Herrenbrücke (Herrenwyk)

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Die durch den finnischen Dampfer Baltic am 24. April 1909 zerstörte Herrenbrücke
1964:Blick von der neuen Brücke auf die alte Drehbrücke anlässlich der Eröffnung
Herrenbrücke
Reste der Herrenbrücke in Herrenwyk, September 2007, Blick von der Herreninsel

Die Herrenbrücke war eine Straßenbrücke, die im Zuge der Travemünder Allee (B 75) zwischen Lübeck und dem Stadtteil Travemünde im Stadtteil Herrenwyk die Trave überquerte. Die Trave ist die Wasserstraße, die Lübeck mit Lübeck-Travemünde und letztendlich mit der Ostsee verbindet.

Die Begriffe Herrenbrücke und Herrenwyk leiten sich von dem Wort Hering ab, der hier aufgrund einer natürlichen Verengung der Trave in großen Mengen gefangen wurde.

Die Herrenbrücke wurde 1964 als Ersatz für eine ältere Drehbrücke eröffnet und war die größte Klappbrücke Europas.

Aufgrund von Konstruktionsfehlern gab es jedoch von Anbeginn Probleme mit dem Klappmechanismus. Die Brücke öffnete und schloss sich nicht zuverlässig und verursachte damit oft brenzlige Situationen. Konnte sie nicht oder nicht rechtzeitig geöffnet werden, mussten Schiffe, die die Brücke passieren wollten, mit voller Rückwärtsfahrt eine Kollision mit dem Bauwerk verhindern. Ließ sie sich nach einer Schiffspassage nicht mehr schließen, verursachte sie auf der stark befahrenen Straße lange Staus.

Eine Geschichte vom verantwortlichen Architekten erzählt, dass der sich wegen der unzähligen Mängel der Herrenbrücke von derselben gestürzt habe. „Davon habe ich auch gehört“, sagt Rolf Hammel-Kiesow vom Stadtarchiv, „aber in den Hauptamtsakten steht darüber nichts, und auch die Polizei hat keine Unterlagen über einen solchen Vorfall. Vielleicht gehört diese Geschichte doch in den Bereich der Sagen?“ [1] Die Stadt Lübeck investierte in die Brücke, den einstigen Stolz der Stadt, im Laufe ihrer Lebenszeit große Geldsummen für Modifikationsmaßnahmen, die die Brücke zuverlässiger machen sollten, und für den Unterhalt. Zuverlässig wurde der Klappmechanismus jedoch nie. Zusätzlich wurden bei den Rampenbrücken aus Spannbeton unzureichend verpresste Spannglieder festgestellt, die so große Korrosion aufwiesen, dass ab dem Jahr 2000 eine Online-Überwachung der Verformungen der Brücke installiert und das maximal zulässige Fahrzeuggewicht auf 40 Tonnen begrenzt wurde.[2]

Daher entschloss sich die Stadt Lübeck als Ersatzbauwerk einen privat finanzierten, mautpflichtigen Tunnel bauen zu lassen.

Am 26. August 2005 wurde die Brücke durch den Herrentunnel ersetzt. In der Zeit von August 2005 bis September 2006 wurde die Brücke abgerissen.

Für Fußgänger und Radfahrer stellt diese Lösung allerdings eine Verschlechterung dar, weil sie den Tunnel nur in Shuttle-Bussen der Lübeck-Travemünder Verkehrsgesellschaft (LVG) durchqueren dürfen. Dieser für den Nutzer kostenlose Dienst kann aber, je nach Fahrplan, gewisse Wartezeiten nach sich ziehen.

1996 spielte die Herrenbrücke die Hauptrolle in der Fernsehshow „Wetten, dass..?“. In der Außenwette fuhr das Segelschulschiff Khersones durch die offenen Brückenklappen und betätigte mit den Rahnocken an der Brücke befestigte Schalter.

Am 10. November 2005 nutzte Greenpeace die Brücke, um mit Seilen den Schiffsverkehr auf der Trave zu blockieren und so gegen die Forstpolitik des Stora-Enso-Konzerns in Nordfinnland zu demonstrieren. Der finnische Papierexport läuft weitgehend über den Lübecker Hafen.[3]

Literatur

Einzelnachweise

  1. ln-online/lokales vom 11. September 2005
  2. Telefonüberwachung für eine Brücke. Lübecker Stadtzeitung, 25. März 2003, abgerufen am 19. November 2008.
  3. HL-Live vom 10. November 2005

Koordinaten: 53° 54′ 6″ N, 10° 46′ 21″ O