„Werner Maihofer“ – Versionsunterschied
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Seit 1969 war Maihofer Mitglied der FDP. Als Vorsitzender der FDP-Programmkommission ab 1970 war er einer der Väter der [[Freiburger Thesen]]. Von 1970 bis 1978 war er außerdem Mitglied im Präsidium der FDP. Maihofer war Mitglied der Programmkommission der FDP von 1994 bis 1996 und prägte das [[Wiesbadener Grundsätze|Wiesbadener Programm]], das zweite Grundsatzprogramm der Partei |
Seit 1969 war Maihofer Mitglied der FDP. Als Vorsitzender der FDP-Programmkommission ab 1970 war er einer der Väter der [[Freiburger Thesen]]. Von 1970 bis 1978 war er außerdem Mitglied im Präsidium der FDP. Maihofer war Mitglied der Programmkommission der FDP von 1994 bis 1996 und prägte das [[Wiesbadener Grundsätze|Wiesbadener Programm]], das zweite Grundsatzprogramm der Partei. Unmittelbar nach der [[Bundestagswahl 1972]] war Werner Maihofer Mitglied des [[Deutscher Bundestag|Deutschen Bundestages]]. |
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Er wurde am 15. Dezember 1972 als [[Bundesminister für besondere Aufgaben]] in die von [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzler]] [[Willy Brandt]] geführte [[Bundesregierung (Deutschland)|Bundesregierung]] berufen. Nach dem Rücktritt Brandts trat er am 16. Mai 1974 in die von [[Helmut Schmidt]] geleitete Bundesregierung als Bundesminister des Innern ein; der bisherige Innenminister [[Hans-Dietrich Genscher]] wechselte an die Spitze des [[Auswärtiges Amt|Auswärtigen Amtes]]. Anfänglich war es nicht einfach für Werner Maihofer, aus dem Schatten seines Vorgängers herauszutreten. Doch auch nach der Bundestagswahl 1976 behielt er das Amt inne. Seine Amtszeit war überschattet von den Terroraktivitäten der Gruppe [[Rote Armee Fraktion]] (RAF). Das betraf vor allem die Mordanschläge auf den Generalbundesanwalt [[Siegfried Buback]] (1920–1977) am 7. April 1977, den Bankier [[Jürgen Ponto]] (1923–1977) am 30. Juli 1977 und den Arbeitgeberpräsident [[Hanns Martin Schleyer]] (1915–1977) am 18. Oktober 1977. Darüber hinaus war er im Zuge der Fahndung nach den Mördern in die [[Lauschaffäre Traube]] und weitere illegale Aktivitäten des [[Bundesamt für Verfassungsschutz|Bundesverfassungsschutzes]] verwickelt.<ref>{{Cite journal |
Er wurde am 15. Dezember 1972 als [[Bundesminister für besondere Aufgaben]] in die von [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzler]] [[Willy Brandt]] geführte [[Bundesregierung (Deutschland)|Bundesregierung]] berufen. Nach dem Rücktritt Brandts trat er am 16. Mai 1974 in die von [[Helmut Schmidt]] geleitete Bundesregierung als Bundesminister des Innern ein; der bisherige Innenminister [[Hans-Dietrich Genscher]] wechselte an die Spitze des [[Auswärtiges Amt|Auswärtigen Amtes]]. Anfänglich war es nicht einfach für Werner Maihofer, aus dem Schatten seines Vorgängers herauszutreten. Doch auch nach der Bundestagswahl 1976 behielt er das Amt inne. Seine Amtszeit war überschattet von den Terroraktivitäten der Gruppe [[Rote Armee Fraktion]] (RAF). Das betraf vor allem die Mordanschläge auf den Generalbundesanwalt [[Siegfried Buback]] (1920–1977) am 7. April 1977, den Bankier [[Jürgen Ponto]] (1923–1977) am 30. Juli 1977 und den Arbeitgeberpräsident [[Hanns Martin Schleyer]] (1915–1977) am 18. Oktober 1977. Darüber hinaus war er im Zuge der Fahndung nach den Mördern in die [[Lauschaffäre Traube]] und weitere illegale Aktivitäten des [[Bundesamt für Verfassungsschutz|Bundesverfassungsschutzes]] verwickelt.<ref>{{Cite journal |
Version vom 28. Juni 2021, 13:00 Uhr
Werner Maihofer (* 20. Oktober 1918 in Konstanz; † 6. Oktober 2009[1] in Bad Homburg vor der Höhe) war ein deutscher Rechtswissenschaftler, insbesondere auf den Gebieten des Strafrechts und der Rechtsphilosophie, sowie Politiker (FDP). Er war von 1972 bis 1974 Bundesminister für besondere Aufgaben und von 1974 bis 1978 Bundesminister des Innern.
Leben
Werner Maihofer wurde als Sohn des Verwaltungsdirektors eines Konstanzer Klinikums geboren. Seine Schulausbildung durchlief er in Konstanz und wechselte hier von der Volksschule an die Konstanzer Graf Zeppelin Oberrealschule. In seiner Jugend war Maihofer Eiskunstläufer, 1936 gehörte er dem olympischen Kader an.[2] Nach dem Abitur an der damaligen Graf Zeppelin-Oberrealschule, dem heutigen Konstanzer Alexander-von-Humboldt-Gymnasium, leistete er 1937 seinen Reichsarbeits- und Wehrdienst ab und nahm dann bis 1945 als Soldat (zuletzt Oberleutnant) am Zweiten Weltkrieg teil.
Von 1946 bis 1950 absolvierte Werner Maihofer, ab 1948 gefördert von der Studienstiftung des deutschen Volkes, ein Studium der Rechtswissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und wurde 1950 bei Adolf Schönke (Zweitreferent: Erik Wolf) in Freiburg i. Br. mit der Arbeit Der Handlungsbegriff im Verbrechenssystem zum Dr. jur. promoviert. 1953 habilitierte er sich mit der Schrift Recht und Sein bei Erik Wolf und Fritz von Hippel und wurde 1955 zum Professor in Saarbrücken berufen.
Lehre
Von 1955 bis 1969 hatte Werner Maihofer als ordentlicher Professor den Lehrstuhl für Rechts- und Sozialphilosophie, Strafrecht und Strafprozessrecht an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken inne. In dieser Zeit leitete er auch das Institut für Rechts- und Sozialphilosophie an der Universität. Er war mitbeteiligt an der Gründung eines Arbeitskreises, der Alternativen zu den bisherigen Schritten der Reform des Strafrechtes für den Strafrechtsausschuss entwickelte. Daneben arbeitete er an einer Reform zum Hochschulgesetz als Initiativentwurf der FDP/DPS mit. Von 1967 bis 1969 amtierte er als Rektor der Universität des Saarlandes. 1970 nahm er den Ruf der Universität Bielefeld auf den Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtssoziologie, Rechtstheorie, Rechts- und Sozialphilosophie an. Neben seinem Lehramt war er Direktor des Zentrums für Interdisziplinäre Forschung.
Nachdem er seine politischen Ämter niedergelegt hatte, kehrte Werner Maihofer im Oktober 1978 an den Lehrstuhl der Universität Bielefeld zurück. Von 1980 bis 1982 war er Präsident der Studienstiftung des deutschen Volkes, danach von 1982 bis 1988 Präsident des Europäischen Hochschulinstituts in San Domenico di Fiesole (bei Florenz, Italien). An der Universität Konstanz hatte er darüber hinaus eine Honorarprofessur inne.[3] Er war zeitweilig Mitglied im Kuratorium der Wolf-Erich-Kellner-Gedächtnisstiftung. Von 1973 bis 1996 war er Mitglied, zeitweise stellvertretender Vorsitzender, des Kuratoriums der Friedrich-Naumann-Stiftung. Von 1971 bis 1981 war er im Auftrag der Stiftung als einer der Herausgeber der Zeitschrift liberal tätig.
Politik
Seit 1969 war Maihofer Mitglied der FDP. Als Vorsitzender der FDP-Programmkommission ab 1970 war er einer der Väter der Freiburger Thesen. Von 1970 bis 1978 war er außerdem Mitglied im Präsidium der FDP. Maihofer war Mitglied der Programmkommission der FDP von 1994 bis 1996 und prägte das Wiesbadener Programm, das zweite Grundsatzprogramm der Partei. Unmittelbar nach der Bundestagswahl 1972 war Werner Maihofer Mitglied des Deutschen Bundestages.
Er wurde am 15. Dezember 1972 als Bundesminister für besondere Aufgaben in die von Bundeskanzler Willy Brandt geführte Bundesregierung berufen. Nach dem Rücktritt Brandts trat er am 16. Mai 1974 in die von Helmut Schmidt geleitete Bundesregierung als Bundesminister des Innern ein; der bisherige Innenminister Hans-Dietrich Genscher wechselte an die Spitze des Auswärtigen Amtes. Anfänglich war es nicht einfach für Werner Maihofer, aus dem Schatten seines Vorgängers herauszutreten. Doch auch nach der Bundestagswahl 1976 behielt er das Amt inne. Seine Amtszeit war überschattet von den Terroraktivitäten der Gruppe Rote Armee Fraktion (RAF). Das betraf vor allem die Mordanschläge auf den Generalbundesanwalt Siegfried Buback (1920–1977) am 7. April 1977, den Bankier Jürgen Ponto (1923–1977) am 30. Juli 1977 und den Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer (1915–1977) am 18. Oktober 1977. Darüber hinaus war er im Zuge der Fahndung nach den Mördern in die Lauschaffäre Traube und weitere illegale Aktivitäten des Bundesverfassungsschutzes verwickelt.[4] Als diese Rechtswidrigkeiten in der Öffentlichkeit bekannt wurden, geriet er unter heftigen Beschuss und verlor außerdem den Rückenhalt seiner Partei, da er diese Praktiken gebilligt hatte. Am 6. Juni 1978 trat er von seinem Amt zurück. Dabei wies er auf seine Verantwortung für eine Fahndungspanne bei der Entführung von Hanns Martin Schleyer im so genannten Deutschen Herbst 1977 hin. Er kandidierte nicht wieder für den Bundestag. In seiner Amtszeit als Minister gehörte er drei Kabinetten (Brandt II, Schmidt I und Schmidt II) an.[5]
Familie
Im Jahre 1942 heiratete er Margrit Schiele. Aus der Ehe gingen fünf Töchter hervor. Seine Tochter Andrea Maihofer war Professorin für Geschlechterforschung an der Universität Basel. In den letzten Lebensjahren wohnte er in Bad Homburg vor der Höhe und später in Überlingen am Bodensee. Er war Musikliebhaber und spielte Geige und Bratsche.
Am 6. Oktober 2009 verstarb er in Bad Homburg und wurde auf dem Waldfriedhof in Bad Homburg bestattet.
Auszeichnungen
- 1975 Großes Bundesverdienstkreuz
- 1977 Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband
- 1988 Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik
- 1989 Ehrensenator der Universität Bielefeld[6]
- 2009 Ehrendoktorwürde der Universität Bielefeld, Fakultät für Rechtswissenschaft (Verleihung posthum)[6]
Veröffentlichungen
- Vom Sinn menschlicher Ordnung, 1956.
- Naturrecht als Existenzrecht, 1963.
- (Hrsg.): Naturrecht oder Rechtspositivismus, 1966.
- Rechtsstaat und menschliche Würde, 1968.
- Ideologie und Recht, 1969.
- (Hrsg.): Begriff und Wesen des Rechts, 1971.
- (Hrsg.): Rechtstheorie, Vorstudie zu Grundlagendiskussion, 1971.
- (mit Karl-Hermann Flach und Walter Scheel): Die Freiburger Thesen der Liberalen. Rowohlt, Reinbek 1972, ISBN 3-499-11545-X.
- Liberales Selbstverständnis heute. In: Politik und Kultur. Heft 3/1976, S. 3 ff. ISSN 0340-5869.
- Hrsg. mit Dieter Grimm: Gesetzgebungstheorie und Rechtspolitik, Westdeutscher Verlag, Opladen 1988, ISBN 3-531-12012-3.
- Hrsg. mit Gerhard Sprenger: Praktische Vernunft und Theorien der Gerechtigkeit. Göttingen, 18. bis 24. August 1991, Steiner, Stuttgart 1992, ISBN 3-515-06085-5.
Literatur
- Hans Günter Hockerts: Vom Ethos und Pathos der Freiheit – Werner Maihofer (1918–2009). In: Bastian Hein, Manfred Kittel und Horst Möller (Hrsg.): Gesichter der Demokratie. Porträts zur deutschen Zeitgeschichte, Oldenbourg, München 2012, ISBN 978-3-486-71512-5, S. 245–268.
- Arthur Kaufmann (Hrsg.): Rechtsstaat und Menschenwürde. Festschrift für Werner Maihofer zum 70. Geburtstag, Klostermann, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-465-01849-4.
- Stephan Kirste, Gerhard Sprenger (Hrsg.): Menschliche Existenz und Würde im Rechtsstaat. Ergebnisse eines Kolloquiums für und mit Werner Maihofer aus Anlass seines 90. Geburtstages. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-8305-1827-3, mit einem Schriftenverzeichnis (S. 181–191) und Anmerkungen von Werner Maihofer.
- Gunther Hermann Schäfer: Die Rechtsontologie Werner Maihofers. Möglichkeiten und Grenzen einer Rechtsphilosophie im Anschluß an Martin Heidegger, Tübingen 2004.
- Frauke Nicola Schulz: Werner Maihofer – im Zweifel für die Freiheit. In: Robert Lorenz, Matthias Micus: Seiteneinsteiger. Unkonventionelle Politiker-Karrieren in der Parteiendemokratie. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-531-16483-0, S. 61–80, doi:10.1007/978-3-531-91569-2_3.
- Frauke Nicola Schulz: „Im Zweifel für die Freiheit“. Aufstieg und Fall des Seiteneinsteigers Werner Maihofer in der FDP (= Göttinger junge Forschung. Bd. 7). Stuttgart 2011, ISBN 978-3-8382-0111-5.
- Klaus Weber: Der Linksliberalismus in der Bundesrepublik um 1969. Konjunktur und Profile, Peter Lang, Frankfurt a. M. 2012, ISBN 978-3-631-63940-5.
Weblinks
- Literatur von und über Werner Maihofer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Maihofer Werner in der Datenbank Saarland Biografien
- Dossier zu Werner Maihofer von Spiegel Online
Einzelnachweise
- ↑ IDW: Alt-Rektor der Universität des Saarlandes Professor Werner Maihofer verstorben, Meldung vom 20. Oktober 2009, abgerufen am 22. Oktober 2009.
- ↑ Klaus Weber: Der Linksliberalismus in der Bundesrepublik um 1969. Konjunktur und Profile, Peter Lang, Frankfurt a. M. 2012, S. 40.
- ↑ Die nachstehende Seite ist nicht mehr abrufbar, festgestellt im Format invalid. (Suche in Webarchiven.) Dieter Löffler: Der Liberale vom Bodensee.
- ↑ James G. Carr: Wiretapping in West Germany. In: The American Journal of Comparative Law. 29. Jahrgang, Nr. 4, 1981, ISSN 0002-919X, S. 607–645, S. 621.
- ↑ Biografie über Werner Maierhofer, Munzinger-Archiv; in: https://www.munzinger.de/document00000013079.
- ↑ a b Trauer um Ehrensenator Professor em. Dr. Dr. h.c. Werner Maihofer, Pressemitteilung der Universität Bielefeld vom 20. Oktober 2009, abgerufen am 22. Oktober 2009.
Personendaten | |
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NAME | Maihofer, Werner |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Rechtswissenschaftler und Politiker (FDP), MdB |
GEBURTSDATUM | 20. Oktober 1918 |
GEBURTSORT | Konstanz |
STERBEDATUM | 6. Oktober 2009 |
STERBEORT | Bad Homburg vor der Höhe |
- Innenminister (Bundesrepublik Deutschland)
- Bundesminister für besondere Aufgaben (Deutschland)
- Bundestagsabgeordneter (Nordrhein-Westfalen)
- FDP-Mitglied
- Rechtsphilosoph
- Rechtswissenschaftler (20. Jahrhundert)
- Rektor (Universität des Saarlandes)
- Hochschullehrer (Universität Bielefeld)
- Hochschullehrer (Universität Konstanz)
- Ehrensenator der Universität Bielefeld
- Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern und Schulterband
- Träger des Verdienstordens der Italienischen Republik (Großkreuz)
- Person (Konstanz)
- Person (Wolf-Erich-Kellner-Gedächtnisstiftung)
- Mitglied im Kuratorium der Friedrich-Naumann-Stiftung
- Ehrendoktor der Universität Bielefeld
- Deutscher
- Geboren 1918
- Gestorben 2009
- Mann