„Koblenz-Karthause“ – Versionsunterschied

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Überarbeitung nach Kulturdenkmäler der Stadt Koblenz Band 3.3 Stadtteile
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Die '''Karthause''' ist der größte Stadtteil von [[Koblenz]], liegt im Süden der Stadt auf etwa 174 m Höhe und ist der nördlichste Ausläufer des [[Hunsrück]]s zwischen den Flüssen [[Rhein]] und [[Mosel]]. Die Karthause wird verwaltungstechnisch in die Stadtteile Karthause–Nord, Karthause–Flugfeld und Karthäuserhofgelände gegliedert. Der Höhenstadtteil trägt seinen Namen von einem [[Kartäuser]]–Kloster (nach 1818 abgebrochen). Der größte Teil des Stadtteils umfasst den [[Koblenzer Stadtwald]] mit dem Naherholungsgebiet [[Remstecken]] und dem [[Fernmeldeturm Koblenz]] auf dem 382 m hohen [[Kühkopf (Berg)|Kühkopf]].
'''Koblenz-Karthause''' ist der größte [[Ortsteil|Stadtteil]] von [[Koblenz]]. Er liegt im Süden von Koblenz auf etwa 174 m Höhe und ist der nördlichste Ausläufer des [[Hunsrück]]s zwischen den Flüssen [[Rhein]] und [[Mosel]]. Die Karthause wird verwaltungstechnisch in die Stadtteile Karthause Nord, Karthause-Flugfeld und Karthäuserhofgelände gegliedert.

Der Name des Berges, auf dem sich der Stadtteil befindet, lautete ursprünglich Beatusberg und wurde durch den Orden der [[Kartäuser]] geprägt, die hier eine [[Kartause Koblenz|Kartause]] hatten. Der größte Teil des Stadtteils umfasst den [[Koblenzer Stadtwald]] mit dem Naherholungsgebiet [[Remstecken]] und dem [[Fernmeldeturm Koblenz]] auf dem 382 m hohen [[Kühkopf (Berg)|Kühkopf]]. Außerdem befindet sich in diesem Stadtteil das [[Fort Großfürst Konstantin]], die [[Justizvollzugsanstalt Koblenz]], die [[Hochschule Koblenz|Hochschule]] und das [[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchiv]]. Am Nordhang der Karthause liegt der [[Hauptfriedhof Koblenz|Koblenzer Hauptfriedhof]].


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Noch um 1810 bestand die Bebauung auf dem Gelände des heutigen Stadtteils Karthause lediglich aus dem Kloster und einem Berghof mit entsprechend landwirtschaftlich genutzter Fläche. Zum Stadtteil Moselweiß hin gab es in früherer Zeit einige [[Weinberg]]e. <ref> Tranchot von Müffling'sche Karte von 1810, im Maßstab 1 : 25000 vom Landesvermessungsamt Koblenz 1968 veröffentlicht.</ref>


Die ältesten Besiedlungsspuren lassen sich im Gebiet des [[Koblenzer Stadtwald|Stadtwaldes]] nachweisen und reichen bis in die [[Steinzeit]] zurück. Aus [[Römisches Reich|römischer Zeit]] wurden ein Tempel für [[Mercurius|Merkur]] und [[Rosmerta]] (1. Jahrhundert) sowie eine [[Villa rustica]] freigelegt.
Die Klosteranlage stand auf dem unteren Plateau der Karthause, wo sich heute das [[Fort Großfürst Konstantin|Fort Konstantin]] mit der davor liegenden Wohnsiedlung befindet. Die früheste, urkundlich nachweisbare Erwähnung stammt aus dem Jahr 1153, als der Trierer Erzbischof [[Hillin von Fallemanien]] dem Kloster seinen Besitz bestätigte. Der Überlieferung nach soll an dieser Stelle schon im 4. Jahrhundert zu Ehren von Märtyrern ein Heiligtum gestanden haben und vermutlich bereits durch Erzbischof [[Hetti]] in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts eine Kirche geweiht worden sein, an deren Stelle oder aus der dann später ein Benedektinerkloster entstand. <ref>{{Literatur| Autor=Dieter Marcos| Titel=Die Klosteranlage auf dem Beatusberg| Sammelwerk= Kloster-Festung, Ausstellungskatalog des Pro Konstantin e.V., 11. September 1994| Ort=Koblenz|Jahr=1994| }}</ref> Nachdem ein Teil der Gebeine des [[Beatus von Trier|Heiligen Beatus]] von Trier in das Koblenzer Kloster verbracht worden sind, ist der Name Beatusberg bezeugt. Wegen Verletzungen der Ordensregeln verloren die Benedektiner 1315 ihr Kloster, das in ein Kollegialstift umgewandelt wurde. Die zwölf Stiftsherren gaben die Anlage wegen zu geringer Einnahmen jedoch bald wieder auf, und Erzbischof [[Balduin von Luxemburg]] schenkte die Gebäude daher 1331 an den [[Kartäuser]]orden und es entstand die [[Kartause Koblenz]]. Zum Schutz vor heranziehenden Truppen verließen die Mönche 1794 das Kloster, im Verlauf der Säkularisation wurde es schließlich 1802 aufgelöst, 1818 an das preußische Militär verkauft und die noch vorhandenen neun Gebäude abgerissen. An deren Stelle entstand nach 1822 das heute noch fast vollständig erhalten gebliebene Fort Konstantin.


Noch um 1810 bestand die Bebauung auf dem Gelände des heutigen Stadtteils Karthause lediglich aus dem Karthäuserkloster und einem Berghof mit entsprechend landwirtschaftlich genutzter Fläche. Zum Stadtteil Moselweiß hin gab es in früherer Zeit einige [[Weinberg]]e.<ref> Tranchot von Müffling'sche Karte von 1810, im Maßstab 1 : 25000 vom Landesvermessungsamt Koblenz 1968 veröffentlicht.</ref>
Der Berghof befand sich in etwa an der heutigen Abzweigung Simmernerstraße–Karthäuserhofweg und wurde beim Verkauf an den Trierer Erzbischof [[Heinrich II. von Finstingen|Heinrich II.]] erstmals urkundlich 1285 erwähnt. 1331 kam er zusammen mit dem Kloster in den Besitz des Kartäuserordens. Die 165 Hektar große Anlage gehörte zur [[Koblenz-Moselweiß|Moselweißer Gemarkung]] und war meist verpachtet. Nach der Säkularisation erwarb 1806 [[Johann Friedrich Deinhard]] das Anwesen. 1815 ging er in den Besitz des preußischen Militärs über, das dort vor dem völligen Abriß kurzzeitig noch ein Lazarett unterhielt. Die landwirtschaftlich genutzten Flächen wurden zu einem Exerzier- und Pionierübungsplatz umgestaltet. <ref>{{Literatur| Autor=Philipp Seibel| Titel=Das Käse–Essen auf dem Karthäuser Berghof| Sammelwerk= Aus vergangenen Tagen| Band= Band 4| Ort=Niederspay|Jahr=1963|Seiten=7–8 }}</ref> 1829 entstand am Nordhang des Laubachtals, dem Affenberg, eines neues Hofgut, für das sich der Name Karthäuserhof einbürgerte. 1912 gelangte der Hof in den Besitz der Familie Härle, die dort ein Jahr später einen schloßartigen Neubau errichten ließ. Im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, erwarb die Stadt 1959/60 die Reste der Anlage (1964/66 abgetragen) mit dem umfangreichen Gelände (östlich dem Karthäuserhofweg, Karl–Härle–Straße, Pappelweg u. Akazienweg), auf dem infolge vor allem Einfamilienhäuser entstanden.


Die Klosteranlage stand auf dem unteren Plateau der Karthause, wo sich heute das [[Fort Großfürst Konstantin]] mit der davor liegenden Wohnsiedlung befindet. Die früheste, urkundlich nachweisbare Erwähnung stammt aus dem Jahr 1153, als der Trierer Erzbischof [[Hillin von Fallemanien]] dem Kloster seinen Besitz bestätigte. Der Überlieferung nach soll an dieser Stelle schon im 4. Jahrhundert zu Ehren von Märtyrern ein Heiligtum gestanden haben und vermutlich bereits durch Erzbischof [[Hetti]] in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts eine Kirche geweiht worden sein, an deren Stelle oder aus der dann später ein Benedektinerkloster entstand.<ref>{{Literatur| Autor=Dieter Marcos| Titel=Die Klosteranlage auf dem Beatusberg| Sammelwerk= Kloster-Festung, Ausstellungskatalog des Pro Konstantin e.V., 11. September 1994| Ort=Koblenz|Jahr=1994| }}</ref> Nachdem ein Teil der Gebeine des [[Beatus von Trier|Heiligen Beatus]] von Trier in das Koblenzer Kloster verbracht worden sind, ist der Name Beatusberg bezeugt. Wegen Verletzungen der Ordensregeln verloren die Benedektiner 1315 ihr Kloster, das in ein [[Kollegiatstift|Chorherrenstift]] umgewandelt wurde. Die zwölf Stiftsherren gaben die Anlage wegen zu geringer Einnahmen jedoch bald wieder auf und Erzbischof [[Balduin von Luxemburg]] schenkte die Gebäude daher 1331 an den Orden der [[Kartäuser]], es entstand die [[Kartause Koblenz]]. Zum Schutz vor heranziehenden Truppen verließen die Mönche 1794 das Kloster, im Verlauf der [[Säkularisation]] wurde es schließlich 1802 aufgelöst, 1818 an das preußische Militär verkauft und die noch vorhandenen neun Gebäude abgerissen. An deren Stelle entstand 1822–1827 das heute noch fast vollständig erhalten gebliebene Fort Großfürst Konstantin.
Auf dem noch 1810 als Hunnenkopf bezeichneten Gelände (heutige Altkarthause oder Karthause–Nord), das zum Teil zu dem erwähnten Berghof gehörte, entstand nach 1817 mit über 500 m Seitenlänge einer der größten preußischen Festungen, die 1818 den Namen [[Feste Kaiser Alexander]] erhielt. Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg wurde die Gesamtanlage weitgehend beseitigt. Heute sind nur noch das Eingangstor (''Löwentor'') und ein Teil der zur Stadt gelegenen Seite des Reduits vorhanden. Der Verlauf des Hauptwalls ist aber noch deutlich in den Straßenzügen (Am Löwentor, Am Spitzberg, Görtzstraße sowie Sperlingsweg und Merodestraße) erkennbar. Da vor allem die feuchten Kasematten der Forts zur Truppenunterkunft ungeeignet waren, errichtete man zwischen den Werken Konstantin und Alexander verschiedene Kasernen (z.B. die Fachwerkkaserne am Spitzberg, 1890 erbaut, 1932 abgetragen, die Erbgroßherzog Friedrich Kaserne vor dem Fort Konstantin, 1902–1903 erbaut, 1982/83 bis auf eine Reithalle abgebrochen und die Spitzbergkaserne, 1911–1914 erbaut, heute als Wohngebäude bzw. [[Justizvollzugsanstalt Koblenz|Justizvollzugsanstalt]] genutzt). <ref>{{Literatur| Autor=Rüdiger Wischemann| Titel=Die Festung Koblenz| Ort=Koblenz|Jahr=1978| Seiten=135–139|}}</ref>


Der Berghof befand sich in etwa an der heutigen Abzweigung Simmerner Straße–Karthäuserhofweg und wurde 1285 beim Verkauf an den Trierer Erzbischof [[Heinrich II. von Finstingen|Heinrich II.]] erstmals urkundlich erwähnt. Im Jahr 1331 kam er zusammen mit dem Kloster in den Besitz des Kartäuserordens. Die 165 Hektar große Anlage gehörte zur [[Koblenz-Moselweiß|Moselweißer Gemarkung]] und war meist verpachtet. Nach der Säkularisation erwarb 1806 [[Johann Friedrich Deinhard]] das Anwesen. 1815 ging er in den Besitz des preußischen Militärs über, das dort vor dem völligen Abriss kurzzeitig noch ein [[Lazarett]] unterhielt. Die landwirtschaftlich genutzten Flächen wurden zu einem Exerzier- und Pionierübungsplatz umgestaltet.<ref>{{Literatur| Autor=Philipp Seibel| Titel=Das Käse–Essen auf dem Karthäuser Berghof| Sammelwerk= Aus vergangenen Tagen| Band= Band 4| Ort=Niederspay|Jahr=1963|Seiten=7–8 }}</ref> Im Jahr 1829 entstand am Nordhang des Laubachtals, dem Affenberg, eines neues Hofgut, für das sich der Name Karthäuserhof einbürgerte. 1912 gelangte der Hof in den Besitz der Familie Härle, die dort ein Jahr später einen schloßartigen Neubau errichten ließ. Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] stark beschädigt, erwarb die Stadt 1959/60 die Reste der Anlage (1964/66 abgetragen) mit dem umfangreichen Gelände (östlich dem Karthäuserhofweg, Karl–Härle–Straße, Pappelweg und Akazienweg), auf dem infolge vor allem Einfamilienhäuser entstanden.
Als die Arbeitslosigkeit 1932 auch in Koblenz ihren Höhepunkt erreichte, bot die Stadt zu einem sehr günstigen Preis Bauland auf dem ehemaligen Pionierübungsplatz an. Die Siedler bauten selbst ihre Häuser und die mitten durch die Siedlung führende Straße Pionierhöhe. Ähnliches war für das noch weitgehend brach liegende Gelände des Forts Alexander geplant. Der Reichsarbeitsdienst verfüllte Gräben und trug Wälle ab. Die Stadt verkaufte 1934 etwa 70 000 qm an eine Gemeinnützige Heimstätten–Spar und Bau–AG (GEHAG), die 91 Kleinsiedlerstellen und 48 Volkswohnungen errichtete (Am Drosselgang, Am Amselsteg, Am Wachtelschlag sowie an der Zeppelinstraße und Sperlingsgasse). 40 Siedlungsparzellen erhielt die GEHAG kostenlos zum Bau einer SA-Dankopfersiedlung (für verdiente [[Sturmabteilung|SA-Frontkämpfer]]), die Am Vogelschutzpark sowie an der Görtz-, Merode-, Lippe- u. Zeppelinstraße entstand. 1935 erhielt die Gemeinnützige Kriegersiedlung der nationalsozialistischen Kriegsopferversorgung GmbH (GKS) von der Stadt Baugelände am Hüberlingsweg und Meisenlauf, um dort eine Siedlung für Schwer- und Leichtkriegsbeschädigte sowie für verdiente SA– und [[Schutzstaffel|SS–Frontkämpfer]] zu errichten. <ref>{{Literatur| Autor=Hartwig Haubrich| Titel=Der Großraum Koblenz in Luftbildern| Ort=Koblenz|Jahr=1972| Seiten=50|}}</ref> 1953 stellte die Stadt der Christlichen Siedlervereinigung Baugelände am Schwalben– und Kuckucksweg zur Verfügung. Um 1956 entstand entlang der Rüsternallee für Bundesbedienstete die [[Theodor Blank|Theodor–Blank–Siedlung]].


Auf dem noch 1810 als Hunnenkopf bezeichneten Gelände (heutige Altkarthause oder Karthause-Nord), das zum Teil zu dem erwähnten Berghof gehörte, entstand nach 1817 mit über 500 m Seitenlänge einer der größten preußischen Festungen, die 1818 den Namen [[Feste Kaiser Alexander]] erhielt. Nach dem verlorenen [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurde die Gesamtanlage weitgehend beseitigt. Heute sind nur noch das Haupttor, das sogenannte''Löwentor'', und ein Teil der zur Stadt gelegenen Seite des [[Reduit|Reduits]] vorhanden. Der Verlauf des Hauptwalls ist aber noch deutlich in den Straßenzügen (Am Löwentor, Am Spitzberg, Görtzstraße sowie Sperlingsweg und Merodestraße) erkennbar. Da vor allem die feuchten [[Kasematte|Kasematten]] der Forts zur Truppenunterkunft ungeeignet waren, errichtete man zwischen den Werken Konstantin und Alexander verschiedene Kasernen. Es entstand die [[Fachwerkkaserne am Spitzberg]], 1890 erbaut, 1932 abgetragen, die [[Erbgroßherzog-Friedrich-Kaserne (Koblenz)|Erbgroßherzog Friedrich Kaserne]] vor dem Fort Großfürst Konstantin, 1902–1903 erbaut, 1982/83 bis auf eine Exerzierhalle abgebrochen und die [[Spitzberg-Kaserne]], 1911–1914 erbaut, heute als Wohngebäude bzw. [[Justizvollzugsanstalt Koblenz|Justizvollzugsanstalt]] genutzt.<ref>{{Literatur| Autor=Rüdiger Wischemann| Titel=Die Festung Koblenz| Ort=Koblenz|Jahr=1978| Seiten=135–139|}}</ref>
Auf dem riesigen Exerzierplatz südlich der Festung Alexander landete am 7. Oktober 1909 das erste Luftschiff Pareseval 3. Während der Prinz–Heinrich–Flugwoche 1913 flogen 21 Maschinen auf die Karthause. Seit 1934 war das Flugfeld Karthause in den planmässigen Passagier– und Frachtflugverkehr angeschlossen. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurde das Gelände zeitweise von der Luftwaffe, danach von der amerikanischen Besatzung und bis 1957 von französischen Streitkräften genutzt. 1952 ließen die [[Alliierte]]n den deutschen Segelflug– und 1955 auch den Motorflugsport sowie den Reiseflugverkehr wieder zu. 1965 wurde der Flugplatz geschlossen und nach [[Winningen]] verlegt. <ref>Bellinghausen, S. 286 u. 379.</ref> Auf dem etwa 75 Hektar großen Gelände erfolgte am 14. September 1965 der erste Spatenstich zu einer von Prof. Gather entworfenen Siedlung für etwa 12 000 Bewohner. 1986 entstand auf dem verbleibenden Teil das [[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchiv]].


Als die Arbeitslosigkeit 1932 auch in Koblenz ihren Höhepunkt erreichte, bot die Stadt zu einem sehr günstigen Preis Bauland auf dem ehemaligen Pionierübungsplatz an. Die Siedler bauten selbst ihre Häuser und die mitten durch die Siedlung führende Straße Pionierhöhe. Ähnliches war für das noch weitgehend brach liegende Gelände der Feste Kaiser Alexander geplant. Der [[Reichsarbeitsdienst]] verfüllte Gräben und trug Wälle ab. Die Stadt verkaufte 1934 etwa 70.000 an eine Gemeinnützige Heimstätten-Spar und Bau-AG (GEHAG), die 91 Kleinsiedlerstellen und 48 Volkswohnungen errichtete (Am Drosselgang, Am Amselsteg, Am Wachtelschlag sowie an der Zeppelinstraße und Sperlingsgasse). 40 Siedlungsparzellen erhielt die GEHAG kostenlos zum Bau einer SA-Dankopfersiedlung, für verdiente [[Sturmabteilung|SA-Frontkämpfer]], die Am Vogelschutzpark sowie an der Görtz-, Merode-, Lippe- und Zeppelinstraße entstand. Im Jahr 1935 erhielt die Gemeinnützige Kriegersiedlung der nationalsozialistischen [[Kriegsopferversorgung]] GmbH (GKS) von der Stadt Baugelände am Hüberlingsweg und Meisenlauf, um dort eine Siedlung für Schwer- und Leichtkriegsbeschädigte sowie für verdiente SA- und [[Schutzstaffel|SS-Frontkämpfer]] zu errichten.<ref>{{Literatur| Autor=Hartwig Haubrich| Titel=Der Großraum Koblenz in Luftbildern| Ort=Koblenz|Jahr=1972| Seiten=50|}}</ref> Im Jahr 1953 stellte die Stadt der Christlichen Siedlervereinigung Baugelände am Schwalben- und Kuckucksweg zur Verfügung. Um 1956 entstand entlang der Rüsternallee für Bundesbedienstete die [[Theodor Blank|Theodor–Blank–Siedlung]].
Am Nordhang der Karthause liegt der [[Hauptfriedhof Koblenz|Koblenzer Hauptfriedhof]].


Auf dem riesigen Exerzierplatz südlich der Feste Kaiser Alexander landete am 7. Oktober 1909 das erste [[Luftschiff]] [[Parseval-Luftschiff|Pareseval 3]]. Während der [[Zuverlässigkeitsflug am Oberrhein|Prinz-Heinrich-Flugwoche]] 1913 flogen 21 Maschinen auf die Karthause. Seit 1934 war das [[Flugfeld Koblenz-Karthause|Flugfeld Karthause]] in den planmässigen Passagier- und Frachtflugverkehr angeschlossen. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurde das Gelände zeitweise von der [[Luftwaffe (Wehrmacht)|Luftwaffe]], danach von der amerikanischen Besatzung und bis 1957 von französischen Streitkräften genutzt. Im Jahr 1952 ließen die [[Alliierte]]n den deutschen Segelflug- und 1955 auch den Motorflugsport sowie den Reiseflugverkehr wieder zu. Der Flugplatz wurde 1965 geschlossen und mit Eröffnung des [[Flugplatz Koblenz-Winningen|Flugplatzes Koblenz-Winningen]] nach [[Winningen]] verlegt.<ref>Bellinghausen, S. 286 u. 379.</ref> Auf dem etwa 75 Hektar großen Gelände erfolgte am 14. September 1965 der erste Spatenstich zu einer von Prof. Gather entworfenen Siedlung für etwa 12.000 Bewohner. Im Jahr 1986 entstand auf dem verbleibenden Teil der Neubau des [[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchives]].
== Bildungseinrichtungen / Soziale Einrichtungen ==


== Sehenswürdigkeiten ==
Auf der Karthause gibt es evangelische und katholische Kindergärten und Kindertagesstätten sowie folgende Schulen:


* [[Fort Großfürst Konstantin]]
* Grundschule am Löwentor
* Das Löwentor der ehemaligen [[Feste Kaiser Alexander]]
* Grundschule Neu-Karthause
* Realschule Plus auf der Karthause
* Gymnasium auf der Karthause


{{Siehe auch|Liste der Kulturdenkmäler in Koblenz-Karthause}}
Auch die [[Fachhochschule Koblenz]] hat ihren Sitz auf der Karthause. Die Fachbereiche sind seit Anfang 2010 vollständig aus dem Gebäudekomplex im Stadtteil [[Koblenz-Oberwerth|Oberwerth]] in den Neubau auf der Karthause umgezogen.

Das katholische Altenheim mit Wohn- und Pflegebereich geht auf die [[Geschwister de Haye'sche Stiftung]] von 1895 zurück.

Ein Blindenaltenheim wird von der evangelischen Kirchengemeinde auf der Karthause mit betreut.


== Kirchengemeinden ==
== Kirchengemeinden ==


Die katholische Kirche auf der Karthause ist die Pfarreiengemeinschaft St. Beatus / St. Hedwig:
Die katholische Kirche unterhält auf der Karthause die Pfarreiengemeinschaft St. Beatus / St. Hedwig:


* [[St. Beatus (Koblenz)|St. Beatus]], hervorgegangen aus einer Notkirche von 1948, selbstständige Pfarrei seit 1961
* [[St. Beatus (Koblenz)|St. Beatus]], hervorgegangen aus einer Notkirche von 1948, selbstständige Pfarrei seit 1961
* [[St. Hedwig (Koblenz)|St. Hedwig]], 1969 gegründete Tochter-Gemeinde von St. Beatus, Kirchengebäude von 1978
* [[St. Hedwig (Koblenz)|St. Hedwig]], 1969 gegründete Tochter-Gemeinde von St. Beatus, Kirchengebäude von 1978


Das ebenfalls zur Pfarreiengemeinschaft gehörende Kirchengebäude St. Michael musste 1996 wegen Baufälligkeit abgerissen werden; es wurde ersetzt durch das neue Kirchengebäude [[St. Bruno (Koblenz)|St. Bruno]] auf dem Gelände des Altenheimes der Geschwister de Haye'schen Stiftung.
Das ebenfalls zur Pfarreiengemeinschaft gehörende Kirchengebäude St. Michael musste 1996 wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Es wurde durch das neue Kirchengebäude [[St. Bruno (Koblenz)|St. Bruno]] auf dem Gelände des Altenheimes der Geschwister de Haye'schen Stiftung ersetzt.


Sitz der Evangelischen Kirchengemeinde auf der Karthause ist das ''Dreifaltigkeitshaus''.
Sitz der Evangelischen Kirchengemeinde auf der Karthause ist das ''Dreifaltigkeitshaus''.


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== Presse ==
Datei:Roemische Villa Koblenz.jpg|Ausgrabung eines römischen Bauernhofes am [[Remstecken]] im Stadtwald
Die Gratis-[[Stadtteilzeitung]] für die Haushalte der Karthause heißt ''Der Karthäuser''.
Datei:Fort Konstantin Koblenz 2009.jpg|Das [[Fort Konstantin]]

Datei:Löwentor Koblenz 2013.jpg|Das Löwentor der ehemaligen [[Feste Kaiser Alexander]]
== Bilder von der Karthause ==
Datei:Bundesarchiv Koblenz.jpg|Hauptsitz des [[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchiv]]s

Datei:St Beatus 01 Koblenz 2013.jpg|Pfarrkirche St. Beatus
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Datei:St.Bruno_Koblenz_Karthause.JPG|Kapelle St. Bruno
Datei:Fort Konstantin Koblenz 2009.jpg|[[Fort Konstantin]]
Datei:Fort Grossfuerst Konstantin01.jpg|Hof des Fort Konstantins
Datei:Löwentor Koblenz 2013.jpg|Löwentor
Datei:Bundesarchiv Koblenz.jpg|[[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchiv]]
Datei:St Beatus 01 Koblenz 2013.jpg|St. Beatus
Datei:St.Bruno_Koblenz_Karthause.JPG|St. Bruno
Datei:Wohnsiedlung_Koblenz_Karthause.JPG|Siedlungsgebiet Karthause-Flugfeld: Eigenheime mit Gärten, teilweise mediterrane Bepflanzungen
Datei:Wohnsiedlung_Koblenz_Karthause.JPG|Siedlungsgebiet Karthause-Flugfeld: Eigenheime mit Gärten, teilweise mediterrane Bepflanzungen
Datei:Roemische Villa Koblenz.jpg|Ausgrabung eines römischen Bauernhofes am Remstecken im Stadtwald
Datei:Fernmeldeturm Koblenz 2011.jpg|Der [[Fernmeldeturm Koblenz]] auf dem [[Kühkopf (Berg)|Kühkopf]]
Datei:Fernmeldeturm Koblenz 2011.jpg|[[Fernmeldeturm Koblenz]]
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== Literatur ==
== Literatur ==
*{{Literatur| Autor=Hans Bellinghausen| Titel=2000 Jahre Koblenz| Ort=Boppard|Jahr=1973|}}
== Einzelnachweise ==
<references/>


* {{Literatur| Autor=Hans Bellinghausen| Titel=2000 Jahre Koblenz| Ort=Boppard|Jahr=1973|}}
== Siehe auch ==
* Ulrike Weber (Bearb.): ''Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland.'' Band 3.3: ''Stadt Koblenz. Stadtteile.'' Werner, Worms 2013, ISBN 978-3-88462-345-9.
* [[Liste der Kulturdenkmäler in Koblenz-Karthause]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{commonscat|Koblenz-Karthause}}
{{commonscat|Koblenz-Karthause}}
* [http://www.derkarthaeuser.de/ Der Karthäuser]
* [http://www.derkarthaeuser.de/ Stadtteilzeitung „Der Karthäuser“]


== Einzelnachweise ==
<references/>


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Version vom 25. Januar 2014, 11:54 Uhr

Koblenz-Karthause
Lage des Stadtteils Koblenz-Karthause
Basisdaten
Stadtteil seit: Gründung
Fläche: 18,39 km²
Einwohner: 10.456 (30. Sep. 2012)
Bevölkerungsdichte: 552 Einwohner je km²
Postleitzahl: 56075
Vorwahl: 0261
Kfz-Kennzeichen: KO

Koblenz-Karthause ist der größte Stadtteil von Koblenz. Er liegt im Süden von Koblenz auf etwa 174 m Höhe und ist der nördlichste Ausläufer des Hunsrücks zwischen den Flüssen Rhein und Mosel. Die Karthause wird verwaltungstechnisch in die Stadtteile Karthause Nord, Karthause-Flugfeld und Karthäuserhofgelände gegliedert.

Der Name des Berges, auf dem sich der Stadtteil befindet, lautete ursprünglich Beatusberg und wurde durch den Orden der Kartäuser geprägt, die hier eine Kartause hatten. Der größte Teil des Stadtteils umfasst den Koblenzer Stadtwald mit dem Naherholungsgebiet Remstecken und dem Fernmeldeturm Koblenz auf dem 382 m hohen Kühkopf. Außerdem befindet sich in diesem Stadtteil das Fort Großfürst Konstantin, die Justizvollzugsanstalt Koblenz, die Hochschule und das Bundesarchiv. Am Nordhang der Karthause liegt der Koblenzer Hauptfriedhof.

Geschichte

Die ältesten Besiedlungsspuren lassen sich im Gebiet des Stadtwaldes nachweisen und reichen bis in die Steinzeit zurück. Aus römischer Zeit wurden ein Tempel für Merkur und Rosmerta (1. Jahrhundert) sowie eine Villa rustica freigelegt.

Noch um 1810 bestand die Bebauung auf dem Gelände des heutigen Stadtteils Karthause lediglich aus dem Karthäuserkloster und einem Berghof mit entsprechend landwirtschaftlich genutzter Fläche. Zum Stadtteil Moselweiß hin gab es in früherer Zeit einige Weinberge.[1]

Die Klosteranlage stand auf dem unteren Plateau der Karthause, wo sich heute das Fort Großfürst Konstantin mit der davor liegenden Wohnsiedlung befindet. Die früheste, urkundlich nachweisbare Erwähnung stammt aus dem Jahr 1153, als der Trierer Erzbischof Hillin von Fallemanien dem Kloster seinen Besitz bestätigte. Der Überlieferung nach soll an dieser Stelle schon im 4. Jahrhundert zu Ehren von Märtyrern ein Heiligtum gestanden haben und vermutlich bereits durch Erzbischof Hetti in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts eine Kirche geweiht worden sein, an deren Stelle oder aus der dann später ein Benedektinerkloster entstand.[2] Nachdem ein Teil der Gebeine des Heiligen Beatus von Trier in das Koblenzer Kloster verbracht worden sind, ist der Name Beatusberg bezeugt. Wegen Verletzungen der Ordensregeln verloren die Benedektiner 1315 ihr Kloster, das in ein Chorherrenstift umgewandelt wurde. Die zwölf Stiftsherren gaben die Anlage wegen zu geringer Einnahmen jedoch bald wieder auf und Erzbischof Balduin von Luxemburg schenkte die Gebäude daher 1331 an den Orden der Kartäuser, es entstand die Kartause Koblenz. Zum Schutz vor heranziehenden Truppen verließen die Mönche 1794 das Kloster, im Verlauf der Säkularisation wurde es schließlich 1802 aufgelöst, 1818 an das preußische Militär verkauft und die noch vorhandenen neun Gebäude abgerissen. An deren Stelle entstand 1822–1827 das heute noch fast vollständig erhalten gebliebene Fort Großfürst Konstantin.

Der Berghof befand sich in etwa an der heutigen Abzweigung Simmerner Straße–Karthäuserhofweg und wurde 1285 beim Verkauf an den Trierer Erzbischof Heinrich II. erstmals urkundlich erwähnt. Im Jahr 1331 kam er zusammen mit dem Kloster in den Besitz des Kartäuserordens. Die 165 Hektar große Anlage gehörte zur Moselweißer Gemarkung und war meist verpachtet. Nach der Säkularisation erwarb 1806 Johann Friedrich Deinhard das Anwesen. 1815 ging er in den Besitz des preußischen Militärs über, das dort vor dem völligen Abriss kurzzeitig noch ein Lazarett unterhielt. Die landwirtschaftlich genutzten Flächen wurden zu einem Exerzier- und Pionierübungsplatz umgestaltet.[3] Im Jahr 1829 entstand am Nordhang des Laubachtals, dem Affenberg, eines neues Hofgut, für das sich der Name Karthäuserhof einbürgerte. 1912 gelangte der Hof in den Besitz der Familie Härle, die dort ein Jahr später einen schloßartigen Neubau errichten ließ. Im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, erwarb die Stadt 1959/60 die Reste der Anlage (1964/66 abgetragen) mit dem umfangreichen Gelände (östlich dem Karthäuserhofweg, Karl–Härle–Straße, Pappelweg und Akazienweg), auf dem infolge vor allem Einfamilienhäuser entstanden.

Auf dem noch 1810 als Hunnenkopf bezeichneten Gelände (heutige Altkarthause oder Karthause-Nord), das zum Teil zu dem erwähnten Berghof gehörte, entstand nach 1817 mit über 500 m Seitenlänge einer der größten preußischen Festungen, die 1818 den Namen Feste Kaiser Alexander erhielt. Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg wurde die Gesamtanlage weitgehend beseitigt. Heute sind nur noch das Haupttor, das sogenannteLöwentor, und ein Teil der zur Stadt gelegenen Seite des Reduits vorhanden. Der Verlauf des Hauptwalls ist aber noch deutlich in den Straßenzügen (Am Löwentor, Am Spitzberg, Görtzstraße sowie Sperlingsweg und Merodestraße) erkennbar. Da vor allem die feuchten Kasematten der Forts zur Truppenunterkunft ungeeignet waren, errichtete man zwischen den Werken Konstantin und Alexander verschiedene Kasernen. Es entstand die Fachwerkkaserne am Spitzberg, 1890 erbaut, 1932 abgetragen, die Erbgroßherzog Friedrich Kaserne vor dem Fort Großfürst Konstantin, 1902–1903 erbaut, 1982/83 bis auf eine Exerzierhalle abgebrochen und die Spitzberg-Kaserne, 1911–1914 erbaut, heute als Wohngebäude bzw. Justizvollzugsanstalt genutzt.[4]

Als die Arbeitslosigkeit 1932 auch in Koblenz ihren Höhepunkt erreichte, bot die Stadt zu einem sehr günstigen Preis Bauland auf dem ehemaligen Pionierübungsplatz an. Die Siedler bauten selbst ihre Häuser und die mitten durch die Siedlung führende Straße Pionierhöhe. Ähnliches war für das noch weitgehend brach liegende Gelände der Feste Kaiser Alexander geplant. Der Reichsarbeitsdienst verfüllte Gräben und trug Wälle ab. Die Stadt verkaufte 1934 etwa 70.000 m² an eine Gemeinnützige Heimstätten-Spar und Bau-AG (GEHAG), die 91 Kleinsiedlerstellen und 48 Volkswohnungen errichtete (Am Drosselgang, Am Amselsteg, Am Wachtelschlag sowie an der Zeppelinstraße und Sperlingsgasse). 40 Siedlungsparzellen erhielt die GEHAG kostenlos zum Bau einer SA-Dankopfersiedlung, für verdiente SA-Frontkämpfer, die Am Vogelschutzpark sowie an der Görtz-, Merode-, Lippe- und Zeppelinstraße entstand. Im Jahr 1935 erhielt die Gemeinnützige Kriegersiedlung der nationalsozialistischen Kriegsopferversorgung GmbH (GKS) von der Stadt Baugelände am Hüberlingsweg und Meisenlauf, um dort eine Siedlung für Schwer- und Leichtkriegsbeschädigte sowie für verdiente SA- und SS-Frontkämpfer zu errichten.[5] Im Jahr 1953 stellte die Stadt der Christlichen Siedlervereinigung Baugelände am Schwalben- und Kuckucksweg zur Verfügung. Um 1956 entstand entlang der Rüsternallee für Bundesbedienstete die Theodor–Blank–Siedlung.

Auf dem riesigen Exerzierplatz südlich der Feste Kaiser Alexander landete am 7. Oktober 1909 das erste Luftschiff Pareseval 3. Während der Prinz-Heinrich-Flugwoche 1913 flogen 21 Maschinen auf die Karthause. Seit 1934 war das Flugfeld Karthause in den planmässigen Passagier- und Frachtflugverkehr angeschlossen. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurde das Gelände zeitweise von der Luftwaffe, danach von der amerikanischen Besatzung und bis 1957 von französischen Streitkräften genutzt. Im Jahr 1952 ließen die Alliierten den deutschen Segelflug- und 1955 auch den Motorflugsport sowie den Reiseflugverkehr wieder zu. Der Flugplatz wurde 1965 geschlossen und mit Eröffnung des Flugplatzes Koblenz-Winningen nach Winningen verlegt.[6] Auf dem etwa 75 Hektar großen Gelände erfolgte am 14. September 1965 der erste Spatenstich zu einer von Prof. Gather entworfenen Siedlung für etwa 12.000 Bewohner. Im Jahr 1986 entstand auf dem verbleibenden Teil der Neubau des Bundesarchives.

Sehenswürdigkeiten

Kirchengemeinden

Die katholische Kirche unterhält auf der Karthause die Pfarreiengemeinschaft St. Beatus / St. Hedwig:

  • St. Beatus, hervorgegangen aus einer Notkirche von 1948, selbstständige Pfarrei seit 1961
  • St. Hedwig, 1969 gegründete Tochter-Gemeinde von St. Beatus, Kirchengebäude von 1978

Das ebenfalls zur Pfarreiengemeinschaft gehörende Kirchengebäude St. Michael musste 1996 wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Es wurde durch das neue Kirchengebäude St. Bruno auf dem Gelände des Altenheimes der Geschwister de Haye'schen Stiftung ersetzt.

Sitz der Evangelischen Kirchengemeinde auf der Karthause ist das Dreifaltigkeitshaus.

Literatur

  • Hans Bellinghausen: 2000 Jahre Koblenz. Boppard 1973.
  • Ulrike Weber (Bearb.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Band 3.3: Stadt Koblenz. Stadtteile. Werner, Worms 2013, ISBN 978-3-88462-345-9.
Commons: Koblenz-Karthause – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Tranchot von Müffling'sche Karte von 1810, im Maßstab 1 : 25000 vom Landesvermessungsamt Koblenz 1968 veröffentlicht.
  2. Dieter Marcos: Die Klosteranlage auf dem Beatusberg. In: Kloster-Festung, Ausstellungskatalog des Pro Konstantin e.V., 11. September 1994. Koblenz 1994.
  3. Philipp Seibel: Das Käse–Essen auf dem Karthäuser Berghof. In: Aus vergangenen Tagen. Band 4. Niederspay 1963, S. 7–8.
  4. Rüdiger Wischemann: Die Festung Koblenz. Koblenz 1978, S. 135–139.
  5. Hartwig Haubrich: Der Großraum Koblenz in Luftbildern. Koblenz 1972, S. 50.
  6. Bellinghausen, S. 286 u. 379.

Koordinaten: 50° 20′ 29″ N, 7° 34′ 7″ O