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Amische

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Amish Buggies an einem Supermarkt in Indiana

Die Amischen (engl. Amish ['a:mɪʃ]) sind eine Religionsgemeinschaft. Sie haben ihre Wurzeln in der Täuferbewegung des 16. Jahrhunderts. Im Jahre 1693 spalteten die Amischen sich von der Gruppe der Mennoniten ab. Heute leben sie in 26 Staaten der USA in 1.204 Siedlungen. Sie führen ein meist bäuerliches Leben und sind bekannt dafür, den technischen Fortschritt in den meisten Fällen strikt abzulehnen. Die Amischen legen großen Wert auf Familie, Gemeinschaft und Abgeschiedenheit von der Außenwelt. Sie stammen überwiegend von Deutschschweizern und Deutschen ab.

Namensgebungen

Der Name "Amish", "Amische", "Amischen" entwickelte sich von Jakob Ammann her, der ein Ältester (Gemeindeleiter) einer Mennonitengemeinde in der Schweiz war und sich 1693 mit vielen Gleichgesinnten vom Hauptzweig der Mennoniten abtrennte.

Im Englischen bezeichnet man die Amischen als „Amish“, wobei das „A“ wie das deutsche A ausgesprochen wird. Korrekterweise müsste man von "Old Order Amish" sprechen, da dies die Gruppierungen kennzeichnet, die man allgemein mit dem Begriff assoziiert, denn "Amish" alleine bezieht sich auch auf liberale Gruppen wie z.B. Beach Amish. Old Order Amish z.B. bezeichnen sich selbst als "Altamische" oder "amische Leit". Die oft gehörte Bezeichnung "Amish people" (Englisch ausgesprochen) wird aus Unkenntnis weitergegeben. In allen Gebieten, in denen Amische leben, sagen z.B. auch die nichtamischen Bewohner Amish mit einem deutschen A.

Gründe der Abspaltung

Jakob Ammann stritt sich mit dem Mennonitenbischof Hans Reist über die Frage, wer gerettet werden könnte. Viele Nichtmennoniten halfen ihnen damals und retteten ihnen dadurch das Leben, denn als "Täufer" wurden sie verfolgt. Hans Reist meinte, diese so genannten "Treuherzigen" könnten auch gerettet werden, obwohl sie nicht in die "Gemeinde Gottes" eintraten (die eigene natürlich!). Viele dieser "Treuherzigen" standen auch den mennonitischen Glaubenslehren sehr nahe, doch die Umstände hinderten viele, sich ihnen anzuschließen (Angst vor dem Verlust des Lebens etc.) Jakob Ammann sah dies viel rigoroser: Entweder vollständig konvertieren mit allen Konsequenzen, damit "das Kreuz auf sich nehmen wie das Vorbild", und damit gerettet werden können oder eben nicht gerettet werden können, weil "man diese Welt eben doch noch mehr liebt". Dies war allerdings nicht Jakob Ammanns einzige Besonderheit: Er betonte sehr strenge Kleidungsregeln und den Bart. In dieser Hinsicht kamen starke legalistische Elemente in die neu geformte Gruppe hinein. Wiederum wollte Jakob Ammann das 1632 formulierte Glaubensbekenntnis aus Dordrecht bei den Schweizer Mennoniten praktiziert sehen. Nur den Lippenbart, den Schnauzer verbot er, denn dieser Bart kennzeichnete damals Militärspersonen.

Wer schließlich mit Jakob Ammann nicht übereinstimmte, den bannte er und forderte von der Gemeinde die strenge Meidung des Gebannten. Dies bedeutete auch das Meiden des Gebannten innerhalb der Familie: Mann und Ehefrau, nicht am selben Tisch zu essen usw. Später kam er zu der Einsicht, dass seine Verfahrensweise zu rigide gewesen war und bannte zur Strafe sich selbst. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt die Spaltung schon zu weit verfestigt, als dass sie noch hätte rückgängig gemacht werden können.

Verfolgung und Auswanderung

Die Gruppe der Amischen wahrte eine strenge Disziplin innerhalb ihrer Gemeinschaft und sah sich auch deswegen zunehmend Feindseligkeiten und Verfolgungen ausgesetzt. Ein beachtlichter Teil der Amischen lebte im frühen 17. Jahrhundert im Elsass. Dieses Gebiet geriet ab 1648 allmählich unter französische Kontrolle. Der König von Frankreich duldete keine anderen Bekenntnisse neben der Römisch-Katholischen Kirche. Dies führte dazu, dass ein Teil der Amischen in die reichsdeutschen Gebiete Mömpelgard (heute Montbéliard), Lothringen, Saarland und in die Pfalz auswanderten, wo sie sich allmählich den lokalen Mennoniten anschlossen. Die letzte amische Gemeinde in Europa war Luxemburg, welche sich 1941 den Mennoniten anschloss.

Pennsylvania und Amerika

Der Grossteil der Amischen wanderte im 18. Jahrhundert nach Pennsylvania in den USA aus, weil sie dort nicht verfolgt wurden. Die ersten bedeutenden Gruppen erreichten Lancaster County zwischen 1720 bis 1730. Noch heute findet man in Lancaster County eine große Siedlungsdichte an Amischen (ca. 25.000). Weitere Amische ließen sich in Illinois, Indiana, Missouri, Nebraska, Ohio und auch in Kanada nieder.

Das Leben der Amischen

Glaubensgründe für die Isolation

Als Old Order Amish, "Amischen", "Amish" usw. bezeichnet man eine von den Mennoniten abgespaltene Gruppe, die sich starken Restriktionen hinsichtlich der Akzeptanz technischer Neuerungen auferlegt.

Dass sie sich selbst solche Verboten auferlegen, liegt zum Einen daran, dass theologisch sie betonen "in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt zu sein", damit immer wieder betonen müssen, was "weltlich gesinnt" sei und was eben nicht. Daneben kommen auch gesetzliche Gedanken hinein, den Himmel sich auf Erden zu verdienen. Man nennt dies eine legalistische Theologie, die betont, dass die Einhaltung von Gesetzen und Lebensmaximen, einen ziemlich sicheren Eintritt in den Himmel verschafft. Es gibt auch durchaus nachvollziehbare Überlegungen amischer Leute, warum sie dies und das verboten oder verbieten(dies ist ein laufender Prozess, der auch alte Verbote aufheben kann). So wird kritisch der Einfluss des Fernsehens und vieler Neuerungen auf das Familien- und Gruppenleben gesehen. In dieser Hinsicht spielen soziologische Gründe eine Rolle. Amische haben hierbei teilweise in die Zukunft geschaut und erahnt, welchen Einfluss bestimmte Neuerungen hatten, andererseits aber auch später reagiert. Kurz gesagt, die Maxime ist: "Gruppenerhalt und -leben geht vor individueller Verwirklichung" bei ihnen. Und zur individuellen Verwirklichung gibt es noch genug Freiräume.

All diese Regeln und Verbote führen dann zu deutlich von außen erkennbaren und auch nur intern erkennbaren Merkmalen: in materiellen Bereichen, Verhaltensweisen, im beruflichen Spektrum, in der Kultur usw.: Amischen (alter Ordnung, Altamische, Old Order Amish) fahren z.B. Pferdekutschen in verschiedenen Farben (je nach der Gruppe: grau, schwarz, gelb, weiß,braun), deren Räder Stahlmäntel haben und keine Gummimäntel (dies erlauben andere Gruppen). Die Bereifung wird dann übertragen auf den Einsatz von Traktoren (zumeist im stationären Betrieb) ohne Gummireifen usw., aber auf auf den Einsatz oder das Verbot von Fahrrädern(verboten in Lancaster County, erlaubt außerhalb lancastrianischer Siedlungen), erwachsene (getaufte oder verheiratete) Männer tragen einen Vollbart ohne einen Schnurrbart, Frauen haben eine "Kappe" auf dem Kopf und einen "Strohhut" (Bonnet) beim Ausgehen auf, sie verwenden ein einfarbiges Tuch für ihre Kleider und auch für die Männerhemden, vermeiden also gepunktete Stoffe oder mit Blumen versehene Muster. Amische Kleidung ist zumeist sehr einfach, aber qualitativ hochwertig gehalten. Es ist nicht gestattet, Knöpfe an Mänteln anzubringen, sie müssen Kleidernadeln und/oder Haken mit Ösen verwenden. Amische Frauen vernähen durchaus synthetische Stoffe und beharren nicht auf Baumwolle. Dadurch sparen sie das viele Bügeln. Zumeist wird die Kleidung selbst genäht; Hemden werden aber auch in Läden gekauft und Mäntel als Spezialarbeit an besonders fähige Näherinnen vergeben. Amische Haushalte besitzen keinen Anschluss an das Elektrizitätsnetz durch Leitungen, sondern verwenden gasbetriebene Lampen oder erzeugen für einige Geräte eigene geringe Voltzahlen brauchende Elektrizität, Batterien sind z.T. erlaubt oder es wird auf Hydraulikbetrieb umgestellt.


Die Akzeptanz neuer technische Errungenschaften variiert von Gruppe zu Gruppe. Über eine Annahme kann folgendermaßen entschieden werden: sie kann einfach ohne Aufsehen durch die Gruppe akzeptiert werden, indem einer nach dem anderen ohne Widerspruch sich diese Neuerung zulegt, sie kann später, wenn Widerspruch aufkommt, verboten oder durch einstimmigen Gemeindebeschluss nun offiziell erlaubt werden oder sie kann von vornherein(wie beim Fernsehen) verboten werden, weil sie sinnlos oder gar gefährlich erscheint. Kann keine Einigkeit erzielt werden, entstehen zumeist neue Splittergruppen.Dies kann zu liberaleren(zumeist bei den Amischen) oder konservativeren Gruppen führen(zumeist bei den Old Order Mennonites, dies sind verwandte Gruppierungen).

Bildung

Kinder der Old Order Amish besuchen heutzutage zumeist keine öffentlichen Bildungseinrichtungen mehr, sondern gesonderte private Schulen, wo sie von jungen unverheirateten Frauen unterrichtet werden. Diese so genannten "one-room-schools" (Einraumschulen) verteilen sich über ihr Siedlungsgebiet und werden durch Schulgelder der Eltern finanziert - und nicht durch die amerikanischen Schulbehörden. Die eigenen Schulen erlauben die Kontrolle der Unterrichtsinhalte und konditionieren und sozialisieren die Kinder stärker hin zum späteren Beitritt in die eigene Gruppe. In diesen Schulen werden die Basisfähigkeiten des Lesens, Schreibens und Rechnens gelehrt, nicht aber Biologie, besonders nicht Sexualkunde, keine wissenschaftlichen erdgeschichtlichen Lehren oder gar die Evolutionslehre. Hinsichtlich des Wissens über die drei "Rs"(Reading, Writing, Arithmetics) können amische Schüler mit ihren amerikanischen Gleichaltrigen in öffentlichen Schulen mithalten. In amischen Schulen herrscht eine große Disziplin, vieles wird durch Stillarbeit erlernt. Amische lernen in ihren Schulen auch Deutsch, damit sie die religiösen Texte lesen können, dafür haben sie auch angepasstes Schulmaterial entwickelt. Das amische Schulwesen ist stark identitätsstiftend, einige Soziologen sehen sogar in ihm, da es auf Gruppenbeitritt mangels Außenkontakt hinzielt, die größte Stütze für das Überleben der Amischen, da Religion nicht durch wissenschaftliche Erkenntnisse in argumentative Beweisnot gerät und andere Optionen als ein Leben als Amischen nicht gezielt angesprochen werden. (Ähnlich ist dies mit dem wachsenden Anteil des amerikanischen "home-schoolings", zumeist aus religiösen Gründen.)

Jugendzeit bis zur Taufe

Die Zeit zwischen Schulende und möglichem Beitritt als Erwachsener in die Gemeinde (durch die Übersprengtaufe) ist als die Zeit des "Rumspringa" bekannt. In dieser Zeit erlauben die Eltern den Jugendlichen viele Freiheiten.

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Was ist Rumspringa? Vom Gedankengang her ist dies so zu verstehen: Amische Jugendliche wachsen nicht als Kirchenmitglieder auf, sondern werden dazu erzogen, dem Beispiel der Eltern freiwillig nachzufolgen. Sie wachsen in die Kirche hinein, kennen die Abläufe und wissen auch, dass ihre Eltern ihre Gemeinde als die rechte ansehen. Doch: Die Jugendlichen sollen nicht nur hineinwachsen, sie sollen freiwillig hineinkommen wollen und deshalb vor ihrer Taufe "die Welt kennen lernen, um sich von der Welt zu bekehren". Manche der Jugendlichen stoßen sich dabei regelrecht die Hörner ab, was nicht so gewollt ist, aber eben hingenommen wird. Dabei kommt es auch zu Exzessen. In der Doku "Devil´s Playground", auf DVD vorhanden, werden alkoholische Exzesse gezeigt, vor Jahren waren Drogenexzesse weltbekannt geworden. In großen Siedlungen gibt zumeist verschiedene Jugendcliquen, die sich bestimmte Namen geben und zwischen dem sehr konservativen und sehr liberalen Spektrum bewegen, also es gibt Jugendliche, die z.B. weiter Kutsche fahren und daneben die Auto rasenden Amischen mit modernstem Haarschnitt. Mädchen sind zumeist eher zurückhaltender in dieser Zeitspanne.

Dieses Zugeständnis in der späten Pubertät erlaubt auch eine gewisse sexuelle Freizügigkeit. Zwar wird betont und auch bei der Taufe gefragt, ob man nicht gesündigt hätte, damit vorehelichen Sex praktizierte, doch es gibt hier eine große Dunkelziffer. Da zudem Verhütungsmittel auch bekannt sind, kann nun im Geheimen das getan werden, was früher schnellstens zu einer Schwangerschaft führte und dann für jeden offensichtlich war. Es ist aber mit moralischem Makel behaftet und die Erziehung zur sittlichen Reinheit ist nicht ganz fruchtlos.

Seltsamerweise gibt es bei extrem traditionellen Gruppen wie den Swartzentrubern noch immer das „Bundling“. Beim "Bundling" handelt es sich um einen alten Brauch aus Europa. Wenn man die Freundin besuchte, hatte man als einzigen Raum, in dem man im Winter ungestört sein konnte, oftmals nur die Schlafkammer des Mädchens. Man stieg dann angezogen gemeinsam unter die Decke und blieb so warm und redete miteinander. Natürlich blieb es in vielen Fällen nicht nur beim Reden, sondern es ging weiter, so dass auch Schwangerschaften vorkamen. Es gibt sogar amische Gruppen auf der extrem konservativen Seite, die vor der Ehe verlangen, dass der Mann bei der Frau sexuelle Erfahrungen machen soll, um eventuelle Eheprobleme von vornherein ausschließen zu können. Andererseits soll es nicht zu vorehelichen Schwangerschaften kommen; ergeben diese sich dennoch, werden sie durch schnelles Heiraten „entsündigt“. Hier ist auf der extrem konservativen Seite eine starke Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit zu sehen. Die New Order Amish in Ohio haben sich z.B. auch wegen des Bundlings abgespalten, da sie, zwar liberaler in technischen Sachen, strenger hinsichtlich der Moral sind.

Die meisten Jugendlichen entscheiden sich für das Leben als Amische. Dies hängt davon ab, wie konservativ die Gruppe ist: Liberalere Gemeinden können z.T. nur 40 % der Jugendlichen halten (der Rest tritt eher mennonitischen Gruppen bei), die extrem konservativen Swartzentruber sollen 95 % halten. In Lancaster County sagen die Zahlen, das 85 % beitreten.

Nach der Zeit des Ausprobierens von mehr oder weniger (elternlich übersehenen) Freizügigkeiten, soll der amische Jugendliche sich schließlich bewusst von der Welt abkehren und die Mitgliedschaft in seiner Religionsgruppe beanspruchen. Er kleidet sich demnach bewusst wieder amisch, verhält sich gesittet und fragt um die Mitgliedschaft an. Durch das Zeremoniell der Übersprengtaufe wird er schließlich ein Mitglied der "Gemeinde Gottes" und erkennt deren im weltlichen Leben eingreifende Regeln an. Dies bedeutet auch, dass er von nun an bei Vergehen auch durch die letztlich angewandte Strafe des Banns (wenn ihn gar nichts mehr zum Einhalten der Regeln überzeugt) geahndet werden kann, was schließlich den Verlust des sozialen Umfelds bewirkt und ihn dadurch wieder zurück in die Herde bringen soll (als reumütiger Sünder).

Selbst wildeste amische "Rumspringer" werden zumeist zu sehr gehorsamen Gemeindegliedern, doch kann wohl davon ausgegangen werden, dass sie dazu neigen, liberaler gesinnt zu sein.

Erwerbsleben

Nach ihrer Schulzeit arbeiteten die amischen Jugendlichen früher meistens auf der Farm ihrer Familie, bis sie heirateten. Heute hat sich ihr berufliches Spektrum erweitert, denn es gibt nicht mehr genüg Farmen zu kaufen und Berufe wie Maurer, Schreiner, Holzwerker etc. sind auch durch Amische besetzt worden. Daneben wächst immer mehr die Schicht amischer Geschäftsleute. Daher arbeiten die Schulentlassenen nun auch außer Haus in landwirtschaftsnahen oder gar fremden Berufen.

Sprache

Die meisten Amischen sind dreisprachig. Untereinander sprechen sie in der Mehrzahl einen deutschen Dialekt, nämlich das Pennsylvaniadeutsch, in einigen Countys Indianas auch Schwyzerdütsch. Pennsylvaniadeutsch war einmal die Alltagssprache des gesamten südöstlichen Pennsylvanias und erreichte fast 800 000 Sprecher bis zur Mitte des 20. Jhdt. herum, danach assimilierten sich sprachlich die meisten Sprecher und nur die konservativen Altamischen und altmennonitischen Gruppen verblieben bei dieser Sprache als Umgangssprache untereinander. Damit gewann die Sprache auch die Stellung des Schutzes vor der Außenwelt und als Abgrenzungsmittel zu der "sündigen, englischen Welt". "Pennsylfaanisch Deitsch", so eine andere Schreibweise, basiert auf dem Pfälzischen und enthält durch die lange Zeit des Lebens in Amerika natürlich viel englischen Lehnwortschatz, z.T. gibt es auch Eigenwortschöpfungen und direkte Übersetzungen in den Dialekt, z.B. "Ich geb nichts drum!", "Wie bischt?" (How are you?). Die wenigen amischen Gemeinden, welche Schweizerdeutsch verwenden, stammen aus Einwanderungsschüben im 19. Jahrhundert direkt aus dem Berner Oberland und siedelten sich in Indiana in eigenen Gemeinden an. Sie unterscheiden sich auch hinsichtlich ihrer Gemeindeordnungen von amischen Gruppen, die schon vorher in Amerika ansässig waren. Während des Gottesdienstes benutzen Amische ein stark dialektal gefärbtes, gemischtes Hochdeutsch, welches auch englische Lehnwörter enthält: z. B. „Wenn mir realize (gespr. ri-ä-lei-ße), des mir arme Sinner uff seller Erd sind ...“(Pennadt.)

Die englische Sprache gebrauchten Amische vormals lediglich, um mit der Außenwelt zu kommunizieren. Aufgrund zunehmender beruflicher Anbindung an die Außengesellschaft verstärkt sich jedoch der Gebrauch des Englischen. Dies wird sehr kritisch gesehen.

Mennoniten und Amische

Mennoniten und Amischen teilen miteinander die gleichen historischen Wurzeln und in vielerlei Hinsicht die gleiche Theologie. Amische sind grundsätzlich, wenn man vergleichen will, strenger in ihrer Handhabung des Glaubens, wobei einige mennonitische später entstandene Gruppen ihnen in dieser Hinsicht sehr ähneln.

Da jede Gemeinde, sofern sie nicht in einer Konferenz organisiert ist, über ihre eigenen Belange entscheidet, bilden und bildeten sich immer neue Gruppen, auch besonders durch viele Spaltungen. Insofern existieren sehr liberale und auch sehr konservative Gemeinden auf beiden Seiten.

Zuweilen werden bestimmte Mennonitengruppen mit den Amischen verwechselt, dazu gehören besonders jene, die wie die Amischen alter Ordnung (Altamischen) mit Pferdefuhrwerken fahren. Gemeinhin bezeichnet man diese Mennonitengruppen als „Old Order Mennonites“ (Altmennoniten nach Mary Ann Horst). Diese Gruppen erreichen z.T. Mitgliederzahlen von 15.000, es gibt aber wirkliche Kleinstgruppen bis hinunter zu drei Leuten, die sich als eine Kirche verstehen. Die größte dieser Gruppen ist die Groffdale Conference (andere Bezeichnungen: Fuhremennischte, Wenger Mennonites usw.).

Ein Unterschied, der Amische und Mennoniten deutlich unterscheidet, ist, dass Amische fast durchweg Gottesdienste abwechselnd in ihren Häusern halten, wohingegen Mennoniten eine starke Neigung zum Gemeindehausbau besitzen. Kleinstgruppen versammeln sich natürlich in Häusern, doch, wenn sie eine bestimmte Größe erreicht haben, beginnen sie ein Gemeindehaus zu bauen. Amische Gemeinden teilen sich wegen der Beherbergungsmöglichkeiten, wenn die Gemeinde zu groß wird, um in einem Haus weiterhin Gemeinde zu halten. Die Gemeinden, die sich dann teilen, sich aber nicht voneinander spalten, sind dann "in fellowship with each other" (in Gemeinschaft miteinander), tauschen Prediger aus, erlauben das Heiraten untereinander usw.

Gegenwart

Traditionelle und moderne Fortbewegungsmittel im Kontrast; PA, U.S.A.

Zurzeit gibt es 224.391 Amische (Stand 09.2005), die größtenteils in 250 Gemeinschaften in 26 Bundesstaaten der USA und in Ontario, Kanada leben. Es gibt viele Dutzende amische Gemeinschaften, die sich voneinander, insbesonders durch die unterschiedlich hohe Akzeptanz technischer Neuerungen, unterscheiden oder durch die Handhabung der „strengen Meidung“ (Verhalten gegenüber Ausgeschlossenen: z.B. Transaktionsverbot von Geschäften, ...) Von extrem konservativ bis sehr liberal gibt es z.B. in Auswahl folgende Gruppen:

Nebraska Amish / White-top Amish / Old School Amish (mehrere Untergruppen); Swartzentruber Amischen; Andy Weaver Amischen; New Order Amischen; New Order Fellowship; Old Order Amish / Altamischen / Amischen alter Ordnung; Beachy Amish / Byler Amish usw. usw.

Es gibt auch Mennonitengruppen mit historischen Amischursprüngen. Dieses waren zumeist frühere liberale Abspaltungen, die immer liberaler wurden, dann den Namen "Amish" als "einengend" ablegten und sich mennonitischen Positionen näherten, z.B. Western Ontario Mennonite Conference; Association des églises évangéliques mennonites de France

Zusätzlich zu diesen Gruppen gibt es noch Dutzende mehr. Einige sind nur regional vertreten und haben keine bundesstaatweiten Verbindungen. Die Vielfalt der Gruppen kann verwirren und ist zudem schwer zu erfassen.

Die Zahl der Amischen beläuft sich heute September 2005 auf 224.391 Personen, das entspricht einem jährlichen Plus von circa drei bis vier Prozent (4,5 % für 2004), alle 20 bis 25 Jahre verdoppelt sich die Anzahl der Amischen. Einige amische Gemeinden wie z. B. die Swartzentrubers haben 12 bis 16 Kinder je Familie, also ca. 57 Geburten auf 1.000 Einwohner und verdoppeln sich alle 15 Jahre. (Zum Vergleich: Deutschland hat 9 Geburten auf 1.000 Einwohner). Prognosen, die früher besagten, dass die Amischen im "melting pot" aufgehen werden, haben sich als falsch erwiesen, allerdings findet natürlich eine z.T. schnelle, z.T. langsame Anpassung an die Umgebungsgesellschaft statt. So kann man letztlich sagen: Die Amischen des 20. Jhdt. werden nicht die des 21. Jhdt. sein, sie bleiben nicht auf einem Stand stehen, sondern verändern sich ständig.

Spiel- und Dokumentarfilm

Über die Amischen wurden fast ausschließlich Spielfilme in den USA gedreht, die entweder teilweise oder gänzlich sich mit ihnen beschäftigen:

  • Der bekannteste Film ist: "Witness", dt. "Der einzige Zeuge, 1985, Regie Peter Weir) spielt unter den Amischen von Lancaster County, Pennsylvania. Harrison Ford und Kelly McGillis spielten neben dem Darsteller des Jungen Samuel (Lucas Haas) die Hauptrollen. Der Film wurde selbst in Lancaster County gedreht. Es gab seinerzeit großen Aufruhr wegen der Dreharbeiten und der Ausstrahlung(nachzulesen in: "The Amish in the American Imagination").

Inhaltlich geht es um Folgendes: Eine junge amische Witwe muss am Bahnhof von Philadelphia auf den Anschlusszug warten. Als ihr Sohn Samuel auf Toilette muss, bekommt er einen Mord mit, den er aus seiner Kabine beobachtet. Niemand sonst hat den Täter gesehen. Bei den Ermittlungen ergibt sich, dass es sich um einen internen Polizeikorruptionsfall handelt. Der ermittelnde Beamte John Book (Harrison Ford) flieht schließlich, da ihm seine eigenen korrupten Kollegen auf den Fersen sind, mit der jungen Witwe nach Lancaster Co. zurück, er wurde vorher angeschossen, wird gesund gepflegt. Seine Kollegen suchen ihn nun, können aber zuerst seinen Aufenthaltsort nicht bestimmen, da er dafür gesorgt hatte, dass die Personaldaten über Rachel Lapp und ihren Sohn verschwanden (sein bester Kumpel musste dafür letztlich sterben). Schließlich fliegt sein Versteckspiel auf, als er, atypisch amisch einen provozierenden Jugendlichen in "Salzburg" (in Wirklichkeit ist dies der Ort "Intercourse, Pa", die Nase einschlägt, was polizeilich festgehalten und weitergemeldet wird. Schließlich endet der Film in einem Gefecht auf der Farm und der Festnahme seines korrupten Chefs. Eingewoben ist natürlich eine Liebesgeschichte, die durch die völlig konträren Welten aussichtslos ist.

Die Geschichte ist natürlich fiktiv, die Umgebung ist aber gut getroffen. Zum Teil werden die Amischen, z.B. im Bereich des bäuerlichen Erwerbsbereiches, altmodischer dargestellt als sie sind. Es sind z.B. keine Bulktanks im Film zu sehen, auch keine Schweizer Melkpumpen, die die Amischen in Lanc. Co. verwenden. Hier wurde wohl absichtlich das Bild der "Altmodischen" fürs Publikum eingebaut trotz besseren Wissens. Sprachliche Patzer im Film: Wer die englische Version des Filmes kennt, wird eingangs mit einer in Hochdeutsch gehaltenen Predigt konfrontiert. In Wirklichkeit predigen Amische (alter Ordnung) aber in Pennsylvaniadeutsch mit in Hochdeutsch vorgelesenen Bibelteilen. Des Weiteren fällt auf, dass die Schauspielerin Kelly McGillis sehr radebrechend Pennadeutsch spricht (in der Bahnhofszene spricht sie ihren Sohn an und will sagen "Samuel, grieg dei Hut!", was kaum zu verstehen ist). Andere, lokale Komparsen sprechen im Hintergrund Pennadeutsch als Mundart. In der deutschen Version ist natürlich alles in Hochdeutsch. Dabei sind auch einige Patzer geschehen. Als gottesfürchtige Gruppe musste die Amischen in der deutschen Version wohl "Grüß Gott" sagen, was verleiten könnte, sie sagen dieses auch in Amerika. Amische sagen aber "Wie bischt?" (vom Englischen "How are you?") zur Begrüßung, und "Mach´s gut" zum Abschied, wenn nicht sogar die englische Version des "Bye bye" gebraucht wird.

  • "Harvest of Fire", dt. "Glut der Gewalt", der in Iowa spielt und sich mit der Auflösung einer Scheunenbrandserie beschäftigt. Bis zumindest 2004 hatte VOX die Senderechte.

Inhaltliches: In Iowa brennen nacheinander mehrere Scheunen in einer Nacht nieder, eine Ermittlerin kommt extra aus der Großstadt aufs Land, möchte, da sie auch annehmen muss, dass selbst Amische als Täter in Frage kommen, bei ihnen leben und gewinnt das Vertrauen einer Witwe. Sie stellt fest, dass die Tochter sich noch immer mit einem Jungen trifft, dessen Vater wegen einer in der Gemeinde verbotenen Scheunenbauweise gebannt ist. Der Sohn hat ein Verhältnis mit einem "flatterhaften" Mädchen aus der amerikanischen Gesellschaft. Bei den Ermittlungen stellt sich heraus, dass der Sohn dieses Gebannten schließlich die Scheunen in Brand steckte. Die Handlung ist eher einfach, die Innenansichten der amischen Gesellschaft sind hier aber gut getroffen.

  • "Gebot des Schweigens", amerik. "A Stoning in Fulham County". Dieser Film handelt von einem Todesfall durch vagabundierende Jugendliche, die Steine in eine Kutsche werfen und dadurch ein Mädchen, einen Säugling, ermorden. Auch dieser Film geht letztlich um die Aufklärung des Kriminalfalles, behandelt aber auch die amische Sichtweise, selbst bei Schaden von außen nicht gerichtliche Wege einzuleiten, um ihr Recht durchzusetzen, sondern zu leiden. Dieser Film wurde zuletzt im November 1994 in Deutschland ausgestrahlt, der Sender VOX hat nach Recherchen keine Senderechte mehr für ihn.
  • Filme über Amischen in der Kategorie "Unsinnfilme" oder "Komödien":

Zum Teufel mit den Millionen". Dieser Film ist eine Komödie, die inhaltlich Amische völlig falsch darstellt. Ein New Yorker Pärchen, kurz vor der Scheidung und in ihrer Ehe gefrustet, muss wegen ihres korrupten Buchhalters fliehen, weil sie Millionen Steuerschulden haben. Sie landen in Pennsylvania, Intercourse, wo es in diesem Film nur Amische gibt. Schließlich erfahren sie, dass eine Familie Yoder zu Besuch erwartet wird, sie bedienen sich deren Identität und finden Unterkunft bei ihren ahnungslosen Verwandten. Jetzte sollen sie natürlich ihre Künste als Arbeitskräfte unter Beweis stellen: Der Mann als Bändiger des Hengstes "Big John", die Frau als Köchin und Stickerin von Steppdecken(Quilts). Hier hapert es natürlich an ihren Fähigkeiten. Im Laufe der Zeit kommen sie aber auf Geschmack dieses Lebens, finden eine gewisse Identität als Bauer und Hausfrau. Es wird eine Modenschau ausgerichtet, um die Kleidungsregeln bei der Frauentracht zu reformieren und Big John ist schließlich gebändigt...Am Ende wird der Steuerberater/Buchhalter gefasst, sie bekommen ihr Geld zurück, entschuldigen sich für ihr Vergehen und fahren als glücklich vereinte Eheleute heim. Inhaltlich ist dieser Film nur unterhaltend, hinsichtlich einer Innenansicht muss leider gesagt werden, gibt er nichts her: Lediglich die Tracht ist amisch.

"Kingpin". Dieser Film bedient sich lediglich der Amischen. Es wird ihnen eine Einfältigkeit unterschoben, die jegliche Realität missen lässt. Inhaltliches: In begabter amischer Bowlingspieler wird auf ein großes Spiel vorbereitet, verlässt die Gemeinde und geht mit seinem Manager in die große Stadt, wo ihm allerlei Missgeschicke passieren. ...Zuletzt kommt er zurück und es wird eine amische Rockparty gefeiert.

  • "David Im Wunderland". Dieser Film handelt vom Zusammenprall zweier Jugendlicher aus völlig verschiedenen Lebenswelten (einem Jungen, ca. 16. Jahre alt aus einem sehr reichen Elternhaus und David, dem ebenso alten Jugendlichen einer fiktiven, bäuerlichen Gütergemeinschaft).

Darüber hinaus gibt es unzählige Dokumentationen, auch besonders aus Deutschland:

  • "Amish- Ein Bauernhof für unsere Kinder, ORF 1998 von Eva Maria Bauer. Diese Dokumentation behandelt explizit die Lancaster County Amischen, dauert etwa 60 min, enthält soziologische Bewertungen durch Donald B. Kraybill.
  • "Alte Werte in der Neuen Welt, 3sat 1996? von Wegener. Diese Doku handelt auch um die Amischen in Lancaster County, er enthält auch Interviews mit Beach Amischen und New Order Amischen, z.B. dem Eisproduzenten von Lapp´s Valley Farm.

Literatur

  • John A. Hostetler: Amish Society. The Johns Hopkins University Press, London 1993, 4. Aufl. ISBN 0801844428 (Objektive Einführung in das Leben der Amish von einem Soziologie-Professor – eines der besten Bücher zum Thema)
  • Peter Ester: Die Amish People – Überlebenskünstler in der modernen Gesellschaft. Patmos Verlag, ISBN 3-491-72487-2

Siehe auch