Antibürokratische Revolution

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Die „Antibürokratische Revolution” war eine politische Entwicklung mit nationalistischem Hintergrund in Serbien und Montenegro, in deren Laufe in den Jahren 1988 und 1989 Großdemonstrationen durch den damaligen serbischen Machthaber Slobodan Milošević inszeniert wurden, welche die Beendigung der seit 1974 bestehenden extensiven Autonomie der serbischen Provinzen Vojvodina und Kosovo einläuteten. Der Höhepunkt dieser Veranstaltungen war die 600-Jahr-Feier anlässlich der Schlacht auf dem Amselfeld.

Unterstützung erfuhr die Kampagne von serbischen Intellektuellen, die bereits 1986 im SANU-Memorandum die angebliche Diskriminierung der Serben in „nichtserbischen” Teilen Jugoslawiens beklagt hatten, und der serbisch-orthodoxen Kirche.

Der Autonomiestatus der Vojvodina und des Kosovo,die seit 1974 faktisch den Teilrepubliken gleichgestellt war, wurde 1989 wieder auf den Status vor 1974 zurückgesetzt. Die beiden autonomen Provinzen wurden unter serbische Zentralverwaltung gestellt, die bisherigen Provinzregierungen entlassen und durch Milošević–loyale Parteifunktionäre ersetzt.

Das bedeutete vor allem für das Kosovo große Veränderungen, denn mit dem Autonomiestatus seit 1974 war unter anderem auch ein eigenes Schulwesen verbunden. Im Frühjahr 1989 wurde im Kosovo staatliche Institutionen wie z. B. die Polizei und das Schulwesen wieder serbisiert und als Amtssprache Serbisch eingeführt.

In der Folge kam es zu großen Autonomiekundgebungen der breiten albanischen Bevölkerungsmehrheit im Kosovo. Diese wurden brutal niedergeschlagen, daraufhin wurde der Ausnahmezustand über die Region verhängt.Es gab viele Todesopfer. Kosovo-albanische Aktivisten wurden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Am 3. März 1989 beschloss die Regierung Jugoslawiens „spezielle Maßnahmen”, um gegen den Widerstand der Kosovaren vorzugehen.

Am 22. Januar 1990 wurden beim außerordentlichen Kongress des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens sämtliche Reformvorschläge der slowenischen und der kroatischen Delegation von der Stimmenmehrheit des sogenannten „Serbischen Blocks” abgelehnt. Diese Abgeordneten aus Serbien inklusive denen der beiden Provinzen sowie denjenigen aus Montenegro waren Unterstützer des von Miloševićs vertretenen politischen Kurses. Daraufhin verließ zunächst die slowenischen, wenig später auch die kroatischen Delegierten den Parteitag.Dieser Schritt kam der faktischen Auflösung des Bundes der Kommunisten gleich und gilt als mitentscheidend für den Zerfall Jugoslawiens.

Literatur

  • Josip Furkes, Karl-Heinz Schlarp (Hrsg.): Jugoslawien: Ein Staat zerfällt. Der Balkan - Europas Pulverfaß. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1991. ISBN 3-499-13074-2
  • Laura Silber, Allan Little: Bruderkrieg. Der Kampf um Titos Erbe. Deutsche Bearbeitung von Walter Erdelitsch. Graz: Styria, 1995. 464 Seiten.
  • Nebojša Vladisavljević: Serbia's Antibureaucratic Revolution. Milošević, the Fall of Communism and Nationalist Mobilization. Hampshire / New York: Palgrave Macmillan, 2008. ISBN 978-0-2302-0521-5