„Karstadt“ – Versionsunterschied
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Am 12. April 2010 stimmte die Gläubigerversammlung dem von Insolvenzverwalter Görg vorgelegten Insolvenzplan zu, der einen Verkauf der Karstadt-Warenhäuser als Ganzes an einen Investor sowie einen weitreichenden Verzicht der Gläubiger auf ihre Forderungen vorsieht. Derzeit weigern sich einige [[Kommunalpolitik|Kommunen]], dem geforderten Verzicht auf die [[Gewerbesteuer]] zuzustimmen. Es gibt vier Interessenten für einen Kauf der Karstadthäuser, nämlich die deutsch-schwedische Investorgruppe [[Triton (Unternehmen)|Triton]], das mehrheitlich im Besitz der US-amerikanischen Bank [[Goldman Sachs]] befindliche [[Highstreet Consortium]] sowie der deutsche Finanzinvestor [[Nicolas Berggruen]]. Dazu kommt die [[Metro AG]], die allerdings nur an einzelnen lukrativen und strategisch interessanten Karstadt-Häusern interessiert ist, um sie mit ihren eigenen [[Kaufhof]]-Häusern in eine „Deutsche Warenhaus AG“ einzubringen. |
Am 12. April 2010 stimmte die Gläubigerversammlung dem von Insolvenzverwalter Görg vorgelegten Insolvenzplan zu, der einen Verkauf der Karstadt-Warenhäuser als Ganzes an einen Investor sowie einen weitreichenden Verzicht der Gläubiger auf ihre Forderungen vorsieht. Derzeit weigern sich einige [[Kommunalpolitik|Kommunen]], dem geforderten Verzicht auf die [[Gewerbesteuer]] zuzustimmen. Es gibt vier Interessenten für einen Kauf der Karstadthäuser, nämlich die deutsch-schwedische Investorgruppe [[Triton (Unternehmen)|Triton]], das mehrheitlich im Besitz der US-amerikanischen Bank [[Goldman Sachs]] befindliche [[Highstreet Consortium]] sowie der deutsche Finanzinvestor [[Nicolas Berggruen]]. Dazu kommt die [[Metro AG]], die allerdings nur an einzelnen lukrativen und strategisch interessanten Karstadt-Häusern interessiert ist, um sie mit ihren eigenen [[Kaufhof]]-Häusern in eine „Deutsche Warenhaus AG“ einzubringen. |
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Am 7. Juni 2010 erteilte der Gläubigerausschuss von Karstadt mit neun von elf Stimmen der Berggruen Holding den Zuschlag – allerdings unter dem Vorbehalt (closing conditions, d. h. aufschiebende Bedingungen), dass Highstreet Consortium (Goldman Sachs) bei den Mietforderungen nachgibt. Berggruen unterzeichnete am 8. Juni 2010 den Kaufvertrag, der vor allem an die Bedingung einer Einigung mit dem Hauptvermieter Highstreet geknüpft ist. Als Kaufpreis wurde die Summe von 70 Mio. Euro genannt, in den nächsten drei Jahren sollen weitere 240 Mio. Euro investiert werden, wofür Berggruen kein [[Fremdkapital]] benötigt.<ref>R. Landgraf und C. Schlautmann: [http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleister/pachtzahlung-mietstreit-gefaehrdet-karstadt-deal;2597005;0 „Mietstreit gefährdet Karstadt-Deal“], [[Handelsblatt]], 8. Juni 2010</ref> Das Highstreet Consortium fordert von Karstadt in 2010 nur noch 210 Mio. Euro Miete. 2009 waren es noch 280 Mio. Euro. Für 2013 und 2014 fordert Highstreet 216 Mio. Euro, für 2015 dann 235 Mio. Euro und 2018 schließlich 250 Mio. Euro.<ref>http://www.welt.de/wirtschaft/article7960838/Berggruen-unterschreibt-Kaufvertrag-fuer-Karstadt.html Berggruen unterschreibt Kaufvertrag für Karstadt, Welt online 08.Juni 2010</ref> |
Am 7. Juni 2010 erteilte der Gläubigerausschuss von Karstadt mit neun von elf Stimmen der Berggruen Holding den Zuschlag – allerdings unter dem Vorbehalt (closing conditions, d. h. aufschiebende Bedingungen), dass Highstreet Consortium (Goldman Sachs) bei den Mietforderungen nachgibt. Berggruen unterzeichnete am 8. Juni 2010 den Kaufvertrag, der vor allem an die Bedingung einer Einigung mit dem Hauptvermieter Highstreet geknüpft ist. Als Kaufpreis wurde die Summe von 70 Mio. Euro genannt, in den nächsten drei Jahren sollen weitere 240 Mio. Euro investiert werden, wofür Berggruen kein [[Fremdkapital]] benötigt.<ref>R. Landgraf und C. Schlautmann: [http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleister/pachtzahlung-mietstreit-gefaehrdet-karstadt-deal;2597005;0 „Mietstreit gefährdet Karstadt-Deal“], [[Handelsblatt]], 8. Juni 2010</ref> Am 30. Juni 2010 genehmigt das Bundeskartellamt die Übernahme der Warenhauskette.<ref>Kartellamt genehmigt Berggruen-Einstieg bei Karstadt http://www.boersennews.de/nachrichten/top-news/kartellamt-genehmigt-berggruen-einstieg-bei-karstadt/4956</ref>Das Highstreet Consortium fordert von Karstadt in 2010 nur noch 210 Mio. Euro Miete. 2009 waren es noch 280 Mio. Euro. Für 2013 und 2014 fordert Highstreet 216 Mio. Euro, für 2015 dann 235 Mio. Euro und 2018 schließlich 250 Mio. Euro.<ref>http://www.welt.de/wirtschaft/article7960838/Berggruen-unterschreibt-Kaufvertrag-fuer-Karstadt.html Berggruen unterschreibt Kaufvertrag für Karstadt, Welt online 08.Juni 2010</ref> |
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Berggruen erwägt, den Konzern in kleine Gesellschaften zu zerlegen.<ref>[http://www.zeit.de/wirtschaft/2010-06/karstadt-restrukturierung-zerschlagung-kadewe [[David C. Lerch]]: ''Berggruen will Karstadt zerlegen''. In: zeit.de vom 23. Juni 2010]</ref> |
Berggruen erwägt, den Konzern in kleine Gesellschaften zu zerlegen.<ref>[http://www.zeit.de/wirtschaft/2010-06/karstadt-restrukturierung-zerschlagung-kadewe [[David C. Lerch]]: ''Berggruen will Karstadt zerlegen''. In: zeit.de vom 23. Juni 2010]</ref> |
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Version vom 1. Juli 2010, 14:01 Uhr
Karstadt Warenhaus GmbH i. I.
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 14. Mai 1881 |
Sitz | Essen, Deutschland |
Leitung |
|
Mitarbeiterzahl | 32.352 (30. Sep. 2008)[1] |
Umsatz | 4,0951 Mrd. EUR (2007/2008)[2] |
Branche | Warenhaus/Einzelhandel |
Website | www.karstadt.de |
Die Karstadt Warenhaus GmbH i. I. (i. I. = in Insolvenz) mit Sitz in Essen ist eine vollständige Tochtergesellschaft der Arcandor AG (bis 30. Juni 2007 KarstadtQuelle AG) und innerhalb des Konzerns für das Geschäftsfeld stationärer Einzelhandel zuständig.
Am 9. Juni 2009 ordnete das Amtsgericht Essen auf Grund eines Antrages auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens die vorläufige Vermögensverwaltung und Sicherungsmaßnahmen an. Außerdem bestimmte es einen vorläufigen Insolvenzverwalter. Das Insolvenzverfahren wurde am 1. September 2009 eröffnet. Am 7. Juni 2010 wurde vom Gläubigerausschuss beschlossen, die Karstadt Warenhaus GmbH an den Investor Nicolas Berggruen zu verkaufen.[3]
Zu Karstadt gehören heute 91 Waren- sowie 32 Sporthäuser,[4] darunter das größte deutsche und zugleich zweitgrößte europäische Warenhaus Kaufhaus des Westens (KaDeWe) in Berlin mit 60.000 m² Verkaufsfläche und das Alsterhaus in Hamburg mit 24.000 m².
Geschichte
Karstadt AG bis zur Fusion mit Quelle
Am 14. Mai 1881 gründete Rudolph Karstadt sein erstes Geschäft in Wismar unter dem Namen „Tuch-, Manufactur- und Confectionsgeschäft Karstadt“. Karstadt hatte von Anfang an Erfolg mit günstigen Festpreisen anstelle des sonst noch üblichen Handelns, sodass schnell Filialen in 24 Städten Norddeutschlands eröffneten. Das zweite Karstadt-Haus wurde 1884 in Lübeck eröffnet. Kunden der ersten Stunde waren Thomas Mann und sein Bruder Heinrich . Weitere Filialen entstanden in Neumünster (1888), Braunschweig (1890), Kiel (1893), Mölln (1895) und Eutin (1896). Im Jahr 1900 übernahm Rudolph Karstadt 13 Geschäfte seines hoch verschuldeten Bruders Ernst Karstadt in Anklam, Dömitz, Friedland, Greifswald, Güstrow, Hamburg (Röhrendamm), Ludwigslust, Neubrandenburg, Schwerin, Stavenhagen, Wandsbek (Lübecker Straße), Hamburg-Barmbek (Hamburger Straße) und Waren (Müritz). Weitere Filialeröffnungen folgten in Bremen (1902), Hamburg-Eimsbüttel (1903), Altona (1903), Hannover (1906) und Wilhelmshaven (1908). Einen ersten Höhepunkt bildete das 1912 an der Mönckebergstraße in Hamburg eröffnete erste Großstadt-Warenhaus in Deutschland mit einer Verkaufsfläche von rund 10.000 m². Daneben setzte Karstadt zunehmend auf Eigenfabrikation von Bekleidung. Hierzu errichtete man 1911 ein großes Stofflager und ein Jahr später eine Wäschefabrik in Berlin. Außerdem wurde 1919 eine Herrenkleiderfabrik in Stettin eröffnet.
1920 wurde die Firma Althoff des Dülmeners Theodor Althoff von Karstadt übernommen und der gesamte Konzern in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Damit war der Karstadt-Konzern nun auch mit Althoff-Filialen in Dülmen (eröffnet: 1885), Rheine (1889), Borghorst (1889), Bottrop (1893), Bocholt (1893), Recklinghausen (1893), Essen (1894), Münster (1896), Duisburg (1899), Gladbeck (1901), Lippstadt (1901), Coesfeld (1902), Remscheid (1901), Dortmund (1904) und Leipzig (1914) vertreten. Die Althoff-Warenhäuser wurden jedoch erst viel später (1963) in Karstadt umbenannt. Das Filialnetz war dadurch auf 44 gewachsen und erhöhte sich bis 1931 auf 89. Karstadt expandierte nach dem Ersten Weltkrieg rasch und gründete im Juli 1926 die Epa-Einheitspreis-Aktiengesellschaft, mit der Karstadt ein Filialnetz von Niedrigpreis-Warenhäusern aufbaute. Bis 1932 entstanden 52 Epa-Filialen. Darüber hinaus erwarb Karstadt weitere Produktionsbetriebe, um unabhängiger von Zulieferern zu werden. Zu diesen Betrieben zählten Webereien, Einrichter, Druckereien und Schlachtereien.
1929 wurde in Berlin-Kreuzberg am Hermannplatz eines der damals größten Warenhäuser der Welt eröffnet. Auf neun Stockwerken mit insgesamt rund 72.000 m² Nutzfläche (das KaDeWe besaß damals weniger als 30.000 m²) waren anfangs rund 4000 Mitarbeiter beschäftigt. Der Monumentalbau besaß außerdem zwei 56 Meter hohe Türme, eine 4.000 m² große Dachterrasse, mehrere Lkw-Aufzüge sowie einen eigenen Zugang vom U-Bahnsteig. Doch schon bald erwies sich das Gebäude als überdimensioniert. Durch die Wirtschaftskrise bedingt standen 1932 mehrere Stockwerke leer. 1945 wurde das Gebäude von SS-Leuten gesprengt.
1932 schied Rudolph Karstadt aus der Unternehmensführung aus, nachdem das Unternehmen während der Weltwirtschaftskrise einen dramatischen Absatzrückgang hatte. In einem Sanierungsplan wurden unter anderem das Aktienkapital herabgesetzt, zahlreiche Filialen und Produktionsbetriebe geschlossen; die Epa AG wurde verkauft.
In den 1930er-Jahren musste das Unternehmen unter den ideologischen Vorbehalten des Nationalsozialismus gegen Warenhäuser leiden. Warenhäuser allgemein wurden als „jüdische Erfindung“ angesehen und zahlreichen Repressionen ausgesetzt. Die Karstadt AG musste 830 jüdische Angestellte entlassen, darunter vier Vorstandsmitglieder und 47 Geschäftsführer.
Der Zweite Weltkrieg war ein tiefer Einschnitt in der Geschichte des Konzerns. Die Häuser in den Ostgebieten jenseits von Oder und Neiße waren verloren. Betroffen waren die Filialen in Königsberg (Ostpreußen), Cranz (Ostpreußen), Neustettin (Pommern), Stettin (Pommern) und Guben (Ost-Brandenburg). Die Filialen in der Sowjetischen Besatzungszone (darunter Schwerin, Leipzig, Dresden, Potsdam, Halle und Görlitz) wurden enteignet. Mehr als 30 der verbliebenen 45 Standorte in den Westzonen waren zerstört oder schwer beschädigt, darunter auch die damaligen „Flaggschiffe“ in Berlin-Kreuzberg (Hermannplatz) und Hamburg (Mönckebergstraße).
Am Aufschwung des „Wirtschaftswunders“ der Nachkriegsjahre partizipierend erholte sich der Konzern und begann schon Anfang der 1950er-Jahre zu expandieren. Einige Übernahmen folgten, wie beispielsweise die der Grimme-Warenhäuser in Schleswig-Holstein in den 1960er-Jahren.
1977 erwarb Karstadt zunächst eine Mehrheitsbeteiligung an der Neckermann Versand AG und wurde mit einem Jahresumsatz von 10,620 Mrd. DM zum größten Handelsunternehmen in der Bundesrepublik. Im selben Jahr wurde die Auflösung der als Niedrigpreissparte fungierenden Kette Kepa beschlossen. 1984 erfolgte die komplette Übernahme von Neckermann und die Eingliederung in die Konzernstruktur.
Nach der Wiedervereinigung wurden in Brandenburg an der Havel, Dresden, Halle, Magdeburg, Wismar und Görlitz ehemalige Centrum-Warenhäuser übernommen. 1994 wurden die Hertie-Kaufhäuser (darunter auch das KaDeWe) von Karstadt übernommen. Die Hertie-Warenhäuser wurden zunächst parallel weiterbetrieben. Später wurden sie nach und nach in Karstadt-Häuser umgewandelt oder geschlossen. Mit der Hertie-Übernahme wurde Karstadt auch Eigentümer mehrerer Grundstücke des jüdischen Kaufhausgründers Wertheim, den die Nationalsozialisten enteignet hatten. 2005 wurde die KarstadtQuelle AG vom Berliner Verwaltungsgericht zu einer Entschädigung der Erben verurteilt.
1999 fusionierten die Karstadt AG und das Versandhaus Quelle zur KarstadtQuelle AG.
Karstadt-Warenhäuser nach der Fusion mit Quelle
Seit der Fusion mit Quelle werden die Warenhäuser der vormaligen Karstadt AG von der Karstadt Warenhaus GmbH (bis 2006 Karstadt Warenhaus AG), einer 100%igen Tochtergesellschaft der KarstadtQuelle bzw. Arcandor AG betrieben.
Im Oktober 2004 wurde bekannt, dass sich die Karstadt Warenhaus AG wie auch der gesamte KarstadtQuelle-Konzern in dramatischen finanziellen Schwierigkeiten befindet. Karstadt kämpfte mit den Problemen des gesamten Einzelhandels, aber auch hausgemachten Problemen. So hielt man entgegen dem Markttrend an einem Gemischtwarenprogramm fest. Kritiker bemängelten, die Einrichtung sei zu altmodisch, das Programm nicht kundengerecht.
Seit 1. Januar 2005 wurden die Lebensmittelabteilungen in derzeit 67 (anfangs 72) von 90 Karstadt-Kaufhäusern durch ein Joint Venture mit dem Namen Karstadt Feinkost GmbH & Co. KG mit Sitz in Köln geführt, an dem Karstadt mit 74,9 % und die Rewe Group mit 25,1 % und je einem Geschäftsführer beteiligt ist. Karstadt brachte Waren und Liegenschaften für etwa 50 Mio. Euro und Rewe neues Kapital in gleicher Höhe in die Gesellschaft ein. Karstadt Feinkost hatte zu Beginn rund 3700 Mitarbeiter, die hauptsächlich vom KarstadtQuelle-Konzern gestellt wurden, die einen jährlichen Umsatz von etwa 500 Mio. Euro erwirtschafteten[5]. Bis 2007 erzielte das Gemeinschaftsunternehmen jedes Jahr Verluste vor Steuern in insgesamt zweistelliger Millionenhöhe. Nach und nach wurden seit Gründung der Karstadt Feinkost die Abteilungen nach Umbau auf die neue Marke Perfetto mit verändertem Sortiment umgestellt.[6]
Aufgrund der anhaltenden Krise wurden im August 2005 74 Karstadt-Filialen mit Verkaufsflächen unter 8.000 m² (Karstadt Kompakt, später Hertie GmbH und nach Insolvenz geschlossen), 51 SinnLeffers-Modehäuser sowie die Fachhandelskette Runners Point verkauft.
Die noch im Eigentum von KarstadtQuelle verbliebenen Immobilien der Karstadt-Warenhäuser 2006 zunächst zu 51 % an ein Konsortium mit Goldman Sachs verkauft, die restlichen 49 % wurden 2007 an ein Konsortium verkauft, dem unter anderen die Deutsche Bank und Pirelli angehören.[7][8]
Zum 125-jährigen Bestehen brachte Karstadt im Jahr 2006 ein Jubiläumsbuch mit dem Titel Schaufenster Karstadt – Einblicke in 125 Jahre heraus, in dem die Geschichte des Unternehmens dargestellt wird.[9]
Die Buchflächen bei Karstadt betreibt seit April 2008 die DBH Warenhaus (Verlagsgruppe Weltbild/Hugendubel) als „Shop-in-Shop“. In Karstadt-Premiumhäusern firmieren die Buchflächen unter dem Namen Hugendubel (unter anderem im Berliner KaDeWe, oder im Karstadt am Berliner Hermannplatz), in allen anderen unter dem Namen Weltbild. Auch WMF, Rosenthal-Porzellan, der Drogeriemarkt Müller und andere Unternehmen sind Mieter bei Karstadt, arbeiten auf eigene Rechnung und mieten auch das Kassen-/Bezahlsystem von Karstadt. Im Oktober 2007 meldete das Handelsblatt, der Konzern prüfe, die Kaufhof-Warenhäuser von der Metro AG zu übernehmen: Man wäre damit der zweitgrößte Kaufhauskonzern Europas nach dem spanischen El Corte Inglés. 2008 gab Gravis bekannt, dass die Zusammenarbeit mit Karstadt in zwei Pilot-Filialen in Düsseldorf und Lübeck aufgegeben wird, die ursprünglich für alle 90 Filialen vorgesehen war, weil sie nicht profitabel ist. Im selben Jahr begann Karstadt eine Kooperation mit den Modedesignern Kaviar & Gauche und Kostas Murkudis.[10]
Im Mai 2009 wurde bekannt, dass die Kaufhof AG des Metro-Konzerns 60 der 90 Karstadt-Kaufhäuser übernehmen möchte. Überdies leistet die Karstadt-Muttergesellschaft Arcandor aufgrund von Liquiditätsproblemen die Mietzahlung an den Eigentümer der Kaufhausimmobilien, Highstreet Consortium , nicht mehr.[11]
Am 9. Juni 2009 stellte Arcandor Insolvenzantrag.[12]
Am 12. April 2010 stimmte die Gläubigerversammlung dem von Insolvenzverwalter Görg vorgelegten Insolvenzplan zu, der einen Verkauf der Karstadt-Warenhäuser als Ganzes an einen Investor sowie einen weitreichenden Verzicht der Gläubiger auf ihre Forderungen vorsieht. Derzeit weigern sich einige Kommunen, dem geforderten Verzicht auf die Gewerbesteuer zuzustimmen. Es gibt vier Interessenten für einen Kauf der Karstadthäuser, nämlich die deutsch-schwedische Investorgruppe Triton, das mehrheitlich im Besitz der US-amerikanischen Bank Goldman Sachs befindliche Highstreet Consortium sowie der deutsche Finanzinvestor Nicolas Berggruen. Dazu kommt die Metro AG, die allerdings nur an einzelnen lukrativen und strategisch interessanten Karstadt-Häusern interessiert ist, um sie mit ihren eigenen Kaufhof-Häusern in eine „Deutsche Warenhaus AG“ einzubringen.
Am 7. Juni 2010 erteilte der Gläubigerausschuss von Karstadt mit neun von elf Stimmen der Berggruen Holding den Zuschlag – allerdings unter dem Vorbehalt (closing conditions, d. h. aufschiebende Bedingungen), dass Highstreet Consortium (Goldman Sachs) bei den Mietforderungen nachgibt. Berggruen unterzeichnete am 8. Juni 2010 den Kaufvertrag, der vor allem an die Bedingung einer Einigung mit dem Hauptvermieter Highstreet geknüpft ist. Als Kaufpreis wurde die Summe von 70 Mio. Euro genannt, in den nächsten drei Jahren sollen weitere 240 Mio. Euro investiert werden, wofür Berggruen kein Fremdkapital benötigt.[13] Am 30. Juni 2010 genehmigt das Bundeskartellamt die Übernahme der Warenhauskette.[14]Das Highstreet Consortium fordert von Karstadt in 2010 nur noch 210 Mio. Euro Miete. 2009 waren es noch 280 Mio. Euro. Für 2013 und 2014 fordert Highstreet 216 Mio. Euro, für 2015 dann 235 Mio. Euro und 2018 schließlich 250 Mio. Euro.[15] Berggruen erwägt, den Konzern in kleine Gesellschaften zu zerlegen.[16]
Firmensitz
Der Firmensitz lag zunächst in Wismar und wurde 1893 nach Kiel verlegt. 1912 wurde auch die Hauptverwaltung von Kiel nach Hamburg verlegt, in die Hamburger Steinstraße. Nach der Kriegszerstörung des Haupthauses in der Hamburger Mönckebergstraße wurde er ins Ruhrgebiet verlegt. Ein Teil saß in Recklinghausen, ein Teil im Anbau des Warenhauses Am Limbecker Platz in Essen und die Kepa-Hauptverwaltung in der Innenstadt. Nach dreijähriger Bauzeit wurde die Hauptverwaltung 1969 nach Essen-Bredeney – neben der A 52 – verlegt.
Mitbewerber
Der wichtigste Mitbewerber der zum Arcandor-Konzern gehörenden Karstadt-Warenhäuser ist die Metro AG mit ihren Kaufhof-Filialen. Frühere direkte Konkurrenten waren auch die Hertie- und Horten-Warenhäuser.
Innenstädtische Mitbewerber in Bereich Bekleidung und Technik bilden Kaufhäuser wie C&A, Peek & Cloppenburg, Saturn und die ehemaligen Brinkmann-Kaufhäuser.
Die Mitbewerber sind seit den 1960er- und 1970er-Jahren zunehmend auf der „grünen Wiese“, das heißt am Stadtrand oder in den Vororten aktiv. Insbesondere die Selbstbedienungs-Warenhäuser wie real, Famila, Plaza und andere sowie Fachmärkte (Adler, Vögele, Vobis, Media Markt) haben stark expandiert. Versuche in den 1970er-Jahren, eine eigene Selbstbedienungs-Schiene einzurichten, scheiterten.
Filialen
Anfang 2009 existierten in Deutschland 90 Karstadt-Filialen; zwei Schaulandt-Filialen gehörten ebenfalls zu Karstadt. Zu den bedeutendsten Warenhäusern gehören das KaDeWe (etwa 60.000 m²) in Berlin, das Oberpollinger (etwa 53.000 m²)[17] in München und das Alsterhaus (etwa 24.000 m²) in Hamburg. Das Stammhaus in Wismar ist mit etwa 3.100 m² die kleinste Filiale.
Die 180 Fox-Märkte, in denen Restmengen von Karstadt und Quelle verkauft wurden, wurden zur Jahreswende 2007/2008 geschlossen.[18] Restposten werden in Karstadt-Schnäppchencenter verkauft, die teils ehemalige Filialen sind oder zugemietet werden.
Am 10. November 2009 wurde die Schließung der Karstadt-Filialen in Dortmund (Kampstraße), München (am Dom) und im Hamburger Elbe-Einkaufszentrum bekanntgegeben. Außerdem schlossen eine Schaulandt-Filiale in Braunschweig, eine WOM-Filiale in Stuttgart sowie der Karstadt Multimedia-Fachmarkt in Berlin-Biesdorf.
Insolvenz
Der Dokumentarfilm KARSTADT – Der große Schlussverkauf des WDR beleuchtet die Hintergründe der Quelle-Insolvenz.[19] Darin werden dem Bauunternehmer Josef Esch, Vermögensverwalter von Großaktionärin Madeleine Schickedanz, Matthias Graf von Krockow, Unternehmenssprecher des Bankhauses Sal. Oppenheim und Leo Herl, Mitglied im Aufsichtsrat des Unternehmens und Ehemann von Madeleine Schickedanz vorgeworfen, den Konzern in die Pleite getrieben zu haben. Laut Dokumentation stellt sich der Sachverhalt wie folgt dar:
Im Oktober 2002 wurde die Vereinbarung getroffen, einen Großteil der Aktien von Madeleine Schickedanz zu verkaufen, mit dem Ziel, den Aktienkurs hochzutreiben, und vorher günstig weitere Aktienanteile über neu zu gründende Kleinunternehmen zu kaufen. Josef Esch bestätigte, es habe solche Überlegungen gegeben. Investor Thomas Middelhoff, später als Vorstandsvorsitzender der KarstadtQuelle AG eingesetzt, soll dabei mit rund 15 Mio. Euro maßgeblich als Geldgeber beteiligt gewesen sein.
Middelhoff soll nach Übernahme des Aufsichtsratsvorsitzes bewusst die Lage des Unternehmens negativ dargestellt haben, um so den Aktienkurs in den Keller zu treiben. Über in der Zwischenzeit gegründete Firmen konnte, so wird in Wirtschaftskreisen spekuliert, Oppenheim/Esch große Anteile billig einkaufen. Madeleine Schickedanz hielt im Mai 2005 schließlich die Mehrheit an KarstadtQuelle.
Mit Hilfe weiterer Investoren kaufte Oppenheim/Esch einzelne Immobilien des Konzerns günstig, ließ sie sanieren und vermietete sie überteuert an Karstadt zurück. In einer firmeninternen Wirtschaftsprüfung und mehreren Rechtsguthaben wurde später festgestellt, der Verkauf sei „an den Kontrollgremien vorbei“ durchgeführt worden. Zitat aus dem Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft: „Wesentliche Teile der Kooperationsvereinbarung zwischen KarstadtQuelle und der Oppenheim/Esch-Gruppe wurden nur mündlich geschlossen.“
Middelhoff wurde von der Aktionärin Schickedanz nun als Vorstandsvorsitzender eingesetzt und soll unter anderem über eine private Chartergesellschaft von Oppenheim/Esch ungerechtfertigte und überteuerte Flüge für insgesamt mehr als 4,6 Mio. Euro gebucht haben. Durch Mitarbeiterentlassungen, Streichung von Betriebsrenten (hier für allein eine Milliarde Euro) und Forderung auf Lohnverzicht sowie den Verkauf eines Großteils der Immobilien trieb er den Aktienkurs in den Jahren 2005 bis 2007 in die Höhe. Am Immobilienkauf soll auch Goldman Sachs (Highstreet Consortium) maßgeblich beteiligt gewesen sein. Die Autoren der Dokumentation sprechen davon, dass im Rahmen der Transaktionen „offenbar Millionenbeträge in unbekannte Kanäle geflossen“ sind. Die Immobilien wurden an Karstadt zurückvermietet; die Mieten wurden dabei bis 2008 um insgesamt 27,1 Mio. Euro erhöht. Thomas Middelhoff soll entgegen seiner Aussage, auf 30 % seiner Bezüge zu verzichten, doch sein volles Gehalt und eine mehr als 5 Mio. Euro hohe Abfindung erhalten haben. Interne Berichte nennen ein Ruhegehalt von über 12.000 Euro ab Januar 2011.
In einem Brief an die Vorstandsvorsitzenden vom 26. Februar 2009 schrieb Middelhoff kurz vor seinem Ausscheiden: „Rückblickend steht fest, dass das Ziel, den Konzern zu retten und auf eine tragfähige Basis zu stellen, erreicht wurde.“ Drei Monate später musste sein Nachfolger Karl-Gerhard Eick die Insolvenz beantragen.[20]
Rettung ?
Am 8. Juni 2010 erhielt der Investor Nicolas Berggruen den Zuschlag für den Kauf von Karstadt. Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg gab dies im Anschluss an eine Sitzung des Gläubigerausschusses bekannt. Ein Vertrag solle so bald wie möglich unterschrieben werden und bis zum Sommer rechtskräftig werden. Er habe große Zuversicht, dass damit der Schritt zum Erhalt Karstadts als Unternehmen gemacht worden sei.[21] Ein zentrales Element der Unternehmensrettung ist das Aushandeln tragfähiger Mieten für die von Karstadt gemieteten Immobilien. Sie gehören großenteils dem Immobilienkonsortium Highstreet ((bestehend aus Borletti, RREEF, Pirelli RE, Goldmann Sachs und Generali)); dieser hatte (neben Triton) ebenfalls an dem Bieterwettstreit um Karstadt teilgenommen.[21]
Literatur
- Rudolf Lenz: Karstadt. Ein deutscher Warenhauskonzern 1920–1950. DVA, München 1995, ISBN 3-421-06703-1.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Arcandor Konzerngeschäftsbericht 2007/2008 (Seite 82) (pdf)
- ↑ Arcandor Konzerngeschäftsbericht 2007/2008 (Seite U4) (pdf)
- ↑ spiegel.de vom 7. Juni 2010: Klamme Warenhauskette: Investor Berggruen übernimmt Karstadt-Konzern
- ↑ Karstadt Daten und Fakten
- ↑ Netzeitung, 29. Juni 2004
- ↑ Capital, Heft 1/2007
- ↑ Handelsblatt: Konsortium mit Goldman Sachs - Karstadt verkauft seine Warenhäuser
- ↑ Handelsblatt: Konzernimmobilien - Verkauft Karstadt endlich seine Immobilien?
- ↑ Die Geschichte der Karstadt-Warenhäuser
- ↑ Melanie Bartels: Marketingkooperationen und Sponsoring im Vergleich, S. 16, 2009
- ↑ tagesschau vom 5. Juni 2009: Medienberichte über Mahnverfahren – Arcandor stellt Mietzahlungen für Warenhäuser ein
- ↑ vgl. Arcandor
- ↑ R. Landgraf und C. Schlautmann: „Mietstreit gefährdet Karstadt-Deal“, Handelsblatt, 8. Juni 2010
- ↑ Kartellamt genehmigt Berggruen-Einstieg bei Karstadt http://www.boersennews.de/nachrichten/top-news/kartellamt-genehmigt-berggruen-einstieg-bei-karstadt/4956
- ↑ http://www.welt.de/wirtschaft/article7960838/Berggruen-unterschreibt-Kaufvertrag-fuer-Karstadt.html Berggruen unterschreibt Kaufvertrag für Karstadt, Welt online 08.Juni 2010
- ↑ David C. Lerch: Berggruen will Karstadt zerlegen. In: zeit.de vom 23. Juni 2010
- ↑ LeBuffet Frischerestaurant eröffnet im 5. Stock über den Dächern Münchens,ganz-muenchen.de. Abgerufen am 23. Februar 2009
- ↑ Fox Markt am Busbahnhof schließt. Ruhr-Nachrichten, 2008, abgerufen am 8. Juni 2009 (deutsch).
- ↑ daserste.de vom 24. Februar 2010: Rückschau: KARSTADT - Der große Schlussverkauf (WDR) - Wie das Warenhaus in die Pleite geriet - Ein Film von Ingolf Gritschneder und Georg Wellmann
- ↑ faz.net vom 24. Mai 2009. Brigitte Koch: Die Scherben der Ära Middelhoff
- ↑ a b tagesschau.de 8. Juni 2010