Het Wilhelmus

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Het Wilhelmus
Titel auf Deutsch Der Wilhelm
Land Niederlande Niederlande
Verwendungszeitraum offiziell ab 1932
Text unbekannt
Melodie Adriaen Valerius
Notenblatt
Audiodateien

Het Wilhelmus (Der Wilhelm) ist die Nationalhymne der Niederlande. Die von ihr abgeleitete Fassung De Wilhelmus (Der Wilhelm) ist ferner die Hymne der großherzoglichen Familie des Großherzogtums Luxemburg.

Geschichte

Ob sie die älteste Nationalhymne der Welt ist, ist umstritten, aber letztlich eine Frage der Definition. Definiert man eine Nationalhymne als Einheit von Melodie und Text, so ist Het Wilhelmus wohl die älteste der Welt, gesungen ab dem 16. Jahrhundert. Allerdings ist sie erst seit 1932 die offizielle Nationalhymne der Niederlande.

Älteste Veröffentlichung der Melodie des „Wilhelmus“ bei Adrianus Valerius in „Nederlandtsche Gedenck-Clanck“, 1626

Der Text wurde zwischen 1568 und 1572 zu Ehren von Wilhelm I. von Oranien-Nassau während des Aufstandes gegen die Spanier (auch bekannt als der Achtzigjährige Krieg) von einem unbekannten Verfasser geschrieben. Zur Frage der Autorschaft gibt es in der Forschung verschiedene Hypothesen. Aus der Umgebung Wilhelms von Oranien wird häufig Philips van Marnix als mutmaßlicher Autor genannt, gelegentlich auch Dirck Volkertszoon Coornhert, während Bram Maljaars 1996 in seiner Dissertation aufgrund stilistischer und sprachlicher Indizien zu der Annahme gelangte, der Text sei von niederländischen Emigranten ursprünglich in einem hochdeutschen Dialekt verfasst worden.[1] [2] Anderseits kam 2008 die Historikerin Gudrun Dekker-Schwichow (Rijksuniversiteit Groningen) aufgrund neuerer Forschung der stilistischen und sprachlichen Merkmale zu den Schluss, dass doch Marnix van Sint Aldegonde höchstwahrscheinlich der Autor ist.[3] Die Melodie, die ursprünglich auf ein hugenottisches Spottlied zurückgeht, wurde erstmals 1626 von Adriaen Valerius in seinem „Neder-landtsche Gedenck-Clanck“ veröffentlicht.[4]

Die älteste erhaltene hochdeutsche Fassung findet sich im Ambraser Liederbuch von 1582, der zweiten Auflage des nicht erhaltenen Frankfurter Liederbuches von 1578, unter dem Titel Ein schön Lied, zun ehren gemacht dem Prinzen von Uranien. Im Thon wie der Graff zu Rom.

Als die Niederlande 1815 zum Königreich wurden, wurde dieses Stück nicht als Nationalhymne gewählt, weil es zu stark mit der Partei verknüpft war, die das Haus von Oranien-Nassau unterstützte. Vielmehr wurde aufgrund eines Wettbewerbs Wien Neêrlands Bloed zur Nationalhymne bestimmt. Die Popularität von Het Wilhelmus schwand aber nie, und am 10. Mai 1932 wurde es schließlich zur Nationalhymne erhoben.

Text

Datei:Adriaen Thomasz Key 001.jpg
Adriaen Thomasz Key: Wilhelm I. von Oranien-Nassau (um 1575)

Normalerweise wird nur die erste Strophe der Hymne gesungen, bei festlichen Angelegenheiten jedoch auch die sechste Strophe.

Die Hymne ist ein Akrostichon; das heißt, die Anfangsbuchstaben der fünfzehn Strophen ergeben im Original den Namen Willem van Nassov.

Niederländischer Text

1.) Wilhelmus van Nassouwe
ben ik, van Duitsen bloed,
den vaderland getrouwe
blijf ik tot in den dood.
Een Prinse van Oranje
ben ik, vrij, onverveerd,
den Koning van Hispanje
heb ik altijd geëerd.


2.) In Godes vrees te leven
heb ik altijd betracht,
daarom ben ik verdreven,
om land, om luid’ gebracht.
Maar God zal mij regeren
als een goed instrument,
dat ik zal wederkeren
in mijnen regiment.


3.) Lijdt u, mijn onderzaten
die oprecht zijt van aard,
God zal u niet verlaten,
al zijt gij nu bezwaard.
Die vroom begeert te leven,
bidt God nacht ende dag,
dat Hij mij kracht wil geven,
dat ik u helpen mag.


4.) Lijf en goed al te samen
heb ik u niet verschoond,
mijn broeders hoog van namen
hebben 't u ook vertoond.
Graaf Adolf is gebleven
in Friesland in den slag,
zijn ziel in 't eeuwig leven
verwacht den jongsten dag.


5.) Edel en hooggeboren,
van keizerlijken stam,
een vorst des rijks verkoren,
als een vroom christenman,
voor Godes woord geprezen,
heb ik, vrij onversaagd,
als een held zonder vrezen
mijn edel bloed gewaagd.


6.) Mijn schild ende betrouwen
zijt Gij, o God mijn Heer,
op U zo wil ik bouwen,
verlaat mij nimmermeer.
Dat ik doch vroom mag blijven,
Uw dienaar t’aller stond,
de tirannie verdrijven
die mij mijn hart doorwondt.


7.) Van al die mij bezwaren
en mijn vervolgers zijn,
mijn God, wil doch bewaren
den trouwen dienaar dijn,
dat zij mij niet verrassen
in hunnen bozen moed,
hun handen niet en wassen
in mijn onschuldig bloed.


8.) Als David moeste vluchten
voor Sauel den tiran,
zo heb ik moeten zuchten
als menig edelman.
Maar God heeft hem verheven,
verlost uit alder nood,
een koninkrijk gegeven
in Israël zeer groot.


9.) Na 't zuur zal ik ontvangen
van God mijn Heer dat zoet,
daarna zo doet verlangen
mijn vorstelijk gemoed:
dat is, dat ik mag sterven
met eren in dat veld,
een eeuwig rijk verwerven
als een getrouwen held.


10.) Niet doet mij meer erbarmen
in mijnen wederspoed
dan dat men ziet verarmen
des Konings landen goed.
Dat u de Spanjaards krenken,
o edel Neerland zoet,
als ik daaraan gedenke,
mijn edel hart dat bloedt.


11.) Als een prins opgezeten
met mijner heires-kracht,
van den tiran vermeten
heb ik den slag verwacht,
die, bij Maastricht begraven,
bevreesde mijn geweld;
mijn ruiters zag men draven
zeer moedig door dat veld.


12.) Zo het den wil des Heren
op dien tijd had geweest,
had ik geern willen keren
van u dit zwaar tempeest.
Maar de Heer van hierboven,
die alle ding regeert,
die men altijd moet loven,
en heeft het niet begeerd.


13.) Zeer christlijk was gedreven
mijn prinselijk gemoed,
standvastig is gebleven
mijn hart in tegenspoed.
Den Heer heb ik gebeden
uit mijnes harten grond,
dat Hij mijn zaak wil redden,
mijn onschuld maken kond.


14.) Oorlof, mijn arme schapen
die zijt in groten nood,
uw herder zal niet slapen,
al zijt gij nu verstrooid.
Tot God wilt u begeven,
zijn heilzaam woord neemt aan,
als vrome christen leven,
't zal hier haast zijn gedaan.


15.) Voor God wil ik belijden
en zijner groten macht,
dat ik tot genen tijden
den Koning heb veracht,
dan dat ik God den Heere,
der hoogsten Majesteit,
heb moeten obediëren
in der gerechtigheid.

Hochdeutsche Fassung[5]

Wilhelmus von Nassawe
bin ich von teutschem blut,
dem vaterland getrawe,
bleib ich bis in den todt,
Ein printze von Uranien
bin ich frey unerfehrt,
den könig von Hispanien
hab ich allzeit geehrt.


In Gottes forcht zu leben,
hab ich alzeit betracht,
darumb bin ich vertrieben,
um land und leut gebracht,
Aber Got sol mich regieren,
als ein gut instrument,
das ich mag widerkehren,
wol in mein regiment.


Leid euch mein untersassen
die auffrecht sein von art,
Gott wird euch nicht verlassen,
all seit jhr nun beschwert,
Wer from begert zu leben,
der bitt gott nacht und tag,
das er mir krafft wöll geben,
das ich euch helffen mag.


Leib und gut als zusammen,
habe ich nit gespart,
mein brüder hoch mit namen,
haben euch auch verwart,
Graff Adolff ist geblieben,
in Friesland in der schlacht,
sein seel im ewigen leben,
erwardt den jüngsten tag.


Edel und hochgeboren,
von keyserlichem stamm,
ein fürst des reichs erkoren,
als ein from christenman,
Für Gottes wort geprisen,
hab ich frey unverzagt,
als ein held ohne furcht
mein edel blut gewagt.


Mein schild und mein vertrawen,
bistu o Gott mein herr,
auff dich so wil ich bawen,
verlas mich nimmer mehr,
Das ich doch from mag bleiben,
dir dienen zu aller stund,
die tyranney vertreiben,
die mir mein hertz durchwund.


Von allen die mich beschweren,
und mein verfolger sein,
mein Gott wölst doch bewaren,
den trewen diener dein,
Das sie mich nit verraschen,
in jhrem bösen mut,
jr hende nit thun waschen,
in meim unschüligen blut.


Als David muste fliehen,
for Saulo dem tyrann,
so hab ich müssen weichen,
mit manchem edelman,
Aber Gott thet jhn erheben,
erlösen aus aller not,
ein königreich gegeben,
in Israel sehr gros.


Noch sawr werd ich empfangen,
von Gott meim herren das süß,
darnach so thut verlangen,
mein fürstlich gemüt,
Das ich doch möge sterben,
mit ehren in dem feld,
ein ewigs reich erwerben,
als ein ein (so) getrewer heldt.


Nichts thut mich mehr erbarmen,
in meinem widersput,
denn das man sicht verarmen,
des königs landen gut,
Das euch die Spanier krencken,
o edel Niderland gut,
wenn ich daran gedencken,
mein edel hertz das blut.


Als eim printz auffgesessen,
mit meiner heereskrafft,
wol von dem feind vermessen,
hab ich die schlacht verwacht,
Der bey Mastrich lag vergraben,
beförchtet mein gewalt,
mein reuter sach man traben,
sehr mutig durch das feld.


So es der wil des herren,
auff die zeit wer gewest,
het ich gern wöllen kehren,
von euch dis schwere tempest,
Aber der herr dort oben,
der alle ding regiert,
den man alzeit mus loben,
der hat es nit begert.


Sehr christlich war getrieben,
mein fürstelich gemüt,
standhafftig ist geblieben,
mein hertz in widerspüt,
Den herrn hab ich gebeten,
aus meines hertzen grundt,
das er mein sach wöll richten,
mein unschuld machen kundt.


Urlaub mein armen schaffen,
die sein in grosser not,
ewer hirt der sol nit schlaffen,
und seid jhr nun verstrewt,
Zu Gott wölt euch begeben,
sein heilsam wort nempt an,
als fromme christen leben,
sol hie bald sein gethan.


Vor Gott wil ich bekennen,
und seiner grossen macht,
das ich zu keinen zeiten,
den könig hab veracht,
Dann das ich gott den herren,
der höchsten maiestet,
hab müssen obedieren,
in der gerechtigkeit.

Zur ersten Strophe

Das mittelniederländische und frühneuniederländische Wort Duyts in der ersten Strophe bedeutete damals „kontinentalwestgermanisch“, also „niederländisch oder deutsch“, besonders im Gegensatz zu den romanischen Sprachen und ihren Sprechern. Siehe auch Niederländisch (Name) und Deutsch (Etymologie). Der moderne niederländische Begriff Duits wurde erst etwa im 18. Jahrhundert auf die moderne Bedeutung „deutsch“ (ohne Niederlande und Belgien) eingeschränkt.[6] Die Niederlande gehörten bis 1648 zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.[7]

Der Stammsitz derer von Nassau-Dillenburg ist Dillenburg im heutigen Hessen. Dort wurde Wilhelm von Oranien als Sohn des Grafen von Nassau-Dillenburg und seiner Ehefrau Juliana zu Stolberg geboren; er war somit von Geburt und Herkunft auch nach heutigem Sprachgebrauch von „deutschem Blut“.

Die letzten beiden Zeilen der ersten Strophe werden oft als Anzeichen eines inneren Zwiespalts gedeutet, in dem sich Wilhelm im Niederländisch-Spanischen Krieg befand: Einerseits war Wilhelm von Oranien zur Treue gegenüber dem König von Spanien verpflichtet, andererseits wollte er seinem Land (den Spanischen Niederlanden) im Unabhängigkeitskampf gegen ebendiesen König bis in den Tod dienen.

Zur sechsten Strophe

Wegen der Zeilen „Die Tyrannei vertreiben, die mir mein Herz verwund't.“ war das „Wilhelmus“ während der Besatzung im Zweiten Weltkrieg verboten. Deshalb wird bei festlichen Angelegenheiten neben der ersten auch die sechste Strophe gesungen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Abraham (Bram) Maljaars: Het Wilhelmus: auteurschap, datering en strekking: een kritische toetsing en nieuwe interpretatie. Kok (Kampen) 1996
  2. „Wilhelmus“ und die Deutschen. auf: Welt online. 17. April 1996.
  3. Het Wilhelmus is geschreven in 1572 in Haarlem. auf nu.nl
  4. Adrianus Valerius: Neder-landtsche Gedenck-Clanck. Kortelick openbarende de voornaemste geschiedenissen van de seventhien Neder-Landsche provintien, 't sedert den aenvang der Inlandsche beroerten ende troublen, tot den iare 1625 […], Haarlem 1626 (Online in der Google-Buchsuche)
  5. Korrigierte Fassung nach dem Ambraser Liederbuch.
  6. Ben ik van Duitsen / Dietsen bloed. auf: onzetaal.nl
  7. Auch wenn der Zusatz „Deutscher Nation“ nur vorübergehend (Ende des 15. Jahrhunderts/Anfang des 16. Jahrhunderts) benutzt wurde, so verstand sich doch das Habsburgerreich im Kern als „deutsch“, bis zur Inbesitznahme auch des spanischen Throns 1504.

Literatur

  • Das Ambraser liederbuch vom Jahre 1582. Herausgegeben von Joseph Bergmann. Stuttgart 1845 (= Bibliothek des literarischen vereins in Stuttgart XII.), Nr. CXLVI. Elektronische Version (PDF; 5,0 MB).