„Vichy-Muster“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
ergänzt und ein wenig aufgeräumt
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Greengingham.jpg|mini|Vichy-Muster als Karo in grün]]
[[Datei:Greengingham.jpg|mini|Vichy-Muster als Karo in grün]]
Unter dem Begriff '''Vichy-Muster''' (auch '''Bauernkaro''', [[Englische Sprache|engl.]] '''Gingham''') werden verschiedene, gewebte [[Rapport (Textil)|Textilmuster]] zusammengefasst. Typischerweise sind dies Farbstreifen, die sich mit gleich breiten Zwischenräumen abwechseln und auch gekreuzt überlagert sein können. Typische Farben sind [[rot]], [[blau]] und deren Pastelltöne auf weißem Grundgewebe. Anders- und mehrfarbige Dessins sind inzwischen ebenso üblich.
Unter dem Begriff '''Vichy-Muster''' oder '''Gingham-Muster''' (salopp auch "Bauern-Karo") werden verschiedene gewebte [[Rapport (Textil)|Textilmuster]] zusammengefasst.

== Aussehen ==
Ursprünglich verstand man unter einem Vichy- bzw. Gingham-Muster Farbstreifen, die sich mit gleich breiten Zwischenräumen abwechseln. Heute sind die genannten Bezeichnungen meist karierten Mustern vorbehalten, bei denen [[Kettfaden|Kett-]] und [[Schussfaden|Schussstreifen]] rechtwinklig miteinander gekreuzt werden. Es entsteht ein Dessin mit weißen, halbgefärbten und an den Kreuzungsstellen durchgefärbten Quadraten. Typische Farben sind [[rot]], [[blau]] und deren Pastelltöne auf weißem Grundgewebe. Anders- und mehrfarbige Dessins sind inzwischen ebenso üblich.
[[Datei:Le rustique 01 WikiCheese Lokal K.jpg|mini|Rotes Vichy-Karo als Muster im Lebensmittelbereich]]
[[Datei:Le rustique 01 WikiCheese Lokal K.jpg|mini|Rotes Vichy-Karo als Muster im Lebensmittelbereich]]
Das Gewebe entsteht am [[Webstuhl]] durch Wechsel von gleich breiten [[Kettfaden|Kett-]] und [[Schussfaden|Schussstreifen]]. Als einfaches, minimalistisches und kontrastreiches Muster wurde es ursprünglich für [[Bettwäsche]], [[Pyjama|Pyjamas]] etc. verwendet – u.&nbsp;a. beim [[Militär]]. In den 1950er Jahren wurde das Vichy-Muster in der Mode beliebt, insbesondere durch [[Brigitte Bardot]], die es erstmals 1953 auf dem Cover der Modezeitschrift [[Elle (Zeitschrift)|Elle]]<ref>''Elle'', <abbr>Nr.</abbr> 402, 17. August 1953.</ref> trug, und schließlich 1959 ein Hochzeitskleid im rosa Vichy-Muster.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://fromthebygone.wordpress.com/2016/09/10/brigitte-bardots-wedding-to-actor-jacques-charrier-1959/ |titel=Brigitte Bardot’s Wedding to Actor Jacques Charrier (1959) |werk=FROM THE BYGONE |datum=2016-09-10 |abruf=2021-03-02 |sprache=en}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Paris Match |url=https://www.parismatch.com/People/Cinema/Brigitte-Bardot-mariage-Jacques-Charrier-BB-140145 |titel=Brigitte Bardot dit oui pour la vie à Jacques Charrier |abruf=2021-03-02 |sprache=fr}}</ref> Heute verwenden mehrere französische Lebensmittelhersteller dieses Muster für ihre Verpackungen als Symbol für hochwertige industrielle Weiterverarbeitung (z. B. Le Rustique, Bonne Maman, Cochonou).


== Ursprung ==
== Ursprung ==
Im 17. Jahrhundert importierte [[Großbritannien]] gestreifte Stoffe aus [[Malaysia]] ([[Malaiische Sprache|mal.]] ''Genggang'' = "gestreift"). In Anlehnung daran stellten später Textilfabriken in [[Manchester]] Stoffe mit zwei rechtwinklig gekreuzten Streifenmustern her und nannten sie in Verballhornung des malayischen Namens als ''Gingham''. Eine alternative Theorie führt den Namen auf die [[Bretagne|bretonische]] Stadt ''Guingamp'' zurück<ref>{{Internetquelle |url=https://ginghampalace.com/pages/gingham-or-vichy |titel=Gingham oder Vichy? |werk=ginghampalace.com|datum=|sprache=de |abruf=2024-11-22}}</ref>.
Im 17. Jahrhundert importierte [[Großbritannien]] gestreifte Stoffe aus [[Malaysia]] ([[Malaiische Sprache|mal.]] ''Genggang'' = "gestreift"). In Anlehnung daran stellten später Textilfabriken in [[Manchester]] Stoffe mit karierten Streifenmustern her und nannten sie in Verballhornung des malayischen Namens ''Gingham''. Eine alternative Theorie führt den Namen auf die [[Bretagne|bretonische]] Stadt ''Guingamp'' zurück<ref>{{Internetquelle |url=https://ginghampalace.com/pages/gingham-or-vichy |titel=Gingham oder Vichy? |werk=ginghampalace.com|datum=|sprache=de |abruf=2024-11-22}}</ref>.


Baumwolltücher mit ähnlichem Muster wurden auch im französischen Kurort [[Vichy]] produziert. 1863 besuchte [[Napoleon III.|Kaiser Napoleon III]], der hier häufiger seinen Urlaub verbrachte, die Spinnerei Grivates in [[Cusset]]. [[Eugénie de Montijo|Kaiserin Eugenie]] gefiel das Muster und sie brachte es nach Paris, wo es unter dem Namen ''Vichy'' populär wurde. „Man muss sich in ‚Vichy‘ sehen lassen ... mit lila und weißen Streifen oder rosa und hellgelb.“<ref>Original: „Il fallait être vu en ‚vichy‘… à rayures lilas et blanc ou rose et jonquille.“</ref>
Baumwolltücher mit ähnlichem Muster wurden auch im französischen Kurort [[Vichy]] produziert. 1863 besuchte [[Napoleon III.|Kaiser Napoleon III]], der hier häufiger seinen Urlaub verbrachte, die Spinnerei Grivates in [[Cusset]]. [[Eugénie de Montijo|Kaiserin Eugenie]] gefiel das Muster und sie brachte es nach Paris, wo es unter dem Namen ''Vichy'' populär wurde. „Man muss sich in ‚Vichy‘ sehen lassen ... mit lila und weißen Streifen oder rosa und hellgelb.“<ref>Original: „Il fallait être vu en ‚vichy‘… à rayures lilas et blanc ou rose et jonquille.“</ref>
Zeile 11: Zeile 13:
Während sich in der [[Englische Sprache|englischsprachigen]] Welt die Bezeichnung ''Gingham'' durchgesetzt hat, spricht man in [[Französische Sprache|französischsprachigen]] Ländern meist von ''Vichy''. Im deutschsprachigen Raum werden die Begriffe synonym und nahezu gleichberechtigt verwendet.
Während sich in der [[Englische Sprache|englischsprachigen]] Welt die Bezeichnung ''Gingham'' durchgesetzt hat, spricht man in [[Französische Sprache|französischsprachigen]] Ländern meist von ''Vichy''. Im deutschsprachigen Raum werden die Begriffe synonym und nahezu gleichberechtigt verwendet.


== Vichy-Streifen ==
== Verwendung ==
Als einfaches, minimalistisches und kontrastreiches Muster wurde es ursprünglich für [[Bettwäsche|Bett-]] und [[Tischwäsche]], für [[Vorhang (Textilie)|Vorhänge]], [[Pyjama|Pyjamas]] etc. verwendet – u.&nbsp;a. beim [[Militär]]. Auch in der [[Tracht]]enmode spielt es eine gewisse Rolle ("Bauern-Karo"). In den 1950er Jahren wurde das Vichy-Muster auch in der gehobenen Mode beliebt, insbesondere durch [[Brigitte Bardot]], die es erstmals 1953 auf dem Cover der Modezeitschrift [[Elle (Zeitschrift)|Elle]]<ref>''Elle'', <abbr>Nr.</abbr> 402, 17. August 1953.</ref> trug, und schließlich 1959 ein Hochzeitskleid im rosa Vichy-Muster.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://fromthebygone.wordpress.com/2016/09/10/brigitte-bardots-wedding-to-actor-jacques-charrier-1959/ |titel=Brigitte Bardot’s Wedding to Actor Jacques Charrier (1959) |werk=FROM THE BYGONE |datum=2016-09-10 |abruf=2021-03-02 |sprache=en}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Paris Match |url=https://www.parismatch.com/People/Cinema/Brigitte-Bardot-mariage-Jacques-Charrier-BB-140145 |titel=Brigitte Bardot dit oui pour la vie à Jacques Charrier |abruf=2021-03-02 |sprache=fr}}</ref>. Mittlerweile ist das Muster in der gehobenen Freizeitmode ("Casual Wear") insbesondere bei Hemden und Blusen fest etabliert.
Es wechseln sich gleich breite Streifen in Grundfarbe und Zusatzfarbe ab. Senkrechte bzw. waagerechte Anordnung sind möglich. Solche Stoffe sind beispielsweise bei Herrenoberhemden beliebt. Mit gröberen Streifen wurde diese Stoffmusterung auch durch die [[Gestreifte KZ-Häftlingskleidung|Häftlingsbekleidung]] der Insassen von [[Konzentrationslager des Deutschen Reichs|KZ-Lagern]] im [[Drittes Reich|Dritten Reich]] bekannt.

Überdies verwenden mehrere französische Lebensmittelhersteller das Muster für ihre Verpackungen als Symbol für hochwertige industrielle Weiterverarbeitung (z. B. Le Rustique, Bonne Maman, Cochonou).


Das ursprüngliche Vichy-Muster wurde mit gröberen Streifen durch die [[Gestreifte KZ-Häftlingskleidung|Häftlingsbekleidung]] der Insassen von [[Konzentrationslager des Deutschen Reichs|KZ-Lagern]] im [[Drittes Reich|Dritten Reich]] bekannt.
== Vichy-Karo oder ''Bauernkaro'' ==
Hierbei werden [[Opazität|opake]] Streifen gekreuzt. Es entsteht ein kariertes Dessin mit weißen, halbgefärbten und an den Kreuzungsstellen durchgefärbten Quadraten.


Weitere Variationen sind möglich.
<gallery>
<gallery>
Bild:VichyStreifen.png|Vichy-Streifen in Blau
Bild:VichyStreifen.png|Vichy-Streifen in Blau

Version vom 22. November 2024, 18:05 Uhr

Vichy-Muster als Karo in grün

Unter dem Begriff Vichy-Muster oder Gingham-Muster (salopp auch "Bauern-Karo") werden verschiedene gewebte Textilmuster zusammengefasst.

Aussehen

Ursprünglich verstand man unter einem Vichy- bzw. Gingham-Muster Farbstreifen, die sich mit gleich breiten Zwischenräumen abwechseln. Heute sind die genannten Bezeichnungen meist karierten Mustern vorbehalten, bei denen Kett- und Schussstreifen rechtwinklig miteinander gekreuzt werden. Es entsteht ein Dessin mit weißen, halbgefärbten und an den Kreuzungsstellen durchgefärbten Quadraten. Typische Farben sind rot, blau und deren Pastelltöne auf weißem Grundgewebe. Anders- und mehrfarbige Dessins sind inzwischen ebenso üblich.

Rotes Vichy-Karo als Muster im Lebensmittelbereich

Ursprung

Im 17. Jahrhundert importierte Großbritannien gestreifte Stoffe aus Malaysia (mal. Genggang = "gestreift"). In Anlehnung daran stellten später Textilfabriken in Manchester Stoffe mit karierten Streifenmustern her und nannten sie in Verballhornung des malayischen Namens Gingham. Eine alternative Theorie führt den Namen auf die bretonische Stadt Guingamp zurück[1].

Baumwolltücher mit ähnlichem Muster wurden auch im französischen Kurort Vichy produziert. 1863 besuchte Kaiser Napoleon III, der hier häufiger seinen Urlaub verbrachte, die Spinnerei Grivates in Cusset. Kaiserin Eugenie gefiel das Muster und sie brachte es nach Paris, wo es unter dem Namen Vichy populär wurde. „Man muss sich in ‚Vichy‘ sehen lassen ... mit lila und weißen Streifen oder rosa und hellgelb.“[2]

Während sich in der englischsprachigen Welt die Bezeichnung Gingham durchgesetzt hat, spricht man in französischsprachigen Ländern meist von Vichy. Im deutschsprachigen Raum werden die Begriffe synonym und nahezu gleichberechtigt verwendet.

Verwendung

Als einfaches, minimalistisches und kontrastreiches Muster wurde es ursprünglich für Bett- und Tischwäsche, für Vorhänge, Pyjamas etc. verwendet – u. a. beim Militär. Auch in der Trachtenmode spielt es eine gewisse Rolle ("Bauern-Karo"). In den 1950er Jahren wurde das Vichy-Muster auch in der gehobenen Mode beliebt, insbesondere durch Brigitte Bardot, die es erstmals 1953 auf dem Cover der Modezeitschrift Elle[3] trug, und schließlich 1959 ein Hochzeitskleid im rosa Vichy-Muster.[4][5]. Mittlerweile ist das Muster in der gehobenen Freizeitmode ("Casual Wear") insbesondere bei Hemden und Blusen fest etabliert.

Überdies verwenden mehrere französische Lebensmittelhersteller das Muster für ihre Verpackungen als Symbol für hochwertige industrielle Weiterverarbeitung (z. B. Le Rustique, Bonne Maman, Cochonou).

Das ursprüngliche Vichy-Muster wurde mit gröberen Streifen durch die Häftlingsbekleidung der Insassen von KZ-Lagern im Dritten Reich bekannt.

Commons: Vichy-Muster – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gingham oder Vichy? In: ginghampalace.com. Abgerufen am 22. November 2024.
  2. Original: „Il fallait être vu en ‚vichy‘… à rayures lilas et blanc ou rose et jonquille.“
  3. Elle, Nr. 402, 17. August 1953.
  4. Brigitte Bardot’s Wedding to Actor Jacques Charrier (1959). In: FROM THE BYGONE. 10. September 2016, abgerufen am 2. März 2021 (englisch).
  5. Paris Match: Brigitte Bardot dit oui pour la vie à Jacques Charrier. Abgerufen am 2. März 2021 (französisch).