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Version vom 27. April 2007, 15:22 Uhr
Havel | |
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Havel (dunkelblau) und Rhin (blaugrün) | |
Daten | |
Bundesländer: | Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin und Sachsen-Anhalt |
Länge: | 325 km |
Quelle: | Bei Ankershagen (MV) |
Mündung: | Bei Havelberg (LSA) in die Elbe |
Quellhöhe: | 62,6 m ü. NN |
Mündungshöhe: | 22 m ü. NN |
Höhenunterschied: | 40,6 m |
Einzugsgebiet: | 24.096 km² |
Gr. Nebenflüsse: | Spree, Nuthe, Rhin, Dosse |
Weltstadt: | Berlin |
Großstadt: | Potsdam |
Mittelstädte: | Wesenberg, Fürstenberg, Zehdenick, Oranienburg, Werder, Brandenburg, Rathenow |
Die Havel ist ein Fluss in Deutschland. Sie entspringt in Mecklenburg-Vorpommern, durchfließt Brandenburg und Berlin und mündet in Sachsen-Anhalt in die Elbe. Durch zahlreiche Seen fließt sie zuerst in südlicher, dann in westlicher und schließlich in nordwestlicher Richtung. Dabei überwindet der Fluss lediglich 40,6 Meter Höhenunterschied. Die direkte Entfernung von der Quelle bis zur Mündung beträgt lediglich 69 Kilometer. Dennoch ist sie der längste rechtsseitige Nebenfluss der Elbe. Mit durchschnittlich 108 Kubikmeter pro Sekunde (108 m³/s) hat die Havel nach Moldau (150 m³/s) und Saale (115 m³/s) die drittgrößte Wassermenge unter den Nebenflüssen der Elbe. 285 der insgesamt 325 Flusskilometer verlaufen in Brandenburg. Der größte Teil des Flusslaufs ist schiffbar. Im ganzen Verlauf regulieren Wehre und Staustufen Wassertiefe und Wasserführung. Trotz des Ausbaus zur Wasserstraße hat die Havel dank der zahlreichen natürlichen Seen, durch die sie fließt, ein beachtliches Speichervermögen und hält den Wasserstand auch bei längeren Trockenperioden. Gefährlich hohe Wasserstände sind selten und werden meist von Elbhochwässern ausgelöst. Etliche Seitenkanäle verkürzen den Wasserweg für die Binnenschifffahrt.
Größter Nebenfluss der Havel ist die Spree, die an ihrer Mündung mehr als doppelt soviel Wasser führt wie die Havel selbst (38 m³/s gegenüber 15 m³/s) und diese zudem auch in der Länge übertrifft (380km). Nach allgemein üblichen Maßstäben wäre damit die Havel ein Nebenfluss der Spree und nicht umgekehrt. Historisch hat sich allerdings die beschriebene Interpretation durchgesetzt.
2004 wurde die Havel von den Naturfreunden Deutschlands und dem Deutschen Anglerverband zum Fluss des Jahres gekürt.
Name
Der Name der Havel (sorbisch: Hobola) soll noch aus der vorslawischen, germanischen Besiedlungsphase stammen und somit der ältesten Schicht von Territorialbezeichnungen auf dem Gebiet der heutigen Mark Brandenburg zugehören, abgeleitet vom germanischen „Habula“. Er ist mit „Hafen“ und „Haff“ etymologisch verwandt. Der Wortstamm „Haf“ bezeichnet eine Bucht, Ausbuchtung. Auch irdene, bauchige Keramik wurde im deutschen Sprachraum zu früheren Zeiten oft als „Hafen“ bezeichnet. Dieser Interpretation zufolge deckt sich die Namensgebung mit der Gestalt der Havel als buchtenreichem Fluss.
Flusslauf
Obere Havel
Die Havel entspringt im Nordosten des Müritz-Nationalparks in der Mecklenburgischen Seenplatte nur wenige Meter südlich eines in die Ostsee entwässernden Sees bei Ankershagen.
Nach ein paar kleineren Seen mündet sie bei Kratzeburg in den Käbelicksee und windet sich dann durch Granziner See, Pagelsee, Zootzensee, Jäthensee in den Useriner See 12 km südlich der Quelle. Schon als schiffbares Flüsschen fließt sie weiter in den Woblitzsee. Wesenberg liegt hier, und durch den Kammerkanal ist die ehemalige Landeshauptstadt Neustrelitz angeschlossen. Vom Woblitzsee an ist die Havel mit vielen Schleusen als Obere Havel-Wasserstraße ausgebaut. In Mecklenburg fließt sie noch durch Drewensee, Wagnitzsee, Großer Priepertsee, Ellbogensee und Ziernsee, schon im Land Brandenburg durch den Röblinsee.
Bald hinter der Stadt Fürstenberg erreicht ihr Wasser den Stolpsee (Klosterruine Himmelpfort). 15 km südlich davon in der Nähe von Zehdenick wurde in ihrer Niederung viel Ton abgebaut (jetzt touristischer Ziegeleipark). Zum Transport von Brennmaterial und Ziegeln wurde ab Zehdenick südwärts nach Liebenwalde der Vosskanal gebaut, neben dem nur Reste des alten Flusses erhalten blieben. Bei Liebenwalde liegt der Wasserspiegel der Havel zum zweiten Mal auf dem örtlichen Niveau der Wasserscheide zwischen Nord- und Ostsee. Hier mündet der Trödelgraben, zusammen mit dem Finowkanal ein Vorläufer des Oder-Havel-Kanals. Im 17. Jahrhundert wurde bei Zerpenschleuse ein Damm gebaut, um ein Abfließen der Oberhavel in Richtung Oder zu verhindern. Der heutige Oder-Havel-Kanal ist ab kurz hinter Liebenwalde parallel zur Havel geführt, in die er erst in Oranienburg mündet. Hinter Hennigsdorf zweigt von der Havel der Havelkanal nach Ketzin ab, bald nach Beginn der deutschen Teilung zur Umschiffung Westberlins angelegt.
Mittlere Havel
Von der Nordwestecke Berlins durch Potsdam und bis unterhalb der Stadt Brandenburg fließt die Havel durch eine lange Kette teilweise recht großer Seen. Weitere Seen haben hier durch kleinere oder künstliche Gewässer Verbindung zum Fluss. Bei Potsdam sind die Seen an vielen Stellen von bewaldeten Moränenhügeln umgeben. Bei Brandenburg liegen sie überwiegend in einer flachen Niederung, in der es nur inselhaft Moränenhügel gibt. Zwischen Hennigsdorf und Spandau sind das der Niederneuendorfer, Tegeler und Spandauer See. Von Osten mündet ins untere Ende des Tegeler Sees der Hohenzollernkanal, unterhalb des Sees gegenüber der Spandauer Altstadt die Spree. Dann kommen der Große Wannsee mit der Pfaueninsel, der Jungfernsee, aus dem nach Westen der Sacrow-Paretzer Kanal abzweigt, und der Tiefe See zwischen Potsdam und seinem Stadtteil Babelsberg. Zwischen Wannsee und Tiefem See gibt es noch eine kleine Seenkette östlich des Glienicker Forstes. In deren bekanntestes Glied, den Griebnitzsee, mündet der Teltowkanal, der im Südosten Berlins Verbindung zur Spree hat. Beim Zentrum von Potsdam umfließt die Havel als Alte und Neue Fahrt die Freundschaftsinsel. Der anschließende Templiner See wird durch den Bahndamm des Berliner Außenringes quer geteilt. Beim Schwielowsee knickt der Fluss nach Nordwesten ab und passiert dann vor dem Großen Zernsee Werder.
In den Göttinsee münden der Havelkanal und der Sacrow-Paretzer Kanal, durch den der größte Teil der Frachtschifffahrt den großen Potsdamer Havelbogen abkürzt. Dann fließt die Havel westwärts. Dabei verästelt sie sich sowohl zwischen Ketzin und dem Trebelsee als auch in Brandenburg, dessen Dom auf einer Insel steht. Der Beetzsee mündet dort seitlich ein. Zwischen Brandenburg und seinem Stadtteil Plaue an der Havel durchfließt die Havel den Breitling und den Plauer See, die zusammen mit dem Quenz- und dem Möserschen See einen einzigen großen buchten- und inselreichen See ergeben. Vom Plauer See zweigt der Elbe-Havel-Kanal ab, der durch den Wendsee in Richtung Magdeburg verläuft.
Untere Havel
Vom Plauer See fließt die Havel in mal mehr nördlicher, mal mehr westlicher Richtung durch den Pritzerber See und die Städte Premnitz und Rathenow in Richtung Havelberg. Bis zur Grenze Sachsen-Anhalts gehört hier der Flusslauf zum Naturpark Westhavelland, dem größten Naturpark im Land Brandenburg, der sich vom Beetzsee über den Rhin erstreckt, im Süden mehr von sandigen Hügeln (Ländchen), im Norden mehr von feuchten Niederungen (Luchen) geprägt. Nördlich von Rathenow liegen knapp östlich des Flusses Hohennauener See und Gülper See. Der Verlauf der Landesgrenze deutet hier an, wie gewunden der Flusslauf einst war. Nach der Einmündung von Rhin und Dosse erreicht die Havel in Sachsen-Anhalt die Stadt Havelberg, die am Rand der Elbaue liegt.
Da die untere Havel ein geringeres Gefälle hat als die Elbe, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts der Gnevsdorfer Vorfluter angelegt. Dieser Kanal ermöglicht es, das Wasser der Havel erst 10 km flussabwärts der natürlichen Mündung in die Elbe zu leiten. Dadurch liegt jetzt bei Havelberg der mittlere Wasserspiegel der Havel unter demjenigen der Elbe. Ein Schleusenkanal ermöglicht der Schifffahrt, diesen Höhenunterschied zu überwinden. Bei bedrohlichen Elbhochwassern wiederum können ausgedehnte Bereiche der Havelniederung als Polder zum Hochwasserschutz für die untere Elbe geflutet werden. Trotz des Vorfluters fließt außer bei Elbhochwassern auch bei Trockenheit an Havel und Spree die untere Havel rückwärts.
Binnen-Feuchtgebiet
Die geschützte untere Havelniederung bildet zusammen mit den angrenzenden Luchlandschaften Rhinluch, Havelländisches Luch, Dossebruch und Jäglitzniederung das größte zusammenhängende Binnen-Feuchtgebiet Mitteleuropas.
Basierend auf dieser Naturnähe wurde 2005 damit begonnen, die Renaturierung der Havel zu beginnen. Akteure sind Bund, die Länder Brandenburg und Sachsen-Anhalt sowie der Naturschutzbund. Innerhalb der nächsten Jahrzehnte soll das Gewässer die ursprüngliche Gestalt (weitläufige Auen, kurvigerer Flussverlauf, weitgehender Verzicht auf Uferbefestigungen) wiedererhalten. Damit wäre die Havel der erste natürliche Fluss im westlichen Europa. Profitieren werden seltene Vogelarten, aber auch Fischotter, Biber und Flussneunaugen.
Geschichte
Geschichte und wirtschaftliche Entwicklung Brandenburgs sind eng mit der Havel verknüpft. Zur Zeit der slawischen Besiedlung bildeten Havel und Nuthe die Grenze zwischen den Hevellern, die in der Zauche und im Havelland siedelten, und den Sprewanen auf östlicher Seite. Wo Fernhandelswege die Havel kreuzten, hatten die Slawen Burgen und solide Holzbrücken, in Plaue (heute Stadtteil von Brandenburg), Brandenburg (Brennabor auf der Dominsel), Potsdam (die Lange Brücke) und Spandau (Funde am Burgwall).
Der deutschen Besiedlung des Havellandes gingen mehr als zwei Jahrhunderte kriegerischer Auseinandersetzungen voraus: 928/929 eroberte der deutsche König Heinrich I. Brennabor und besiegte die Heveller. Sein Sohn Otto I. der Große (röm. Kaiser ab 962) gründete 937 die Nordmark. Mit dem Großen Slawenaufstand von 983 wurden das Land östlich der Elbe zunächst wieder unabhängig. Der Askanier Albrecht der Bär begann 1134 mit der erneuten Eroberung, ab 1150 als Markgraf. Nach seinem Sieg über die Heveller in Spandau 1157 begann die Einwanderung von Deutschen in die Mark Brandenburg.
Mit der mittelalterlichen Kolonisation nahm die Bedeutung der Havel als Transportweg zu, da die Region zunehmend Massengüter wie Getreide und Holz exportierte. In dieser Blütezeit von Handel und Gewerbe entstand aber ein Nutzungskonflikt zwischen Transport und Energiegewinnung. Für den Betrieb von Mühlen wurden in Spandau, Brandenburg und Rathenow Staudämme angelegt, welche die Schifffahrt mittels Umflutkanälen und einfachen Schleusen passieren musste [1]. Der Mühlenstau in Brandenburg hob den Wasserspiegel flussaufwärts bis nach Spandau. Möglicherweise verwandelten diese Mühlenstaus älteres, slawisches Kulturland wieder in Feuchtbiotope. Ein bedeutender Wirtschaftsfaktor der Region war lange Zeit die Fischerei.
Der Dreißigjährige Krieg reduzierte die Bevölkerung von Städten wie Potsdam und Rathenow auf einen Bruchteil.
Vom 18. Jahrhundert bis in die DDR-Zeit wurden systematisch Feuchtgebiete trockengelegt. Mit dem Aufstieg Brandenburg-Preußens zur führenden Macht in Deutschland und der preußischen Könige zu deutschen Kaisern wurde das Havelland zur Hauptstadtregion. Die Sommerresidenz Potsdam wurde zum preußischen Versailles, umgeben von Schlossparks, Mustergütern und herrschaftlichen Jagden. Sogar in kleinen Dörfern traten neben die einfachen Bauernkaten stuckverzierte Wohnhäuser und die eine oder andere "byzantinische" Dorfkirche (Beispiel Sacrow). Der Bedarf der Hauptstadt ließ die Gegend um Werder und Ketzin zum Obstbaugebiet werden. Und nördlich von Zehdenick an der oberen und bei Deetz, Ketzin und Glindow der mittleren Havel entstanden große Tongruben und Ziegeleien.
Protest gegen den Ausbau
Nach der sächsischen Gottleuba 2000/2001 und der bayrischen Ilz 2002/2003 wurde die Havel für 2004/2005 als dritter Fluss in diesem Wettbewerb zu Deutschlands Flusslandschaft des Jahres gewählt. Die Preisverleihung soll unter anderem als Protest gegen den geplanten Ausbau der mittleren Havel für große Containerschiffe verstanden werden, der die Naturparadiese dieser einzigartigen Flusslandschaft erheblich beschädigen würde. Seit 1992 setzt sich ein „Aktionsbündnis gegen den Havelausbau“ aus über 30 Organisationen für den Erhalt der natürlichen Vielfalt und Schönheit des Flusses ein.
Nebenflüsse und Kanalanschlüsse
Von der Quelle flussabwärts:
- Kammerkanal
- Woblitz
- Vosskanal, parallel
- Templiner Wasser
- Trödelgraben und Finowkanal
- Oder-Havel-Kanal
- Ruppiner Kanal, faktisch Unterlauf des Kremmener Rhin, damit östliche Rhinmündung
- Oranienburger Kanal, parallel
- Briese
- Havelkanal, Strömung vom Niederneuendorfer See (Havel) zum Göttinsee (Havel)
- Niederneuendorfer Kanal, Strömung aus dem Niederneuendorfer See (Havel) zum Großen Havelländischen Hauptkanal
- Großer Havelländischer Hauptkanal, Strömung aus dem Niederneuendorfer Kanal zur unteren Havel
- Tegeler Fließ
- Hohenzollernkanal bzw. Berlin-Spandauer Schiffahrtskanal, parallel zur Spree
- Spree
- Sacrow-Paretzer Kanal, Abkürzung des Potsdamer Havelbogens vom Jungfernsee zum Göttinsee
- Teltowkanal (über Griebnitzsee und Glienicker Laake), unter anderem mit Resteinspeisungen der Bäke
- Nuthe
- Emster Kanal
- Silokanal, Parallelkanal in der Stadt Brandenburg.
- Elbe-Havel-Kanal
- Plane und Temnitz***
- Buckau
- Rhin (westliche Rhinmündung)
- Dosse
- Jäglitz
Orte
Von der Quelle flussabwärts:
- Kratzeburg
- Wesenberg
- Priepert
- Fürstenberg/Havel
- Bredereiche
- Zehdenick
- Krewelin
- Liebenwalde
- Oranienburg
- Birkenwerder
- Hohen Neuendorf
- Hennigsdorf
- Berlin
- Potsdam
- Schwielowsee mit Caputh, Ferch und Geltow
- Werder (Havel)
- Ketzin
- Roskow
- Groß Kreutz
- Brandenburg an der Havel
- Havelsee mit Briest und Pritzerbe
- Premnitz
- Rathenow
- Havelaue mit Parey, Gülpe und Strodehne
- Schollene
- Havelberg
Siehe auch
- Havel-Oder-Wasserstraße
- Havelkanal
- Tourismus in Brandenburg
- Radrouten in Brandenburg
- Regionalparks in Brandenburg und Berlin