„Odorierung“ – Versionsunterschied

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TBM, DMS, Niederdruck(?)
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Die eingesetzten Odoriermittel müssen besondere Ansprüche erfüllen, denn auch noch in großer Verdünnung wahrnehmbar sein und zudem eine alarmierende Assoziation hervorrufen können. Dafür muss das Odormittel also nicht nur unangenehm und unverwechselbar riechen, sondern vor allem eindeutig einen Warngeruch darstellen. Der [[Odor|Geruch]] des odorierten Gases darf dem Menschen daher nicht aus dem Alltag, z. B. aus Küche und Haushalt, geläufig sein.
Die eingesetzten Odoriermittel müssen besondere Ansprüche erfüllen, denn auch noch in großer Verdünnung wahrnehmbar sein und zudem eine alarmierende Assoziation hervorrufen können. Dafür muss das Odormittel also nicht nur unangenehm und unverwechselbar riechen, sondern vor allem eindeutig einen Warngeruch darstellen. Der [[Odor|Geruch]] des odorierten Gases darf dem Menschen daher nicht aus dem Alltag, z. B. aus Küche und Haushalt, geläufig sein.


Zu diesem Zweck werden in Deutschland verbreitet leichtflüchtige, typisch riechende organische [[Schwefel]]verbindungen verwendet, vornehmlich [[Tetrahydrothiophen|Tetrahydrothiophen (THT)]] (Mindestkonzentration 10 mg/m<sup>3</sup>), dessen Geruch an den fauler Eier erinnert, sowie auch Gemische von [[Mercaptan]]en (Mindestkonzentration 3 mg/m<sup>3</sup>), darunter tert-Butyl-Merkaptan (TBM). Da bei der zweckbestimmten Verbrennung derart odorierter Gase zusätzliche Schwefeloxide als Verbrennungsprodukte anfallen,<ref name="Legrum">Wolfgang Legrum: ''Riechstoffe, zwischen Gestank und Duft'', Vieweg + Teubner Verlag (2011) S.&nbsp;158−160, ISBN 978-3-8348-1245-2.</ref> kommen seit einiger Zeit daneben schwefelfreie Odoriermittel zum Einsatz, beispielsweise ein Gemisch aus [[Acrylsäureethylester]] (über 50 %), [[Acrylsäuremethylester]] und [[2-Ethyl-3-methylpyrazin]]. Ein solches Gemisch besitzt einen lösungsmittelartigen Geruch, der laut Untersuchungen des [[DVGW]] von Probanden dennoch mit Erdgas in Verbindung gebracht wird, doch ist die Wirksamkeit dieses Mittels umstritten.<ref name="bild der wissenschaft">{{Internetquelle | url=https://www.wissenschaft.de/umwelt-natur/der-duft-der-gefahr/ | titel=Der Duft der Gefahr | titelerg= | autor=Susanne Donner | werk=Bild der Wissenschaft | datum=2009-06-30 | zugriff=2013-11-30}}</ref> Die Odorierungsvorgaben sind im DVGW Arbeitsblatt G 280, Teil 1–3 beschrieben.
Zu diesem Zweck werden in Deutschland verbreitet leichtflüchtige, typisch riechende organische [[Schwefel]]verbindungen verwendet, vornehmlich [[Tetrahydrothiophen|Tetrahydrothiophen (THT)]] (Mindestkonzentration 10 mg/m<sup>3</sup>), dessen Geruch an faule Eier erinnert, sowie auch Gemische von [[Mercaptan]]en (Mindestkonzentration 3 mg/m<sup>3</sup>), darunter tert-Butyl-Merkaptan (TBM). Da bei der zweckbestimmten Verbrennung derart odorierter Gase zusätzliche Schwefeloxide als Verbrennungsprodukte anfallen,<ref name="Legrum">Wolfgang Legrum: ''Riechstoffe, zwischen Gestank und Duft'', Vieweg + Teubner Verlag (2011) S.&nbsp;158−160, ISBN 978-3-8348-1245-2.</ref> kommen seit einiger Zeit daneben schwefelfreie Odoriermittel zum Einsatz, beispielsweise ein Gemisch aus [[Acrylsäureethylester]] (über 50 %), [[Acrylsäuremethylester]] und [[2-Ethyl-3-methylpyrazin]]. Ein solches Gemisch besitzt einen lösungsmittelartigen Geruch, der laut Untersuchungen des [[DVGW]] von Probanden dennoch mit Erdgas in Verbindung gebracht wird, doch ist die Wirksamkeit dieses Mittels umstritten.<ref name="bild der wissenschaft">{{Internetquelle | url=https://www.wissenschaft.de/umwelt-natur/der-duft-der-gefahr/ | titel=Der Duft der Gefahr | titelerg= | autor=Susanne Donner | werk=Bild der Wissenschaft | datum=2009-06-30 | zugriff=2013-11-30}}</ref> Die Odorierungsvorgaben sind im DVGW Arbeitsblatt G 280, Teil 1–3 beschrieben.


''Stoßodorierung'' wird eine vorübergehend erhöhte Beimischung des Odorierungszusatzes über eine gewisse Zeitspanne genannt, etwa nach Neuinstallationen oder auch in regelmäßigen Abständen wiederholt, um kleine Undichtigkeiten frühzeitig aufzufinden.
''Stoßodorierung'' wird eine vorübergehend erhöhte Beimischung des Odorierungszusatzes über eine gewisse Zeitspanne genannt, etwa nach Neuinstallationen oder auch in regelmäßigen Abständen wiederholt, um kleine Undichtigkeiten frühzeitig aufzufinden.

Version vom 21. Februar 2019, 09:51 Uhr

Als Odorierung wird der Zusatz geruchsintensiver Substanzen (Odoriermittel) bezeichnet, insbesondere deren Beimengung zu Gasen ohne signifikanten Eigengeruch. Im Sinne einer Sicherheitsmaßnahme können die zugefügten Riechstoffe hierbei als Warn- oder Alarmsignal dienen, und sollen daher als Odor einen die Gefährdung durch das weitgehend geruchlose Gas kennzeichnenden Geruch aufweisen.

Odorierung von Erdgas und anderen Brenngasen

Die Odorierung von Erdgas, Flüssiggas/Autogas und anderen Brenngasen stellt eine wichtige Sicherheitsmaßnahme dar, nicht nur für den Gasabnehmer. Im Unterschied zu den vormals verwendeten Stadt- oder Kokereigasen mit starkem Eigengeruch ist das gereinigte heute übliche Erdgas nahezu geruchlos. Damit Leckagen der öffentlichen Gasversorgung oder undichte Anlagen der Gasinneninstallation prompt bemerkbar sind, werden diesem Erdgas aus Sicherheitsgründen vorgeschriebene spezifische Warngerüche hinzugefügt, denn bei nicht rechtzeitig bemerktem Austritt können sich binnen Kurzem explosionsfähige Gas/Luft-Gemische mit hohem Gefahrenpotenzial aufbauen. Bei einem Gasaustritt aus Leitungen im Erdreich stellt die Odorierung jedoch keine verlässliche Sicherheitsmaßnahme dar, da der Erdboden Odoriermittel sorbieren kann.

Die Odorierung wird in Gasverteilnetzen durchgeführt, die der allgemeinen Versorgung dienen (Haushaltskunden und vergleichbare Abnehmer). In Fernleitungsnetzen dagegen wird das Gas ohne Odorierung transportiert. In der Regel ist die Odoriereinrichtung in Gas-Druckregel- und Messanlagen installiert, über die das Gas aus den Fernleitungsnetzen in die Verteilnetze gelangt. Industriebetriebe, die Erdgas ausschließlich auf dem Werksgelände verwenden, können auf die Odorierung verzichten, wenn die Sicherheit durch andere Maßnahmen erreicht wird.

Die eingesetzten Odoriermittel müssen besondere Ansprüche erfüllen, denn auch noch in großer Verdünnung wahrnehmbar sein und zudem eine alarmierende Assoziation hervorrufen können. Dafür muss das Odormittel also nicht nur unangenehm und unverwechselbar riechen, sondern vor allem eindeutig einen Warngeruch darstellen. Der Geruch des odorierten Gases darf dem Menschen daher nicht aus dem Alltag, z. B. aus Küche und Haushalt, geläufig sein.

Zu diesem Zweck werden in Deutschland verbreitet leichtflüchtige, typisch riechende organische Schwefelverbindungen verwendet, vornehmlich Tetrahydrothiophen (THT) (Mindestkonzentration 10 mg/m3), dessen Geruch an faule Eier erinnert, sowie auch Gemische von Mercaptanen (Mindestkonzentration 3 mg/m3), darunter tert-Butyl-Merkaptan (TBM). Da bei der zweckbestimmten Verbrennung derart odorierter Gase zusätzliche Schwefeloxide als Verbrennungsprodukte anfallen,[1] kommen seit einiger Zeit daneben schwefelfreie Odoriermittel zum Einsatz, beispielsweise ein Gemisch aus Acrylsäureethylester (über 50 %), Acrylsäuremethylester und 2-Ethyl-3-methylpyrazin. Ein solches Gemisch besitzt einen lösungsmittelartigen Geruch, der laut Untersuchungen des DVGW von Probanden dennoch mit Erdgas in Verbindung gebracht wird, doch ist die Wirksamkeit dieses Mittels umstritten.[2] Die Odorierungsvorgaben sind im DVGW Arbeitsblatt G 280, Teil 1–3 beschrieben.

Stoßodorierung wird eine vorübergehend erhöhte Beimischung des Odorierungszusatzes über eine gewisse Zeitspanne genannt, etwa nach Neuinstallationen oder auch in regelmäßigen Abständen wiederholt, um kleine Undichtigkeiten frühzeitig aufzufinden.

Odorierung von Löschgasen

Bei Inertgas-Löschanlagen wird üblicherweise ein nach Zitronen riechendes Odormittel verwendet, das das geruchlose Löschgas wahrnehmbar macht. Wenn die Gefahr besteht, dass in tiefer gelegenen unbelüfteten Räumen, z. B. Gruben von hydraulischer Anlagen oder Kellern, Personen durch ausströmendes Löschgas gefährdet werden, ist es in Deutschland nach berufsgenossenschaftlichen Regeln vorgeschrieben, das Löschmittel zur Geruchswahrnehmung durch Zusätze zu odorieren. Bei Hochdruck-Inertgas-Löschanlagen wird das Odormittel dem Löschmitteln bereits beim Abfüllen in die Hochdruck-Gasflaschen beigemengt, bei Niederdruck-Inertgas-Löschanlagen wird es dem Löschgas erst beim Löschvorgang durch eine sogenannte Odorierungseinrichtung beigemischt.

Odorierung von Sauerstoff zum Schweißen und Schneiden

Beim beispielsweise zum Schweißen bzw. Schneiden von Stahl verwendeten Sauerstoff wird die Odorierung vorgenommen, wenn die Gefahr besteht, enge Räume mit Sauerstoff anzureichern. Denn eine Erhöhung des Sauerstoffanteils in der Raumluft gegenüber den 21 Volumenprozent in Luft steigert die Entflammbarkeit sonst schwer entflammbarer Stoffe (wie etwa Schutzkleidung) erheblich und erhöht die Verbrennungsgeschwindigkeit und -temperatur.

Ein Anwendungsfall sind Arbeiten in Schiffsrümpfen, etwa in Schiffswerften. Zum Odorieren von Sauerstoff wird N,N-Dimethylsulfamid (DMS) eingesetzt.[3]

Odorierung von Formaldehyd, 1,2-Dichlorethan oder Benzolen mit Trichlornitromethan

Aufgrund strenger Regelungen der EU (Richtlinie 2000/29/EG) zum Schutz gegen die Einschleppung von Schadorganismen werden Container, Waren oder Verpackungsmaterial aus Holz aus Übersee häufig im Exportland begast. Die am häufigsten eingeführten Gase sind Methylbromid (90 %), Sulfurylfluorid, Phosphorwasserstoff und Formaldehyd. Außerdem werden bei der Herstellung oder weiteren Behandlung von bestimmten Waren Substanzen verwendet, die während des Transports Gase in gesundheitsgefährlicher Konzentration freisetzen.

Bisher nachgewiesene Gase in gesundheitsgefährlicher Konzentration sind Benzol, Formaldehyd, 1,2-Dichlorethan. Dabei dient Trichlornitromethan (aller Wahrscheinlichkeit nach) zur Odorierung von Begasungsmitteln und als Hinweis auf ausgedünstete Gase der Waren. Besonders häufig sind Container mit Schuhen (Benzol) und Textilien (Formaldehyd) von den Überschreitungen der Grenzwerte betroffen. Nach Feststellung sollten diese Container nach ArbSchG ausreichender Belüftung unterzogen werden.

Analytik

Zur Bestimmung der Konzentration von Odoriermitteln kommen Gaschromatographie, Ionen-Mobilitäts-Spektrometer oder Olfaktometrie zum Einsatz.

Wiktionary: Gasgeruch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Quellen

  1. Wolfgang Legrum: Riechstoffe, zwischen Gestank und Duft, Vieweg + Teubner Verlag (2011) S. 158−160, ISBN 978-3-8348-1245-2.
  2. Susanne Donner: Der Duft der Gefahr. In: Bild der Wissenschaft. 30. Juni 2009, abgerufen am 30. November 2013.
  3. LEWA-Pumpen und Dosieranlagen für die Odorierung von Gas lewa.at, Lewa Nikkiso Austria GmbH, angerufen 1. Jänner 2018.