

  1. [1]Lapp Insulators
  2. [2]“Pfisterer stärkt Markt und Technologieposoition durch den Erwerb von Lapp Insulators“ in Windkraft Journal (6.10.2015)
  3. Quelle: Walter Pfisterer, Ein schwäbischer Unternehmer erinnert sich, Stuttgart 1987.
  4. Quelle: Connect 02/2006, Seite 4.
  5. [3]Pfisterer: Forschung & Innovation
  6. [4] Pfisterer, “Kabelsysteme – Kabelgarnituren für Mittelspannungsnetze” (PDF)
  7. [5] Pfisterer PLUG Stecksysteme (PDF)
  8. [6] „Voller Energie in die Welt“ in www.swp.de (05.05.2015)
  9. [7] „Lanco und Pfisterer in Winterbach – Nachbarn auf unterschiedlichen Wegen“ in www.stuttgarter-nachrichten.de (20.01.2016)
  10. [8]“Pfisterer aquires lapp insulators holding power transformer“ in www.transformers-magazine.com (09.10.2015)
  11. [9]“Eurosatory 2016: NATO Energy Security Centre of Excellence Awarded“ in www.miltechmag.com (14.06.2016)