„Christian Wilhelm Griebenow“ – Versionsunterschied

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Version vom 27. Dezember 2023, 13:17 Uhr

Christian Wilhelm Griebenow

Christian Wilhelm Griebenow (* 15. Dezember 1784 in Prenzlau; † 14. April 1865 in Berlin) war ein Oberamtmann, Besitzer der Standesherrschaft Leuthen sowie ein bedeutender Kolonisator und Bodenspekulant im Norden Berlins. Große Flächen der heutigen Berliner Ortsteile Mitte, Prenzlauer Berg und Wedding waren im frühen 19. Jahrhundert in seinem Besitz.

Familie

Geboren wurde Griebenow in einfachen Verhältnissen als Sohn eines Ackerbürgers in Prenzlau. Mit 15 Jahren erlernte er den Beruf des Büchsenmachers. 1814 heiratete er in Berlin die 16-jährige Henriette Zernickow, die Tochter eines wohlhabenden Berliner Ackerbürgers. Sie hatten ein gemeinsames Kind, Amalie. Als Henriette 1852 in Berlin starb, lebte Griebenow in seinem erworbenen Gut in Groß Leuthen in der Niederlausitz. Dort zeugte er mit seiner späteren zweiten Ehefrau Caroline Kleber zwischen 1848 und 1860 insgesamt fünf Kinder. Griebenow versuchte in Groß Leuthen vergeblich, die Ehrenrechte als Standesherr und damit einen erblichen Adelstitel zu erlangen. Er kehrte nach Berlin zurück, wo er in der Schönhauser Allee Ecke Torstraße mehrere Häuser besaß.[1] Auf der Ecke Charlottenstraße/Schützenstraße war der „Rittergutsbesitzer Griebenow“ Erbauer und Eigentümer „eines wahren Palastes“, wegen dessen er 1862 einen Prozess vor Gericht führen musste, da beim Bau angeblich Grenzverletzungen zu den Nachbargrundstücken geschehen waren.[2] Griebenow starb 1865. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof I der Georgen-Parochialgemeinde an der Greifswalder Straße in Berlin.[3]

Nachkommen

Zu seinen Kindern gehörte Ferdinand Griebenow (1848–1910), Erbauer des Neuen Schlosses in Wansdorf und Ehrenbürger von Vetschau.[4] Ferdinand Griebenow heiratete 1873[5] Selma Blütchen (1851–1942) aus der angesehenen Vetschauer Weberfamilie Blütchen, die bereits 1860 die erste maschinell betriebene Weberei der Stadt gründete,[6] war königlicher Hofrat sowie Rittergutsbesitzer.[7] Seine Tochter Marie, eine Enkelin Griebenows, heiratete den Botaniker Paul Taubert (1862–1897), einen Schüler von Ignatz Urban, kurz vor der gemeinsamen Abreise nach Brasilien, wo Taubert mit 34 Jahren verstarb.[8]

Christian Wilhelm Griebenows Tochter Dorothea Wilhelmine Amalie Griebenow (1824–1888) heiratete 1846 Wilhelm Freiherr von Gärtner (1819–1894). Der sächsische König Johann erteilte Griebenows Schwiegersohn Wilhelm Freiherr von Gärtner am 10. November 1858 die Erlaubnis, dass er und seine Nachkommen sich Freiherr bzw. Freiin (Ehefrauen entsprechend Freifrau) von Gärtner-Griebenow schreiben dürfen. Zu seinen Enkeln zählt der deutsche Generalkonsul in Teheran Günther von Gaertner-Griebenow (1856–1898). Griebenows Enkelin, Günthers Schwester Hertha Freiin von Gärtner-Griebenow (1853–1892), heiratete 1873 den Grafen Curt von Seckendorff (1840–1895), königlich preußischen Kammerherrn, kaiserlich deutschen Legationsrat, Ehrenritter des Johanniterordens, einen Sohn des Diplomaten Graf Theodor Franz Christian von Seckendorff.[9][10] Ihre gemeinsame Ahnentafel wurde 1887 im Herold zu Berlin veröffentlicht.[11] Tochter Anne Pauline Griebenow heiratete 1868 Hans-Hermann Freiherr von Rüxleben, als Mitgift finanzierten die Griebenows den Bau des Schlosses Biesdorf.[12]

Militärdienst

Ab 1800 arbeitete Griebenow zunächst in Waffenfabriken in Potsdam und Berlin, gefolgt von verschiedenen Anstellungen beim Militär. Als preußischer Soldat kämpfte er unter Ferdinand von Schill bei der Belagerung Kolbergs 1807 und nahm während der Befreiungskriege 1813 an der Völkerschlacht bei Leipzig teil. Bei der Schlacht bei Paris 1814 eroberte sein Bataillon unter Oberst Alvensleben das Stadttor Barrière Saint Martin.[13] Griebenow profitierte bis ins hohe Alter von seinem Ruf als Held der Befreiungskriege.[14] Aufgrund seiner militärischen Verdienste wurde er 1857 Ehrenbürger von Kolberg.[15]

Bürgerliche Karriere

Terraingeschäfte im wachsenden Berlin

Nach seiner Rückkehr aus Paris begann er 1815 in Berlin, das Erbe seiner Frau zu verwalten, darunter 300 Morgen Land (gut 76 Hektar) am alten Artillerie-Schießplatz auf dem Wedding, heute westlich des Louise-Schroeder-Platzes. Er machte das Land urbar, teilte es in viele kleine Flurstücke und veräußerte es gewinnbringend an Kolonisten.[16]

„[...] ich hatte von Paris das Bild einer großen Stadt mit mir herüber gebracht, schmeichelte mir, zur Vergrößerung Berlins [...] etwas beitragen zu können.“

Wilhelm Griebenow: Wilhelm Griebenow’s Erlebnisse. Von ihm selbst geschrieben. Berlin, 1864. S. 164.

Ähnlich verfuhr Griebenow, als er 1823 das große, heruntergewirtschaftete Vorwerk Niederschönhausen erwarb, das sich zu beiden Seiten der Schönhauser Allee erstreckte. 1825 verkaufte er eine große Parzelle an das preußische Militär, das dort einen Exerzierplatz anlegte, den heutigen Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. Um Bauland zu erschließen und aufzuwerten, legte er mehrere Straßen an, darunter den westlichen Teil der heutigen Eberswalder Straße am Mauerpark. Als Kreuzung mit der Schönhauser Allee pflanzte er 1826 zwei Alleen und benannte sie nach den Baumarten Kastanienallee und Pappelallee.[17] 1842 verschenkte er in der Pappelallee eine Parzelle an die Deutsch-Katholische Gemeinde, die hier eine Begräbnisstätte anlegte, den heutigen Friedhofspark Pappelallee. Griebenow galt zu dieser Zeit als einer der reichsten Immobilienbesitzer Berlins.[18]

Nach seinem Tod führte seine Witwe Caroline die Geschäfte fort. 1866 schenkte sie dem Magistrat ein Grundstück für den Bau der Zionskirche.[19] Sie gab ferner unentgeltlich ein Grundstück für den Bau des Predigerhauses des Zionskirche ab, als Gegenleistung wurde per Kabinettsorder die dortige Straße am 8. September 1866 als Griebenowstraße benannt.[20] 1874 ließ sie den südlichen Teil der Wolliner Straße anlegen,[21] und 1887 stiftete sie der Gemeinde das Bauland für die Gethsemanekirche an der Stargarder Straße.[22]

Kauf von Gütern im Spreewald

Seine Erfolge bei den Grundstücksgeschäften ermöglichten es Griebenow, mehrere große Güter zu kaufen. 1840 erwarb er das Gut Leibchel im Spreewald, das er 1852 seiner Tochter Amalie vermachte.[23] 1841 kaufte er einen benachbarten großen Güterkomplex, die sogenannte Standesherrschaft Leuthen für 152.000 Taler. Als Standesherr in der Niederlausitz hätte Griebenow eine Reihe von Privilegien genossen, darunter einen erblichen Sitz in der Ersten Kammer des Preußischen Landtages in Berlin. Als Nichtadligem wurden ihm diese Privilegien jedoch verweigert, so dass Griebenow das Gut Leuthen 1855 wieder verkaufte.[24]

Schriften

  • Wilhelm Griebenow’s Erlebnisse. Von ihm selbst geschrieben. Selbstverlag des Verfassers, Berlin, 1864. 284 Seiten. zlb.de

Literatur

  • Hermann Aurich: Vom Büchsenmacher zum Millionär. Bei: maerkische-landsitze.de
  • Dieter Hertz-Eichenrode: Herr Griebenow auf Groß Leuthen. In: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte Nr. 58, 2007. S. 114–136.
  • Bernd Wähner: Christian Wilhelm Griebenow legte den Grundstein für Prenzlauer Berg. In: Berliner Woche, 17. April 2015.

Einzelnachweise

  1. Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger nebst Adreß- und Geschäftshandbuch für Berlin. Berlin, 1864. S. 170.
  2. Berliner Gerichts Zeitung. Zeitschrift für Criminal-, Polizei- und Civil Gerichtspflege des In- und Auslandes, Band 10, Berlin 1862, S. 314 f.
  3. Hermann Aurich: Vom Büchsenmacher zum Millionär. Bei: maerkische-landsitze.de
  4. Stadt Vetschau/Spreewald: Ferdinand Griebenow. Vetschau.de
  5. Angelina Kowalczyk: Auf herrschaftlichen Wegen gewandelt, Teil 2, Norderstedt 2021, S. 187.
  6. Persönlichkeiten der Stadt Vetschau: Selma Griebenow, geborene Blütchen (Abgerufen am 22. Dezember 2023.)
  7. Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin, Berlin 1908, S. 113.
  8. Verhandlungen des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg, Band 39, Berlin 1897, S. LXVI. Berichte der Deutschen Botanischen GesellschaftBand 15, 1898, S. 38.
  9. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser, Band 45, Gotha 1895, S. 271.
  10. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der deutschen gräflichen Häuser, Gotha 1881, S. 848. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser. Teil A, Band 115, Gotha 1942, S. 521.
  11. Der deutsche Herold Zeitschrift für Wappen-, Siegel- und Familienkunde, Band 18, Berlin 1887, S. 14 f. und Beilage.
  12. Freunde Schloss Biesdorf e. V.: Die freiherrlichen Bewohner des Schlosses Biesdorf.freunde-schloss-biesdorf.de
  13. Wilhelm Griebenow: Wilhelm Griebenow’s Erlebnisse. Von ihm selbst geschrieben. Selbstverlag des Verfassers, Berlin, 1864. S. 155.
  14. Bernd Wähner: Christian Wilhelm Griebenow legte den Grundstein für Prenzlauer Berg. In: Berliner Woche, 17. April 2015.
  15. Kolberger Lande e.V.: Namensregister Kolberg-Körliner Kreis. kolberg-koerlin.de
  16. Wilhelm Griebenow: Wilhelm Griebenow’s Erlebnisse. Von ihm selbst geschrieben. Selbstverlag des Verfassers, Berlin, 1864. S. 163–165.
  17. Wilhelm Griebenow: Wilhelm Griebenow’s Erlebnisse. Von ihm selbst geschrieben. Selbstverlag des Verfassers, Berlin, 1864. S. 170–171.
  18. Freunde Schloss Biesdorf e. V.: Die freiherrlichen Bewohner des Schlosses Biesdorf.freunde-schloss-biesdorf.de
  19. Förderverein Zionskirche Berlin: Geschichte. zionskirche-berlin.de
  20. Hermann Vogt: Die Strassen-Namen Berlins. Verlag des Vereins für die Geschichte Berlins, Berlin, 1885. S. 31.
  21. Communal-Blatt der Haupt- und Residenz-Stadt Berlin vom 4. Januar 1874, S. 18–19. zlb.de
  22. Bezirksamt Pankow von Berlin: Gethsemanekirche. Touristisches Wegeleitsystem, Berlin, 2005. berlin.de
  23. Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nieder-Lausitz. Dritter Band. Verlag Adolph Müller, Brandenburg, 1856. S. 672.
  24. Hermann Aurich: Vom Büchsenmacher zum Millionär. Bei: maerkische-landsitze.de