„Nirwana“ – Versionsunterschied

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Version vom 4. März 2007, 22:49 Uhr

Nirvana (Sanskrit, n., निर्वाण, nirvāṇa; nis, nir = aus, vā = wehen) bzw. Nibbana (Pali, nibbāna) ist die Bezeichnung für das buddhistische Heilsziel, den Austritt aus Samsara, dem Kreislauf des Leidens, durch Erleuchtung. Das Wort bedeutet „Erlöschen“ (wörtlich „Ver-wehen“) und meint das Auslöschen aller an die Vorstellung vom Dasein bindenden Faktoren (Ich-Sucht, Gier, Anhaften usw.) - Verwandte Begriffe im Buddhismus sind „Leerheit“ (Skrt: Shunyata) sowie „Soheit(Tathata). Nirvana ist für Buddhisten auch die Befreiung von der Wiedergeburt (Reinkarnation).

Der Begriff ist schwer zu definieren und hat in der Rezeptionsgeschichte des Buddhismus im Westen zu Missverständnissen geführt. Insbesondere hat es dem Buddhismus zu Unrecht den Vorwurf eingebracht, es handele sich um eine nihilistische Lehre. Nirvana kann letztlich mit Worten nicht beschrieben werden, es kann nur erlebt und erfahren werden als Folge intensiver meditativer Schulung. Das Leben ist nach buddhistischer Ansicht einer Münze vergleichbar: die eine Seite ist Samsara (weltliche, relative Sicht), die andere ist Nirvana (überweltliche, absolute). Beide Seiten sind untrennbar miteinander verbunden.

Buddhas Lehre gründet auf zwei ‚Wahrheiten‘: Die Wahrheit, die sich auf die weltlichen Bedingungen und Vereinbarungen bezieht und die Wahrheit bezüglich der absoluten Frucht“

Nagarjuna: aus Marcel Geisser: Die Buddhas der Zukunft. Kösel 2003, S. 226, ISBN 3466366291.

In buddhistischer Sicht besteht das Nirvana nicht als Örtlichkeit. Es ist kein Himmel und keine greifbare Seligkeit in einem Jenseits. Nirvana ist ein Abschluss, kein Neubeginn in einer anderen Sphäre. Somit ist es ein Zustand der Zustandslosigkeit, in dem alle Vorstellungen und Wunschgebilde gleichsam überwunden und gestillt sind.

Methoden zur Erreichung des Nirvanas

Nirvana wird erreicht im Loslassen von allen an eine Welt haftenden Bedingungen (vgl. samsara). Folglich bedeutet Nirvana nicht etwas, das sich erst mit dem Tode einstellt, sondern kann – die entsprechende spirituelle Entwicklung vorausgesetzt – auch schon im Leben erreicht werden (Zustand des Arahat). Nirvana bedeutet auch nicht einen Zustand ewigen Glücks, denn alle Glückszustände sind in buddhistischer Sicht vergänglich wie alle Dinge dieser Welt. Das „Glück“ des Nirvana besteht gerade darin, dass es kein Glück verheißt. Nirvana ist gleichbedeutend mit innerer Ruhe und besteht im Freisein von aller Unruhe des Geistes, allen Wünschen und Denkvoraussetzungen. Nirvana wird auch beschrieben, als bildlos (animitta), Richtungslos (Apranihita) und Unterscheidungslos (Ekalakshana)

Durch intensive Betrachtung eines der drei Merkmale des Daseins („Unbeständigkeit, „Leidhaftigkeit“, „Leerheit“) durchläuft der Meditierende verschiedene Erkenntnisstufen (vipassana-nana). Die kontinuierliche neutrale Beobachtung aller Daseinsphänomene (Gefühle, Sinnesobjekte, Gedanken) führt zu einer allmählichen Loslösung und gipfelt in der sogenannten Erfahrung des maggaphala („Moment der Frucht“). Dieses Ereignis, das im Theravada als die eigentliche Erfahrung Nibbanas gilt, verändert den Meditierenden - führt zu einem „Bruch mit der Welt“. Die Eindringlichkeit und Stärke dieser Erfahrung macht auch den Grad der „Erlöstheit“ eines Menschen aus.

Über die Unmöglichkeit, Nirvana zu beschreiben

Nirvana ist das Versiegen aller Begierden, aber ganz anders, als man sie sich vorstellen kann und zu sagen wüsste. Nirvana fällt unter keinen bekannten oder ausdrückbaren Begriff, denn Erleuchtung und damit Nirvana sind nicht jedermanns Alltagserfahrung. Alle verständlichen sprachlichen Begriffe bilden sich aber durch die Kommunikation der Menschen über etwas, das jedem zugänglich ist.

Nirvana ist kein Gegenstand, sondern eine Erfahrung. Man kann sie, ähnlich wie z. B. Gefühle (Dankbarkeit, Trauer oder Wut) oder Wahrnehmungen (Wärme, Salzig oder Rot) nicht klar beschreiben, sondern nur erfahren. Das Äußerste ist, die Gegebenheiten zu beschreiben, bei denen man diesen (Gefühls-)Erfahrungen begegnet, um anderen eine Identifizierung des Begriffinhaltes zu ermöglichen. Erst wer einmal die Erfahrung gemacht hat, wird Analogien verstehen, die sie umschreiben oder ihre Intensität ausdrücken. Wer Nirvana erfahren hat, kann daher darüber nicht unmissverständlich (klar) zu jemandem sprechen, der diese Erfahrung noch nicht hat. Deshalb spricht er lieber nicht darüber, sondern lehrt Meditationstechniken, die helfen sollen, Nirvana zu erfahren.

Da nach Auskunft von Erleuchteten im Zustand des Nirvana erfahren wird, dass alles gegenständlich begriffliche Denken nur Täuschung ist, kann man nicht sagen, dass Nirvana aus Teilen zusammengesetzt ist oder vielfältige Eigenschaften und Teile wie ein Ding habe, auch nicht, dass Nirvana einen Raum wie ein Ding einnimmt oder zeitlich ist. Deshalb ist die Welt im Nirvana im Vergleich zur üblichen Wirklichkeit leer. Das bedeutet nicht, dass Nirvana völliges Nichts ist oder totale Leere, sondern dass man diese gegenstandslose, leidfreie Sicht nicht mit einzelnen Begriffen richtig beschreiben kann. Ferner, dass jede Benennung gegenüber dieser Realität viel mehr falsch als richtig, viel mehr unähnlich als ähnlich ist.

Was Nirvana nicht ist

Buddhisten legen großen Wert darauf, dass Nirvana nicht betrachtet wird als eine ins Riesige gesteigerte Freude oder als eine riesig gesteigerte Gemeinschaft oder Liebe. Nirvana ist auch kein Wesen, das so ähnlich wie Personen mit einem Verstand und Willen ausgestattet ist und handelt. Nirvana handelt nicht, denkt nicht und will nicht, sondern es ist einfach da als erfüllende Sicht der absoluten Wirklichkeit, als Erfahrung der alles beendenden vollkommenen Leerheit. Auch ist Nirvana kein Gott, der die Menschen vor Unglück bewahrt oder aus Lebensgefahren befreit, wenn man in Gebeten inständig darum bäte. Nirvana erschafft auch nicht die vielen Weltdinge, wie die Quelle einen Bach hervorbringt oder wie ein Künstler sein Kunstwerk erschafft. Man weiß nichts darüber, sagt der Buddha, wie das Entstehungsverhältnis von den Weltdingen ist. Möglicherweise ist es so, dass die Welt zeitlich immer dauert. Aber es ist nicht nützlich, darüber zu spekulieren, denn alles Sprechen trifft nicht das, was man im Nirvana-Erlebnis erfährt.

In psychisch-existentieller Hinsicht ist Nirvana das Verlöschen von falschen Wirklichkeitsvorstellungen, von Leidenschaften und Begierden, es ist die Aufhebung des „Durstes“: des Verlangens, etwas unbedingt haben zu wollen oder unbedingt von etwas frei sein zu wollen. Wenn ein Träumer erwacht, merkt er, dass er aus dem Traumbewusstsein hinausgetreten ist. Ebenso kann das als normal geltende Wachbewusstsein überwunden werden, so dass ein Erwachen auf einer höheren Ebene stattfindet, ein Erwachen in eine andere Wirklichkeit – in die absolute Wirklichkeit. Durch die Nirvana-Erfahrung weiß man, dass das, was man im Alltag als Realität erfährt, Maya (Schein) ist. Man ist dabei nicht mehr der, als den man sich selbst kennt, sondern in der Nirvana-Erfahrung ist das Ich verloschen (aufgehoben). Wer Erleuchtung erlangt und damit das Nirvana dauerhaft erfährt, sammelt kein Karma mehr an, wird nicht mehr geboren und geht im Tod vollständig ins Nirvana ein (Parinirvana).

Der Buddha lehrt, dass alles, was man vom Menschen als Person kennen kann, vergänglich ist. Wer endgültig ins Nirvana eingeht, kann in nichts mehr als Person wiedergefunden werden. Manche meinen, das vollständige Verlöschen des Ichs im Nirvana bedeute eine Auflösung und Vernichtung der Person, dies ist insofern nicht richtig, als die Annahme einer Person nur eine Täuschung und damit nie wirklich existent war. Der Körper stirbt daher auch nicht beim Eintritt ins Nirvana.

Stufen der Erlösung

Im Pali-Kanon, den Textquellen des Buddhismus, werden vier Stufen der „Erlöstheit“ eines Menschen unterschieden:

  1. die Stufe des Stromeintritts (pali: sotapatti)
  2. die Stufe der Einmalwiederkehr (pali: ekadagami)
  3. die Stufe der Nichtwiederkehr (pali: anagami)
  4. die Stufe der Arahatschaft (pali: arahatta)

Der Stromeingetretene, der Nibbana das erste Mal „erfährt“, wird durch seine De-Identifikation mit seiner Welt (dem „Anprasseln“ aller Sinneswahrnehmungen) befreit und soll höchstens sieben Mal wiedergeboren werden können, da der Prozess der Weltablösung von nun an sich „von selbst“ verstärkt. Innerhalb dieser restlichen sieben Wiedergeburten kann er laut scholastischer Definition nicht unterhalb der menschlichen Existenz wiederkehren.

Der Einmalwiederkehrer (der Nibbana ein zweites Mal tiefer erfährt) hat nur noch eine einzige Wiedergeburt in der Götter- oder Menschenwelt vor sich.

Der Nichtwiederkehrer wird ebenfalls nur noch ein weiteres Mal wiedergeboren - allerdings in einer bestimmten sehr feingestalteten Welt, dem Bereich der „Brahmas“.

Die Arahatschaft gilt als höchste Verwirklichung des Nirvana. Ein Arahat hat keine weitere Wiedergeburt vor sich. Obwohl er mit dem Körper noch im Leben steht, ist er innerlich „befreit“ und steht gleichsam „außerhalb“ der Welt. Im Pali-Kanon sind unzählige Gleichnisse überliefert, die den seltsamen „Zustand“ eines solchen Heiligen in Form von Bildern zu beschreiben versuchen (berühmt ist z. B. der Vergleich mit einem Lotusblatt: genauso, wie ein Tropfen Wasser, der ein Lotusblatt berührt, dieses zwar „trifft“ aber nicht daran hängen bleibt. Ebenso auch wird der Heilige zwar, solange sein Körper noch besteht, von allen Wahrnehmung „getroffen“, bleibt an diesen aber nicht „hängen“.

Parinirvana

Parinirvana (Skrt.), Parinibbana (Pali) meint das „vollständige Erlöschen“ und ist ein Synonym für Nirvana. Parinirvana wird vielfach gleichgesetzt mit dem nachtodlichen Nirvana Nirupadhishesha-Nirvana, kann aber auch das vortodliche Nirvana Sopadhishesha-Nirvana bezeichnen. In Mittelindien ist mit Parinirvana auch nur der Tod eines Mönches oder einer Nonne gemeint.