„Bruno Streit“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Straffung & Aktualisierung
gestrafft und kl. Korr.
Zeile 4: Zeile 4:


== Biographie ==
== Biographie ==
1967 bis 1971 studierte Streit [[Biologie]] im Hauptfach mit [[Chemie]], [[Mathematik]], und [[Geologie]]/[[Paläontologie]] als Nebenfächer an der [[Universität Basel]]; ergänzende Kurse über [[Limnologie]] belegte er an der [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg|Universität Freiburg i.Br.]] (bei [[Hans-Joachim Elster]] und [[Jürgen Schwoerbel]]) sowie an der [[Universität Zürich]] über [[Mikrobiologie]] und [[Molekularbiologie]] (unter anderem bei [[Charles Weissmann]]). In seiner Diplomarbeit untersuchte er über den hydrologisch-biologischen Zustand der [[Aare]] unterhalb des [[Kernkraftwerk Beznau|Kernkraftwerks Beznau]]. In der [[Promotion (Doktor)|Promotionsarbeit]] (1972–75) und in darauf aufbauenden Arbeiten analysierte er Kohlenstoff- und [[Energiebilanz (Ökologie)|Energiehaushalt]] in [[Population (Biologie)|Populationen]] der [[Ancylus fluviatilis|Flussmützenschnecke]], die er am Limnologischen Institut der [[Universität Konstanz]] anfertigte. Von 1975 bis 1978 war er [[Postdoc]] und Arbeitsgruppenleiter im [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|DFG]]-Schwerpunkt-Programm "Nahrungskettenprobleme", das sich der [[Bioakkumulation]] und [[Toxikologie|Ökotoxizität]] von [[Pestizid]]en in Gewässergemeinschaften widmete.
1967 bis 1971 studierte Streit [[Biologie]] im Hauptfach mit [[Chemie]], [[Mathematik]], und [[Geologie]]/[[Paläontologie]] als Nebenfächer an der [[Universität Basel]]; ergänzende Kurse über [[Limnologie]] belegte er an der [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg|Universität Freiburg i.Br.]] (bei [[Hans-Joachim Elster]] und [[Jürgen Schwoerbel]]) sowie an der [[Universität Zürich]] über [[Mikrobiologie]] und [[Molekularbiologie]] (unter anderem bei [[Charles Weissmann]]). In seiner Diplomarbeit untersuchte er den hydrologisch-biologischen Zustand der [[Aare]] unterhalb des [[Kernkraftwerk Beznau|Kernkraftwerks Beznau]]. In der [[Promotion (Doktor)|Promotionsarbeit]] (1972–75) und in darauf aufbauenden Arbeiten, die er am Limnologischen Institut der [[Universität Konstanz]] anfertigte, analysierte er Kohlenstoff- und [[Energiebilanz (Ökologie)|Energiehaushalt]] in [[Population (Biologie)|Populationen]] der [[Ancylus fluviatilis|Flussmützenschnecke]]. Von 1975 bis 1978 war er [[Postdoc]] und Forschungsgruppenleiter im [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|DFG]]-Schwerpunkt-Programm "Nahrungskettenprobleme", das sich der [[Bioakkumulation]] und [[Toxikologie|Ökotoxizität]] von [[Pestizid]]en in Gewässergemeinschaften widmete.


1978 wurde er wissenschaftlicher Assistent am Zoologischen Institut der [[Universität Basel]], [[Habilitation|habilitierte]] 1979 und erhielt 1980 eine Dozentur für Zoologie. Nun widmete er sich schwerpunktmäßig der [[Bodenökologie]] sowie der [[Ökotoxikologie]] von [[Schwermetalle]]n. 1982 bis 1984 forschte er auf Einladung von [[Paul R. Ehrlich]] als ''Research Associate'' am Department of Biological Sciences der [[Stanford University]] (USA), bis ihn ein Ruf an die [[Johann Wolfgang Goethe-Universität]] in Frankfurt am Main lockte, wo er von 1985 bis September 2013 als Lehrstuhlinhaber die Abteilung Ökologie und Evolution leitete. Seit 1. Oktober 2013 hat er eine [[Professor#Seniorprofessoren|Seniorprofessur]] für Lehrgebiete der Ökologie und Evolution inne.
1978 wurde er wissenschaftlicher Assistent am Zoologischen Institut der [[Universität Basel]], [[Habilitation|habilitierte]] 1979 und erhielt 1980 eine Dozentur für Zoologie. Nun widmete er sich schwerpunktmäßig der [[Bodenökologie]] sowie der [[Ökotoxikologie]] von [[Schwermetalle]]n. 1982 bis 1984 forschte er auf Einladung von [[Paul R. Ehrlich]] als ''Research Associate'' am Department of Biological Sciences der [[Stanford University]] (USA), bis ihn ein Ruf an die [[Johann Wolfgang Goethe-Universität]] in Frankfurt am Main lockte, wo er von 1985 bis September 2013 als Lehrstuhlinhaber die Abteilung Ökologie und Evolution leitete. Seit 1. Oktober 2013 hat er eine [[Professor#Seniorprofessoren|Seniorprofessur]] für Lehrgebiete der Ökologie und Evolution inne.
Zeile 11: Zeile 11:


== Hauptarbeitsgebiete ==
== Hauptarbeitsgebiete ==
Seine frühen Forschungsarbeiten beinhalteten detaillierte Analysen zum [[Energiefluss|Energie-]] und [[Kohlenstoffzyklus|Kohlenstoff-Fluss]] in Tier-Populationen. Methodisch darauf aufbauend forschte er über die [[Kinetik (Chemie)|Austauschkinetik]] und den Mechanismus der [[Bioakkumulation]] von organischen und anorganischen [[Umweltgefährliche Stoffe|Umweltschadstoffen]]. Er wies die große Bedeutung des diffusiven Stoffaustauschs über [[Permeabilität (Festkörper)|permeable]] [[Biomembran|Membranen]] der Haut und Kiemen zwischen umgebendem Wasser und vielen aquatischen Organismen nach, welcher geschwindigkeits- und mengenmäßig den [[Nahrungskette]]npfad oder die Elimination über den [[Urin]]pfad vielfach übersteigt. Er wies auf die ökologische Relevanz der chemischen [[Speziierung]] toxischer Stoffe für die Aufnahme, den internen Transport im Organismus, die [[Biokonzentration]] und die Wirkung auf den Organismus hin.
Seine frühen Forschungsarbeiten beinhalteten detaillierte Analysen zum [[Energiefluss|Energie-]] und [[Kohlenstoffzyklus|Kohlenstoff-Fluss]] in Tier-Populationen. Methodisch darauf aufbauend analysierte er die [[Kinetik (Chemie)|Austauschkinetik]] und den Mechanismus der [[Bioakkumulation]] von organischen und anorganischen [[Umweltgefährliche Stoffe|Umweltschadstoffen]]. Er wies die große Bedeutung des diffusiven Stoffaustauschs lipophiler Verbindungen über [[Permeabilität (Festkörper)|permeable]] [[Biomembran|Membranen]] der Haut und Kiemen zwischen umgebendem Wasser und vielen aquatischen Organismen nach, welcher geschwindigkeits- und mengenmäßig den [[Nahrungskette]]npfad oder den Eliminationspfad über den [[Urin|Harn]] meist übersteigt. Er wies auf die ökologische Relevanz der chemischen [[Speziierung]] toxischer Stoffe für die Aufnahme, den internen Transport im Organismus, die [[Biokonzentration]] und die Wirkung im Organismus hin.


In späterer Zeit arbeitete er mit seiner Gruppe über die [[Evolutionsökologie]] verschiedener [[Taxon|Taxa]] unter Anwendung [[Molekulare Ökologie|molekular-ökologischer]], [[Evolutionsbiologie|evolutionsbiologischer]] und [[Verhaltensökologie|verhaltensökologischer]] Ansätze und Methoden. Zentrale Inhalte waren Fragen der [[Artbildung]] und der [[Hybride|Hybridisierung]], auch in ihrer Bedeutung für den [[Artenschutz]]. Mittlerweile analysiert und diskutiert er auch öffentlich die Transformation regionaler und globaler [[Biodiversität]] durch verstärkte Bevölkerungsdrücke, Flächen- und Ressourcennutzungen und beleuchtet den Wandel auch im Angesicht menschlicher Expansions- und Konsumstrategien.
In späterer Zeit arbeitete er mit seiner Gruppe über die [[Evolutionsökologie]] verschiedener [[Taxon|Taxa]] unter Anwendung [[Molekulare Ökologie|molekular-ökologischer]], [[Evolutionsbiologie|evolutionsbiologischer]] und [[Verhaltensökologie|verhaltensökologischer]] Ansätze und Methoden. Zentrale Inhalte waren Fragen der evolutiven [[Artbildung]] und der [[Hybride|Hybridisierung]], auch in ihrer Bedeutung für den [[Artenschutz]]. Mittlerweile analysiert und diskutiert er auch öffentlich die Transformation regionaler und globaler [[Biodiversität]] durch verstärkte Bevölkerungsdrücke, Flächen- und Ressourcennutzungen sowie die Folgen des Klimawandels und beleuchtet die rasanten Änderungen auch im Angesicht menschlicher Expansions-, Konsum- und Verhaltensstrategien.


== Verschiedenes ==
== Exemplarisches ==
* In seinem Lehrbuch zur ''Ökologie'' von 1980 wies er unter anderem auf kommende globale Bevölkerungs- und Demographieverschiebungen und in einem eigenen Kapitel bereits anschaulich auf die zunehmende [[Kohlenstoffdioxid in der Erdatmosphäre|CO<sub>2</sub>-Konzentration der Atmosphäre]] und die hochwahrscheinlichen Zusammenhänge mit der [[Klimawandel|Klimaentwicklung]] hin – damals ein Novum im deutschsprachigen Lehrbuchmarkt.
* In seiner ''Ökologie'' von 1980 wies Streit unter anderem auf kommende globale Bevölkerungs- und Demographieverschiebungen und in einem eigenen Kapitel auch auf die signifikant zunehmende [[Kohlenstoffdioxid in der Erdatmosphäre|CO<sub>2</sub>-Konzentration der Atmosphäre]] und die bereits erkannten Zusammenhänge mit der [[Klimawandel|Klimaentwicklung]] hin – inhaltliche Neugebiete im damaligen Ökologie-Lehrbuchmarkt.
* Auf die biologischen Charakteristika und die daraus resultierenden Auswirkungen invasiver Tier- und Pflanzenarten für Umwelt und Naturschutz wies er bereits 1991 in einer Schrift des damaligen Bundesministeriums für Forschung und Technologie hin, als diese Thematik in Mitteleuropa noch weitgehend unbeachtet war<ref>B. Streit: ''Verschleppung, Verfrachtung und Einwanderung von Tierarten aus der Sicht des wissenschaftlichen Naturschutzes.'' In: K. Henle, G. Kaule (Hrsg.): ''Naturschutzforschung für Deutschland.'' (= ''Berichte aus der Ökologischen Forschung.'' Band 4). Forschungszentrum Jülich, 1991, S. 208–224.</ref>. Er war auch einer der ersten, der die konkrete ökonomische Dimension des Phänomens analysierte<ref>F. Reinhardt, M. Herle, M., F. Bastiansen, B. Streit: ''Economic impact of the spread of alien species in Germany.'' Im Auftrag des Umweltbundesamts, Berlin 2003; 229 pp.</ref>.
* Auf die biologischen Charakteristika und die Auswirkungen invasiver Tier- und Pflanzenarten für Umwelt und Naturschutz wies er bereits 1991 in einer Schrift des damaligen Bundesministeriums für Forschung und Technologie hin, als diese Thematik in Mitteleuropa noch weitgehend unbeachtet war<ref>B. Streit: ''Verschleppung, Verfrachtung und Einwanderung von Tierarten aus der Sicht des wissenschaftlichen Naturschutzes.'' In: K. Henle, G. Kaule (Hrsg.): ''Naturschutzforschung für Deutschland.'' (= ''Berichte aus der Ökologischen Forschung.'' Band 4). Forschungszentrum Jülich, 1991, S. 208–224.</ref>. Er war auch einer der ersten, der die konkrete ökonomische Dimension des Phänomens analysierte<ref>F. Reinhardt, M. Herle, M., F. Bastiansen, B. Streit: ''Economic impact of the spread of alien species in Germany.'' Im Auftrag des Umweltbundesamts, Berlin 2003; 229 pp.</ref>.
* Streit war 2004 Mitbegründer von [[Biofrankfurt|BioFrankfurt e.V.]], dem Netzwerk für Biodiversität, dessen Sprecher er seitdem ist. Das Netzwerk mit führenden Institutionen des [[Rhein-Main-Gebiet]]s weist auf die fundamentale ökologische, ökonomische und gesellschaftliche Bedeutung des biologischen Reichtums der Erde für künftige Generationen hin, unterstützt die Abstimmung von Bildungsarbeit, Forschung sowie den Schutz und führt auch bundesweite Umfragen zur Biodiversitätsproblematik durch.<ref>B. Schomann: ''Frankfurter Portraits.'' euro8media, 2008, ISBN 978-3-9812333-0-8, S. 366–367. (Prof. Dr. Bruno Streit)</ref>
* Streit war 2004 Mitbegründer von [[Biofrankfurt|BioFrankfurt e.V.]], dem Netzwerk für Biodiversität, dessen Sprecher und Koordinator er seitdem ist. Das Netzwerk aus führenden Institutionen des [[Rhein-Main-Gebiet]]s weist auf die ökologische, ökonomische und gesellschaftlich-kulturelle Bedeutung des biologischen Reichtums der Erde für künftige Generationen hin, unterstützt die Koordination von Bildungsarbeit und den Zusammenschluss von Forschung und Schutzmaßnahmen. Es führte (als ehemals bundesweit erste Institution) Umfragen und Analysen zur Wahrnehmung der Biodiversitätsproblematik in der Bevölkerung durch.<ref>S. Jung, Ch. Schenck, B. Streit: ''Die Wahrnehmung des Biodiversitätskonzepts in der Öffentlichkeit. Ergebnisse von Repräsentativbefragungen aus den Jahren 2007-2011.'' Natur und Landschaft 87, Stuttgart 2012: 483-488</ref>


== Trivia ==
== Trivia ==
Zeile 33: Zeile 33:
* mit T. Städler und C. M. Lively (Hrsg.): ''Evolutionary Ecology of Freshwater Animals. Concepts and Case Studies.'' Birkhäuser, Basel/ Boston 1997, ISBN 3-7643-5694-4.
* mit T. Städler und C. M. Lively (Hrsg.): ''Evolutionary Ecology of Freshwater Animals. Concepts and Case Studies.'' Birkhäuser, Basel/ Boston 1997, ISBN 3-7643-5694-4.
* mit T. Braunbeck und D. E. Hinton (Hrsg.): ''Fish Ecotoxicology.'' Birkhäuser, Basel/ Berlin/ Boston 1998, ISBN 3-7643-5819-X.
* mit T. Braunbeck und D. E. Hinton (Hrsg.): ''Fish Ecotoxicology.'' Birkhäuser, Basel/ Berlin/ Boston 1998, ISBN 3-7643-5819-X.
* ''Was ist Biodiversität? Erforschung, Schutz und Wert biologischer Vielfalt.'' C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-53617-5. (Vietnamesische Ausgabe 2011 unter dem Titel ''Đa dạng sinh học'')
* mit R. Wittig: ''Ökologie.'' Ulmer. UTB basics, 2004, ISBN 3-8252-2542-9.
* mit K. Schwenk und N. Brede (Hrsg.): ''Hybridization in Animals – Extent, Processes and Evolutionary Impact.'' (= ''Philosophical transactions of the Royal Society of London.'' Series B, Biological sciences, v. 363, no. 1505). 2008, ISBN 978-0-85403-702-5.
* ''Was ist Biodiversität? Erforschung, Schutz und Wert biologischer Vielfalt.'' C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-53617-5. (Vietnamesische Ausgabe 2011)
* mit K. Schwenk und N. Brede (Hrsg.): ''Hybridization in Animals – Extent, Processes and Evolutionary Impact. papers of a theme issue.'' (= ''Philosophical transactions of the Royal Society of London.'' Series B, Biological sciences, v. 363, no. 1505). 2008, ISBN 978-0-85403-702-5.


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 3. Mai 2019, 12:53 Uhr

Bruno Streit (2018)

Bruno Streit (* 4. März 1948 in Basel) ist ein Schweizer Ökologe und Professor für Ökologie und Evolution am Fachbereich Biowissenschaften der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main.

Biographie

1967 bis 1971 studierte Streit Biologie im Hauptfach mit Chemie, Mathematik, und Geologie/Paläontologie als Nebenfächer an der Universität Basel; ergänzende Kurse über Limnologie belegte er an der Universität Freiburg i.Br. (bei Hans-Joachim Elster und Jürgen Schwoerbel) sowie an der Universität Zürich über Mikrobiologie und Molekularbiologie (unter anderem bei Charles Weissmann). In seiner Diplomarbeit untersuchte er den hydrologisch-biologischen Zustand der Aare unterhalb des Kernkraftwerks Beznau. In der Promotionsarbeit (1972–75) und in darauf aufbauenden Arbeiten, die er am Limnologischen Institut der Universität Konstanz anfertigte, analysierte er Kohlenstoff- und Energiehaushalt in Populationen der Flussmützenschnecke. Von 1975 bis 1978 war er Postdoc und Forschungsgruppenleiter im DFG-Schwerpunkt-Programm "Nahrungskettenprobleme", das sich der Bioakkumulation und Ökotoxizität von Pestiziden in Gewässergemeinschaften widmete.

1978 wurde er wissenschaftlicher Assistent am Zoologischen Institut der Universität Basel, habilitierte 1979 und erhielt 1980 eine Dozentur für Zoologie. Nun widmete er sich schwerpunktmäßig der Bodenökologie sowie der Ökotoxikologie von Schwermetallen. 1982 bis 1984 forschte er auf Einladung von Paul R. Ehrlich als Research Associate am Department of Biological Sciences der Stanford University (USA), bis ihn ein Ruf an die Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main lockte, wo er von 1985 bis September 2013 als Lehrstuhlinhaber die Abteilung Ökologie und Evolution leitete. Seit 1. Oktober 2013 hat er eine Seniorprofessur für Lehrgebiete der Ökologie und Evolution inne.

Streit war mit der Helgoländerin Sigrid Streit, geb. Ohlsen, verheiratet († 2009).

Hauptarbeitsgebiete

Seine frühen Forschungsarbeiten beinhalteten detaillierte Analysen zum Energie- und Kohlenstoff-Fluss in Tier-Populationen. Methodisch darauf aufbauend analysierte er die Austauschkinetik und den Mechanismus der Bioakkumulation von organischen und anorganischen Umweltschadstoffen. Er wies die große Bedeutung des diffusiven Stoffaustauschs lipophiler Verbindungen über permeable Membranen der Haut und Kiemen zwischen umgebendem Wasser und vielen aquatischen Organismen nach, welcher geschwindigkeits- und mengenmäßig den Nahrungskettenpfad oder den Eliminationspfad über den Harn meist übersteigt. Er wies auf die ökologische Relevanz der chemischen Speziierung toxischer Stoffe für die Aufnahme, den internen Transport im Organismus, die Biokonzentration und die Wirkung im Organismus hin.

In späterer Zeit arbeitete er mit seiner Gruppe über die Evolutionsökologie verschiedener Taxa unter Anwendung molekular-ökologischer, evolutionsbiologischer und verhaltensökologischer Ansätze und Methoden. Zentrale Inhalte waren Fragen der evolutiven Artbildung und der Hybridisierung, auch in ihrer Bedeutung für den Artenschutz. Mittlerweile analysiert und diskutiert er auch öffentlich die Transformation regionaler und globaler Biodiversität durch verstärkte Bevölkerungsdrücke, Flächen- und Ressourcennutzungen sowie die Folgen des Klimawandels und beleuchtet die rasanten Änderungen auch im Angesicht menschlicher Expansions-, Konsum- und Verhaltensstrategien.

Exemplarisches

  • In seiner Ökologie von 1980 wies Streit unter anderem auf kommende globale Bevölkerungs- und Demographieverschiebungen und in einem eigenen Kapitel auch auf die signifikant zunehmende CO2-Konzentration der Atmosphäre und die bereits erkannten Zusammenhänge mit der Klimaentwicklung hin – inhaltliche Neugebiete im damaligen Ökologie-Lehrbuchmarkt.
  • Auf die biologischen Charakteristika und die Auswirkungen invasiver Tier- und Pflanzenarten für Umwelt und Naturschutz wies er bereits 1991 in einer Schrift des damaligen Bundesministeriums für Forschung und Technologie hin, als diese Thematik in Mitteleuropa noch weitgehend unbeachtet war[1]. Er war auch einer der ersten, der die konkrete ökonomische Dimension des Phänomens analysierte[2].
  • Streit war 2004 Mitbegründer von BioFrankfurt e.V., dem Netzwerk für Biodiversität, dessen Sprecher und Koordinator er seitdem ist. Das Netzwerk aus führenden Institutionen des Rhein-Main-Gebiets weist auf die ökologische, ökonomische und gesellschaftlich-kulturelle Bedeutung des biologischen Reichtums der Erde für künftige Generationen hin, unterstützt die Koordination von Bildungsarbeit und den Zusammenschluss von Forschung und Schutzmaßnahmen. Es führte (als ehemals bundesweit erste Institution) Umfragen und Analysen zur Wahrnehmung der Biodiversitätsproblematik in der Bevölkerung durch.[3]

Trivia

  • Streit zu Ehren ist die auf Bambuspflanzen lebende 6 mm große malayische Raubwanze Emesopsis streiti benannt.[4]

Schriften (Auswahl)

Bruno Streit ist Autor bzw. Coautor oder Herausgeber von über 220 vorwiegend internationalen wissenschaftlichen Publikationen, darunter Büchern und Sammelwerken, u. a.:

  • Ökologie. Ein Kurzlehrbuch. G. Thieme, Stuttgart 1980, ISBN 3-13-583501-4.
  • als Hrsg.: Evolutionsprozesse im Tierreich. Birkhäuser Verlag, Basel 1990, ISBN 3-7643-2436-8.
  • Lexikon Ökotoxikologie. 2., aktual. und erw. Auflage. VCH, Weinheim 1994, ISBN 3-527-30053-8.
  • mit B. Schierwater, G. P. Wagner und R. DeSalle (Hrsg.): Molecular Ecology and Evolution: Approaches and applications. Birkhäuser, Basel/ Boston 1994, ISBN 3-7643-2942-4.
  • mit T. Städler (Hrsg.): Population Biology of Freshwater Invertebrates. In: Experientia. Band 51, Nr. 5, 1995, S. 423–544.
  • mit T. Städler und C. M. Lively (Hrsg.): Evolutionary Ecology of Freshwater Animals. Concepts and Case Studies. Birkhäuser, Basel/ Boston 1997, ISBN 3-7643-5694-4.
  • mit T. Braunbeck und D. E. Hinton (Hrsg.): Fish Ecotoxicology. Birkhäuser, Basel/ Berlin/ Boston 1998, ISBN 3-7643-5819-X.
  • Was ist Biodiversität? Erforschung, Schutz und Wert biologischer Vielfalt. C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-53617-5. (Vietnamesische Ausgabe 2011 unter dem Titel Đa dạng sinh học)
  • mit K. Schwenk und N. Brede (Hrsg.): Hybridization in Animals – Extent, Processes and Evolutionary Impact. (= Philosophical transactions of the Royal Society of London. Series B, Biological sciences, v. 363, no. 1505). 2008, ISBN 978-0-85403-702-5.
Commons: Bruno Streit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. B. Streit: Verschleppung, Verfrachtung und Einwanderung von Tierarten aus der Sicht des wissenschaftlichen Naturschutzes. In: K. Henle, G. Kaule (Hrsg.): Naturschutzforschung für Deutschland. (= Berichte aus der Ökologischen Forschung. Band 4). Forschungszentrum Jülich, 1991, S. 208–224.
  2. F. Reinhardt, M. Herle, M., F. Bastiansen, B. Streit: Economic impact of the spread of alien species in Germany. Im Auftrag des Umweltbundesamts, Berlin 2003; 229 pp.
  3. S. Jung, Ch. Schenck, B. Streit: Die Wahrnehmung des Biodiversitätskonzepts in der Öffentlichkeit. Ergebnisse von Repräsentativbefragungen aus den Jahren 2007-2011. Natur und Landschaft 87, Stuttgart 2012: 483-488
  4. D. Kovac, C. M. Yang: A new species of Emeosopis Uhler, 1893 (Insecta: Hemiptera: Reduviidae) from peninsular Malaysia, with notes on its biology. In: The Raffles Bulletin of Zoology. 43, 1995, S. 453–462.