„Kraftwerk Borken“ – Versionsunterschied

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Ab den 1980ern Jahren wurde die Kraftwerksleistung sukzessive zurückgeführt, da die Braunkohleförderung in den angeschlossenen Tage- und Untertagebauen zurückging. So war bei der Stilllegung des Kraftwerks nur noch Kraftwerksblock III in Betrieb.<ref name="acker" />
Ab den 1980er Jahren wurde die Kraftwerksleistung sukzessive zurückgeführt, da die Braunkohleförderung in den angeschlossenen Tage- und Untertagebauen zurückging. So war bei der Stilllegung des Kraftwerks nur noch Kraftwerksblock III in Betrieb.<ref name="acker" />
[[Datei:Borken 1987 04 24 02.jpg|miniatur|Links: Block III, Mitte: Block I+II, Rechts: Bau aus den 1920ern]]
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=== Kühlung ===
=== Kühlung ===

Version vom 6. Mai 2015, 08:47 Uhr

Grosskraftwerk Main-Weser
Großkraftwerk Main-Weser 1924: Der linke freistehende niedrige Bau ist die Wasserversorgungsanlage. Anschließend kommt das Maschinenhaus gefolgt vom Schalthaus mit unterem Bogengang vor den Ölschaltern. Die Freileitungen sind oben unter Schutzdach ausgeführt. Dahinter befindet sich das Kesselhaus und Schornsteine. Über jedem Kessel befindet sich ein Entlüftungsaufbau.
Großkraftwerk Main-Weser 1924: Der linke freistehende niedrige Bau ist die Wasserversorgungsanlage. Anschließend kommt das Maschinenhaus gefolgt vom Schalthaus mit unterem Bogengang vor den Ölschaltern. Die Freileitungen sind oben unter Schutzdach ausgeführt. Dahinter befindet sich das Kesselhaus und Schornsteine. Über jedem Kessel befindet sich ein Entlüftungsaufbau.
Großkraftwerk Main-Weser 1924: Der linke freistehende niedrige Bau ist die Wasserversorgungsanlage. Anschließend kommt das Maschinenhaus gefolgt vom Schalthaus mit unterem Bogengang vor den Ölschaltern. Die Freileitungen sind oben unter Schutzdach ausgeführt. Dahinter befindet sich das Kesselhaus und Schornsteine. Über jedem Kessel befindet sich ein Entlüftungsaufbau.
Lage
Kraftwerk Borken (Hessen)
Kraftwerk Borken (Hessen)
Koordinaten 51° 3′ 30″ N, 9° 16′ 2″ OKoordinaten: 51° 3′ 30″ N, 9° 16′ 2″ O
Land Deutschland
Gewässer Schwalm
Daten
Typ Wärmekraftwerk
Primärenergie Braunkohle
Brennstoff Braunkohle
Leistung 356 MW
Eigentümer Preußische Elektrizitäts AG
Betreiber Preußische Elektrizitäts AG
Projektbeginn 1919
Betriebsaufnahme 1923
Stilllegung 15. März 1991
Turbine Kondensationsturbine
Kessel Naturumlaufkessel
Feuerung Wirbelschichtfeuerung
Eingespeiste Energie 1990 821 GWh
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme 63.000 GWh
Stand 1991
f2

Das Großkraftwerk Main-Weser (umgangssprachlich: Kraftwerk Borken) war ein Braunkohlekraftwerk bei Borken in Hessen (Deutschland).

Von der Indienststellung 1923 bis zur Stilllegung 1991 wurden in dem Großkraftwerk Main-Weser 63 Millionen Tonnen[1] Braunkohle aus sechs Untertagebauen und elf Tagebauen verbraucht. Die Braunkohle wurde aus eigenen Tage- und Untertagebauen im Borkener Braunkohlerevier gefördert. In der Spitzenzeit waren über 2.000 Menschen im Kraftwerk und dem Bergbau beschäftigt.

Eine hessenweite Bedeutung bekam das Großkraftwerk Main-Weser durch die Funktion als Netzstützpunkt im Hochspannungsverbund der Energieversorgungsunternehmen.

Geschichte

Die für die Errichtung des Kraftwerks verantwortliche Gewerkschaft Großkraftwerk Main-Weser (GGMW) nahm 1922 in Kassel ihre Arbeit auf. Bei Planung und Bau der ersten Ausbaustufe in den Jahren 1922 bis 1925 wurde sie vom Staatlichen Elektrizitätsamt Kassel unterstützt.[2]

Die Gewerkschaft Großkraftwerk Main-Weser ging 1927 in der Preussische Elektrizitäts AG (PreussenElektra) auf. Die PreussenElektra betrieb das Kraftwerk bis zur Stilllegung 1991.

Die erste Ausbaustufe 1922–1925

Teilansicht des Großkraftwerk Main-Weser

An der technischen und baulichen Planung war bereits seit 1921 gearbeitet worden. Die eigentliche Kraftwerksplanung wurde durch die Kraftwerksabteilung der AEG erstellt. Diese galt damals unter ihrem Konstrukteur Georg Klingenberg als weltweit führend. Für die Gestaltung der Kraftwerksgebäude war das Berliner Architekturbüro Klingenberg und Issel verantwortlich. Walter Klingenberg (ein Bruder Georg Klingenbergs) und Werner Issel führten damals viele Bauten für die AEG aus.[2]

Baubeginn war der 25. August 1922. Die Kraftwerksgebäude wurden in Sichtmauerwerk aus dunkel orange-roten Ziegeln erstellt. Ihre Anordnung erfolgte entsprechend den damaligen technischen und logistischen Anforderungen:

  • Das Maschinenhaus wurde in West-Ost-Ausrichtung nahe dem Fluss Schwalm errichtet, um die Kühlwasserverbindungen möglichst kurz zu halten. Zwischen Maschinenhaus und Fluss lag das sogenannte Siebhaus für Wasserentnahme und -reinigung.
  • Westlich, des Maschinenhauses, wurde das Gebäude für die Schaltanlage errichtet. Ebenfalls westlich, unmittelbar vor Kopf, schloss die zentrale Schaltwarte an das Maschinenhaus an.
  • Das Kesselhaus lag südlich des Maschinenhauses. Hier waren zunächst 8 Kessel in 2 Reihen angeordnet. Jeweils 4 Kessel verfügten über einen gemeinsamen, über 100 m hohen, Kamin.
  • Ein Büro- und Verwaltungstrakt war westlich an das Kesselhaus angebaut.
  • Die Kohleanlieferung erfolgte aus südlicher Richtung, über Gleise mit Anschluss an die Main-Weser-Bahn. Daher war die Kohleförderanlage dem Kesselhaus südlich vorgelagert.

Bereits am 16. Februar 1923 wurde das Richtfest für das Kesselhaus gefeiert, am 1. Juli nahm die Turbine 1 den Probebetrieb auf.[2]

Erweiterungsbau 1932

1932 wurde ein weiteres Kesselhaus eingeweiht, um die gestiegene Nachfrage nach elektrischer Energie befriedigen zu können.

Vorschaltanlage 1952

Für die effektive Nutzung des erzeugten Dampfes wurde 1952 eine Vorschaltanlage installiert.

Kraftwerksblöcke I bis III

In den Jahren 1957, 1960 und 1964 wurden drei Kraftwerksblöcke errichtet. Jeder Block hatte eine Höhe von vierzig Metern. Die neu errichteten Schornsteine erreichten eine Höhe von 160 Metern.

Kraftwerksleistung

Links: Block I+II, Mitte: Bau aus den 1920ern, Rechts: Block III

Bei der probeweisen Inbetriebnahme 1923 wurde mittels einer Kondensationsturbine eine Leistung von zehn Megawatt (MW) erreicht. Im folgenden Jahr kamen zwei weitere Generatoren hinzu, so dass jetzt eine Leistung von 30 Megawatt zur Verfügung standen. 1927 wurde eine vierte Turbine mit einer Leistung von 20 MW aufgestellt. Mit der Inbetriebnahme des zweiten Kesselhauses 1932 stieg die Leistung auf 112,8 MW. Mit dem Bau der Vorschaltanlage 1952 wurde die Kraftwerksleistung auf 184 MW erhöht. In den Jahren 1957, 1960 und 1964 wurden die Kraftwerksblöcke I bis III in Betrieb genommen. Somit stieg die Gesamtleistung des Kraftwerk Borken auf 356 MW.

In seiner endgültigen Ausbaustufe wurden jährlich 1,7 Millionen Tonnen Braunkohle verfeuert und 1,7 Terawattstunden (TWh) elektrische Energie erzeugt.[1]

Ab den 1980er Jahren wurde die Kraftwerksleistung sukzessive zurückgeführt, da die Braunkohleförderung in den angeschlossenen Tage- und Untertagebauen zurückging. So war bei der Stilllegung des Kraftwerks nur noch Kraftwerksblock III in Betrieb.[1]

Links: Block III, Mitte: Block I+II, Rechts: Bau aus den 1920ern

Kühlung

Bis zum Jahre 1928 wurde das erhitzte Wasser direkt in die Schwalm eingeleitet. Erst mit dem Bau der vierten Turbine wurden zwei Kühltürme zur Abkühlung des Wassers errichtet.[1] Beim Bau der Blöcke I bis III wurde die Anzahl der Kühltürme auf sieben erhöht.

Zweiter Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg war das Kraftwerk kein Ziel für geplante Bombenabwürfe. Am 28. Februar 1945 wurde jedoch ein Kohletriebzug von einer, wahrscheinlich ein Notabwurf, einzelnen Fliegerbombe getroffen.[3]

1945 bis zur Stilllegung 1991

Mit dem steigenden Verbrauch von elektrischer Energie wurden 1952 eine Vorschaltanlage und 1957 der Block I neuerrichtet. In den Jahren 1960 und 1964 wurden die Blöcke II und III in Betrieb genommen. Das Kraftwerk wurde am 15. März 1991 nach 68 Betriebsjahren stillgelegt und in Teilen abgebaut. Die von Issel und Klingenberg geplanten Gebäude blieben erhalten, während die Schornsteine und Kühltürme abgebaut wurden. Mit dem beim Abbruch angefallenen Material wurde ein Teil der Grube Gombeth verfüllt.

Nachfolgenutzung

Zurückgebautes Großkraftwerk Main-Weser aufgenommen 2008

Das Kraftwerkgebäude und ein Teil des umliegenden Geländes wird heute von einem privaten Investor für Messen und Märkte (vorwiegend Flohmärkte), die Unterbringung eines Sportmuseums und einer Diskothek sowie des ersten deutschen Seniorenfreizeitparks inkl. der dafür benötigten Parkplätze genutzt.

Das ehemalige Kraftwerksgelände ist heute Bestandteil des Industriegebietes Am Kraftwerk. Hier haben sich Unternehmen niedergelassen, die im Bereich Recycling tätig sind. Darunter befindet sich auch ein Recycling-Kaufhaus, welches im gesamten Schwalm-Eder-Kreis gebrauchsfähige ausrangierte Haushaltsgegenstände, Geräte und Möbel einsammelt, wiederaufbereitet und zu günstigen Preisen weiterverkauft.

Kernkraftwerk (verworfen)

In der Nähe des Braunkohlekraftwerks, zwischen den Orten Gombeth und Singlis (unterhalb der Kippe Dosenberg), war seit den 1970er Jahren geplant, das Kernkraftwerk Borken (KWB) zu errichten. Es sollte in der Baulinie 80 der Kraftwerk Union errichtet werden.[4] Zudem war der Bau einer Wiederaufbereitungsanlage in Borken angedacht worden.[5] 1987 wurden Überlegungen zum Bau eines Hochtemperaturreaktors angestellt.[6] Die Pläne wurden 1995 endgültig aufgegeben.

Literatur

  • Hans-Joachim Patte: Das Braunkohlekraftwerk Borken in Hessen, Verlag der Stadt Borken, 2000, ISBN 3-932739-09-4

Einzelnachweise

  1. a b c d Bernd Heßler: Vom Ackerbürgerstädtchen zur Bergbau- und Kraftwerkstadt. Beiträge zur Stadtentwicklung. In: Magistrat der Stadt Borken (Hrsg.): 675 Jahre Stadt Borken. 1. Auflage. Riemann, Melsungen 1992, S. 8–13.
  2. a b c Absatz nach Hans-Joachim Patte: Das Braunkohlekraftwerk Borken in Hessen, Verlag der Stadt Borken, 2000. 3.1.1 Die erste Ausbaustufe, S. 25 bis 38
  3. Technik-Museum Kassel (Hrsg.): Entwicklung der Versorgung der Region mit elektrischer Energie. Überregionale Versorgung am Beispiel des Kraftwerks Borken. (PDF 82,8kB [abgerufen am 24. November 2008]).
  4. Noch mal neu. In: Der Spiegel. Nr. 39, 1980, S. 61 ff. (online).
  5. Schwachstelle erkannt. In: Der Spiegel. Nr. 40, 1977, S. 63 ff. (online).
  6. Wir wollen nicht aussteigen. In: Der Spiegel. Nr. 14, 1987, S. 42 (online).