„Lawdy Miss Clawdy“ – Versionsunterschied

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'''Lawdy Miss Clawdy''' (auch ''Lawdy, Miss Clawdy'') ist der Titel eines [[Rhythm & Blues]]-Songs von [[Lloyd Price]] aus dem Jahr 1952, der zum [[Millionenseller]] wurde und im [[Rock & Roll]] oft [[Coverversion|gecovert]] worden ist.
'''Lawdy Miss Clawdy''' (auch ''Lawdy, Miss Clawdy'') ist ein [[Rhythm and Blues|Rhythm-and-Blues]]-Song, den [[Lloyd Price]] geschrieben und im März 1952 für [[Specialty Records]] in [[New Orleans]] aufgenommen hat. Der Song erschien im April 1952 auf Speciality 428<ref>[http://koti.mbnet.fi/wdd/specialty.htm Speciality Single Diskographie]</ref> und erreichte die Topposition der [[Billboard (Magazin)|Billboard]]-Rhythm-and-Blues-Charts.<ref>Shaw, Arnold (1978). Honkers and Shouters. New York: Macmillan Publishing Company. S. 188–189. ISBN 0-02-061740-2.</ref> Der englische Ausdruck „Lawdy“ im Titel bedeutet „Lord (Oh, Gott!)“.<ref>[http://dict.leo.org/forum/viewUnsolvedquery.php?idThread=29063&idForum=2&lp=ende&lang=de Leo Wörterbuch Forum]</ref>


== Entstehungsgeschichte ==
''Lawdy Miss Clawdy'' verweilte insgesamt sechs Monate in den Charts, davon sieben Wochen an der Spitze. Der Song war der größte R&B-Hit des Jahres 1952 und verkaufte sich über eine Million Mal. Dies ist darauf zurückzuführen, dass er als [[Crossover (Musik)|Crossover]] auch auf dem Markt der Weißen erfolgreich war. Der Song wurde in New Orleans aufgenommen, wo [[Art Rupe]], der Gründer von Speciality Records, neue Talente suchte. Dort tauchte Price bei einer Audition auf und Rupe war von dem Song so begeistert, dass er – wie gesagt wird – sein Rückflugticket nach Los Angeles verfallen ließ, um den Song aufzunehmen. Da Price keine eigene Band hatte, wurde die Band von [[Dave Bartholomew]] eingesetzt, zu der sich auch [[Fats Domino]] am Klavier gesellte.<ref>Jim Dawson, & Steve Propes (1992). What Was the First Rock'n'Roll Record. Boston & London: Faber & Faber. S. 108–111. ISBN 0-571-12939-0.</ref> Der Song machte Lloyd Price zum Star, noch bevor er alt genug war, um wählen zu dürfen.<ref>[http://www.allmusic.com/artist/lloyd-price-p5179/biography AMG Biographie von Bill Dahl]</ref>
Der Song hat eine ungewöhnliche Entstehungsgeschichte. ''Lawdy Miss Clawdy'' geht nämlich zurück auf eine Komposition des in New Orleans tätigen Bluespianisten Willie Hall, bei dem er ''Junker Blues'' (oder ''Junker’s Blues'') hieß und nach 1920 entstanden war. Wesentliche Musikformate hieraus entlehnte erstmals [[Champion Jack Dupree]] (Gesang/Piano), den er zusammen mit dem Bassisten Wilson Swain bei seiner Version unter dem Titel ''Junker Blues'' (oder ''Junker’s Blues''; [[Okeh Records]] #6152) am 28. Januar 1941 in Chicago aufgenommen hatte. Dupree singt den riskanten Text „They call me a junco, 'cause I'm loaded all the time“. Erst Dupree verbreitete mit seiner im April 1941 veröffentlichten Version die alte Blueskomposition von Hall, der den Song nie selbst aufnahm oder registrieren ließ. Es dauerte acht Jahre, bis [[Fats Domino]] den Titel für seine überhaupt erste Single verwendete. In dem am 10. Dezember 1949 aufgenommenen ''The Fat Man'' mit dem berühmten 40 Sekunden dauernden Piano-[[Intro]] singt Fats Domino autobiografisch „They call me the Fat Man, ´cause I weight two hundred pounds.“ Auch Dominos Intro zu ''The Fat Man'' basiert auf dem ''Junker Blues'' von Willie Hall (Kosename: „Drive 'em Down“).

Lloyd Price hatte erneut einige textliche Veränderungen vorgenommen, beginnend mit dem Liedtitel. Der neue Titel ''Lawdy Miss Clawdy'' („Oh Gott, Fräulein Clawdy“) beruht auf dem schwarzen Radiosprecher James „Okey Dokey“ Smith von der Radiostation WBOK in New Orleans,<ref>[http://books.google.de/books?id=fbcDAAAAMBAJ&pg=PA62&lpg=PA62&dq=Okey+Dokey+Smith&source=bl&ots=poSkBJK2M7&sig=kmt7unA4Rbrf5I2MgpwOUQ56jLk&hl=de&ei=TDS4TrexFYb1ggeiremzBA&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=8&sqi=2&ved=0CFgQ6AEwBw#v=onepage&q=Okey%20Dokey%20Smith&f=false Jet-Magazin vom 20. Februar 1958, S. 62]</ref> der diesen Ausspruch durch ständige Wiederholung im Rahmen einer Kaffee-Werbung zu seinem Markenzeichen gemacht hatte.<ref>„Lawdy Miss Clawdy … it’s time to drink up…“</ref>

== Sprachliche Hintergründe ==
Aber der Rundfunksprecher war nicht der erste, der den Ausdruck „lawdy“ verwendete. Am 8. August 1934 entstand von [[Buddy Moss]] der Blues ''Hey Lawdy Mama'' (später von [[Cream]] gecovert), der wohl Vorbild für den Radiosprecher war.<ref>Es wird überwiegend angenommen, dass dies die Schriftweise des Wortes „lordy“, einem [[Euphemismus]] für „Lord“ bei schwarzen Sklaven, war und Verwunderung/Überraschung ausdrückte. [http://www.memidex.com/lorded Memindex über Lawdy]</ref> Erstmals Erwähnung fand das Wort in dem im Jahr 1884 von Joel Chandler Harris verfassten Roman ''Nights with Uncle Remus'': „Lawdy mussy, Brer Rabbit! Whar my vittles?“<ref>[http://books.google.de/books?id=RzJmOhkzDLUC&pg=PA235&lpg=PA235&dq=Nights+with+Uncle+Remus+Lawdy+mussy&source=bl&ots=85qcxZizC6&sig=WgK2dZL7Q_5r7cU8vFJAFs7ksV0&hl=de&ei=FY-5ToTbOKWH4gTAl6DwBw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&sqi=2&ved=0CBwQ6AEwAA#v=onepage&q&f=false Joel Chandler Harris, ''Nights With Uncle Remus, Myths and Legends of the Old Plantation'', Auflage aus 1928, S. 235]</ref> Im Kinofilm ''Gone With the Wind'' (US-Premiere am 15. Dezember 1939; [[Vom Winde verweht]], Premiere in Deutschland am 15. Januar 1953) – nicht in der Romanvorlage – wird „lawdy“ von der schwarzen Hausdienerin Mammy erwähnt.<ref>„Lawdy Mr. Rhett that ain't nothin' but my red silk petticoat you done give me!“</ref> Es gibt keine Besonderheit bei der Auswahl von ''Miss Clawdy'' (Claudia), es reimt sich lediglich auf Lawdy.

== Aufnahme ==
Am 13. März 1952 betrat Lloyd Price erstmals die J&M Studios von [[Cosimo Matassa]] in New Orleans und nahm ''Lawdy Miss Clawdy'' auf. Produzent der Aufnahmesession war [[Dave Bartholomew]], der mit der Pianoarbeit vom regulären Sessionmusiker Salvador Ducette nicht zufrieden war und ihn durch [[Fats Domino]] ersetzte, der hierfür den gewerkschaftlich gesicherten Mindestlohn von US $ 54,50 erhielt.<ref>[http://books.google.de/books?id=BSHTGsnI8skC&pg=PA59&lpg=PA59&dq=lawdy+miss+clawdy+recorded+new+orleans+march+3+1952&source=bl&ots=Km1PgT4PrO&sig=AtjT_Lgxz40YdKn_9Iic6t5rX4I&hl=de&ei=yFW4TtHPCYn34QSAy7DcAw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=5&sqi=2&ved=0CEAQ6AEwBA#v=onepage&q=lawdy%20miss%20clawdy%20recorded%20new%20orleans%20march%203%201952&f=false Tom Aswell, ''Lousiana Rocks!'', 2009, S. 59]</ref> Domino musste Price bitten, den Beginn des Songs zu singen, und entschied danach, ihn in A-[[Moll]] zu spielen. Während die textlichen Veränderungen die im Original vorhandene riskante Heroin-Abhängigkeit beseitigten, verblieb das Musikformat weiterhin auf Champion Jack Duprees ''Junker‘s Blues''.<ref>[http://books.google.de/books?id=3xQwHeUXqKYC&pg=PT65&lpg=PT65&dq=lawdy+miss+clawdy+junker+blues&source=bl&ots=hbakQVyhtW&sig=LU3dXiEPRtqHbne3XxOOn6tA5bg&hl=de&ei=8u62TtXnOMSL4gT0munsAw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=10&sqi=2&ved=0CGYQ6AEwCQ#v=onepage&q=lawdy%20miss%20clawdy%20junker%20blues&f=false Francis Davis, ''The History of the Blues'', 2003, S. 54]</ref> Price singt in seiner Version „girl, you sure look good to me. Well, please don't excite me, baby, tho' it can't be me.“ Begleitet wird Lloyd Price vom Dave Bartholomew-Orchestra mit [[Herb Hardesty]] (Tenorsaxophon), Joe Harris (Altsaxophon), Ernest McLean (Gitarre), Frank Fields (Bass) und [[Earl Palmer]] (Schlagzeug).<ref>[http://books.google.de/books?id=lfdQP2Dt0AIC&pg=PA124-IA5&lpg=PA124-IA5&dq=Okey+Dokey+Smith&source=bl&ots=oFdJCT6nFm&sig=admJLsiGyPGx33TTnQm1YM5W9KY&hl=de&ei=TDS4TrexFYb1ggeiremzBA&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=9&sqi=2&ved=0CFsQ6AEwCA#v=onepage&q=lawdy%20miss%20clawdy&f=false Rick Coleman, ''Blue Monday: Fats Domino and the Lost Dawn of Rock ‘n Roll'', 2006, S. 72]</ref>

== Veröffentlichung und Erfolg ==
''Lawdy Miss Clawdy / Mailman Blues'' (Specialty 428) wurde im April 1952 veröffentlicht. Trotz der Schwierigkeiten, wegen der bestehenden Rassentrennung einen „schwarzen“ Song auf dem weißen Markt zu präsentieren, gelang ''Lawdy Miss Clawdy'' der Durchbruch, führte für sieben Wochen die Rhythm & Blues-[[Hitparade]] an und wurde über eine Million Mal verkauft.<ref>Joseph Murrells, ''Million Selling Records'', 1985, S. 75</ref> Als [[Crossover (Musik)|Crossover]] war er auch auf dem Markt der Weißen erfolgreich, ohne jedoch die Pop-Hitparade zu erreichen. [[Specialty Records]]-Inhaber [[Art Rupe]] bestätigte, dass es sich um die erste Aufnahme eines schwarzen Teenagers handelte, die über eine Million Mal verkauft wurde. Für Specialty Records war der Titel erst der dritte [[Nummer-eins-Hit]].

''Lawdy Miss Clawdy'' entwickelte sich zu einer der Grundlagen des Rock & Roll-Sounds<ref>Rick Coleman, a.a.O., S. 73</ref> und wurde in die ''Rock & Roll Hall of Fame'' als einer von 500 Songs aufgenommen, die die Rock & Roll´-Musik formten.


== Coverversionen ==
== Coverversionen ==
Es gibt mindestens 169 stilübergreifende Coverversionen von ''Lawdy Miss Clawdy'', darunter von [[Elvis Presley]] (aufgenommen am 3. Februar 1956 in den RCA-Studios in New York, veröffentlicht im August 1956), [[Roy Orbison]] & Teen Kings (KOSA-TV, Odessa; 31. Mai 1956), ''Larry Williams'' (LP ''Here’s Larry Williams''; Dezember 1959), [[Little Richard]] (LP ''Little Richard is Back''; Juni 1964, veröffentlicht im August 1964),<ref>mit einem jungen [[Jimi Hendrix]] (Gitarre)</ref> [[Johnny Rivers]] (LP ''At the Whisky à Go Go''; Februar 1964), [[Buckinghams]] (März 1967), [[Joe Cocker]] (November 1969), [[Ronnie Hawkins]] (August 1972), [[Conway Twitty]] (1974), [[Mickey Gilley]] (August 1976) oder [[Paul McCartney]] (31. Oktober 1988). Der Titel erhielt einen [[Broadcast Music Incorporated|BMI]]-Award.
* [[Elvis Presley]] (1956)

* [[Little Richard]] (1956)
Der Songtitel war Grundlage für ähnliche Titel im Rock & Roll, insbesondere ''Dizzy Miss Lizzy'' oder ''Good Golly Miss Molly''.
* [[Johnny Rivers]] (1964)

== Coverversionen (soweit nicht im Text erwähnt) ==
* [[The Swinging Blue Jeans]] (1964)
* [[The Swinging Blue Jeans]] (1964)
* [[The Hollies]] (1965)
* [[The Hollies]] (1965)
* [[The Buckinghams]] (1967)
* [[The Beatles]] (1969 im Film ''[[Let It Be (Film)|Let it Be]]'')
* [[The Beatles]] (1969 im Film ''[[Let It Be (Film)|Let it Be]]'')
* [[Joe Cocker]] (1969)
* [[Led Zeppelin]]
* [[Led Zeppelin]]
* [[The Dave Clark Five]] (1970)
* [[The Dave Clark Five]] (1970)
* [[Fats Domino]] (1971)
* [[The Nashville Teens]] (1972)
* [[The Nashville Teens]] (1972)
* [[Ike Turner]] (1972)
* [[Ike Turner]] (1972)
* [[Ronnie Hawkins]] (1972)
* [[Commander Cody and His Lost Planet Airmen]] (1973)
* [[Commander Cody and His Lost Planet Airmen]] (1973)
* [[Conway Twitty]] (1974)
* [[Mickey Gilley]] (1976)
* [[Ronnie McDowell]] (1978)
* [[Ronnie McDowell]] (1978)
* [[Shakin' Stevens]] (1982)
* [[Shakin' Stevens]] (1982)
* [[Paul McCartney]] (1988)
* [[Eric Burdon]] (2000)
* [[Eric Burdon]] (2000)
* [[Robert Gordon]] und [[Chris Spedding]] mit [[The Jordanaires]] (2007)<ref>[http://www.secondhandsongs.com/work/26045 Second Hand Songs Lawdy Miss Clawdy]</ref>
* [[Robert Gordon]] und [[Chris Spedding]] mit [[The Jordanaires]] (2007


== Weblinks ==
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[[Kategorie:Rock-’n’-Roll-Song]]
[[Kategorie:Rock-’n’-Roll-Song]]
[[Kategorie:Lied 1952]]
[[Kategorie:Lied 1952]]
[[Kategorie:Nummer-eins-Hit]]




[[en:Lawdy Miss Clawdy]]
[[en:Lawdy Miss Clawdy]]

Version vom 9. November 2011, 21:37 Uhr

Lawdy Miss Clawdy
Lloyd Price
Veröffentlichung April 1952
Genre(s) Rhythm and Blues
Text Lloyd Price
Musik Lloyd Price (basierend auf Champion Jack Duprees Junker Blues,1941)
Auszeichnung(en) Rock and Roll Hall of Fame (500 songs that shaped Rock and Roll)
Coverversion
1956 Elvis Presley

Lawdy Miss Clawdy (auch Lawdy, Miss Clawdy) ist der Titel eines Rhythm & Blues-Songs von Lloyd Price aus dem Jahr 1952, der zum Millionenseller wurde und im Rock & Roll oft gecovert worden ist.

Entstehungsgeschichte

Der Song hat eine ungewöhnliche Entstehungsgeschichte. Lawdy Miss Clawdy geht nämlich zurück auf eine Komposition des in New Orleans tätigen Bluespianisten Willie Hall, bei dem er Junker Blues (oder Junker’s Blues) hieß und nach 1920 entstanden war. Wesentliche Musikformate hieraus entlehnte erstmals Champion Jack Dupree (Gesang/Piano), den er zusammen mit dem Bassisten Wilson Swain bei seiner Version unter dem Titel Junker Blues (oder Junker’s Blues; Okeh Records #6152) am 28. Januar 1941 in Chicago aufgenommen hatte. Dupree singt den riskanten Text „They call me a junco, 'cause I'm loaded all the time“. Erst Dupree verbreitete mit seiner im April 1941 veröffentlichten Version die alte Blueskomposition von Hall, der den Song nie selbst aufnahm oder registrieren ließ. Es dauerte acht Jahre, bis Fats Domino den Titel für seine überhaupt erste Single verwendete. In dem am 10. Dezember 1949 aufgenommenen The Fat Man mit dem berühmten 40 Sekunden dauernden Piano-Intro singt Fats Domino autobiografisch „They call me the Fat Man, ´cause I weight two hundred pounds.“ Auch Dominos Intro zu The Fat Man basiert auf dem Junker Blues von Willie Hall (Kosename: „Drive 'em Down“).

Lloyd Price hatte erneut einige textliche Veränderungen vorgenommen, beginnend mit dem Liedtitel. Der neue Titel Lawdy Miss Clawdy („Oh Gott, Fräulein Clawdy“) beruht auf dem schwarzen Radiosprecher James „Okey Dokey“ Smith von der Radiostation WBOK in New Orleans,[1] der diesen Ausspruch durch ständige Wiederholung im Rahmen einer Kaffee-Werbung zu seinem Markenzeichen gemacht hatte.[2]

Sprachliche Hintergründe

Aber der Rundfunksprecher war nicht der erste, der den Ausdruck „lawdy“ verwendete. Am 8. August 1934 entstand von Buddy Moss der Blues Hey Lawdy Mama (später von Cream gecovert), der wohl Vorbild für den Radiosprecher war.[3] Erstmals Erwähnung fand das Wort in dem im Jahr 1884 von Joel Chandler Harris verfassten Roman Nights with Uncle Remus: „Lawdy mussy, Brer Rabbit! Whar my vittles?“[4] Im Kinofilm Gone With the Wind (US-Premiere am 15. Dezember 1939; Vom Winde verweht, Premiere in Deutschland am 15. Januar 1953) – nicht in der Romanvorlage – wird „lawdy“ von der schwarzen Hausdienerin Mammy erwähnt.[5] Es gibt keine Besonderheit bei der Auswahl von Miss Clawdy (Claudia), es reimt sich lediglich auf Lawdy.

Aufnahme

Am 13. März 1952 betrat Lloyd Price erstmals die J&M Studios von Cosimo Matassa in New Orleans und nahm Lawdy Miss Clawdy auf. Produzent der Aufnahmesession war Dave Bartholomew, der mit der Pianoarbeit vom regulären Sessionmusiker Salvador Ducette nicht zufrieden war und ihn durch Fats Domino ersetzte, der hierfür den gewerkschaftlich gesicherten Mindestlohn von US $ 54,50 erhielt.[6] Domino musste Price bitten, den Beginn des Songs zu singen, und entschied danach, ihn in A-Moll zu spielen. Während die textlichen Veränderungen die im Original vorhandene riskante Heroin-Abhängigkeit beseitigten, verblieb das Musikformat weiterhin auf Champion Jack Duprees Junker‘s Blues.[7] Price singt in seiner Version „girl, you sure look good to me. Well, please don't excite me, baby, tho' it can't be me.“ Begleitet wird Lloyd Price vom Dave Bartholomew-Orchestra mit Herb Hardesty (Tenorsaxophon), Joe Harris (Altsaxophon), Ernest McLean (Gitarre), Frank Fields (Bass) und Earl Palmer (Schlagzeug).[8]

Veröffentlichung und Erfolg

Lawdy Miss Clawdy / Mailman Blues (Specialty 428) wurde im April 1952 veröffentlicht. Trotz der Schwierigkeiten, wegen der bestehenden Rassentrennung einen „schwarzen“ Song auf dem weißen Markt zu präsentieren, gelang Lawdy Miss Clawdy der Durchbruch, führte für sieben Wochen die Rhythm & Blues-Hitparade an und wurde über eine Million Mal verkauft.[9] Als Crossover war er auch auf dem Markt der Weißen erfolgreich, ohne jedoch die Pop-Hitparade zu erreichen. Specialty Records-Inhaber Art Rupe bestätigte, dass es sich um die erste Aufnahme eines schwarzen Teenagers handelte, die über eine Million Mal verkauft wurde. Für Specialty Records war der Titel erst der dritte Nummer-eins-Hit.

Lawdy Miss Clawdy entwickelte sich zu einer der Grundlagen des Rock & Roll-Sounds[10] und wurde in die Rock & Roll Hall of Fame als einer von 500 Songs aufgenommen, die die Rock & Roll´-Musik formten.

Coverversionen

Es gibt mindestens 169 stilübergreifende Coverversionen von Lawdy Miss Clawdy, darunter von Elvis Presley (aufgenommen am 3. Februar 1956 in den RCA-Studios in New York, veröffentlicht im August 1956), Roy Orbison & Teen Kings (KOSA-TV, Odessa; 31. Mai 1956), Larry Williams (LP Here’s Larry Williams; Dezember 1959), Little Richard (LP Little Richard is Back; Juni 1964, veröffentlicht im August 1964),[11] Johnny Rivers (LP At the Whisky à Go Go; Februar 1964), Buckinghams (März 1967), Joe Cocker (November 1969), Ronnie Hawkins (August 1972), Conway Twitty (1974), Mickey Gilley (August 1976) oder Paul McCartney (31. Oktober 1988). Der Titel erhielt einen BMI-Award.

Der Songtitel war Grundlage für ähnliche Titel im Rock & Roll, insbesondere Dizzy Miss Lizzy oder Good Golly Miss Molly.

Coverversionen (soweit nicht im Text erwähnt)

Einzelnachweise

  1. Jet-Magazin vom 20. Februar 1958, S. 62
  2. „Lawdy Miss Clawdy … it’s time to drink up…“
  3. Es wird überwiegend angenommen, dass dies die Schriftweise des Wortes „lordy“, einem Euphemismus für „Lord“ bei schwarzen Sklaven, war und Verwunderung/Überraschung ausdrückte. Memindex über Lawdy
  4. Joel Chandler Harris, Nights With Uncle Remus, Myths and Legends of the Old Plantation, Auflage aus 1928, S. 235
  5. „Lawdy Mr. Rhett that ain't nothin' but my red silk petticoat you done give me!“
  6. Tom Aswell, Lousiana Rocks!, 2009, S. 59
  7. Francis Davis, The History of the Blues, 2003, S. 54
  8. Rick Coleman, Blue Monday: Fats Domino and the Lost Dawn of Rock ‘n Roll, 2006, S. 72
  9. Joseph Murrells, Million Selling Records, 1985, S. 75
  10. Rick Coleman, a.a.O., S. 73
  11. mit einem jungen Jimi Hendrix (Gitarre)