„Sofosbuvir“ – Versionsunterschied

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== Wirkungsmechanismus ==
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Sofosbuvir hemmt das [[Ribonukleinsäure|RNA]]-abhängige Enzym NS5B-[[RNA-Polymerase|Polymerase]]. Dieses Enzym spielt eine wichtige Rolle bei der Vermehrung ([[Replikation]]) des [[Hepatitis-C-Virus]] (HCV). Sofosbuvir ist ein [[Nukleotid]]-[[Prodrug]] und wird nach intrazellulärer [[Metabolisierung]] in die aktive Form [[Uridin]]-Analogon-Triphosphat überführt. Dessen Einbau in die HCV-RNA führt zum Kettenabbruch. Der aktive Metabolit hemmt weder humane [[Desoxyribonukleinsäure|DNA]]- oder RNA-Polymerasen noch die [[Mitochondrium |mitochondriale]] RNA-Polymerase.
Sofosbuvir hemmt das [[Ribonukleinsäure|RNA]]-abhängige Enzym NS5B-[[RNA-Polymerase|Polymerase]]. Dieses Enzym spielt eine wichtige Rolle bei der Vermehrung ([[Replikation]]) des [[Hepatitis-C-Virus]] (HCV). Sofosbuvir ist ein [[Nukleotid]]-[[Prodrug]] und wird nach intrazellulärer [[Metabolisierung]] in die aktive Form [[Uridin]]-Analogon-Triphosphat überführt. Dessen Einbau in die HCV-RNA führt zum Kettenabbruch. Der aktive Metabolit hemmt weder humane [[Desoxyribonukleinsäure|DNA]]- oder RNA-Polymerasen noch die [[Mitochondrium|mitochondriale]] RNA-Polymerase.


Sofosbuvir ist der erste pangenotypisch (das heißt unabhängig vom [[Genotyp]] bei allen Genotypen gleichermaßen) wirksame Hemmer der HCV-RNA-Polymerase NS5B. Die US-amerikanische Behörde [[Food and Drug Administration|FDA]] hatte dem Wirkstoff den Status einer [[FDA_Expedited_Program#Break_Through_Therapy|''Break Through Therapy'']] zuerkannt.<ref>[http://www.fda.gov/newsevents/newsroom/pressannouncements/ucm377888.htm ''FDA approves Sovaldi for chronic hepatitis C'']. FDA News release, 6. Dezember 2013.</ref>
Sofosbuvir ist der erste pangenotypisch (das heißt unabhängig vom [[Genotyp]] bei allen Genotypen gleichermaßen) wirksame Hemmer der HCV-RNA-Polymerase NS5B. Die US-amerikanische Behörde [[Food and Drug Administration|FDA]] hatte dem Wirkstoff den Status einer [[FDA Expedited Program#Break Through Therapy|''Break Through Therapy'']] zuerkannt.<ref>[http://www.fda.gov/newsevents/newsroom/pressannouncements/ucm377888.htm ''FDA approves Sovaldi for chronic hepatitis C'']. FDA News release, 6. Dezember 2013.</ref>


Jedoch variieren Kombinationstherapie und damit einhergehend die Behandlungsdauer je nach HCV-Genotyp.
Jedoch variieren Kombinationstherapie und damit einhergehend die Behandlungsdauer je nach HCV-Genotyp.


== Neben- und Wechselwirkungen ==
== Neben- und Wechselwirkungen ==
Sofosbuvir wurde hauptsächlich in Kombination mit Ribavirin mit und ohne Peginterferon α untersucht. Dabei wurden keine spezifisch durch Sofosbuvir bedingten [[Nebenwirkungen]] festgestellt. Die während der Kombinationstherapie am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen waren Erschöpfung, Kopfschmerzen, Übelkeit und Schlaflosigkeit. Laborchemisch wurde in sehr wenigen Fällen eine Erhöhung der [[Creatinkinase]] sowie der Pankreasenzyme ohne Beschwerden beobachtet. Sofosbusvir besitzt jedoch ein sehr breites Wechselwirkumsspektrum, da es ein Substrat des [[P-Glykoprotein]]s darstellt. So kann es bei gleichzeitiger Gabe von [[Johanniskraut]], verschiedener Antibiotika, Analeptika und Antikonvulsiva zu einem Abfall der Sofosbuvirkonzentration im Blut kommen. Der Wirkstoff wird über die Nieren ausgeschieden und kann bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion deutlich erhöhte Spiegel im Blut zeigen. Im Rahmen einer normalen Hämodialyse wurden rund 18 % des Medikaments aus dem Plasma entfernt, so dass dies auch bei dialysepflichtigen Patienten vorkommen kann.<ref>Christoph Sarrazin, Thomas Berg, Peter Buggisch, Matthias Dollinger, Holger Hinrichsen, Dietrich Hüppe, Michael Manns, Stefan Mauss, Jörg Petersen, Karl-Georg Simon, Heiner Wedemeyer, Stefan Zeuzem : ''Aktuelle Empfehlung der DGVS und des bng zur Therapie der chronischen Hepatitis C'', DGVS-Leitlinien-Addendum veröffentlicht am 5. März 2015, S. 36 ; [http://www.dgvs.de/fileadmin/user_upload/Leitlinien/Empfehlung-Therapie-HepatitisC-DGVS-bng-09.06.2014.pdf zuletzt abgerufen am 8. März 2015]</ref>
Sofosbuvir wurde hauptsächlich in Kombination mit Ribavirin mit und ohne Peginterferon α untersucht. Dabei wurden keine spezifisch durch Sofosbuvir bedingten [[Nebenwirkungen]] festgestellt. Die während der Kombinationstherapie am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen waren Erschöpfung, Kopfschmerzen, Übelkeit und Schlaflosigkeit. Laborchemisch wurde in sehr wenigen Fällen eine Erhöhung der [[Creatinkinase]] sowie der Pankreasenzyme ohne Beschwerden beobachtet. Sofosbusvir besitzt jedoch ein sehr breites Wechselwirkumsspektrum, da es ein Substrat des [[P-Glykoprotein]]s darstellt. So kann es bei gleichzeitiger Gabe von [[Johanniskraut]], verschiedener Antibiotika, Analeptika und Antikonvulsiva zu einem Abfall der Sofosbuvirkonzentration im Blut kommen. Der Wirkstoff wird über die Nieren ausgeschieden und kann bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion deutlich erhöhte Spiegel im Blut zeigen. Im Rahmen einer normalen Hämodialyse wurden rund 18 % des Medikaments aus dem Plasma entfernt, so dass dies auch bei dialysepflichtigen Patienten vorkommen kann.<ref>Christoph Sarrazin, Thomas Berg, Peter Buggisch, Matthias Dollinger, Holger Hinrichsen, Dietrich Hüppe, Michael Manns, Stefan Mauss, Jörg Petersen, Karl-Georg Simon, Heiner Wedemeyer, Stefan Zeuzem: ''Aktuelle Empfehlung der DGVS und des bng zur Therapie der chronischen Hepatitis C'', DGVS-Leitlinien-Addendum veröffentlicht am 5. März 2015, S. 36 ; [http://www.dgvs.de/fileadmin/user_upload/Leitlinien/Empfehlung-Therapie-HepatitisC-DGVS-bng-09.06.2014.pdf zuletzt abgerufen am 8. März 2015]</ref>


== Handelsnamen ==
== Handelsnamen ==

Version vom 17. August 2018, 17:28 Uhr

Strukturformel
Strukturformel von Sofosbuvir
Allgemeines
Freiname Sofosbuvir
Andere Namen

Isopropyl-(2S)-2-({[(2R,3R,4R,5R)-5-(2,4-dioxopyrimidin-1-yl)-4-fluor-3-hydroxy-4-methyl-tetrahydrofuran-2-yl]methoxy-phenoxy-phosphoryl}amino)propanoat

Summenformel C22H29FN3O9P
Kurzbeschreibung

weißer kristalliner Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 1190307-88-0
EG-Nummer (Listennummer) 695-717-4
ECHA-InfoCard 100.224.393
PubChem 45375808
Wikidata Q2502747
Arzneistoffangaben
ATC-Code

J05AX15

Eigenschaften
Molare Masse 529,453 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[1]

Löslichkeit
  • wenig löslich in Wasser[1]
  • löslich in Ethanol[2]
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[3]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Sofosbuvir ist ein medizinischer Wirkstoff, der in Kombination mit anderen Arzneimitteln (Ledipasvir, Daclatasvir, Peginterferon α, Ribavirin) zur Behandlung der chronischen Hepatitis C bei Erwachsenen angezeigt ist. In klinischen Studien konnten bis zu 90 Prozent der betroffenen Patienten geheilt werden.[4][5][6]

Sofosbuvir wird als ein unentbehrliches Arzneimittel in der Liste der Weltgesundheitsorganisation aufgeführt. Das Medikament wurde von Michael J. Sofia bei Pharmasset (jetzt Gilead) entwickelt, wurde ab 2010 klinisch getestet und 2013/14 in den USA zugelassen.

Wirkungsmechanismus

Sofosbuvir hemmt das RNA-abhängige Enzym NS5B-Polymerase. Dieses Enzym spielt eine wichtige Rolle bei der Vermehrung (Replikation) des Hepatitis-C-Virus (HCV). Sofosbuvir ist ein Nukleotid-Prodrug und wird nach intrazellulärer Metabolisierung in die aktive Form Uridin-Analogon-Triphosphat überführt. Dessen Einbau in die HCV-RNA führt zum Kettenabbruch. Der aktive Metabolit hemmt weder humane DNA- oder RNA-Polymerasen noch die mitochondriale RNA-Polymerase.

Sofosbuvir ist der erste pangenotypisch (das heißt unabhängig vom Genotyp bei allen Genotypen gleichermaßen) wirksame Hemmer der HCV-RNA-Polymerase NS5B. Die US-amerikanische Behörde FDA hatte dem Wirkstoff den Status einer Break Through Therapy zuerkannt.[7]

Jedoch variieren Kombinationstherapie und damit einhergehend die Behandlungsdauer je nach HCV-Genotyp.

Neben- und Wechselwirkungen

Sofosbuvir wurde hauptsächlich in Kombination mit Ribavirin mit und ohne Peginterferon α untersucht. Dabei wurden keine spezifisch durch Sofosbuvir bedingten Nebenwirkungen festgestellt. Die während der Kombinationstherapie am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen waren Erschöpfung, Kopfschmerzen, Übelkeit und Schlaflosigkeit. Laborchemisch wurde in sehr wenigen Fällen eine Erhöhung der Creatinkinase sowie der Pankreasenzyme ohne Beschwerden beobachtet. Sofosbusvir besitzt jedoch ein sehr breites Wechselwirkumsspektrum, da es ein Substrat des P-Glykoproteins darstellt. So kann es bei gleichzeitiger Gabe von Johanniskraut, verschiedener Antibiotika, Analeptika und Antikonvulsiva zu einem Abfall der Sofosbuvirkonzentration im Blut kommen. Der Wirkstoff wird über die Nieren ausgeschieden und kann bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion deutlich erhöhte Spiegel im Blut zeigen. Im Rahmen einer normalen Hämodialyse wurden rund 18 % des Medikaments aus dem Plasma entfernt, so dass dies auch bei dialysepflichtigen Patienten vorkommen kann.[8]

Handelsnamen

  • Sovaldi (EU, USA, CAN)
  • Kombination mit Velpatasvir: Epclusa (USA, EU)
  • Kombination mit Velpatasvir und Voxilaprevir: Vosevi (USA)
  • Kombination mit Ledipasvir: Harvoni (EU, USA)

Kosten

Sovaldi ist in Kanada und den USA seit Dezember 2013, in der EU seit Januar 2014 zugelassen. Der Hersteller Gilead Sciences führte das Medikament 2014 in Deutschland für rund 700 € pro Tablette (19.999 € für eine Dose mit 28 Tabletten).[9] Deutsche Krankenkassen befürchteten daraufhin jährliche Kosten von über einer Milliarde Euro, falls alle der geschätzt 300.000 Hepatitis-C-Infizierten behandelt werden.[10] Eine Therapiedauer von etwa 12 Wochen würde für einen Patienten 60.000 Euro kosten. Im Februar 2015 gab der Hersteller nach Verhandlungen mit den deutschen gesetzlichen Krankenkassen bekannt, der Erstattungsbeitrag pro Packung betrüge 14.500 €. Dies wären laut Spiegel Online 488 € pro Tablette, 43.500 € für eine 12-Wochen-Therapie und 87.000 € für eine 24-Wochen-Therapie.[11]

In der Schweiz betrug der Preis für eine Tablette 686 Franken im Jahr 2014, für eine 12-wöchige Therapie also 57.624 Franken. Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit hatte daher angeordnet, dass die Kosten für das Medikament durch die Grundversicherung nur in den Fällen erstattet wird, in denen Patienten bereits an einer Leberzirrhose leiden (ca. 1.500 Patienten landesweit).[12] Per 1. Oktober 2017 ist diese Vergütungseinschränkung gefallen. Damit können Harvoni und Epclusa allen Hepatitis-C-Patientinnen und Patienten verschrieben werden, unabhängig vom Leberschaden. Die Aufhebung der sogenannten Limitatio ging jeweils mit substantiellen Preissenkungen einher, welche auch für die Gilead-Produkte erwartet werden.[13]

Einzelnachweise

  1. a b c FDA: SOVALDI (sofosbuvir) tablets
  2. EU: Summary on compassionate use for Sofosbuvir
  3. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  4. Überholter Standard? – Hepatitis C bis zu 90 Prozent auch ohne Interferon heilbar
  5. Neue Arzneistoffe: Sofosbuvir, Sovaldi (Gilead) pharmazeutische-zeitung.de
  6. G-BA: Neues Hepatitis-C-Medikament bekommt gute Noten
  7. FDA approves Sovaldi for chronic hepatitis C. FDA News release, 6. Dezember 2013.
  8. Christoph Sarrazin, Thomas Berg, Peter Buggisch, Matthias Dollinger, Holger Hinrichsen, Dietrich Hüppe, Michael Manns, Stefan Mauss, Jörg Petersen, Karl-Georg Simon, Heiner Wedemeyer, Stefan Zeuzem: Aktuelle Empfehlung der DGVS und des bng zur Therapie der chronischen Hepatitis C, DGVS-Leitlinien-Addendum veröffentlicht am 5. März 2015, S. 36 ; zuletzt abgerufen am 8. März 2015
  9. Warum eine Pille 700 Euro kosten darf. Spiegel.de
  10. Stern: Kassen befürchten Milliardenkosten wegen Hepatitis-Medikament, 6. August 2014.
  11. Spiegel Online am 12. Februar 2015: Hepatitis-C-Medikament Sovaldi: Hersteller senkt Pillenpreis
  12. Rita Flubacher: Eine Packung Pillen für 19 000 Franken. In: Tages-Anzeiger, 7. August 2014, S. 1.
  13. Hepatitis C: Nun wird auch Harvoni uneingeschränkt vergütet In: medinside.ch, 12. September 2017, abgerufen am 20. November 2017.