„Kontroversen um die Bibel“ – Versionsunterschied

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===== Erster Schöpfungsbericht =====
===== Erster Schöpfungsbericht =====
Die erste [[Schöpfungsgeschichte]] ([http://bible.gospelcom.net/passage/?search=1%20Mose%201:1-2:4;&version=10&language=german 1. Mose 1,1 bis 2,4a]) lässt Gott das [[Licht]], die [[Erde]], [[Pflanzen]], [[Tiere]] und den [[Menschen]] in sechs Tagen erschaffen, mit einem folgenden siebten Tag der Ruhe.
Die erste [[Schöpfungsgeschichte]] ([http://bible.gospelcom.net/passage/?search=1%20Mose%201:1-2:4;&version=10&language=german 1. Mose 1,1 bis 2,4a]) lässt Gott das [[Licht]], die Himmelsfeste, die bewohnbare [[Erde]], darauf die GLestirne, [[Pflanzen]], verschiedene Tierarten und schließlich den [[Menschen]] in sechs Tagen erschaffen, mit einem folgenden siebten Tag der Ruhe.


Diese Darstellung widerspricht den naturwissenschaftlichen Theorien über die Entstehung des Universums, der Erde, der Lebewesen und des Menschen. Die weithin anerkannten, wenn auch nicht unumstrittenen wissenschaftlichen Theorien dazu sind z.B. die [[Theorie]] vom [[Urknall]] und von der Entstehung der [[Galaxie]]n, [[Sonnensystem]]e und [[Planet]]en einschließlich der [[Erde]], und die Theorien von der [[Evolution]], der [[Erdgeschichte]], in der [[Geologie]] und der [[Paläontologie]].
Diese Darstellung entspricht nicht den modernen naturwissenschaftlichen Theorien über die Entstehung des Universums, der Erde, der Lebewesen und des Menschen. Gleichwohl hält von allen Schöpfungsmythen antiker Religionen "nur das biblische Bild der Natur überhaupt einen Vergleich mit den naturwissenschaftlichen Ergebnissen aus"<ref name="mes6"> Hemminger/Hemminger, Jenseits der Weltbilder, S. 80</ref>. Die weithin anerkannten, wenn auch nicht unumstrittenen wissenschaftlichen Theorien sind z.B. die [[Theorie]] vom [[Urknall]] und von der Entstehung der [[Galaxie]]n, [[Sonnensystem]]e und [[Planet]]en einschließlich der [[Erde]], und die Theorien von der [[Evolution]], der [[Erdgeschichte]], in der [[Geologie]] und der [[Paläontologie]].


Es hat viele Versuche gegeben, Schöpfungsberichte und naturwissenschaftliche Theorien in Einklang zu bringen. Beispielsweise versuchte man zu argumentieren, dass ein Schöpfungstag mehreren Millionen Jahren entspreche. Solche Versuche müssen als gescheitert bezeichnet werden. Heute gehen viele Christen davon aus, dass die Schöpfungsberichte keine naturwissenschaftlichen Theorien aufstellen wollten, sondern die Absicht hätten, theologische Aussagen über Gott, den Menschen und die Welt zu machen. Einen "Vergleich" von Aussagen der Schöpfungsgeschichte mit naturwissenschaftlichen Theorien halten sie für unseriös.
Es hat viele Versuche gegeben, Schöpfungsberichte und naturwissenschaftliche Theorien in Einklang zu bringen. Beispielsweise versuchte man zu argumentieren, dass ein Schöpfungstag mehreren Millionen Jahren entspreche. Solche Versuche werden weithin als verfehlt betrachtet. Heute gehen viele Christen davon aus, dass die Schöpfungsberichte keine naturwissenschaftlichen Theorien aufstellen wollten, sondern die Absicht hätten, theologische Aussagen über Gott, den Menschen und die Welt zu machen. Einen "Vergleich" von Aussagen der Schöpfungsgeschichte mit naturwissenschaftlichen Theorien halten sie für unseriös.


Der zentrale Unterschied zwischen Schöpfungsgeschichte und modernen naturwissenschaftlichen Theorien besteht darin, dass im biblischen Mythos eine Schöpfung ohne Leid und Tod beschrieben wird, während die Evolutionsbiologie die Entwicklung als Kampf der Lebensformen um ihr Dasein zeichnet. Nachfolgend eine Liste von Differenzen zwischen biblischem Schöpfungsmythosythos und naturwissenschaftlicher Theorie:
Nachfolgend nochmals eine Liste von Widersprüchen zwischen Bibel und naturwissenschaftlicher Theorie:
* Die Dauer der Schöpfungsphase von 7 Tagen widerspricht der Theorie vom Urknall bis zur Entstehung des Menschen in einem Zeitraum von Milliarden Jahren vergangen, auch von der [[Entstehung der Erde]] ab gerechnet sind es noch mehr als 4 Milliarden Jahre bis zur Entstehung der ersten Menschen.
* Die Dauer der Schöpfungsphase von 7 Tagen widerspricht der Theorie vom Urknall bis zur Entstehung des Menschen in einem Zeitraum von Milliarden Jahren vergangen, auch von der [[Entstehung der Erde]] ab gerechnet sind es noch mehr als 4 Milliarden Jahre bis zur Entstehung der ersten Menschen.
* Das Licht wurde laut Schöpfungsbericht vor der Sonne geschaffen (weswegen einige die Schöpfung des Lichts mit dem Urknall in Zusammenhang bringen). Zugleich markiert dies auch den Beginn des Wechsels zwischen [[Tag]] und [[Nacht]], also der (irdischen) [[Zeitrechnung]], was wiederum nicht ohne weiteres zum Urknall passt und eher für die Identifikation des Lichts mit der Sonne spricht.
* Das Licht wurde laut Schöpfungsbericht vor der Sonne geschaffen (weswegen einige die Schöpfung des Lichts mit dem Urknall in Zusammenhang bringen). Zugleich markiert dies auch den Beginn des Wechsels zwischen [[Tag]] und [[Nacht]], also der (irdischen) [[Zeitrechnung]], was wiederum nicht ohne weiteres zum Urknall passt und eher für die Identifikation des Lichts mit der Sonne spricht.

Version vom 5. März 2007, 19:21 Uhr



Der Begriff Bibelkritik

Im Zuge der Aufklärung entstand erstmals eine wissenschaftliche Hinterfragung biblischer Aussagen, die sowohl den Inhalt (die Feststellung offensichtlicher Widersprüche u.ä.) als auch die Form (Untersuchung der Textgeschichte) betraf. Im Laufe der Zeit wurden vielfach Methoden entwickelt, um die Texte der Bibel wissenschaftlich zu untersuchen.

Heute wird der Begriff Bibelkritik in zwei Weisen verwendet. Er bezeichnet entweder die historisch-philologische Untersuchung der biblischen Texte und hebt auf die Erklärung der Texte ab. Oder er bezeichnet die Hinweise auf offensichtliche und vermeintliche Widersprüche in der Bibel und hebt auf Inhaltliches ab, u. a. auf ethische Vorstellungen, die in der Bibel erkennbar werden.

Geschichte: Bibelkritik in der Neuzeit

Die moderne Bibelkritik geht vor allem auf Renaissance und Aufklärung zurück, als wissenschaftliche Methodik in das Denken Einzug hielt. Kritische Herangehensweisen an die Bibel seit dem 17. Jh. – z. B. von Hobbes, Simon, Spinoza, aber auch von Theologen wie Jean-Alphonse Turretini, Johann Salomo Semler oder auch noch Rudolf Bultmann – trafen bei konservativen und apologetischen Theologen immer wieder auf Widerspruch, hielten jedoch in die moderne Theologie immer stärker Einzug.

Die steigende Verfügbarkeit übersetzter Bibeln öffnet dabei auch dem Laien die Möglichkeit, die Bibel zu studieren, und dabei stoßen auch Gläubige auf Widersprüche innerhalb der Bibel sowie zwischen der Bibel und anderen antiken Überlieferungen. Archäologen, Historiker und andere vergleichende Wissenschaftler überboten sich gegenseitig in Versuchen, die Richtigkeit oder Fehlerhaftigkeit der Bibel zu beweisen. So konnten beispielsweise ägyptische Inschriften gefunden werden, die die Existenz eines hebräischen Volks in Ägypten untermauern. Andererseits wies vor allem die aufkommende Naturwissenschaft auf Fehler in der Bibel hin.

Diese auf den Ideen der Aufklärung und Säkularisierung fußende Bibelkritik führte dazu, dass die christliche Religion bisweilen in Frage gestellt wurde (z.B. in England durch Jonathan Swift 1708: „Ich betrachte die große Menge oder die Masse des englischen Volkes als ebensolche Freidenker, das heißt als ebenso unerschütterliche Ungläubige wie die vornehmsten Kreise.“). In diese Zeit fällt auch die Auffindung eines Testaments des Klerikers Abbé Meslier, in dem eine radikale Religionskritik geäußert wurde.[1] Viele der hier im Artikel aufgeführten Punkte finden sich auch schon in Mesliers Werk, so z.B. der Hinweis auf viele Widersprüche in der Bibel, die er zum Anlass nahm, die Bibel als ein von Menschen geschriebenes Buch aufzufassen.

Diese Sichtweisen nahmen im Zuge der Aufklärung und parallel zu Kirchen- und Religionskritik im Verlauf des 18. Jahrhunderts an Verbreitung zu. Georges Minois nennt das 18. Jahrhundert das Jahrhundert des Unglaubens.[2] Durch eine apologetische und doktrinäre Reaktion von Teilen der Kirche und ihrer Vertreter auf die wachsende Kritik erfuhr die Position der Kritiker noch weitere Verbreitung.

Die Aufzählung prominenter Bibel- und Religionskritiker beinhaltet viele bekannte Namen der Aufklärung, z.B. D'Holbach, Voltaire, La Mettrie, Diderot. Entsprechend dem Motto der Aufklärung gebrauchte man zunehmend den eigenen Verstand, auch bei religiösen Fragen. Man akzeptierte nicht einfach die kirchliche Doktrin, sondern forderte Nachweise, las die Bibel selbst mit einem kritischen Blick, und maß die kirchliche Lehre daran. Einmal auf diesem Kurs, machten viele nicht bei der Kritik der Bibel halt, sondern stellten die gesamte kirchliche Doktrin und Autorität und die christliche Religion in Frage, einschließlich der Existenz Gottes. Exemplarisch sei dafür der zu Ende der Aufklärung erschienene Roman „Siebenkäs“ von Jean Paul genannt, der in einer Szene Jesus selbst die Existenz Gottes verneinen lässt.

Den Schritt zum Atheismus machten jedoch viele nicht, und wandten sich stattdessen dem Deismus zu, von dem Minois schrieb, er sei „eine Warteposition für Menschen, die das Christentum [...] nicht mehr hinnehmen können, die jedoch [...] noch einen Gott brauchen“.[2] Der Deismus ist aus dieser Perspektive eine Position, welche die Bibel oder andere Offenbarungen als religiöse Quelle verwirft, und dabei zugleich am Glauben an eine Gottheit festhält. Es ist der Versuch, den Glauben an einen Gott mit eben der kritischen Vernunft in Einklang zu bringen, die gerade die Bibel demontiert hatte. Es ist auch der Versuch, einem im Atheismus gesehenen moralischen Vakuum bzw. einer Sinnleere auszuweichen (siehe dazu auch Kant und Fichte).

Im 19. Jahrhundert – im Gefolge der französischen Revolution – entstanden offen atheistische Gesellschaftsmodelle, die teils die Religion vom Staat trennen, teils die Religion ganz durch Vernunft und Wissenschaft ersetzen wollten. In diesem Klima reagierte die katholische Kirche mit trotziger Abschottung, sie beharrte ohne Abstriche auf den Dogmen und Traditionen, also auch auf der Lehre von der göttlichen Inspiration der Bibel (so z.B. auf dem Vaticanum I mit dem Dei Filius). Im Protestantismus wurde dagegen die Bibelexegese unter den Prämissen der historisch-kritischen Methode betrieben (David Friedrich Strauß), was katholische Theologen oft als Zerstörungswerk an der Bibel beargwöhnten (z.B. Lamennais). Hier wird die Überzeugung deutlich, dass die christliche Religion die Dogmen, Wunder und Mysterien brauche und die Rückführung der Religion auf die Vernunft letztlich in den Atheismus münden müsse.

Das daraus erwachsende grundlegende Dilemma für die Exegese beschreibt Minois: „Ein grausames Dilemma: entweder die Bibelkritik (d.h. die historisch-kritische Methode) zu akzeptieren und die Bibel zu einem gewöhnlichen Studienobjekt zu erklären, [...] auf die Gefahr hin, das übernatürliche Element zu töten, [...] was zum Unglauben führt; oder aber in aller Strenge am heiligen und inspirierten Charakter [...] festzuhalten, [...] und damit alle der Vernunft und der Intelligenz Hohn sprechenden Ungereimtheiten in Kauf zu nehmen, auf die Gefahr hin, die [...] Köpfe zu entmutigen, die sich nicht dazu durchringen können, ihre Vernunft zu opfern...“.[2] Es ist letztlich die Frage: Was steht zuoberst, die Vernunft oder die Offenbarung?

Dieses Dilemma ist real und hat gerade im 19. Jahrhundert viele Christen vom Glauben abgebracht (z.B. Ernest Renan, Friedrich Engels, David Friedrich Strauß, Friedrich Nietzsche), wirkt jedoch heute nach wie vor (z.B. Gerd Lüdemann). Man kann davon ausgehen, dass es umgekehrt auch Einige dazu gebracht hat, eine eher evangelikale Haltung anzunehmen, die dem Dilemma in der anderen Richtung ausweicht, indem man Kritik an der Bibel gänzlich ablehnt (z.B. Eta Linnemann).

Das 19. Jahrhundert markiert ebenfalls den Beginn einer Bibelkritik – und auch allgemeiner einer Religionskritik – aus psychologischer Sicht. Praktisch alle großen Psychologen haben sich in der einen oder anderen Form auch mit der Religion auseinandergesetzt. Die Sichtweisen sind uneinheitlich, aber eine Reihe von Psychologen können zu den Bibelkritikern gezählt werden.[3] Psychologische Betrachtungsweisen haben seither Eingang in die Theologie und die Philosophie gefunden,[4] aber es hat sich auch mit der Religionspsychologie ein eigener Forschungszweig etabliert. Teils versucht diese psychologische Bibelkritik die Bibeltexte im positiven Sinn als symbolisch zu deuten, was implizit eine wörtliche Lesart der Bibel verneint (z.B. Drewermann), teils wird aber auch auf aus psychologischer Sicht kritikwürdige Inhalte der Bibel und deren Folgen hingewiesen, und die Bibel aus diesem Grund abgelehnt (z.B. Buggle).

Moderne Bibelkritik kann verschiedene Formen annehmen. Das Spektrum erstreckt sich von offener Verunglimpfung über die Karikatur, die Satire, die Ironie, die indirekte Kritik in romanhafter oder gleichnisartiger Form, die direkte Kritik in Prosaform bis hin zu wissenschaftlichen Abhandlungen für ein spezialisiertes Publikum.

Akzeptanz der Bibelkritik

Einige Anhänger der sich auf die Bibel als heilige Schrift beziehenden Religionen und Bekenntnisse halten Kritik an der Bibel für unzulässig oder gar eine Form von Blasphemie. Sie halten eine kritiklose und vollständige Akzeptanz der Bibel als autoritatives Wort Gottes für erforderlich. Evangelikale Strömungen pflegen diese Ansicht, die Fundamentalistische Hermeneutik und Biblizismus betreibt diesen kritiklose Umgang mit der Bibel in der Theologie.

Andererseits wird auch von bibelkritischen Theologen Forschung unter der Prämisse betrieben, als sei Gott nicht existent (etsi Deus non daretur - eine auf Hugo Grotius zurückgehende Formel). Grundlage allen Erkennens ist daher unter dieser Prämisse nicht der Glaube an einen in der Bibel sich ausdrückenden Gott als Herrn der Geschichte. Stattdessen sei die grundlegende Voraussetzung für die bibelkritische Theologie der disziplinierte, fachlich geschulte und kritische menschliche Verstand. Dieser ist die letzte Instanz in der Frage nach der Wahrheit. Diese Prämisse ist für andere Zweige der Wissenschaft ebenso gültig wie für die in diesem Sinne betriebene Bibelforschung.

In manchen Glaubensbekenntnissen bleibt die Interpretation den religiösen Autoritäten vorbehalten, die vom Gläubigen angenommen werden muss (z. B. in der Römisch-Katholischen Kirche untersteht „alles das nämlich, was die Art der Schrifterklärung betrifft, ... letztlich dem Urteil der Kirche, die den göttlichen Auftrag und Dienst verrichtet, das Wort Gottes zu bewahren und auszulegen“[5]), überlassen andere Bekenntnisse (z. B. die der Evangelischen Kirche) diese Interpretation dem Einzelnen, der sich dazu gegebenenfalls auch des Gebets, der Meditation, und der Konsultation weiterführender Literatur und religiöser Autoritäten bedient (Martin Luther: „sola scriptura“).

Bibelkritik im Spiegel des Bibelverständnisses

Augenscheinliche Widersprüche zwischen Aussagen der Bibel und Widersprüche zu Ergebnissen von naturwissenschaftlicher und historischer Forschung werden abhängig vom Bibelverständnis interpretiert:

Irrtumslosigkeit

Betrachtet man die Bibel als göttlich inspiriert, inhaltlich korrekt und irrtumslos, so werden augenscheinliche Widersprüche an einer falschen Interpretation festgemacht. Wenn Erkenntnisse aus den Wissenschaften der Bibel entgegenstehen, so werden diese abgelehnt.

Noch heute begreift ein großer Teil der evangelikalen Bewegung die Bibel als Geschichtsbuch und betont, dass „die Bibel absolut irrtumslos und unfehlbar“ sei. [6] Die „Chicago Erklärung zur Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift“ von 1978, betont, „dass die Schrift in ihrer Gesamtheit irrtumslos und damit frei von Fehlern, Fälschungen oder Täuschungen ist.“ [7]; dies umfasse auch naturwissenschaftliche Aussagen (Biblischer Fundamentalismus).

Eine weniger radikale Position lässt die Bibel zwar göttlich inspiriert, aber von Menschen verfasst sein, wodurch augenscheinliche Widersprüche im Kontext der menschlichen Fehlbarkeit stehen; der göttlich inspirierte Kern wird jedoch nicht in Frage gestellt. Daraus ergibt sich die Problematik, die göttliche Inspiration vom Menschenwerk zu trennen. Hier entsteht ein Interpretationsbedarf, der z.B. von der römisch-katholischen Kirche als eigenes Vorrecht reklamiert wird. Es entsteht so auch ein reichhaltiges Feld, auf dem sich die verschiedenen Konfessionen voneinander absetzen können, indem sie die Bibel auf verschiedene Weise interpretieren. Solche Meinungsverschiedenheiten haben praktisch alle Schismen und Abspaltungen in der Geschichte der christlichen Kirche begleitet.

Gegenüber der Position der Irrtumslosigkeit besteht hier eine größere Bereitschaft in der Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Menschenwerk

Die Auffassung, die Bibel sei reines Menschenwerk, ist heute unter aufgeklärten Christen weit verbreitet. Damit wird nicht automatisch die Stellung der Bibel als heilige Schrift zurückgewiesen. Vielmehr erkennt man ihre formale Zeitgebundenheit und fordert die inhaltliche Interpretation für die Moderne.

Rezeption der Bibelkritik im Christentum

Die meisten Argumente der Bibelkritiker sind implizit oder explizit auch als Argument gegen die göttliche Inspiration oder die Irrtumslosigkeit zu verstehen.[8] Für Anhänger der göttlichen Inspiration kann ein Hinweis auf einen Widerspruch den Charakter einer grundsätzlichen Kritik an der Bibel oder am Christentum erwecken.

Eine Vielzahl von Christen betrachtet die Bibel aus einem aufgeklärten Standpunkt heraus:

  • Weit verbreitet ist die Auffassung, dass die Schöpfungsgeschichten sowie die Geschichten von der Sintflut und vom Turmbau zu Babel keine Tatsachenberichte seien, sondern Glaubensaussagen, eingekleidet in naturkundliche und mythologische Vorstellungen ihrer Entstehungszeit.
  • Diese Auffassung lässt sich auch auf weitere Teile der Bibel ausdehnen, z. B. auf die Geschichten von den Erzvätern Abraham, Isaak und Jakob. Teilweise wird für die Tatsachenberichte in der Bibel darauf hingewiesen, dass sich im Laufe der bis zu dreitausendjährigen Überlieferung Ungenauigkeiten und Fehler eingeschlichen haben könnten.
  • Die Katholische Kirche lehrt: „[...] ist von den Büchern der Schrift zu bekennen, dass sie sicher, getreu und ohne Irrtum die Wahrheit lehren, die Gott um unseres Heiles willen in heiligen Schriften aufgezeichnet haben wollte“ (Katechismus der Katholischen Kirche, Absatz 107). Dies kann so interpretiert werden, dass Irrtumslosigkeit nur für Glaubensaussagen in Anspruch genommen wird, aber nicht unbedingt für naturwissenschaftliche und historische Tatsachenbehauptungen.
  • Einige Theologen, unter ihnen Rudolf Bultmann, befürworten eine weitgehende Entmythologisierung der Bibel. Sie erklären bestimmte Geschichten als Mythen, die nicht zur Überlieferung von Tatsachen bestimmt seien, sondern zur Verkündigung von Glaubensinhalten.

Kritik der ethischen Vorstellungen

Bibelkritiker sehen Widersprüche zwischen den ethischen Vorstellungen in der Bibel und denen aus der modernen Zeit, wie sie z. B. in den Menschenrechten zum Ausdruck kommen. Franz Buggle kritisiert diesen Umstand[9]. In dieser Diskussion geht es um die Frage, inwiefern die Bibel Grundlage für eine zeitgemäße Ethik sein kann (Theologische Ethik).

Bibelkritiker gründen ihre Ethik oft ohne Rückgriff auf die Bibel auf humanistischen Idealen und kritisieren dann ausgehend von dieser Position die ethischen Maßstäbe der Bibel. Dem liegt die Überzeugung zugrunde, dass die Ethik keines religiösen Fundaments bedürfe, und sich ethische Maßstäbe aus der Vernunft und/oder dem Sozialgefüge herleiten ließen.[10] Auf der Grundlage dieser Maßstäbe wird biblische Ethik kritisierbar. Wer dagegen die Bibel als Grundlage der Ethik betrachtet, hat keinen unabhängigen Maßstab, anhand dessen die biblische Ethik kritisiert werden könnte - die Bibel ist selbst der Maßstab. Hier kann man dann allenfalls die innere Konsistenz der biblischen Ethik untersuchen.

So ergeben sich zwei verschiedene Arten der Ethikkritik:

  1. Kritik an der inneren Konsistenz der biblischen Ethik. Hier stellt sich insbesondere die Frage inwieweit die ethischen Aussagen des neuen Testaments mit denen des Alten Testaments im Widerspruch stehen. („Liebet eure Feinde“ (Lk 6,27-28 EU) im Neuen Testament, „du sollst an ihnen [Anm.: den Feinden] unbedingt den Bann vollstrecken“ (Dtn 20,16-17 EU) im Alten Testament)
  2. Kritik an der Konsistenz der biblischen Ethik mit anderen Ethikansätzen, besonders derjenigen, die auf den Humanismus zurückgehen.

Kritik an der Bibel als Ganzes

Kritikpunkte bezüglich Zuverlässigkeit, Kanonisierung und Übersetzung der Bibel

Kritik an der historischen Zuverlässigkeit der Bibel

Teile des Alten Testaments sind viele hundert Jahre nach den ursprünglichen Ereignissen bzw. ersten mündlichen und schriftlichen Überlieferungen in ihre endgültige Fassung gebracht worden. Von einige Autoren existieren keine Quellen außerhalb der Bibel.

Die Evangelien des Neuen Testaments, die Apostelgeschichte und die Offenbarung sind etwa 30 bis 70 Jahre nach dem Tod Jesu in ihre heutige Form gebracht worden. Dies schließt nicht aus, dass es schon früh neben einzelnen Briefen auch Sammlungen von Aussprüchen Jesu oder einen Passionsbericht in schriftlicher Form gegeben haben könnte. Diese Quelle wird allgemein mit „Q“ bezeichnet.

Vorwürfe von Bibelkritikern bezüglich Zuverlässigkeit der Bibel lauten unter anderem:

  • Die alttestamentlichen Texte seien Mythen ohne historischen Hintergrund.
  • Aufgrund der jahrzehntelangen mündlichen Überlieferung hätten sich tatsächliche Ereignisse durch Mythenbildung in der Erinnerung verändert.

In vielen biblischen Texten scheint zudem die Persönlichkeit und die ideologische oder theologische Motivation des jeweiligen Autors durch.[11].

Kanonisierung

Ein Kernpunkt der Bibelkritik ist die Behauptung, die Kanonisierung (Zusammenstellung) der Bibel sei Menschenwerk und die richtige Auswahl der Schriften und Bücher könne somit nicht von Gott stammen.

Eine andere Richtung der Kritik des biblischen Kanons ist der Vorwurf, dass gewisse Texte nicht in die Bibel aufgenommen worden wären, um häretische Lehren zu unterdrücken.

Eine spezifische Variante dieser Kritik ist die in den Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts von Shirley MacLaine verbreitete These, Kaiser Konstantin I. (oder der Papst) habe im vierten Jahrhundert sämtliche Stellen bezüglich Reinkarnation aus der Bibel streichen lassen - eine These, die weder von Historikern noch von Theologen als vertretbar angesehen wird.

Verschiedene Handschriften und Übersetzungen

Die Bücher der Bibel liegen in unterschiedlichen Fassungen vor. Die Unterschiede kommen nicht nur durch unterschiedliche Übersetzungen zustande, sondern auch dadurch, dass die Texte in Handschriften mit verschiedenen Varianten in Formulierung und Wortwahl überliefert wurden[12]. Inhaltliche Varianten betreffen großenteils nur Details (Datierungen, Truppenstärken, Verwandtschaftsgrade etc.). Viel seltener wurden Bücher mit zusätzlichen bzw. fehlenden Passagen überliefert. Solche philologischen Varianten werden heute in modernen Bibelausgaben entsprechend gekennzeichnet und gegebenenfalls doppelt aufgeführt.

Bei dem Verständnis der Irrtumslosigkeit der Bibel bleibe nach Ansicht von Kritikern die Frage, welche der unterschiedlichen Fassungen denn als zuverlässiges und verbindliches Wort Gottes aufzufassen sei.[13]

Die Bezeichnung der Bibel als Wort Gottes – gelehrt in der Katholischen wie in der Evangelischen Kirche – schließt die Auffassung nicht aus, dass die Bibel der Auslegung bedürfe.[14]

Martin Luther vertrat den Grundsatz Sola scriptura: Den Maßstab für die rechte Auslegung der Heiligen Schrift habe man in der Heiligen Schrift selbst zu suchen.

Vorwurf der religiösen Intoleranz im Alten Testament

Schon im ersten der zehn Gebote (Ex 20,5 EU) wird Gott von Bibelkritikern als eifersüchtiger und rachsüchtiger Gott verstanden. Im ganzen Alten Testament gibt es zahlreiche Beispiele, in denen Gott die Bestrafung oder Ausrottung von Andersgläubigen und deren Kult fordert, veranlasst oder gutheißt (Ex 34,11-16 EU), (DtnEU).

Mit dem Neuen Bund, so behauptet die christliche Auslegung, sei derartige Gewalt hinfällig geworden.

Gewaltdarstellungen

siehe Gewalt in der Bibel

Die göttliche „Gerechtigkeit“ unter ethischer Betrachtung

Der Begriff Gerechtigkeit hat in der Bibel häufig eine andere Bedeutung als im heutigen Sprachgebrauch. So wird Gott in vielen Passagen als „gerecht“ gepriesen (z.B. Dtn 32,4 EU, Neh 9,33 EU), obwohl Gott viele Taten verlangt oder begeht, die von Bibelkritikern als ungerecht angesehen werden – aus der Sicht einer Ethik, wie sie die Verfassungen und die Gesetze von heutigen demokratischen Rechtsstaaten prägt, einer Ethik, zu der die Achtung der Menschenrechte gehört sowie der Grundsatz, dass Strafe nur dann legitim ist, wenn sie jemanden trifft, der persönlich ein Unrecht begangen hat. Bibelkritiker bemängeln, die in der Bibel definierte „Gerechtigkeit“ habe andere Ziele als Toleranz oder Langmut. Die strenge Bestrafung oder gar Vernichtung Andersgläubiger durch Gott im Alten Testament oder im Jüngesten Gericht werde als „gerecht“ empfunden (z.B. Ps 129,4 EU).

Ein von Gott verhängtes Unglück oder eine Strafe wird in der Bibel als gerechte Strafe, vor allem für Gottlosigkeit, dargestellt (z.B. DanEU). Der erste Mord führt zum Fluch der Heimatlosigkeit (Gen 4,11-12 EU). Auch trifft die göttliche Strafe ganze Völker (z. B. in Ägypten für den Ungehorsam des Pharao (ExEU)), beim Bericht von der Sintflut (ExEU) nahezu die ganze Menschheit.

In [[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|2_Chr]] 12 EU wird erzählt, wie demütige Umkehr bewirkt habe, dass Gottes Zorn besänftigt worden sei und die göttliche Strafe abgemildert worden sei.

Emotionalität

Die Darstellung Gottes in der Bibel bedient sich über weite Strecken starker Gegensatzpaare. So werden ihm an Emotionen in erster Linie Zorn und Liebe zugeschrieben. Im Alten Testament scheint dabei der Schwerpunkt beim strengen, strafenden und zornigen Gott zu liegen, während im Neuen Testament die Liebe Gottes in den Vordergrund rückt (Neuer Bund).[15]. Berichte über positive Emotionen Gottes seien nach Ansicht der Bibelkritiker selten.

Liebe und Zorn sind nicht die einzigen auffälligen Gegensatzpaare. Fluch und Segen werden gegeneinander gestellt, sowie Verdammung gegen Errettung. Wer nicht glaubt, ist dem Zustand der Sünde schutzlos ausgesetzt, der ewigen Verdammnis entgeht er nur durch die Gnade Gottes (Mk 16,16 EU). Am Tag des Gerichts werden die Gesegneten von den Verfluchten geschieden, die ersteren gehen in das endgültige Reich Gottes ein, während die letzteren ins ewige Feuer geworfen werden (Mt 25,31-46 EU). Dieses Richtertum ausgehend vom Wort Jesu Christi, wie es in den apokalyptischen Schriften der Bibel überliefert ist, wird von Bibelkritikern als gewalttätig und selektiv verurteilt. Auch die Bergpredigt enthalte selektive Motive, wenn sie den Eingang ins Himmelreich gegen den Eingang in die Hölle stellt (Mt 5,17-48 EU). Franz Buggle nimmt dies als Zeichen für Jesu Doppelcharakter, der die liebenden und gewaltlosen Aspekte einerseits mit einem extremen Rigorismus am Jüngsten Tage verbinde.

Kritiker stören sich sowohl an der starken Betonung des Gegensatzes, den sie für übertrieben und konstruiert halten, als auch an der archaischen Motivation. Diese Betonung diene dem Zweck, den Menschen die Notwendigkeit einer eindeutigen Entscheidung zugunsten des Glaubens an den christlichen Gott nahezulegen und sich gegenüber den Heiden abzugrenzen. Auch die psychologischen Konsequenzen einer solch strikten Trennung von Gegensätzen, die doch jeder Mensch in sich trägt und miteinander in Einklang bringen muss, werden kritisiert.[16]

Sünde, Opfer, Sühne und Buße

Der Begriff der Sünde und die Konsequenzen für den Menschen sind durch die ganze Bibel hindurch zentrale Themen, die auch profunde Auswirkungen auf die auf der Bibel basierenden Religionen und Bekenntnisse hatte.

Die christlich-biblische Position

Sünde wird sowohl als Tat als auch als Zustand und Schicksal verstanden. Die Bibel geht davon aus, dass der Mensch seiner Natur nach sündig ist, dies letztlich als Folge seiner Vertreibung aus dem Paradies (Erbsünde) und er daher einerseits nach einem sündefreien Leben streben kann und soll, andererseits das Erreichen dieses Ziels zu seinen Lebzeiten aussichtslos ist. Er wird daher zwangsläufig Sünden begehen, für die er nach seinem Tode, am jüngsten Tag, zur Rechenschaft gezogen werden wird. Um Erlösung durch die Gnade Gottes zu erlangen und schon zu Lebzeiten Gott günstig zu stimmen, kann und soll der Gläubige neben seinem Bestreben, ein sündefreies und frommes Leben zu führen, für seine Sünden Buße tun. Für Christen erheblich wichtiger ist aber, dass Christus durch sein Opfer stellvertretend die Sünden der Menschheit gesühnt hat (Röm 5,18-21 EU).

Kritik am christlichen Sündenverständnis
  • Die Unausweichlichkeit der Sünde platziere den Menschen in eine Situation, in der er unausweichlich von der göttlichen Erlösung abhängig ist. So erzeuge die Bibel die Notlage selbst, für die sie sodann die Lösung anbiete. In den Augen der Kritiker existiere die Notlage aber nicht wirklich, sondern würde den Gläubigen über das biblische „Konzept“ der Sünde erst eingeredet. Dadurch, dass die religiösen Autoritäten mit Hilfe der Bibel sowohl festlegten, was Sünde sei, als auch die einzige Möglichkeit der Erlösung anböten, so argumentieren sie, würden sie die Gläubigen in einer emotionalen Abhängigkeit halten, die letztlich als ein Instrument der Kontrolle und Herrschaft eingesetzt werden könne.
  • Die Vorstellung, man könne durch ein Opfer, gar ein Menschenopfer, einen Gott gnädig stimmen, und so seine eigenen Interessen befördern, wird als archaisch abgelehnt.
  • Die Vorstellung, ein liebender Vater-Gott könne seinen eigenen Sohn der Folterung und Hinrichtung ausliefern wird als absurd abgelehnt – auch wenn dieser danach vom Tode aufersteht. Es wird auch nicht akzeptiert, dass damit ein Erlösungseffekt verbunden sein soll, zumal ein allmächtiger Gott ja sicher auch unblutigere Mittel zur Erlösung hätte finden können.
  • Gott hätte die Menschen von vorn herein so schaffen können, dass sie der Sühne durch ein solches Opfer überhaupt nicht bedurft hätten.
  • Es sei auch inkonsequent, den Menschen durch das Opfer des Gottes-Sohnes die Erlösung vorab pauschal zu gewähren, und andererseits dennoch von ihnen das fromme und nicht-sündige Leben abzuverlangen, das im Prinzip das Alte Testament auch schon vor Christi Kreuzigung forderte. Es sei der Vorteil nicht zu erkennen, der sich aus dem Kreuzestod ergebe, nachdem die abschließende Bewertung ja ohnehin erst am jüngsten Tag erfolge.
  • Mit Hinweis auf das stellvertretende Leiden Christi werde dem Gläubigen angesichts seiner eigenen unausweichlichen Sündhaftigkeit ein Schuldkomplex vermittelt, der ihn nicht selten das ganze Leben hindurch begleite und seine psychologische Entfaltung behindere.

Vorwurf des Patriarchats und der Unterdrückung der Frau

In der Bibel finden sich Passagen, in denen die Frau als dem Mann untergeordnet betrachtet werden kann, beispielsweise in dem Mythos von der Formung der Frau aus Adams Rippe (Gen 2,18-25 EU), in Argumentationen der Paulusbriefe ([[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|1_Kor]] 11,7-9 EU) oder in Stammbäumen, in denen Angaben über die männliche Linie erfolgen, die Frauen aber nur peripher erwähnt werden ([[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|1_Chr]] 1 EU). Auf der anderen Seite enthält die Bibel jedoch auch Passagen, die im Sinne einer Gleichberechtigung von Mann und Frau ausgelegt werden können (vgl. Gen 1,27 EU u.a.), was für den Entstehungszeitpunkt der biblischen Schriften ungewöhnlich ist und für diese Zeit eine Ausnahme darstellt.

Ein Mann kann im Alten Testament mehrere Frauen und Nebenfrauen haben, aber nicht umgekehrt (Dtn 21,15 EU, Dtn 25,5 EU). Frauen werden bisweilen als schwächer und unzuverlässiger dargestellt (Nah 3,13 EU, JosEU, Ri 16 EU). Doch gibt es in der Bibel auch positiv besetzte Frauenfiguren: Maria Magdalena ist die erste Auferstehungszeugin, das Alte Testament kennt einflussreiche Prophetinnen wie Debora, Ruth, Ester oder Hulda (vgl. [[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|2_Kön]] 22,14-20 EU). In einigen Kirchen, vor allem in der römisch-katholischen Kirche, entwickelte sich die besondere Form der Marienverehrung.

Jesus zeigt Frauen gegenüber mehr Milde und Offenheit (Joh 8,3-11 EU, Joh 4,7-29 EU). Zudem erklärt und beschneidet er die Rechte der Männer (z.B. Mt 5,27-28 EU Mt 5,31-32 EU, Mt 19,3-12 EU).

Paulus betont dann wieder eine traditionellere Sichtweise ([[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|1_Kor]] 11,7-12 EU, [[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|1_Kor]] 14,34-35 EU), ebenso Petrus ([[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|1_Petr]] 3,1-7 EU). Es wird hier deutlich, dass Paulus die Schöpfungsgeschichte patriarchalisch auslegt. Auf der anderen Seite spielen Frauen bereits in der frühen Kirche zur Zeit des Paulus eine wichtige Rolle in der Organisation des Gemeindelebens, wie die Figur der Phoebe zeigt.

Kritik an der erzählerischen Perspektive

Der überwiegend begrenzte Fokus der alttestamentlichen Erzählungen auf Einzelpersonen, das Volk Israel und dessen politische und militärische Verwicklungen sowie die Beschränkung auf die Region des heutigen Nahen Ostens passt nach Auffassung von Bibelkritikern schlecht zum Anspruch auf universelle Gültigkeit und göttliche Inspiration der Bibel.[17]

So werde auf der einen Seite Gott als Erschaffer, Herrscher und Richter der ganzen Welt angesehen, auf der anderen Seite habe er und sein Volk sich im Alten Testament ständig anderer Völker und ihrer Götter bzw. Götzen zu erwehren. Dies sei ein Gott, der zwar die Welt erschaffen habe, dessen Anhängerschaft sich aber auf ein paar Quadratkilometer am toten Meer zusammendränge, von feindlichen Völkern umzingelt und zeitweise beherrscht bzw. sogar versklavt und deportiert. Aus der Perspektive des damaligen jüdischen Volkes sei dies einleuchtend, und habe zum Zusammenhalt und Überleben des Volkes sicher wesentlich beigetragen, aber aus einer globalen Perspektive wirke dies absurd.

Kritik an einzelnen Bibelpassagen

Schöpfungsgeschichte

Die Bibel enthält zwei Schöpfungsberichte, die von unterschiedlichen Autorengruppen in unterschiedlichen Zeiten verfasst wurden. Der erste (1. Mose 1,1 - 2,4a) wurde wohl vor etwa 3000 Jahren von dem so genannten Jahwisten geschaffen, der zweite (2,4b-25) im . Jh. v. Chr. von Priestern während des babylonischen Exils. Beide wollen bestimmte Aussagen über die Beschaffenheit der Welt und des Menschen machen und wurden deshalb beide - ohne Rücksicht auf die offensichtlichen Widersprüche - hintereinander an den Anfang der Bibel gestellt.

Die Unterschiede zwischen beiden Darstellungen beziehen sich u.a. auf die Reihenfolge der Schöpfungselemente. Die Widersprüche zur naturwissenschaftlichen Theorie der Weltentstehung sind offensichtlich. Konservative Christen, die im weitesten Sinne dem Kreationismus zuzurechnen sind, halten trotzdem an der Auffassung fest, die Schöpfungsgeschichten seien naturkundliche Tatsachenberichte. Unter vielen Theologen und aufgeklärten Christen hingegen hat sich die Ansicht durchgesetzt, dass die beiden Schöpfungsberichte nicht als naturwissenschaftliche Beschreibung zu verstehen sind, sondern als Beschreibung der Aufgaben des Menschen in seiner Welt, die ihm nicht gehört.

Erster Schöpfungsbericht

Die erste Schöpfungsgeschichte (1. Mose 1,1 bis 2,4a) lässt Gott das Licht, die Himmelsfeste, die bewohnbare Erde, darauf die GLestirne, Pflanzen, verschiedene Tierarten und schließlich den Menschen in sechs Tagen erschaffen, mit einem folgenden siebten Tag der Ruhe.

Diese Darstellung entspricht nicht den modernen naturwissenschaftlichen Theorien über die Entstehung des Universums, der Erde, der Lebewesen und des Menschen. Gleichwohl hält von allen Schöpfungsmythen antiker Religionen "nur das biblische Bild der Natur überhaupt einen Vergleich mit den naturwissenschaftlichen Ergebnissen aus"[18]. Die weithin anerkannten, wenn auch nicht unumstrittenen wissenschaftlichen Theorien sind z.B. die Theorie vom Urknall und von der Entstehung der Galaxien, Sonnensysteme und Planeten einschließlich der Erde, und die Theorien von der Evolution, der Erdgeschichte, in der Geologie und der Paläontologie.

Es hat viele Versuche gegeben, Schöpfungsberichte und naturwissenschaftliche Theorien in Einklang zu bringen. Beispielsweise versuchte man zu argumentieren, dass ein Schöpfungstag mehreren Millionen Jahren entspreche. Solche Versuche werden weithin als verfehlt betrachtet. Heute gehen viele Christen davon aus, dass die Schöpfungsberichte keine naturwissenschaftlichen Theorien aufstellen wollten, sondern die Absicht hätten, theologische Aussagen über Gott, den Menschen und die Welt zu machen. Einen "Vergleich" von Aussagen der Schöpfungsgeschichte mit naturwissenschaftlichen Theorien halten sie für unseriös.

Der zentrale Unterschied zwischen Schöpfungsgeschichte und modernen naturwissenschaftlichen Theorien besteht darin, dass im biblischen Mythos eine Schöpfung ohne Leid und Tod beschrieben wird, während die Evolutionsbiologie die Entwicklung als Kampf der Lebensformen um ihr Dasein zeichnet. Nachfolgend eine Liste von Differenzen zwischen biblischem Schöpfungsmythosythos und naturwissenschaftlicher Theorie:

  • Die Dauer der Schöpfungsphase von 7 Tagen widerspricht der Theorie vom Urknall bis zur Entstehung des Menschen in einem Zeitraum von Milliarden Jahren vergangen, auch von der Entstehung der Erde ab gerechnet sind es noch mehr als 4 Milliarden Jahre bis zur Entstehung der ersten Menschen.
  • Das Licht wurde laut Schöpfungsbericht vor der Sonne geschaffen (weswegen einige die Schöpfung des Lichts mit dem Urknall in Zusammenhang bringen). Zugleich markiert dies auch den Beginn des Wechsels zwischen Tag und Nacht, also der (irdischen) Zeitrechnung, was wiederum nicht ohne weiteres zum Urknall passt und eher für die Identifikation des Lichts mit der Sonne spricht.
  • Die Teilung „der Wasser“ in einen Teil „oberhalb der Wölbung“ und einen „unterhalb der Wölbung“ ist eine Beschreibung eines Weltbildes, das dem klassischen, in Mesopotamien in der Antike verbreiteten Weltbild mit der Erde als flache Scheibe, an allen Seiten umgeben von Wasser, entspricht. Die Wölbung ist dabei als die „Luftblase“ zu verstehen, die die oberen Wasser von den unteren Wassern trennt. Regen wurde als eine Art „Undichtigkeit“ aufgefasst. Bis in das 19. Jahrhundert hinein gab es Gruppierungen, die auf die Bibel gestützt ein solches Weltbild propagierten (Flat Earth Society).
  • Die Entstehung der Pflanzen erfolgt in der Schöpfungsgeschichte vor der Schöpfung der Gestirne, einschließlich der Sonne. Hier erkennt man, dass die Sonne und andere Gestirne nicht als Quelle des Lichts angesehen wurden. In der Tat hielt sich bis in die Zeit der Aufklärung die Vorstellung, die Gestirne seien nicht die Quelle des Lichts, sondern eher eine Art von Lichtförderer. Die unmittelbare Anschauung legt zunächst auch nahe, dass das Licht nicht bloß von der Sonne komme; denn tagsüber ist der ganze „Himmel“ hell, selbst wenn die Sonne gar nicht sichtbar ist. So wird verständlich, dass für das Vorhandensein von Licht und für den Wechsel von Tag und Nacht die Sonne nicht als entscheidend angesehen wurde, und Pflanzen die Sonne zu ihrem Gedeihen nicht zu brauchen schienen. Entsprechend heißt es in der Schöpfungsgeschichte auch, dass die beiden größten Gestirne (Sonne und Mond) „zur Beherrschung“ von Tag und Nacht gemacht wären - und eben nicht zur Beleuchtung.
  • Auch die Reihenfolge der Erschaffung der Tierarten stimmt mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht überein. Die Schöpfungsgeschichte lässt die Wassertiere und die Vögel an einem Tag entstehen, und die auf der Erde lebenden Tiere am nächsten Tag. Der Stand der heutigen Wissenschaft lässt dagegen die erdbewohnenden Tiere aus den Wassertieren, und daraus dann die Vögel entstehen. Einige Wassertiere wie z.B. die Meeressäugetiere (die mit den Seeungeheuern der Schöpfungsgeschichte identifiziert werden) stammen von erdbewohnenden Tieren ab.
Zweiter Schöpfungsbericht

Der Mythos vom Garten Eden (1. Mos 2,4b-25) gibt eine andere Version der Schöpfungsgeschichte wieder: Zunächst wird der männliche Mensch aus Lehm erschaffen, danach werden Pflanzen geschaffen, dann die Tiere, und schließlich der weibliche Mensch (Eva) aus der „Rippe“ (die exakte Bedeutung dieses Textes ist nicht bekannt) des Mannes (Adam). Im oben beschriebenen ersten Schöpfungsbericht werden dagegen beide zugleich erschaffen.

Eine Übereinstimmung mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen über die Entstehung der Arten ist bei diesem Schöpfungsbericht selbstverständlich nicht zu erkennen; der Mythos ist allein theologisch begreifbar: Gott erschafft den Menschen und sorgt für ihn, indem er versucht, ihm einen passenden Gefährten zu schaffen. Von den Tieren kann niemand die Ansprüche des Menschen erfüllen, nur die Partnerin ist hierfür geschaffen.

Noach und die Sintflut

In der Geschichte von der Sintflut ([[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|1_Mos]] 6 EU) sehen Bibelkritiker ein Beispiel dafür, wie im Alten Testament die Sippenhaftung als selbstverständlich gelte. Gott ist darüber betrübt, dass die Menschheit, seine Schöpfung, der Bosheit verfallen ist und beschließt, sie auszurotten ([[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|1_Mos]] 6,5-7 EU). Bibelkritiker interpretieren diese Situation als Konstruktionsfehler, der Gott anzulasten sei. Über die konkreten Vergehen, deretwegen so eine drastische Reaktion gerechtfertigt werden könnte, erfährt man in der Bibel praktisch nichts. Die Bibel berichtet, wie Gott nicht nur die gesamte Menschheit - außer Noach und seiner Familie - ausrottet, was auch Unschuldige wie z.B. Säuglinge mit einschließe, sondern darüber hinaus auch die gesamte an Land lebende Tierwelt, außer den Exemplaren, die Noach in die Arche rettet. Sie fragen sich, ob Gott nicht „etwas zielgenauer“ hätte vorgehen können.

Oder andernfalls, wenn schon die fast völlige Vernichtung der Schöpfung erforderlich gewesen sein sollte, warum macht Gott dann nicht einfach reinen Tisch, und erschafft die Welt ganz neu, was ja in sechs Tagen geschehen kann? Es ist manchem Bibelkritiker (z.B. Reimarus) nicht recht einsichtig, was Noach vor allen anderen Menschen zum Überleben qualifizierte, z.B. wenn man die in [[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|1_Mos]] 9,21-27 EU erzählte Geschichte der Verfluchung seines Enkels Kanaan berücksichtigt.

Bibelkritiker monieren, dass die Operation nicht den Erfolg hatte, den sie erwartet hätten, denn wie sich im weiteren Verlauf der Bibel zeigt, ist auch danach an Bosheit kein Mangel, und es bieten sich weitere Anlässe zu summarischen Strafaktionen. Historiker sehen in dem Bericht eine mythische Verarbeitung einer tatsächlich stattgefundenen Naturkatastrophe, die auch in den Mythen anderer Völker überliefert wurde.

Lot und der Untergang von Sodom und Gomorra

Sodom und Gomorra werden wegen der Sünden seiner Bewohner (wegen der hiernach benannten Sodomie) von Gott vernichtet, nur Lot mit seiner Familie entgeht dem Tod (1.Mos 19). Zuvor verhandelt noch Abraham mit Gott, um das Unheil abzuwenden (1. Mose 18,16ff), scheitert aber mangels genügend Gerechter in Sodom. Auch hier gilt wieder die Sippenhaftung, obwohl in diesem Fall angegeben wird, dass sich alle vom Knaben bis zum Greis an der Sodomie beteiligten (1. Mose 19,4). Lots Frau stirbt auf der Flucht allein deswegen, weil sie sich umsieht, gegen die ausdrückliche Anweisung Gottes.

Lot, der einzige Gerechte von Sodom, schwängert danach betrunken seine beiden Töchter. Dass weder Lot noch seine Töchter dafür bestraft werden, zeigt wie kulant Gott in diesem Fall ist. Indirekt wird dabei klar, als wie schlimm die Vergehen der Sodomiter angesehen worden sein müssen, die ihnen die Vernichtung eingebracht haben.

Exodus

Die zehn Gebote

Bei den zehn Geboten, [[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|2_Mos]] 20 EU bzw. [[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|5_Mos]] 5,6-21 EU, einer Grundlage christlicher Moral, fällt z.B. auf, dass die ersten drei Gebote, die sich um religiöse Vorschriften drehen, besonders ausgeführt und erklärt sind, während die Übrigen direkt und ohne Auslegung gehalten sind.

Im Zusammenhang mit weiteren Bibelstellen kann man erkennen, dass die letzteren Gebote den Anordnungen Gottes untergeordnet sind, dass Gott also im Einzelfall die (anscheinende) Verletzung eines Gebotes verlangt oder gutheißt. So lässt zum Beispiel Moses kurz nach dem Empfang der Gebotstafeln eine Meuterei in seinem Lager blutig niederschlagen, da mit der Verehrung des Goldenen Kalbs sein Volk gegen das 1. und 2. Gebot verstoßen hat ([[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|2_Mos]] 32 EU).[19]

Im weiteren Verlauf der Bibel findet man noch vielfach Anweisungen Gottes an seine Anhänger, ihre Feinde zu töten, mit List zu überwältigen, auszuplündern, zu versklaven und dergleichen mehr.

Deuteronomium

Tod des Moses und Urheberschaft des Pentateuch

Die 5 Bücher des Pentateuch galten traditionell als von Moses selbst verfasst. Das letzte Buch, Deuteronomium, endet aber mit der Schilderung seines Todes, das kann also wohl kaum von ihm selbst stammen. Wenigstens diese Passage musste also von Unbekannten nachträglich hinzugefügt worden sein, wenn man Moses nicht gerade hellseherische Fähigkeiten unterstellen will. Dieser Widerspruch ist schon recht früh aufgefallen, doch hat die historisch-kritische Forschung zunehmend zu Zweifeln geführt, ob Moses überhaupt als Autor des Pentateuch angesehen werden kann.

Inzwischen herrscht weithin Übereinstimmung, dass der Pentateuch in der auf uns gekommenen Fassung ein Werk von Autoren und Redakteuren aus der Zeit nach dem babylonischen Exil ist, und dass im Wege der (mündlichen oder schriftlichen) Überlieferung Teile auf unterschiedliche frühere Quellen zurückgehen. Sowohl die Quellen als auch die späteren Redakteure hatten ihre jeweilige historische Perspektive und Interessenlage, die zum Teil in den Texten durchscheint.

Das Buch Deuteronomium scheint dabei einer ganz anderen Quelle zu entstammen als die anderen Bücher des Pentateuch. Es wird weithin mit dem Buch in Verbindung gebracht, das im 7. Jhd v. Chr. während der Herrschaft von Josia bei Bauarbeiten im Jerusalemer Tempel gefunden worden sein soll ([[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|2_Kön]] 22,8 EU), es scheint aber nicht lange davor geschrieben worden zu sein.[20]

1. und 2. Buch Samuel

Das 1. Buch Samuel und das 2. Buch Samuel bildeten ursprünglich ein Buch im Alten Testament; erst bei der Übersetzung ins Griechische wurde es in zwei Bücher geteilt. In diesem Buch sind Texte aus verschiedenen Quellen zusammengefasst, sodass sich auch einzelne Widersprüche finden. Beispielsweise wird an zwei Stellen von der Tötung eines als riesig beschriebenen Kriegers namens Goliath aus Gath berichtet: In 1. Samuel 17, 4-51 wird die bekannte Geschichte des Kampfes zwischen David und Goliath erzählt, nach Vers 50-51 tötete David den Goliath; in 2. Samuel 21, 19 hingegen heißt es, jemand namens Elhanan habe Goliath aus Gath erschlagen.

Das Buch Hiob

Das Buch Hiob beschreibt eine Art Wette zwischen Gott und dem Satan. Der Satan fügt mit Duldung Gottes Ijob schwere Schicksalsschläge zu, um dessen Glaubensfestigkeit zu testen. Er ist schließlich so weit, sich über Gott zu beklagen, sieht aber seinen Fehler ein und nimmt die Klage zurück. Er wird darauf von Gott für seine Standhaftigkeit belohnt und besser gestellt, als er vorher war.

Die Geschichte hat auf der einen Seite das Potenzial des Trostes für Menschen, die sich vom Leben betrogen fühlen. Kritiker sehen jedoch darin ein 'übles Spiel', das Gott und Satan mit Hiob treiben.[21] „Als wenn einfach wiedergutzumachen wäre, was Hiob, seiner Frau und seinen Kindern geschehen ist; als wenn die einen Söhne durch die neuen und als wenn die umgekommenen Töchter einfach durch andere zu ersetzen wären. Kein Leben kann ein Leben wiedergutmachen“, heißt es in einer Fastenpredigt [22] von Dorothee Sölle und Fulbert Steffensky. Und J.L. Mackie merkt an: „Gleichgültig was wir auch von Hiob selbst denken mögen, es kann kein Zweifel daran bestehen, daß Jahwe in dieser Geschichte keine gute Figur macht.“[23]

Die Psalmen (Ps)

Etliche der Psalmen haben die Bitte an Gott um Unterstützung gegen Feinde zum Thema. Das Wort „Feind“ kommt in verschiedenen Kontexten bei 60 von 150 Psalmen vor. Dabei kommt es gelegentlich zu verbalen Exzessen mit hasserfülltem und grausamem Inhalt (z.B. Ps 109, Ps 137). Viele solche Psalmen stammen von David. Dabei hat David nach vielen Bibelstellen Gottes Wohlwollen genossen.

Evangelien

Geburt, Herkunft und Abstammung Jesu

Die Angaben der Evangelien über die Herkunft der Eltern Jesu stimmen anscheinend nicht miteinander überein. Im Markusevangelium erfährt man, Jesus stamme aus Nazareth in Galiläa (Mk 1,9). Bei Matthäus wohnen Maria und Josef in Betlehem, und ziehen dann nach der Geburt Jesu nach Nazareth. Lukas lässt die Familie dagegen zur Schätzung von Nazareth nach Bethlehem ziehen. Auch die Chronologie ist nicht mit den historischen Fakten in Einklang zu bringen. So soll der bei Lukas genannte Grund für die noch vor Jesu Geburt angetretenen Reise nach Bethlehem die von Statthalter Quirinius angeordnete Schätzung gewesen sein. Eine von Publius Sulpicius Quirinius im Jahr 6 n. Chr. in Judäa und Samaria veranstaltete Volkszählung ist bekannt, sie betraf aber nicht Galiläa. Matthäus schreibt demgegenüber, dass Herodes zur Zeit von Jesu Geburt noch lebte und die Familie vor einer von ihm angeordneten Kindertötung[24] nach Ägypten floh, und erst nach seinem Tod nach Nazareth zog. Herodes starb aber im Jahr 4 v. Chr., lange bevor Quirinius Statthalter in Syrien wurde. Die Zeit der Geburt Jesu ist demnach nicht mit Sicherheit zu bestimmen, die Evangelisten scheinen einige historische Ereignisse miteinander zu vermischen, die zu unterschiedlichen Zeiten stattgefunden haben, auf ihre Erzählung wäre somit in historischer Hinsicht kein Verlass.[25]

Das Matthäusevangelium (Mt) beginnt mit der Stammlinie Jesu (Mt 1). Das entspricht zwar den patriarchalischen Vorstellungen der Zeit, und es soll offenbar Jesus' Legitimation als von König David abstammend demonstrieren, aber dadurch entsteht ein Konflikt zur Vorstellung der jungfräulichen Geburt Jesu. Wenn Maria vom Heiligen Geist empfangen haben sollte, dann kann ihr Mann Josef nichts damit zu tun gehabt haben - die über ihn laufende Linie wäre damit irrelevant.

Direkt nach der Aufzählung der männlichen Ahnen (Mt 1,18ff) wird deutlich, dass Josef zunächst Betrug witterte, dann aber von einem Engel dazu gebracht wurde, Maria nicht zu verlassen. Ein unvoreingenommener Leser könnte annehmen, dass Josef einen Seitensprung Marias nach anfänglicher Verärgerung schließlich nachgesehen hat und sich dazu entschlossen hat, das Kind als sein eigenes auszugeben. Das scheint sich auch bewährt zu haben: Wie man z.B. aus Mt 12,46f erfährt, hatte Jesus später Geschwister. Josef verschwindet demgegenüber recht schnell aus dem Blickfeld, es scheint fast, als hätte er mit der Zurverfügungstellung seiner Stammlinie seine Schuldigkeit getan.

Auch das Lukasevangelium (Lk) enthält eine Stammlinie Jesu (Lk 3,23ff). Dort heißt es über Jesus: „Man hielt ihn für den Sohn Josefs.“ Das passt zu der Angabe im Matthäusevangelium, nach der Josef der Mann von Jesu Mutter Maria war, relativiert aber auch die Bedeutung der Stammlinie im Hinblick auf Jesu' direkte göttliche Abstammung.

Beide Stammbäume stimmen in einer Reihe von weiteren Punkten überein, z. B. darin, dass König David und sein Vater Isai vorkommen.

Es gibt jedoch auch erhebliche Unterschiede: Nach dem Lukasevangelium soll Jesus – oder eigentlich Josef – von Davids Sohn Natan abstammen, nach dem Matthäusevangelium hingegen sollen Davids Sohn Salomo und eine Reihe weiterer Könige in diese Ahnenreihe gehört haben. Der Vater Josefs soll nach dem Lukasevangelium Eli geheißen haben, nach dem Matthäusevangelium Jakob.

Es gibt allerdings Überlieferungen des Lukas-Evangeliums, in denen der Stammbaum Jesu von David bis Josef wesentlich besser mit dem Stammbaum im Matthäus-Evangelium übereinstimmt.[26]

Manche erklären die Unterschiede zwischen beiden Evangelien damit, dass in einem Fall die Abstammung Josefs, im anderen die Abstammung Marias berichtet werde. Beide stammten demnach von David ab. Dadurch werden aber nicht alle Widersprüche beseitigt, denn auch die Abstammungslinie von Abraham bis David stimmt in beiden Berichten nicht überein. Auch der Vergleich mit den Genealogien im alten Testament ergibt Widersprüche (1. Chronik 1-8, 1. Mose 5, 1. Mose 11)[27]

Neben diesen Unstimmigkeiten in den Details kann man sich auch fragen, weshalb für einen Gottessohn überhaupt eine Ahnentafel nötig sein soll. Aus diesem Blickwinkel heraus scheint es eher so als hätte zumindest Matthäus in seinem Evangelium Jesus zunächst überhaupt nicht als Gottessohn und Erlöser wahrgenommen. So beginnt er sein Evangelium so: „Buch des Ursprungs Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.“ Hätte nicht der christliche Standpunkt eher diese Formulierung erwarten lassen: „Buch des Ursprungs Jesu Christi, des Sohnes Gottes, des Allmächtigen.“? Solche Überlegungen haben auf bibelkritischer Seite zur Annahme geführt, bei der Gottessohnschaft Jesu handle es sich um ein erst später aufgekommenes Konstrukt, das zu Lebzeiten Jesu und kurz danach noch überhaupt nicht präsent gewesen sei.

Auferstehung

Die historische Existenz von Jesus ist zwar allgemein anerkannt. Die Berichte seiner Auferstehung und Himmelfahrt jedoch rufen Widerspruch hervor, da die berichteten Wunder mit allen bekannten Naturgesetzen unvereinbar, mithin nach naturwissenschaftlichen Kriterien wahrscheinlich mythologischen Charakters sind. Bibelkritiker, die an einen historischen Kern dieser Berichte glauben, sie also nicht für rein mythologisch halten, suchen deshalb nach Interpretationen, die auf die Annahme naturwissenschaftlich nicht belegbarer Wunder verzichten.

Die Schilderung der Kreuzigung Jesu und dessen Tod zweifeln einige Bibelkritiker an. Sie argumentieren, dass Jesus am Kreuz ungewöhnlich schnell gestorben sei, nämlich nach schon sechs Stunden, was auch Pilatus verwunderte (Mk 15,44).

Sie spekulieren, Jesus könne möglicherweise noch gelebt haben, seine Kreuzigung könne inszeniert gewesen sein, oder er könne scheintot gewesen und in der Grabkammer wieder erwacht sein (z.B. Franz Alt). Weitere Spekulationen ranken sich darum, wie lange und wo Jesus danach gelebt haben könnte. Gegen die These des Weiterlebens sprechen jedoch neueste medizinische Versuche zum Kreislaufversagen nach schweren Traumata, insb. solchen, die beim „Durchnageln“ von Händen und Füßen entstehen. Dies beweist allerdings in keiner Weise die Hypothese der Auferstehung.

Andere Spekulationen ranken sich um einen eventuellen Diebstahl des Leichnams aus der Grabkammer - eine Theorie die auch von Mt 28,11ff inspiriert ist (z.B. Reimarus).[28]

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die im Vergleich zur Kreuzigung geringe Zahl von Zeugen der Auferstehung. Gerade weil die Auferstehung ein zentraler Glaubensartikel des Christentums darstellt wird dies als bemerkenswert empfunden.[29]

Himmelfahrt

Christi Himmelfahrt wird am ausführlichsten in Apg 1,4-14 beschrieben. Für ein so außergewöhnliches Ereignis erscheint der Text unerwartet oberflächlich. Noch knapper wird das Ereignis in den Evangelien von Markus (Mk 16,19) und von Lukas (Lk 24,50ff) erwähnt. Bei Lukas mag das daran liegen, dass er auch der Verfasser der Apostelgeschichte ist. Die anderen beiden Evangelien enthalten keine Schilderung der Himmelfahrt. Das ist insbesondere bei Johannes bemerkenswert, stellt doch sein Evangelium am meisten von allen Jesus als göttlich dar. Man kann sich fragen, warum so ein bedeutendes Ereignis so stiefmütterlich behandelt wird.

Ebenfalls fällt auf, dass die Angaben darüber, was Jesus zwischen Auferstehung und Himmelfahrt gemacht hat, variieren. Auch die Dauer dieses Zeitraums ist nicht klar ersichtlich, wenn auch die katholische Kirche immer von 40 Tagen ausging; für das von der Apostelgeschichte berichtete Ereignis sind keine 40 Tage erforderlich gewesen, also was ist sonst passiert? Angesichts der doch recht detaillierten Schilderungen der Kreuzigung bleiben die Texte hier ziemlich vage.

Eine weitere Auffälligkeit besteht darin, dass Jesus in Apg 1,6-7 die Antwort auf eine Frage zu geben scheint, die die Urchristen insbesondere zur Zeit der Abfassung der Apostelgeschichte, also wenigstens 40 Jahre nach Jesu Kreuzigung, beschäftigt haben dürfte: Die Frage der Zeit seiner Wiederkehr. Einige Kritiker vermuten, dass Lukas hier Worte in Jesu Mund legt, die insbesondere als Antwort auf Fragen seiner Leser gedacht sind.

Das Jesusbild im Johannesevangelium (Joh)

Das Johannesevangelium als das zeitlich am spätesten verfasste Evangelium unterscheidet sich inhaltlich stark von den anderen drei Evangelien. Wie man z.B. an der Kreuzigungsgeschichte (Joh 18f) erkennt, wird Jesus hier stark verklärt als göttliche Gestalt dargestellt, die mit den Vorgängen auf der Erde schon nicht mehr viel zu tun hat. Jeder Hinweis auf Schmerz, Agonie oder Verzweiflung wird vermieden. Wo im Markusevangelium Jesus noch ruft: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ (Mk 15,34) da sagt er bei Johannes: „Es ist vollbracht“ und übergibt den Geist.

Dieses Verständnis von Jesus als göttlicher Figur findet seinen Niederschlag in vielen Formulierungen im Evangelium. Hier eine unvollständige Liste der Auffälligkeiten, die man im Vergleich mit den synoptischen Evangelien auch als Widersprüche auffassen kann:

  • Von Jesu Taufe ist nicht die Rede. Der Autor hat sie vielleicht weggelassen, weil die Taufe die Reinigung von der Sünde symbolisiert, die ein Gottessohn per Definition nicht nötig haben sollte.
  • Die Jesusmutter Maria wird nicht mit ihrem Namen genannt, und von Jesus als Frau angeredet.
  • Die Schilderung der Eucharistie fehlt bei Johannes.
  • Die Synoptiker schildern die Agonie von Jesus auf dem Ölberg, bei Johannes ist nur von einem gefassten, fast souveränen Gebet zu lesen.
  • Lukas lässt Jesus am Kreuz beim Vater um Vergebung für die Sünden seiner Peiniger bitten, bei Johannes fehlt dies.

Aus bibelkritischer Sicht sind das klare Hinweise auf das Bestreben des Evangelisten, Jesus in göttlichem Licht, und frei von menschlichen Schwächen erscheinen zu lassen. Das Evangelium sei daher noch mehr als die anderen Evangelien nicht als historische Schilderung sondern als von einem theologischen Programm dominiertes Werk zu verstehen.

Apostelgeschichte (Apg)

In der Apostelgeschichte gibt es mehrere Berichte über die Bekehrung des Saulus, der als Apostel Paulus bekannt wurde: im 9. Kapitel, im 22. Kapitel und im 26. Kapitel. Diese Berichte widersprechen einander in einer Reihe von Einzelheiten:

  • Nach 9:7 hörten die Begleiter des Paulus die Stimme (Jesu), nach 22:9 hörten sie sie nicht.
  • Nach 9:7 standen die Begleiter sprachlos, nach 26:14 sind alle zur Erde niedergefallen.
  • Nach 9:6 und 22:10 wird Paulus von Jesus aufgefordert, in die Stadt bzw. nach Damaskus zu gehen, wo ihm gesagt würde, was er tun sollte – nach 26:16-18 erhält Paulus gleich von Jesus einen Missionsbefehl.

Authentizität

Nicht alle der 13 unter dem Namen des Paulus von Tarsus in der Bibel geführten Briefe werden nach heutigem Stand der Forschung Paulus als Autor zugeschrieben (z.B. gelten die Pastoralbriefe weithin als nicht von Paulus persönlich verfasst). Es ist auch umstritten, ob einige der Briefe in der vorliegenden Form auf Paulus zurückgehen, oder ob zuvor eigenständige Texte von einem unbekannten Redakteur zu einem Brief zusammengefügt wurden. Dies wird z.B. von Röm. 16 behauptet, der dem Römerbrief erst nachträglich angefügt worden sein soll. Grund zu der Annahme gibt die Tatsache, dass der Autor zahlreiche Personen aus der römischen Gemeinde namentlich grüßt, obwohl er bis dahin die römische Gemeinde noch nie aufgesucht hatte.[30]

Aus bibelkritischer Sicht wirft es auf die Glaubwürdigkeit Bibel ein sehr schlechtes Licht wenn es dort vorkommen sollte, dass falsche Autorenschaft vorgeschützt wird, oder dass die Einheit eines Dokuments suggeriert wird das in Wirklichkeit nachträglich aus verschiedenen Quellen zusammengesetzt wurde. Was bei einer angenommenen menschlichen Autorenschaft ohne weiteres erklärt werden kann, provoziert bei einer angenommenen göttlichen Inspiration Erklärungsprobleme.

Es ist im Altertum nicht ehrenrührig gewesen, eigene Gedanken unter dem Namen einer Autorität zu veröffentlichen, ganz im Gegenteil, man sah darin eine Respektbekundung gegenüber der Autorität. Schutz des geistigen Eigentums ist eine Idee, die dem Altertum fremd war.

Theologische Positionen des Paulus

Viele Bibelkritiker konstatieren ein Spannungsverhältnis zwischen den Lehren von Paulus und denen von Jesus (z.B. besonders pointiert Friedrich Nietzsche: „Der »frohen Botschaft« folgt auf dem Fuß die allerschlimmste: die des Paulus.“[31]). Paulus hat Jesus nicht persönlich gekannt (wenn man davon absieht, dass er Jesus in einer Vision gesehen haben will, siehe ApgEU). Wie man z.B. der Apostelgeschichte entnehmen kann, gab es zwischen ihm und der Urgemeinde in Jerusalem um Petrus auch bald Konflikte. Einer der Streitpunkte dabei war die Beschneidung, auf der die Vertreter der Urgemeinde als jüdische Pflicht bestanden, Paulus aber nicht (Apg 15 EU, GalEU).

Paulus war als Gebildeter wohl den meisten seiner Kontrahenten in der Jerusalemer Urgemeinde überlegen, und seine Lehre hat sich in der Folge auch weitgehend durchgesetzt. Jesus selbst war offenbar kein Gebildeter, und seine Lehre war an die einfachen Menschen gerichtet. Der Spannungsbogen zwischen der paulinischen Lehre und der Lehre Jesu hat die christliche Religion von Anfang an geprägt. Während auf der einen Seite sich die katholische Kirche und mit ihr weitere christliche Bekenntnisse die Position Paulus' weitgehend zu eigen machen, wird Paulus auch immer wieder von (häretischen) Kritikern als Verfälscher der ursprünglichen Lehre Jesu gebrandmarkt (siehe Paulinismus). Es ist aber unverkennbar, dass Paulus letztlich mit seinen theologischen Ansichten gegenüber der Urkirche um Petrus und Jakobus den Sieg davontrug.


Bibelkritik in der Diskussion

Unterschiedliche Interpretationen

Kritiker und Apologeten der Bibel üben teilweise scharfe Kritik aneinander, bis hin zum Vorwurf der Unredlichkeit. Nicht selten geht es dabei um die Interpretation der Bibel: Die einen wie die anderen werfen der Gegenseite vor, sie würde die Bibel „falsch“ interpretieren oder gar „verfälschen“.

Ein häufiger Streitpunkt ist die Frage, ob bestimmte Bibelstellen wörtlich zu verstehen sind. Moderne Apologeten werfen Bibelkritikern vor, sie würden Bibelstellen zu Unrecht wörtlich interpretieren. Bibelkritiker hingegen werfen einigen modernen Interpreten der Bibel vor, sie würden sich allzu weit von der ursprünglichen Aussage der Texte entfernen, würden willkürlich hineininterpretieren, was ihnen gefällt.

Einige gläubige Christen gehen davon aus, dass ihnen der Heilige Geist dabei helfe, zu erkennen, welche Stellen wörtlich zu nehmen sind und welche nicht.

Frage der Bedeutung für die heutige Zeit

Kritik an vielen Bibelstellen wird von manchen Gläubigen mit der Begründung zurückgewiesen, die Aussagen dieser Stellen seien zeitbedingt und für die heutige Zeit nicht mehr anwendbar. Einige bringen vor, diese Auffassung werde durch die historisch-kritische Methode bestätigt.

Bibelkritiker hingegen sehen einen Widerspruch darin, einerseits umfangreiche Passagen der Bibel für zeitbedingt und heute nicht mehr anwendbar zu erklären, andererseits aber den Anspruch zu erheben, die Bibel heute noch als Autorität in ethischen Fragen anzusehen.

siehe auch: Religionskritik, Kirchenkritik

Fußnoten

  1. Hartmut Krauss (Hrsg.), Das Testament des Abbé Meslier. Hintergrund Verlag, Osnabrück 2005, ISBN 3-00-015292-X
  2. a b c Siehe Georges Minois: Die Geschichte des Atheismus
  3. Prominente Beispiele sind hier z.B. Sigmund Freud und C.G. Jung, auch unter den zeitgenössischen Bibelkritikern finden sich viele Psychologen, z.B. Franz Buggle und Gerhard Vinnai.
  4. Siehe z.B. Friedrich Schleiermacher, William James, oder heutzutage Eugen Drewermann. Das Verhältnis zwischen Theologie und Psychologie ist allerdings nach wie vor von Spannungen geprägt, was sich exemplarisch an Drewermanns Lebenslauf ablesen lässt.
  5. Katechismus der Katholischen Kirche, Absatz 119
  6. Johannes Vogel, Breckerfeld; in: idea-Pressedienst 46/004
  7. http://www.efg-hohenstaufenstr.de/downloads/bibel/chicagoerklaerung-artikel.htm zitiert nach idea-Pressedienst 25/2003
  8. Siehe z.B. Robert Green Ingersoll: A Few Reasons for Doubting the Inspiration of the Bible. (auf Englisch)
  9. Franz Buggle, Denn sie wissen nicht, was sie glauben, Rowohlt 1997, ISBN 3499604272, Alibri 2004, ISBN 3932710770
  10. Die Ansicht, die Ethik bedürfe eines religiösen Fundamentes, oder genauer gesagt eines Regeln gebenden Gottes, ist weit verbreitet. Sie findet Ausdruck im Dostojewski zugeschriebenen Ausspruch „Ohne Gott ist alles erlaubt.“ Es ist jedoch durchaus möglich, eine Ethik auch ohne Rückgriff auf religiöse Vorstellungen oder Offenbarungen zu entwickeln. Siehe dazu z.B. Mackie: Ethik. Angesichts von häufig vorkommenden religiös motivierten Gewalttaten wird die prinzipielle Überlegenheit religiös begründeter Ethiken auch immer wieder bestritten.
  11. Reimarus: „die Apostel sind selber Lehrer und tragen das ihrige vor“ (Vom Zwecke Jesu und seiner Jünger)
  12. „Das Neue Testament liegt in etwa 35 Fassungen vor, das Alte Testament in 23, dazu kommen noch etliche Übersetzungen einzelner biblischer Bücher“ (hier sind nur die deutschsprachigen Übersetzungen gemeint). „… leider haben wir für keine einzige bibllische Schrift das Original des Verfassers vorliegen. Alle Handschriften, auch die allerältesten, sind Kopien aus späteren Jahrhunderten, die im Wortlaut vielfältig voneinander abweichen.“ Zitate aus Kassühlke: Eine Bibel - viele Übersetzungen ISBN 3417205603
  13. Arno Schmidt in Atheist ? : Allerdings !: „Solange man als die reinste Quelle ‚Göttlichster Wahrheit‘, als heilige Norm der ‚Vollendetsten Moral‘, als Grundlage von Staatsreligionen ein Buch mit, milde gerechnet, 50000 Textvarianten (also pro Druckseite durchschnittlich 30 strittige Stellen!) proklamiert; dessen Inhalt widerspruchsvoll und oft dunkel ist; selten auf das außerpalästinensiche Leben bezogen; und dessen brauchbares Gute (schon vor ihm und zum Teil besser bekannt) auf unhaltbaren Gründen eines verdächtig-finsteren theosophischen Enthusiasmus beruht : solange verdienen wir die Regierungen und Zustände, die wir haben!“
  14. Im Katechismus der Katholischen Kirche heißt es zwar in Absatz 104: „In der Heiligen Schrift findet die Kirche ständig ihre Nahrung und ihre Kraft [Vgl. DV 24.], denn in ihr empfängt sie nicht nur ein menschliches Wort, sondern was die Heilige Schrift wirklich ist: das Wort Gottes [Vgl. l Thess 2,13.].“ Absatz 100 zeigt jedoch, dass eine Auslegung nicht für überflüssig gehalten wird: „Die Aufgabe, das Wort Gottes verbindlich auszulegen, wurde einzig dem Lehramt der Kirche, dem Papst und den in Gemeinschaft mit ihm stehenden Bischöfen anvertraut.“
  15. Diese Diskrepanz in der Darstellung Gottes zwischen AT und NT erschien Marcion so groß, dass er davon ausging, es könne sich nicht um den gleichen Gott handeln, und folglich das gesamte AT als heilige Schrift verwarf
  16. „Wo man zu solchen Spaltungen Zuflucht nimmt und diese von religiösen Interpretationen gestützt werden, tendiert man dazu, das Böse nicht an sich selbst zu akzeptieren, sondern es außerhalb seiner selbst, am Andern, am Fremden auszumachen. Das begünstigt die Verfolgung derjenigen, auf die die am eigenen Selbst verleugneten destruktiven Regungen verschoben werden.“

    Gerhard Vinnai: http://www.vinnai.de/gewalt.html
  17. Schon ein früher Christentumskritiker, Celsus, der zeitbedingt noch einen Horizont hatte der sich auf den Mittelmeerraum im weiteren Sinn beschränkte, fand das lächerlich: „Wenn Gott, wie der Jupiter der Komödie, nach dem Erwachen von einem längeren Schlummer die menschliche Rasse vom Übel zu befreien trachtete, warum sendete er dann diesen Geist von dem Du redest in eine Ecke der Welt? Er hätte ihn in ähnlicher Art und Weise in viele Leiber blasen sollen, und sie in alle Welt hinaus schicken. Der Komödiendichter hat nun, um im Theater Gelächter zu erzeugen, geschrieben, dass Jupiter nach seinem Erwachen den Merkur zu den Athenern und den Lakedaimoniern schickte; aber meinst Du nicht, dass Du Gottes Sohn noch lächerlicher gemacht hast indem Du ihn zu den Juden schicktest?“ (zitiert nach Origenes: Gegen Celsus, Buch 6. Eigene Übersetzung)
  18. Hemminger/Hemminger, Jenseits der Weltbilder, S. 80
  19. Aaron, der die Meuterei anführte wird dagegen geschont, und wird sogar zum Oberpriester. Anlass für einen der bekannt bissigen Kommentare von Voltaire:

    „le texte dit expressément que Dieu frappa le peuple pour le péché d'Aaron; et non seulement Aaron est épargné, mais il est fait ensuite grand-prêtre: ce n'est point là l'idée que nous avons de la justice ordinaire. Ce sont des profondeurs que nous devons adorer.“

    Voltaire: La bible enfin expliquée
  20. siehe Finkelstein, Silberman Keine Posaunen vor Jericho. Die Autoren nennen das dem Deuteronomium zugrundeliegende Original aus der Zeit Josias „eine ideologische und gleichzeitig theologische Komposition“.
  21. Siehe dazu z.B. C.G. Jung: Antwort auf Hiob, ISBN 3423351713.
  22. [http://www.berlinerdom.de/gemeinde/predigtsammlung/20030406b.htm
  23. John Leslie Mackie: Das Wunder des Theismus, ISBN 3150080754, Kapitel 11
  24. Außer im Matthäusevangelium findet man nirgends eine Bestätigung dieser Anordnung von Herodes, weswegen die Geschichte als Legende gilt.

    „Les critiques ne cessent de s' étonner que les autres évangélistes se taisent sur un fait si extraordinaire, sur une cruauté si inouïe, dont il n'est aucun exemple chez aucun peuple. Ils disent que plus ce massacre est affreux, plus les évangélistes en devraient parler. Ils ne conçoivent pas comment un prince, honoré du nom de grand, un roi favori d'Auguste, ait été assez imbécile pour croire, à soixante et dix ans, qu'il était né dans une étable un enfant de la populace, lequel était roi des juifs et qui allait le détrôner. Il ne paraît pas moins incroyable aux critiques, que cet Hérode ait été en même temps assez follement barbare pour faire tuer tous les enfants du pays. Cependant l'ancienne lithurgie grecque compte quatorze mille enfants d'égorgés. C'est beaucoup. Les critiques ajoutent que Flavien Joseph, historien qui entre dans tous les détails de la vie d'Hérode, [...] aurait parlé de cette aventure horrible, si elle avait été vraie, ou seulement vraisemblable.“

    Voltaire: La Bible enfin expliquée
    Deutsch: Die Kritiker wundern sich unaufhörlich wie die anderen Evangelisten stumm bleiben können bei einem solch außerordentlichen Faktum, einer solch unerhörten Grausamkeit, ohne Beispiel bei allen Völkern. Sie sagen je abscheulicher dieses Massaker ist, je eher müssten die Evangelisten davon berichten. Sie begreifen nicht, wie ein Fürst von großem Namen, ein Lieblingskönig des Augustus, so dumm sein konnte zu glauben, im Alter von 70 Jahren, dass in einem Stall ein Kind aus dem Volk geboren wurde der der König der Juden sei und ihn entthronen würde. Nicht weniger unglaublich scheint es den Kritikern, dass dieser Herodes zugleich so verrückt-barbarisch sein konnte, alle Kinder des Landes töten zu lassen. Jedoch zählt die alte griechische Lithurgie vierzehntausend niedergemetzelte Kinder. Das ist viel. Die Kritiker fügen hinzu, dass Flavius Josephus, ein Historiker der sich dem Leben des Herodes in allen Details widmet, ... von diesem schrecklichen Vorkommnis hätte reden müssen, wäre es wahr oder auch nur wahrscheinlich gewesen.
  25. Siehe z.B. dazu Wilhelm Schneemelcher Das Urchristentum, Kap. 3
  26. Nestle-Aland, Das Neue Testament Griechisch und Deutsch, S. 162, ISBN 3-438-05406-7 sowie ISBN 3-920609-32-8
  27. Die Unterschiede zwischen den Stammbäumen sind schon frühzeitig aufgefallen. Eusebius von Caesarea erwähnt in seiner Kirchengeschichte (Kap. I.7) den Brief eines Afrikanus, in dem dieser einen Erklärungsversuch unternimmt.
  28. Reimarus untersucht in seinem Werk Apologie oder Schutzschrift der vernünftigen Verehrer Gottes die verschiedenen Angaben über die Auferstehung in der Bibel und notiert zahlreiche Widersprüche und Probleme.
  29. Schon Celsus bemerkte: „Wäre Jesus wirklich auferstanden, so hätte er, wenn er doch eine wahrhaftig göttliche Kraft erscheinen lassen wollte, den Schmähern selbst und dem Verurteiler und überhaupt allen erscheinen müssen.“ und „Gestraft also zwar wurde er von allen gesehn, auferstanden aber von einem; das Gegenteil wäre am Platze gewesen, damit er die Frommen erleuchtet, der Sünder oder Bußfertigen aber sich erbarmt hätte. Wollte er verborgen bleiben, wozu wurde gehört die Stimme aus dem Himmel, die ihn als Sohn Gottes verkündigte?“
  30. Wilhelm Schneemelcher: Das Urchristentum, Seite 38ff
  31. Nietzsche: Der Antichrist, Kap. 42

Literatur

Bibelkritik

  • Franz Buggle: Denn sie wissen nicht, was sie glauben. Alibri, Aschaffenburg 2004, ISBN 3-932710-77-0
  • Israel Finkelstein, Neil Asher Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel. Beck, München 2002, ISBN 3-406-49321-1
  • Karlheinz Deschner: Abermals krähte der Hahn. Eine kritische Kirchengeschichte. 5. Aufl., btb, München 1996, ISBN 3-442-72025-7
  • Karlheinz Deschner: Der gefälschte Glaube. Eine kritische Betrachtung kirchlicher Lehren und ihrer historischen Hintergründe. Knesebeck, München 2004, ISBN 3-89660-228-4
  • Rudolf Augstein: JESUS Menschensohn. 3. Aufl., dtv, München 2003, ISBN 3-423-30822-2
  • Uta Ranke-Heinemann: Nein und Amen. Mein Abschied vom traditionellen Christentum. 4. Aufl., Heyne, München 2004, ISBN 3-453-21182-0
  • Norbert Rohde: Abschied von der Bibel. Books on Demand, Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-1577-0
  • Johannes Maria Lehner: Und die Bibel hat doch NICHT Recht. Historia, Ulm 2005
  • W. Stewart Ross: Jehova's gesammelte Werke. Eine kritische Untersuchung des jüdisch-christlichen Religionsgebäudes auf Grund der Bibelforschung. 2. revidierte Aufl., Verlag von Wolfgang Schaumburg, Zürich
  • Voltaire: La Bible enfin expliquée. (um 1776)
  • William Henry Burr: Self-Contradictions of the Bible. Prometheus Books, Amherst, ISBN 1-57392-233-1
  • C. Dennis McKinsey: The Encyclopedia of Biblical Errancy. Prometheus Books, Amherst 1995, ISBN 0-87975-926-7
  • Walter-Jörg Langbein: Lexikon der biblischen Irrtümer. Von A wie Auferstehung Christi bis Z wie Zeugen Jehovas. Langen/Müller, München 2003, ISBN 378442922X
  • Walter-Jörg Langbein: Lexikon der Irrtümer des Neuen Testaments. Langen/Müller, München 2004, ISBN 3784429750
  • Hartmut Krauss (Hrsg.): Das Testament des Abbé Meslier. Hintergrund Verlag, Osnabrück 2005, ISBN 3-00-015292-X

Verteidigungsschriften

Reaktionen auf Bibelkritik

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